Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.gesessen. Die Stimmung muss gut gewesen sein. Berni hatte sich gut mit der Franzi unterhalten und ihr seine Handynummer zugesteckt. Dann hatte er gewartet.«
»Sie hat aber nicht angerufen!«, warf Toni ein.
»Ja, so war es! Zwei Tage später kam ein anderes Madl, die Sophie, zu den Steiningers in den Laden. In einem unbeobachteten Augenblick, sprach Berni die Sophie an. Sie saß am Biertisch neben der Franzi an dem Abend im Biergarten. Daher kannte der Berni sie. Doch die Sophie wollte net so recht reden. Jedenfalls net sofort. Sie wollte sich mit dem Berni verabreden, mit ihm ins Kino gehen.«
»Mir dämmert etwas«, sagte Toni leise.
»Richtig! Des Madl versuchte, den Berni zu umgarnen. Der willigte ein, doch nur, weil er von der Sophie mehr über die Franzi hat erfahren wollen. Doch Sophie wurde dann sauer, weil sie sich selbst in den Berni verliebt hatte. Die Franzi kommt aus Waldkogel, des hat der Berni jedenfalls noch von ihr erfahren.«
»Aber wie kommt die Verbindung zu unserer Franziska zustande?«
»Des war wohl ein Missverständnis. Viele kaufen bei den Steiningers ein. Als Bernis Tante sich mit jemandem aus Waldkogel unterhielt, brachte Berni die ältere Frau zur Tür. Er fragte sie nach einem Madl, das blond ist und Franzi gerufen wird. Sie sagte, sie wisse nur von der Franzi auf der Berghütte. Des war alles, was sie gesagt hat. Berni hat net nach dem Alter gefragt und in seiner Liebesnot, dachte er, er hätte seine Franzi gefunden.«
»Mei, welch eine verzwackte Geschichte! Immerhin sind wir der Sache jetzt schon näher!«
»Ja, das sind wir. Der Berni lässt für die Einladung und deine Mühe danken. Er will bald zu euch auf die Berghütte kommen. Vielleicht komme ich mit.«
»Wunderbar, des ist doch eine gute Idee! Rufe mich an, dann halte ich euch beiden die schönsten Kammern frei! Mei, freut mich des! Sag dem Berni viele Grüße. Ich werde mich schon mal umhören in Waldkogel. So viele Madln, die Sophie gerufen werden, wird es net geben. Im Augenblick fällt mir niemand ein. Aber es sind viele Zugezogene im Neubaugebiet, die man net so kennt. Doch ich werde jede finden, die Sophie heißt!«
»Daran zweifele ich nicht, Toni. Dann wünsche ich dir Weidmannsheil, wie man sagt.«
»Des klingt gut! Weidmannsdank, Unterholzer!«
Sie verabschiedeten sich. Toni ging pfeifend zu seinem Auto.
*
Es war später Montagabend. Hartmut hatte Martin überredet, ihn doch schon am Montagabend zu entlassen. In der Dunkelheit schlich der Kirchner Bauer weit außen herum über die Wiesen und durch die Felder zu seinem Hof.
Er verbarg sich hinter einer Mauer und schaute um die Ecke. Auf dem Hof stand ein großer Lastwagen. Lotti und seine Frau Burgl liefen hin und her. Aber das waren nicht die einzigen. Hartmut erkannte Sascha und seine Eltern. Sie trugen Kartons, Koffer und kleinere Möbelstücke in den Lastwagen.
»Himmel, die Weiber machen ernst!«, flüsterte er leise vor sich hin.
Hartmut lehnte sich an die Wand und musste erst einmal die Augen schließen. Sein Herz klopfte.
Plötzlich fing ein Hund an zu bellen, der im Lastwagen auf dem Sitz saß. Hartmut spähte um die Ecke. Der Hund streckte seinen Kopf aus dem offenen Autofenster.
»Sascha, was hat der Hund?«, hörte Kirchner seine Tochter Lotti rufen.
»Er wird mal müssen oder er verbellt jemanden. Der Hund trägt seinen Namen Kommissar net umsonst. Schließlich ist er ein ausgebildeter Polizeihund, auch wenn er auf Grund seines Alters keinen Dienst mehr macht.«
Sascha hatte den alten Hund zu sich genommen. Er öffnete die Wagentür des Lastwagens.
Der große Schäferhund sprang mit einem Satz heraus und rannte bellend los.
