Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      »Warum fühlst du dich schuldig?«, staunte Sabine. »Das ist doch Unsinn. Warum schämst du dich? Du hast Schluss gemacht und nicht Jochen. Du hast ihm den Laufpass gegeben.«

      »Alle erwarten, dass man einen Freund, Verlobten oder Ehemann hat, wenn man in unserem Alter ist. Ich kann nichts dergleichen aufweisen. Während meines letzten Besuches habe ich allen von Jochen vorgeschwärmt. Wie stehe ich jetzt da?«

      »Was redest du nur für einen Unsinn, Burgl! Ich bin doch auch ledig. Ich habe den Richtigen noch nicht gefunden. Lieber keinen Mann, als einen der Spielchen treibt!«

      »Sicher! Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Warum fühle ich mich nur so schuldig?«

      »Weil du nach außen hin eine moderne Frau bist, aber im Innern an den Werten Familie, Kinder, Mann und Heim hängst.«

      »Ja, ich hänge daran und sehne mich danach! Aber ich habe es nicht bekommen. Vielleicht lag es doch an mir, dass Jochen sich so verhalten hat. Vielleicht habe ich ihm einen Anlass gegeben. Ich gebe zu, dass ich ihn sehr bedrängt habe, zumindest eine Weile. Ich wollte, dass er mit mir meine Träume erfüllt von Ehe, Familie und Kindern.«

      Sabine seufzte tief.

      »Burgl, ich sage dir jetzt einmal etwas. Manche Männer muss man bedrängen. Sie wollen schon, haben aber Angst vor der eigenen Courage. Die Frauen sind das stärkere Geschlecht, davon bin ich felsenfest überzeugt. Wir sind diejenigen, die die Welt am Laufen halten.«

      »Aber wenn ich mir die Welt so betrachte, dann ist der Zustand kein Ruhmesblatt.«

      »Schmarrn, die Welt wäre noch viel, viel schlimmer, wenn wir nicht das tun würden, was wir tun. Sicherlich könnten wir noch viel mehr tun. Aber es hat sich doch viel geändert, seit Frauen das Wahlrecht haben, studieren können, ihnen alle Wege offen stehen. Die ausgetretenen Pfade von so vielen Hunderten von Jahren Männermacht kann man nicht in einem Jahrhundert ändern. Aber wir gewinnen jedes Jahr mehr an Einfluss. Die Zauberwörter dazu lauten: Nein! So geht es nicht! Das mache ich nicht! Da spiele ich nicht mit!«

      Burgl zog die Brauen hoch.

      »Tue nicht so, Burgl. Du hast getan, was zu tun war. Du hast Jochen mehr als die Stirn geboten. Jetzt falle nicht in das Muster des Schuldig­seins zurück.«

      »Stimmt schon! Aber der Druck ist so groß. Noch immer wird eine verheiratete Frau anders angesehen als eine Ledige.«

      »Ich weiß! Aber auch da ändert sich viel. Habe Geduld und sei etwas nachsichtig und mache dir vor allem keine Vorwürfe. Du hast richtig gehandelt!«

      »Jedenfalls hat das Ganze etwas Gutes gehabt. Ich bin ein ganzes Stück weiter gereift. Ich lasse mich nie mehr so von der Schönheit eines Mannes blenden. Ich achte mehr auf die inneren Werte. Wenn ein Mann schön ist, dann muss man auf der Hut sein. Er ist sich seines Körpers bewusst und weiß, dass die Frauen auf ihn fliegen.«

      »Soll das heißen, dass du nur nach hässlichen Männern schaust?«

      »Das heißt jedenfalls, dass ich um Schönlinge einen Bogen machen will, einen Riesenbogen. Ich werde sie meiden wie der Teufel das Weihwasser.«

      »Soso! Nun immerhin scheinst du nun genau zu wissen, was du willst und was du nicht willst. Das ist schon einmal ein Fortschritt bei der Bewältigung deines Traumas.«

      Sabine schmunzelte.

      »Setz’ deine Sonnenbrille auf und steige aus! Du gehst vor, läufst weiter und schaust dich nicht nach Wenzel und Hilda um. Ich folge dir in einer Minute. Wir treffen uns hinter der nächsten Biegung des Bergpfades! Ich kann bei Hilda und Wenzel nicht vorbeigehen, ohne Hallo zu sagen. Also, los!«

      »Danke«, hauchte Burgl.

      Sie zog die Sonnenbrille aus dem Haar und setzte sie auf. Burgl stieg aus dem Auto. Sie schulterte ihren Rucksack, griff mit den Händen in Brusthöhe nach den Gurten und wanderte los.

      Sabine sah ihr nach. Sie schüttelte den Kopf.

