Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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ist besser, dachte ich mir.«

      »Nun sage es einfach!«

      Sabine schüttelte den Kopf.

      »Das lässt sich nicht so einfach sagen! Das ist eine lange Geschichte. Es geht um eine Gruppe von Madln, dazu gehöre auch ich und ein Mann. Du bleibst aber ganz ruhig – bitte! Erst hörst du dir alles an!«

      Burgl nickte. Sie nahm sich ein zweites Stück Kuchen.

      »Gut! Dann fange ich an! Ich bekomme mehr Klarheit, wenn du mir sagst, wie das so ist, wenn man so lange schon mit jemandem zusammenlebt wie du und Jochen. Was ich fragen will, ist Folgendes: Hast du schon einmal daran gedacht, dich von ihm zu trennen oder er sich von dir? Hattet ihr mal so richtig Streit?«

      »Wir hatten schon mal Streit, auch heftigen Streit! Jochen hat auch schon mal öfters eine Woche im Studio geschlafen. Wir hatten vor zwei Jahren eine Phase, da krachte es heftig. In letzter Zeit ist es wieder ruhiger.«

      »Um was ging es dabei?«

      »Es war das Thema Heirat! Ich wollte – will eigentlich immer noch – oder vielleicht auch nicht. Heute darfst du mich zu dem Thema nicht fragen, Bine. Ich bin heute emotional völlig gestört.«

      »Du bist aber nicht schwanger? Ich meine, da sind Gefühlsschwankungen schon mal möglich! Die Hormone können schon mal verrückt spielen. Ich kenne mich da aus, immerhin bin ich Hebamme und habe eine Lehrbefugnis für die Hebammenausbildung. Hormonschwankungen, die solche unerklärlichen Stimmungsveränderungen auslösen, sind oft die ersten Anzeichen einer Schwangerschaft«

      Burghilde riss die Augen auch.

      »Bewahre! Himmel! Das darf nicht sein! Jochen würde durchdrehen. Er will weder heiraten, noch Kinder!«

      Burghilde sprang auf.

      »Sabine, ich laufe schnell in die Apotheke im Erdgeschoss und hole mir einen Schwangerschaftstest! Man kann ja nie wissen!«

      »Den Weg kannst du dir sparen! Die Pharmavertreter haben uns mit Werbung eingedeckt. Wann haben sie schon mal einen ganzen Saal voll Ausbilderinnen zusammen, die zukünftige Hebammen unterrichten?«

      Sabine holte aus ihrer Reisetasche im Flur einen Schwangerschaftstest.

      »Hier, bitte!«

      »Danke!«

      Burghilde riss der Freundin den Test aus der Hand. Sie rannte ins Badezimmer. Es vergingen einige Minuten. Dann kam sie wieder.

      »Gott sei Dank! Negativ! Bitte, höre auf, mich noch einmal so zu erschrecken. Wenn ich schwanger gewesen wäre, würde mir Jochen bestimmt unterstellen, ich wollte ihn damit hereinlegen und ihn zur Ehe zwingen. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, wie er regiert hätte. Also bitte keine solchen Schocks mehr!«

      »Das kann ich nicht garantieren!«

      »Dann hast du hoffentlich auch Beruhigungsmittel dabei?«

      »Nein!«

      Die Freundinnen lachten.

      »Also, was ist so wichtig, dass du persönlich mit mir reden willst?«

      Sabine erzählte von der Examensfeier des letzten Hebammenkurses.

      »Wir waren sehr ausgelassen. Es wurde auch etwas getrunken. Schließlich waren wir alle etwas angeheitert, die Dozenten, die Dozentinnen und die frischen Hebammen. Der Stress fiel ab. Alle hatten mehr als gut bestanden. Es war der erfolgreichste Kurs seit Jahren. Es war nur eine kleine Gruppe gewesen. Irgendwann wurde die Party in der Aula der Schule aufgehoben und wir zogen uns alle ins Wohnheim zurück. Eine der frischgebackenen Hebammen bot an, dass wir auf ihrem Zimmer weiter feiern sollten. Vor ihrem Zimmer lagen ein riesiger Rosenstrauß und ein Brief. Wir waren alle neugierig. Sie erzählte, dass sie sich im Internet bei einer Partnervermittlung angemeldet und darüber einen Mann kennengelernt hatte. Er ist Arzt auf einem Schiff. Sie hatten sich auch mehrmals gesehen, wenn das Kreuzfahrtschiff in Amsterdam anlegte. Jedenfalls wurde aus der E-Mail-Bekanntschaft Liebe, und die beiden werden heiraten. Wir wollten natürlich alle wissen, wo – und wie – und eben alles. Sie schaltete den Computer ein und zeigte uns die Internetseiten der Partnervermittlung. Wir konnten uns durch ihr Passwort alle Profile der Männer ansehen. Und einer erinnerte mich an deinen Jochen. Das sagte ich auch. Jemand kam auf die Idee, ihm zu schreiben. Also, erfanden wir eine Frau, die ihm antwortete. Wir dachten uns alle zusammen einen Lebenslauf aus und fantasierten darauf los. Dann schickten wir die Mail ab. Es war mitten in der Nacht, es war drei Uhr oder so. Trotzdem meldete sich dieser Typ. Dann wurden Mails hin und her geschickt. Es endete erst um acht Uhr am nächsten Morgen. Jedenfalls ist in diesen Mails ganz schön geflirtet worden.«

