Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      »Er hat große Sorgen, Martin!«, sagte Pfarrer Zandler.

      »Mei, Zandler, net so zugeknöpft! Ich will wissen, was los ist! Wenn er selbstmordgefährdet ist, dann muss ich ihn sofort nach Kirchwalden ins Krankenhaus einliefern lassen. Er hat sich fast umgebracht. Keiner, der bei Verstand ist, säuft so viel! Der Kirchner Hartmut tut so etwas normalerweise net. Also redet!«

      Beate erzählte Martin, was sie wusste.

      »Himmel! Der ist deppert! Deshalb hat er sich so volllaufen lassen? Ertappt ist er worden, die Lotti ist fort, seine Frau ist auf und davon. Des haut den stärksten Mann um. Aber des ist der falsche Weg gewesen. Der muss dem Himmel dankbar sein, dass ihr ihn gefunden habt. Einige Stunden später, dann hätte er womöglich bleibende Schäden davongetragen oder er wäre nimmer aufgewacht. Ob er bleibende Schäden hat, des kann ich erst sagen, wenn er wieder ganz bei sich ist.«

      »Kannst du ihn hier versorgen, Martin, oder musst du ihn nach Kirchwalden verlegen?«, fragte Beate.

      »Mei, ich hab’ ja hier eine Mini-Intensivstation, für Notfälle eben. Aber es muss die nächsten Tage, Tag und Nacht, jemand bei ihm sein.«

      »Des lässt sich organisieren, Martin«, sagte Pfarrer Zandler. »Ich schicke dir zur Verstärkung die Träutlein vorbei. Wir können des der Lotti net antun, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Die Lotti arbeitet im Krankenhaus in Kirchwalden und steht kurz vor ihrer Beförderung zur Stationsschwester. Des Madl würde sich in Grund und Boden schämen.«

      »Es wird schon gehen, wenn wir alle zusammenhalten!«, sagte Martin leise.

      »Das tun wir doch immer in Waldkogel«, bestärkte ihn Beate.

      Martin ging ins Krankenzimmer und schaute nach dem Patienten. Als er wiederkam, sagte er:

      »Wenn ich so jemanden behandeln muss, dann kostet des viel Kraft. Ich bin richtig sauer, wenn jemand so mit seinem Leben spielt. Wie kann man sich nur so zuschütten?«

      »Er wollte schlafen, vergessen, nimmer denken müssen, Martin. Er war verzweifelt.«

      Sie nickten sich alle zu.

      »Ich behalte ihn hier. Kümmerst du dich um die andere Sache, Beate?«

      »Ja! Ich muss den Schweinen anderes Futter geben, allen jeden Tag Blut abnehmen, und der ganze Hof muss durchsucht werden. Jede Spur dieses verbotenen Zusatzstoffes muss entfernt werden. Die Pferche müssen gründlich gereinigt werden, damit keinerlei Rückstände mehr bleiben und von irgendwem nachweisbar sind. Alleine schaffe ich das nicht. Ich fahre jetzt aber sofort hin und beginne schon mal damit, das Futter für die Ferkel auszutauschen.«

      »Ich schicke dir Hilfe, Beate!«

      »Wer soll helfen, Herr Pfarrer? Wir können keinen Außenstehenden um Hilfe bitten. Wenn etwas durchsickert, haben wir einen Skandal, und ich bin die längste Zeit meines Lebens Tierärztin gewesen. Das wissen Sie!«

      »Ich rufe Lotti an. Sie kommt mit ihrem Burschen, und der muss seine Familie mitbringen.«

      »Die Lotti hat einen Burschen?«, staunte Martin.

      »Ja, Lotti hat mich heute angerufen und gesagt, sie und Sascha Schweiger wollten nächste Woche heiraten.«

      »Mei, des ist ja eine Überraschung! Wundern tut es mich net. Die beiden waren schon als Kinder befreundet. Aber es war nicht bekannt, dass sie ein Paar sind.«

      »Des sind sie auch noch net lange. Sie sind in Kirchwalden und richten die Wohnung ein.«

      »Der Sascha ist doch der Leiter des Tierheims in Kirchwalden, Herr Pfarrer. Dann hat er sicherlich im Tierheim noch Kanister mit Desinfektionsmitteln. Er soll sie alle mitbringen. Ich habe sicherlich nicht genug Desinfektionsmittel für einen ganzen Schweinestall in der Praxis«, bat Beate.

      Pfarrer Zandler versprach es. Beate fuhr sofort zum Kirchner Hof. Martin schaute wieder nach seinem Patienten und nahm ihm Blut ab, das er sofort untersuchte. Pfarrer Zandler rief Lotti in Kirchwalden an.

