Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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wenn ich mit ihm fertig bin. Er wird kleiner als ein Atom sein, das schwöre ich dir. Ich sage dir, ich bin so wütend. Wenn wir im Mittelalter lebten, dann würde ich ihn teeren, federn, aufs Rad spannen, den Kopf abschlagen und mit Sicherheit würden mir noch ganz neue Foltermethoden einfallen – vielleicht spezielle Methoden nur für einen Mann!«

      »Du bist ganz schön in Fahrt, Burgl!«

      »Ja, das bin ich! Und deshalb bin ich gleich zu dir gefahren. Halte mich davon ab, dass ich etwas tue, was ich bereuen könnte. Ich will ihn treffen, vernichten. Ich bin voller Rachegedanken. Verstehst du?«

      »Ich sehe, dass du sehr wütend bist. Die Emotionen schäumen bei dir hoch. Aber nun erzähle mir alles einmal der Reihe nach! Soll ich einen Kaffee machen?«

      »Esther, ich will keinen Kaffee. Ich will ihn fertigmachen! Verstehst du nicht? Du scheinst nicht begriffen zu haben, wie es in mit aussieht? He, du bist meine Freundin! Wieso regst du dich nicht mit mir auf?«

      Esther lächelte sie an.

      »Liebste Burgl! Ich bin Rechtsanwältin. Als solche bin ich ganz ruhig und sachlich. Als deine Freundin verstehe ich dich! Ich will versuchen, beides für dich zum Besten zusammenzufügen. So kann ich dir helfen. Also, jetzt erzählst du mir in Ruhe alles, schön langsam und nacheinander, wie du dahintergekommen bist, dass Jochen ein Geheimnis hat.«

      »Das ist kein Geheimnis. Er führt nach meiner Erkenntnis ein Doppelleben.«

      Esther nickte. Burgl seufzte.

      »Esther, wollen wir zu mir fahren? Jochen kommt erst morgen. Er ist in Hannover. Er hat eine Präsentation, wenn es denn stimmt. Vielleicht ist er auch bei einer anderen Frau. Wer weiß? Ich glaube ihm im Augenblick nichts mehr, gar nichts mehr!«

      »Gut, fahren wir zu dir!«

      Sie gingen zu Esters Auto.

      Den ganzen Weg bis zu ihrer Wohnung redete Burgl wie ein Wasserfall. Esther hörte zu und unterbrach sie nicht. Sie ließ sich Burgl einfach alles von der Seele reden. Langsam reimte sich Esther zusammen, was Burgl so in Rage gebracht hatte.

      Sie kamen in Burgls und Jochens Wohnung an.

      »Lass uns in die Küche gehen. Ich mache uns etwas zu essen.«

      Während Burgl im Backofen zwei Pizzen warm machte, half Esther ihr den Tisch decken. Sie öffnete die Flasche Wein aus Italien und kostete.

      »Das ist aber ein edler Tropfen!« bemerkte Ester.

      »Ja, das ist Jochens Bestechungswein, wie ich immer sage. Damit umgarnt er Kunden. Privat wird der nicht getrunken. Aber heute ist es mir egal. Ich halte mich schadlos.«

      Esther schenkte Burgl Wein ein. Sie prosteten sich zu und tranken.

      »So, meine liebe, liebe Burgl! Was du mir da berichtet hast, das hört sich nicht gut an. Ich verstehe deine Wut sehr gut.«

      »Danke! Aus tiefstem Herzen, danke! Das tut mir gut!«

      Sie schauten sich an.

      »Und ich bewundere dich, Burgl!« fügte Esther hinzu.

      »Warum?«

      Esther schmunzelte.

      »Du steckst das alles sehr gut fort. Weißt du, wenn betrogene Ehefrauen zu mir in die Kanzlei kommen, dann sitzen sie meistens weinend vor meinem Schreibtisch. Sie sind tief verletzt und heulen sich die Seele aus dem Leib. Du und Jochen, ihr seid zwar weder verheiratet, noch verlobt, aber ihr seid ein Paar gewesen. Du hast ihm vertraut.«

      »Verletzt bin ich auch! Sicher bin ich nicht seine Verlobte, noch seine Ehefrau. Jammern hilft nicht. Vielleicht kommt der Katzenjammer bei mir noch? Im Augenblick bin ich nur wütend. Ich bin genauso verletzt wie eine Ehefrau. Wir leben so zusammen, als wären wir ein Ehepaar.«

      »Das ist richtig!«

      »Wenn ich mit ihm verheiratet wäre, würde ich ihm das Fell über die Ohren ziehen. Kann ich auch so eine Entschädigung verlangen? Ich habe Hausarbeit gemacht, die Gastgeberin gespielt, wir teilten das Schlafzimmer. Esther, wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Ich sehe es so, dass wir eine moderne Ehe führten, ohne Trauschein. Da muss doch etwas herauszuholen sein!«

      Burgl holte die Pizzen aus der Mikrowelle.

