Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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lassen. Du scheinst an der fixen Idee zu leiden, dass aus uns ein Paar werden muss. Aus uns wird aber kein Paar, Hannes! Nun sei doch vernünftig! Wir sind doch Freunde. Durch dein Verhalten willst du doch nicht die Freundschaft zwischen uns zerstören?«

      »Ich zerstöre gar nix, Burgl.«

      »Doch das tust du, Hannes! Ich finde, es ist besser, du gehst jetzt!«

      »Gut, ich gehe! Aber du kommst mit! Es ist ein schöner Hüttenabend. Es wird dir gefallen.«

      »Nein, ich bleibe hier!«

      »Was bist so stur, Burgl!«

      »Schmarrn! Wer ist von uns stur? Du doch!«

      »Ich bin nicht stur, ich bin verliebt in dich, Burgl!«

      »Der Himmel stehe mir bei! Hannes, höre damit auf. Du gibst dich sinnlosen Hoffnungen hin. Ja, kannst du es denn gar nicht begreifen? Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?«

      »Doch, schon! Ich habe alles gehört. Aber ich lasse es nicht gelten. Ich liebe dich, Burgl! Ich muss immerzu an dich denken!«

      »Hannes, hör auf! Aus uns wird kein Paar, wie oft soll ich es dir noch sagen?«

      Hannes sah im Mondschein, wie Burgls Augen funkelten. Er sah, dass sie zornig und ärgerlich war. Das reizte ihn noch mehr.

      Er trat dicht neben sie und griff nach ihrer Hand. Sie entzog sie ihm, schlug ihm auf die Finger und steckte ihre Hände in die Jackentaschen.

      »Hast ja richtig Temperament! Mei, dass du so Feuer hast, des hab’ ich jetzt net vermutet.«

      »Zieh Leine, Hannes! Geh jetzt! Sage deiner Schwester, ich komme bald, sobald ich mich von dir erholt habe.«

      »Du musst dich von mir nicht erholen. Ich habe dir doch nur meine Liebe gestanden.«

      »Du hast Unsinn geredet und Blödsinn und steigerst dich immer mehr in etwas hinein! Schluss jetzt, Hannes. Dein ewiges Gesülze bringt mich nur noch mehr gegen dich auf. Hau ab!«

      Hannes schaute sie an. Burghilde sah, dass er sie anlächelte. Aber es war kein freundliches Lächeln. In seinen Augen stand ein unheimlicher Glanz. Dieses Flackern machte Burgl Angst.

      Dann geschah es. Hannes griff blitzschnell zu. Er riss sie an sich und hielt sie fest. Burghilde spürte seinen heißen Atem, er roch nach Bier und Schnaps.

      »Lass mich los, Hannes! Sofort!«

      Er lachte laut.

      »Ja, des hättest du gerne! Aber des mache ich net! Wenn ich dich net mit Worten überzeugen kann, dann muss ich es durch Taten versuchen.«

      Im nächsten Augenblick presste Hannes seine Lippen auf die ihren. Er umschloss sie. Sie spürte seine Leidenschaft, und ihr Herz verkrampfte sich aus Angst. Burgl versuchte ihre Hände frei zu bekommen, die immer noch in ihren Taschen steckten. Aber Hannes hielt ihren Körper fest wie in einem Schraubstock. Burgl geriet in Panik. Sie versuchte den Kopf zu drehen. Es gelang ihr aber zunächst nicht, sich von seinen Lippen zu lösen.

      Irgendwann, Burgl kam es wie eine Ewigkeit vor, löste Hannes seine Lippen von den ihren.

      »Aufhören! Sofort aufhören! Lass mich los!«

      »Schrei nur, hier hört dich keiner! Hier gibt es nur dich und mich!«

      Und wieder spürte sie seine Lippen. Da trat Burgl ihm mit aller Macht gegen sein Schienbein. Mit ihren festen Wanderschuhen traf sie einmal – zweimal – dreimal.

      »Aua, was bist du für eine temperamentvolle Raubkatze! Willst wohl gezähmt werden, wie?«

      Für einen Augenblick lockerte Hannes seinen Griff. Burghilde bekam ihre Hände frei.

      Sie holte aus und wollte Hanne eine saftige Ohrfeige geben. Doch er war schneller. Er fing ihre Hand ab, hielt sie fest und griff dann nach ihrer anderen Hand.