      *

      Lotti hatte sich in eines der noch leeren Zimmer zurückgezogen, damit sie in Ruhe mit Pfarrer Zandler reden konnte. Als sie ins Wohnzimmer der neuen Wohnung kam, war sie blass wie eine frischgekalkte Wand.

      Sie fiel erst einmal in einen der neuen Sessel, die sie nach dem Kauf gleich mitgenommen hatten. Sascha, seine Eltern und Lottis Mutter schauten sie besorgt an. Lottis Mutter war am frühen Abend gekommen.

      »Was ist los, Madl? Nun rede schon!«, forderte sie ihre Mutter auf.

      »Es geht um Vater und den Hof!«

      Gretel stieß einen Schrei aus und hielt sich die Hand vor den Mund. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Lotti an.

      »Ist alles aufgeflogen? Haben wir jetzt den Skandal?«

      Lotti schüttelte den Kopf.

      Sascha setzte sich neben Lotti.

      »So, Lotti, jetzt will ich dir etwas sagen.«

      »Nein, Sascha! Lass mich! Ich sage jetzt, was geschehen ist. Es lässt sich nimmer länger verschweigen. Ich hoffe nur, dass du und deine Eltern mich deswegen net verurteilen. Ich kann nix dafür. Es ist alles Vaters Schuld. Wir sollen alle auf den Hof kommen, sagt Pfarrer Zandler.«

      Lotti atmete tief ein und rieb sich die Stirn.

      »Sascha, mein Vater hat heimlich einen illegalen, also einen streng verbotenen Zusatzstoff unseren Schweinen gefüttert. Des ist strafbar! Ich habe es entdeckt. Die Mutter wusste davon auch nix!«

      »Ja, das stimmt! Hartmut sagte mir, es wären besondere Vitamine. Und ich habe es ihm auch noch geglaubt«, sagte Burgl.

      Dann erzählte Lotti von Beates Hilfe und ihrem Arbeitsplan.

      »Aufi, Sascha!«, sagte sein Vater. »Jetzt sind wir alle eine große Familie, und wir halten zusammen.«

      Sascha nahm Lotti in den Arm und küsste sie.

      »Wenn du wieder einmal Kummer hast, dann erzählst du es mir sofort, Lotti. Das musst du mir versprechen! Ich habe doch bemerkt, wie sehr es dich belastet hat. Du bist mit deinen Gedanken oft ganz woanders gewesen. Mit so einem Kummer, einer Wut, einem Groll im Herzen, kann man net restlos lieben. Ich bin eben anspruchsvoll und du sollst nur an mich denken!«, blinzelte er ihr zu.

      »Ja, ich weiß, Sascha!«

      Sascha und sein Vater packten mehrere Fässer mit Desinfektionsmittel aus dem Lager des Tierheims auf den Lieferwagen.

      »Wird des net auffallen, wenn die fort sind?«, fragte sein Vater.

      »Nur ich habe einen Schlüssel! Wir werden neue Fässer kaufen und sie morgen Nacht wieder hinstellen.«

      Sie nickten sich zu.

      Dann fuhren sie alle mit den Autos nach Waldkogel. Lotti fuhr mit Sascha im Lieferwagen des Tierheims. Ihre Mutter steuerte den Kirchnerschen Geländewagen, Gretel Schweiger fuhr Saschas Jeep und ihr Mann seinen Wagen. Sascha, seine Eltern und Lotti fuhren direkt zum Kirchner Hof. Burgl fuhr zu Martins Praxis und sah nach ihrem Mann.

      Entsetzt hörte sie Doktor Martin Engler zu, als er ihr erzählte, wie knapp es um Hartmuts Gesundheit gestanden hatte.

      »Ich bin schuld! Ich hätte ihn net allein lassen dürfen«, jammerte sie.

      »Schmarrn, Burgl!«, donnerte Pfarrer Zandler. »Dich trifft keine Schuld. Du hättest es auch net verhindern können. Er hat den Mist gebaut – in jeder Beziehung. Er kann froh sein, wenn du zu ihm zurückkommst. Des wirst doch machen, Burgl?«

      »Schon, egal wie! Ich lieb’ diesen Sturkopf doch, Herr Pfarrer!«

      »Aber mache es ihm net zu leicht, Burgl. Ein bisserl Angst soll er schon noch haben, dieser depperte Horn­ochse, dieser Sturkopf.«

      »Die Strafe bekommt er noch! Er muss sich damit abfinden, dass die Lotti und der Sascha nicht auf dem Kirchner Hof leben. Des ist


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