      Sie begannen zu essen. Esther überlegte.

      »Entschädigung? Das muss ich prüfen. Wie steht es mit der Wohnung? Wer steht im Grundbuch?«

      Burgl strahlte plötzlich. Sie sprang auf und rannte die Treppe hinauf in ihr Studio. Sie kam schnell mit einer Dokumentenmappe zurück. Sie enthielt nur Kopien.

      »Himmel, dass ich nicht daran gedacht habe! Sie gehört mir – mir – mir! Die Wohnung läuft auf meinen Namen! Jochen und ich haben sie zu gleichen Teilen gekauft. Aber sie ist auf mich eingetragen.«

      Esther schaute sich die Kopie des Grundbuchauszuges an.

      »Habt ihr eine schriftliche Vereinbarung darüber, dass Jochen die Hälfte zahlt?«

      Burgl schüttelte den Kopf.

      »Nein! Jochen stieg damals mit viel Geld in die Studiogemeinschaft mit ein. Das heißt, er kaufte Anteile eines Partners ab, von dem sich die Architektengruppe getrennt hatte. Dieser Mensch war sehr unsolide und hatte hohe private Schulden gemacht. Das Architekturbüro ist keine GmbH, sondern eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Das heißt, wenn einer der Eigentümer Schulden macht, dann können die Gläubiger auf das Firmenvermögen zugreifen und alle müssen haften. Der Kollege war ein Spieler und Spekulant.«

      »Ah, ich verstehe! Deshalb läuft die Wohnung auf deinen Namen.«

      »Ja, die drei Architekten wollten die Firma zu einer GmbH machen, aber irgendwie war immer keine Zeit dazu. Sie haben viele Aufträge.«

      »Verstehe! Also, du kannst über die Wohnung verfügen!«

      »Großartig! Daran habe ich noch nicht gedacht. Esther, das ist wunderbar.«

      In Burgls Kopf ratterten die Möglichkeiten herunter wie die Zahlenkolonnen auf einer Rechenmaschine.

      »Dann könnte ich ihn rauswerfen, Esther?«

      »Du kannst als Eigentümerin entscheiden, wer hier mit dir wohnt! Er wird natürlich versuchen, zu seinem Recht zu kommen. Und du weißt ja, ›Recht haben und Recht bekommen sind zwei Sachen‹, sagt man. Egal wie der Prozess ausgeht, falls er klagt, er wird erst einmal getroffen sein.«

      Burgl rieb sich vergnügt die Hände.

      »Dann werfe ich ihn hinaus! Und seine Möbel hinterher – unsere Möbel! Das meiste habe ich gekauft. Hätte ich das nicht gemacht, dann würden hier noch ganz andere Möbelstücke herumstehen, die noch weniger meinem Stil entsprechen würden.«

      »Mm, ich verstehe!«

      Sie aßen zu Ende. Dann gingen sie hinauf in Burgls Studio. Burgl zeigte Esther die Internetseiten und die Mails, die Jochen mit Sabine gewechselt hatte. Auf Esthers Rat hin druckte Burgl die gesamte Korrespondenz mehrmals aus. Einmal wollte Esther die Ausdrucke zu den Akten nehmen, einmal sollte Burgl sie behalten und einmal sollte Burgl die Ausdrucke Jochen zukommen lassen.

      »Du könntest ihm eine Falle stellen, Burgl«, schlug Esther vor. »Verabrede dich zu einem eindeutigen Rendezvous, zu einem intimen Techtelmechtel. Schreibe ihm, dann wirst du sehen, wie er reagiert.«

      Die beiden Freundinnen sprachen lange darüber. Dann schickte Burgl, als Sabine, an Jochen eine Nachricht. Sie benutzte dabei die Eingabemaske der Partnervermittlung, damit Jochen auf Grund der absendenden Mailadresse keine Rückschlüsse ziehen konnte. Darin schrieb sie, dass sie ihn gerne sehen würde. Zu lange hätten sie schon gewartet. Vielleicht könnte er ein stilles verträumtes Hotel buchen. Sie schrieb, dass sie sich gerne Zeit für ein romantisches Wochenende nehmen würde. Es könnte schon das nächste Wochenende sein oder das übernächste.

      Sie schickten die Mail ab.

      Es dauerte zwei Stunden,


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