Nur Sekunden später stellte der Hund Hartmut Kirchner auf seinem eigenen Hof. Er saß vor ihm, gab Laut und knurrte Kirchner bei jeder noch so kleinen Bewegung böse an.
»Da muss ein Fremder auf dem Hof sein!«, bemerkte Sascha.
»Mache du weiter, Sascha!«, rief Lotti.
Lotti und ihre Mutter suchten den Hund. Als sie Hartmut mit erhobenen Händen, sich ängstlich an die Wand drückend vorfanden, brachen sie in lautes Gelächter aus. Sie konnten es nicht unterdrücken. Lotti rief den Hund zurück.
»Was ist hier los?«, stieß Kirchner hervor.
»Du bist also wieder hier. Martin hat angerufen und gesagt, dass er dich entlassen hat. Hast lange gebraucht für den Heimweg«, bemerkte Burgl.
»Bin über die Felder gegangen!«
Sogar im Mondlicht erkannten sie, dass Kirchner errötete.
»Ziehst jetzt ganz aus, Burgl? Muss des sein? Mei, bleib doch! Lass uns reden. Es tut mir leid!«
»Ich ziehe net aus. Des sind net meine Sachen!«
»Sind es meine Sachen? Wirfst mich raus, Burgl?«
Mei, hat der eine Angst, dachte Burgl. Sie warf Lotti einen Blick zu.
»Verdient hättest du es, Vater! Wie hast des machen können? Und sich dann fast mit der Sauferei umzubringen, des ist … des ist … dafür fällt mir kein Wort ein!«
An Lottis Stimme war unschwer zu erkennen, wie ärgerlich sie war.
»Ja, Lotti, hast recht! Ich habe eine Dummheit gemacht und des gleich in mehrfacher Weise. Ich werde damit aufhören und alles wiedergutmachen. Ich weiß auch net, warum mich der Teufel so geritten hat. Ich … ich gehe jetzt sofort zur Beate und rede mit ihr. Sie hat mir doch Hilfe angeboten.«
»Des kannst lassen«, sagte Lotti. »Die Sache ist schon behoben. Aber hingehen und dich bedanken, des musst du, beim Pfarrer Zandler auch und bei allen, die geholfen haben.«
»Ich verstehe net!«
»Des glaube ich dir gern! Es ist eine Menge geschehen!«
»Du kannst mir nicht verzeihen, Lotti, wie?«, fragte ihr Vater.
»Mei, ich bin so sauer auf dich gewesen. Aber der Sascha hat mir ins Gewissen geredet. Du kannst dich bei ihm bedanken und auch bei seinen Eltern. Sie wissen es!«
»Mei, des ist ja schlimm! Ich kann denen nimmer unter die Augen treten.«
»Des wirst aber müssen, Vater! Du kannst gleich mit ihnen reden. Sie sind hier!«
Hartmut schaute um die Ecke.
»Ja, sie helfen, Sachen in den Lastwagen laden. Wessen Sachen sind des?«
»Des sind meine Sachen, Vater!«
»Dann ziehst aus!«
Hartmut Kirchners Herz verkrampfte sich. Lotti wollte ausziehen, das schmerzte ihn.
»Ja, ich ziehe nach Kirchwalden.«
Kirchner machte eine hilflose Geste.
»Dann bist mir doch böse, wenn du fortgehst.«
Lotti unterdrückte ein Grinsen. Sie schaute unter sich und schwieg eine Weile. Ihre Mutter stand neben ihr und sagte auch nichts. Ein bisserl sollte Hartmut Kirchner noch schmoren.
Dann sahen sie, wie ihm stumm die Tränen die Wangen herunterliefen. Lotti räusperte sich.
»Ich zieh aus, erst mal jedenfalls … weil … nun, es kann sein, dass wir im nächsten Jahr … oder vielleicht ein bisserl später … wieder herkommen … Ich meine, für Kinder ist es besser, auf dem Hof aufzuwachsen.«
Ihr Vater starrte sie sprachlos an. Er begriff nicht, was sie damit sagen wollte. Er war er war total verwirrt.
Lotti konnte sich nicht länger zurückhalten.
»Mei, Vater! Der Sascha und ich, wir haben uns endlich gefunden. Wir heiraten am Samstag! Wir ziehen erst mal für eine Weile in Saschas große Dienstwohnung nach Kirchwalden.«