      »War es Jochen? War es mein Jochen?«

      »Mit Bestimmtheit kann ich es nicht sagen. Aber es passt alles irgendwie. Das hat mich einfach nicht mehr losgelassen.«

      »Und wie ging es dann weiter?«

      »Nun, innerhalb der nächsten Tage reisten die frisch Examinierten ab. Ich bat diese ehemalige Schülerin, die ja jetzt in festen Händen war – sie hat ja diesen Schiffsdoktor an der Angel – mir ihr Passwort zu überlassen. Ich pflegte weiter mit dem Mann Kontakt, alles über das Netz. Ich muss sagen, ich spielte meine Rolle gut. Ich war Conny und eine erfolgreiche Raumausstatterin mit eigenem Studio in Nordrhein-Westfalen.«

      »Du hast doch aber keine Berufskenntnisse!«

      »Burgl! Engelchen! Wir schrieben uns ganz andere Sachen. Jedenfalls bat er mich um meine Adresse, Telefonnummer und private E-Mail-Adresse. Ich schrieb ihm, ich sei im Ausland auf Geschäftsreise und würde mich bei ihm melden, sobald ich wieder zurück sei. Er mailte mir eine Handynummer.«

      Sabine griff in die Handtasche und schob Burgl ein Blatt Papier über den Tisch. Sie las es und wurde blass.

      »Das ist wirklich eine von Jochens Handynummern. Er hat mehrere Handys. So ein verdammter, so ein hinterhältiger Betrüger, Saukerl!«, schrie Burghilde. »Ein Dreckskerl ist er!«

      Sabine nickte.

      »Ich wusste, dass es eine von Jochens Handynummern ist. Du hast mich mal auf ihr angerufen, als dein Handy leer war und ihr zusammen im Urlaub gewesen wart. Ich hatte sie mir damals sorgsam notiert.«

      »Na, der kann etwas erleben, wenn er morgen heimkommt! So ein Schuft! Begibt sich im Internet auf die Suche. Und was ist mit mir? Was soll das? Der will mich wohl für dumm verkaufen!«

      Burghilde sprang auf und rannte wütend um den Tisch herum.

      »Ich bin so sauer! Ich hätte große Lust, hier alles zu zertrümmern! Aber das würde meine Wut auch nicht stillen. Ich will ihn fertig machen! Was denkt sich Jochen?«

      »Er ist ein Mann! Und als solcher wollte er wohl Beute machen! Sind Männer nicht immer auf Beute aus? Jagen gehört zu ihrer Ausstattung.«

      »Das werde ich ihm vermasseln! Ich werde Rache üben, wie es nur eine verletzte Frau tun kann. Was habe ich nicht alles gemacht für diesen Schuft? Ich passe mich an! Ich gebe seinen Launen nach! Lese ihm jeden Wunsch von den Augen ab. Lasse mich sogar ›Conny‹ nennen, wenn wir zusammen auf eine Einweihung gehen. Burgl oder Burghilde, wie ich heiße, das ist ihm nicht stylisch genug, verstehst du? Das ist ihm zu bieder. Das passt nicht zu seinem Image. Bine, ich könnte schreien und schreien und schreien.«

      »Bitte schön, tu deinen Gefühlen keinen Zwang an!«

      Burghilde holte tief Luft und brüllte los:

      »Mistkerl, verdammter! Dieser Hallodri! Himmelherrgottsakramentkruzefixundzugenäht, der Jochen benimmt sich wie ein Mini-Macho, wie so ein Westentaschen-Napoleon! Den soll der Blitz treffen!«

      »Geht es dir jetzt besser? Was willst du jetzt machen?«

      »Ich werde ihm das Fell über die Ohren ziehen! Bine, ich habe diesen Mann geliebt! Was war ich einmal so glücklich! Ich habe nur für ihn gelebt. Schau dich um! Diese Wohnung hat die Atmosphäre eines Kühlhauses, selbst bei dreißig Grad im Schatten. Ich duldete seinen Geschmack, pass­te mich an, ließ es mir gefallen,


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