      »Madl, Madl! Ich hoffe, du kommst bald wieder zu dir! Dir bei deinem Gefühlschaos beizustehen, ist wirklich nicht einfach. Aber was beklage ich mich, ich habe es mit ausgelöst«, sagte sie leise vor sich hin.

      Sabine stieg aus dem Auto, nahm ihren Rucksack und ging auf die Oberländer Alm zu.

      »Grüß Gott!«, rief Sabine laut.

      »Mei, des Bienchen! Grüß Gott, Madl!«, rief Hilda Oberländer aus.

      »Bist auf dem Weg hinauf zur Berghütte?«, fragte Wenzel. »Da gibt es heute Abend Tanz!«

      »Wenzel, wo sollte ich sonst hingehen?«, lachte Sabine.

      »Man wird ja noch einmal fragen dürfen, Bine.«

      »Ich habe aber keinen Burschen dabei, Wenzel. Zum Tanzen werde ich schon einen oder mehrere finden.«

      »Madl, ich wundere mich nur. Bist so ein fesches Madl und tüchtig bist auch. Da wundert man sich, dass du noch net in festen Händen bist.«

      »Woher willst du das wissen, dass ich net in festen Händen bin?«

      »Weil dein Liebster sonst auch hier wäre!«

      »Vielleicht hatte er keine Zeit? Vielleicht hat er arbeiten müssen?«

      »Ah, dann hast doch einen Burschen, des ist schön. Ist es vielleicht sogar ein Doktor aus dem Krankenhaus, in dem du arbeitest? Krankenschwestern sollen ja die besten Chancen haben, einen Doktor zu heiraten.«

      »Wenzel, Wenzel! Was du dir da wieder ausdenkst!«, schmunzelte Sabine.

      »Bine, auf den Wenzel musst net hören. Der ist manchmal schlimmer als jedes alte Tratschweib. Er will alles genau wissen, auch wenn es ihn nichts angeht«, entschuldigte Hilda ihren Mann. »Und du, Wenzel, du hörst jetzt sofort auf, des Madl in Verlegenheit zu bringen.«

      »Dazu wird er nicht mehr Gelegenheit haben, Hilda! Ich will rauf zur Berghütte und lasse mich jetzt auch nicht mehr aufhalten. Also, pfüat euch!«

      »Pfüat di!«, riefen sie ihr nach.

      Sabine ging schnell den Milchpfad hinauf.

      Burghilde hat Recht, dachte sie. Ob man einen Burschen hat, vielleicht sogar verheiratet ist, ist für viele immer noch wichtig. Aber im Grunde ist eine Ehe die beste Verbindung zwischen zwei Menschen. Es müssen nur das Madl und der Bursche zusammenfinden, die harmonieren. Sie sollten sich ähnlich sein und doch auch gleichzeitig verschieden, aber sich in der Verschiedenheit ergänzen. Erzwingen kann man das nicht, dachte Sabine. Da muss man einfach auf die Kraft der Liebe vertrauen und sein Herz offen halten, damit die Liebe dort einziehen kann. Sicher ist es kein Vergehen, wenn man sich die bessere Hälfte genau anschaut. Burghilde hat vielleicht beim Jochen im Anfang nicht so genau hingeschaut und ist deshalb in eine Beziehung hineingeraten, die nicht in dem großen Planungsbuch der Liebe stand.

      Sabine holte Burghilde ein. Gemeinsam wanderten sie im Schein der Abendsonne hinauf zur Berghütte.

      Toni begrüßte Sabine und Burghilde herzlich. Er stellte Burgl seine Frau Anna vor.

      »Sicher finden wir später einen Augenblick Zeit, Burgl. Ich freue mich und finde es immer interessant, jemanden kennenzulernen, der aus Waldkogel ist oder früher hier gewohnt hat«, sagte Anna. »Ich höre gern Geschichten, wie es hier früher so war. Von solchen Geschichten kann ich nicht genug hören.«

      »Wir bleiben bis Sonntagabend, Anna!«, warf Sabine ein. »So hast du genug Zeit, Burgl auszufragen. Können wir dir etwas helfen?«

      »Danke! Der Alois steht hinter dem Tresen. Sagt ihm, er soll euch eure Kammer zeigen. Ihr müsst sie euch teilen. Wir haben noch eine Matratze auf den Boden gelegt. Es übernachten nach so einem Hüttenabend immer viele bei uns, da ist es etwas eng.«

      »Das macht nichts, Anna! Wir sind Freundinnen und teilen uns gern eine Kammer«, beruhigte sie Sabine.

      Der alte Alois schloss Burghilde in die Arme.

      »Mei,


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