      »Lass mich los, Hannes! Du bist ja ganz von Sinnen! Hör auf! Lass mich in Ruhe! Bitte, bitte!«, verlegte sich Burghilde aufs Betteln.

      Sie war richtig in Panik.

      Dann geschah es. Aus der Dunkelheit der Nacht kamen zwei starke Hände, sie rissen Hannes von Burgl los. Dann sausten mehrere Fausthiebe auf Hannes nieder. Sie trafen ihn im Gesicht und in der Körpermitte. Er taumelte und ging zu Boden.

      »Verschwinde! Wenn du nimmer laufen kannst, dann kannst zur Berghütte zurückkriechen, Hannes! Sei froh, wenn dich des Madl net anzeigen tut wegen Belästigung!«

      Hannes erhob sich und wollte auf den anderen losgehen, fing sich aber gleich weitere Fausthiebe ein. Hannes torkelte und schwankte. Dann schleppte er sich davon.

      *

      »Vielen Dank! Sie haben mir das Leben gerettet!«, keuchte Burghilde atemlos, während sie sich an das Geländer klammerte, um nicht zu Boden zu sinken.

      Sie holte ihr Taschentuch heraus und wischte sich die Lippen und das Gesicht ab, so als könnte sie damit auch die Erinnerung abwischen.

      »Hier, trink! Das wird dir guttun!«

      Der silberne Flachmann glänzte im Mondschein. Burgl griff zu und trank einen kräftigen Schluck.

      »Danke!«, hauchte sie.

      »Geht es dir jetzt besser, Burgl? Es ist besser, wenn du dich hinsetzt!«

      Er streckte ihr die Hand entgegen. Burghilde brachte kein Wort heraus. Sie hielt sich an seiner Hand fest und ließ sich die wenigen Meter zur Sitzbank bringen.

      Dort verdeckte sie erst einmal mit den Händen das Gesicht. Sie saß eine Weile ganz ruhig da. Dann ließ sie die Hände sinken.

      »Danke nochmals! Wer weiß, wie weit er noch gegangen wäre?«

      »Hannes hat zu viel getrunken! Er ließ sich ziemlich volllaufen auf der Berghütte. Sabine war sehr in Sorge, auch weil Hannes allen erzählte, dass du sein Madl bist. Da dachte ich mir, ich gehe ihm nach!«

      »Wer sind Sie? Kennen wir uns?«

      Burgl schaute ihn im Mondschein an. Der Bursche lächelte.

      »Es ist zu dunkel hier, und du

      stehst unter Schock. Da wäre es zu viel verlangt, zu erwarten, du würdest mich erkennen. Wir waren zusammen in der Schule, zuerst hier in Waldkogel und dann später auf dem Gymnasium in Kirchwalden.«

      Burgl rückte näher und schaute ihn an.

      »Ja, Sie kommen mir irgendwie nicht ganz fremd vor. Aber …«

      »Ich bin der Matthäus Schönwander! Erinnerst du dich?«

      »Jetzt erinnere mich an dich, Matze! Entschuldige, dass ich dich nicht gleich erkannt habe!«

      »Des ist doch verständlich, nachdem, was du mit dem Hannes erlebt hast.«

      Sie schauten sich an und lächelten. Dann fielen sie sich einfach in die Arme.

      »Du hast mich gerettet, Matze!«

      Matthäus spürte, wie Burgl leicht zitterte. Er zog seine Jacke aus und hing sie ihr um die Schultern.

      »Trink noch einen Schluck von dem Obstler! Er wird dich wärmen.«

      Burghilde nahm den ihr angebotenen Flachmann. Sie trank einen Schluck. Dann zog sie Matthäus’ Jacke enger um sich. Er legte den Arm um ihre Schultern.

      »Keine Angst, ich trete dir nicht zu nahe! Ich halte dich nur fest, bis es dir besser geht. Kannst ganz sicher sein, dass ich dich nicht belästige. Das würde gegen meine Berufsehre gehen.«

      »So, gegen deine Berufsehre? Was machst du?«

      »Ich bin hauptberuflich bei der Bergwacht!«

      »Mei, was du nicht sagst? Wenn ich mich richtig erinnere, wolltest du schon immer zur Bergwacht.«

      »Ja, da erinnerst du dich richtig. Fantastisch, dass du das noch weißt.«


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