Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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bin danach zur Bergwacht!«

      »Dann bist du Arzt?«

      »Ja, ich bin ein Doktor!«

      »Aber zuschlagen kannst wie ein Boxer! Mei, hast du dem Hannes eine Abreibung gegeben.«

      »Das war nötig! Ich war in der Nähe und habe einen Teil deines Gespräches mit ihm mit angehört, das muss ich dir gestehen, fairerweise. Hoffentlich bist du nicht böse, dass ich nicht früher eingegriffen habe.«

      »Schon gut! Mir läuft es kalt den Rücken herunter, wenn ich daran denke, wie Hannes auf mich los ist. Ich dachte, ich könnte ihn mit Worten davon überzeugen, dass er sich unnötige Hoffnung macht.«

      »Jetzt gibt er Ruhe! Ich glaube, ich habe ziemlich gut getroffen. Er wird morgen nimmer richtig aus den Augen sehen können.«

      »Das ist gut! Ich hoffe, er hat dazu so einen Brummschädel, dass er das Bett nicht verlassen kann. Dann kommt er mir auch nicht in die Quere, wenn ich ausziehe. Ich bleibe keinen Tag länger auf dem Hof. Ich wollte mir ohnehin bald eine Wohnung suchen. Jetzt muss ich mich früher darum bemühen. Sabine sagte zwar, ich könne solange auf dem Hof bleibe, wie ich wollte, aber unter den gegebenen Bedingungen ist das unmöglich.«

      »Das sehe ich auch so! Du willst also wieder hierher in die Berge? Du hast doch in Berlin gewohnt. Was treibt dich zurück?«

      »Heimweh! Ehrlich gesagt, hatte ich immer Heimweh nach den Bergen, nach Waldkogel.«

      »Das verstehe ich!«

      »Wirklich?«, staunte Burghilde.

      »Ja, ich musste zum Studium auch fort. Ich war froh, als die Jahre vorüber waren. Ich lebe jetzt seit zwei Jahren in Kirchwalden. Mein jüngerer Bruder hat unseren Hof in Waldkogel übernommen. Er betreibt ihn nur im Nebenerwerb.«

      »Himmel, ist mir so kalt! Aber, bitte keinen Obstler mehr!«

      »Dann kann ich dir nur anbieten, dichter an mich zu rutschen!«

      Burgl schmiegte sich an Matthäus und legte ihren Kopf an seine Schulter.

      »Du stehst noch unter Schock. Aber es ist sicherlich bald vorbei«, tröstete sie Matthäus.

      »Erzähle mir etwas!«, bat Burghilde. »Dann denke ich nicht mehr an das schlimme Erlebnis mit Hannes.«

      »Gut, dann erzähle ich dir, wie es mir in den letzten fünfzehn Jahre ergangen ist, seit wir uns nicht mehr gesehen haben. Also, ich bin weiter in Kirchwalden auf das Gymnasium gegangen. Ich habe ein gutes Abitur gemacht und in München einen Studienplatz bekommen. München ist nicht so weit, trotzdem hatte ich Heimweh. Ich kam her, so oft es ging. Ich litt richtig in der Stadt. Es ist eben etwas ganz anderes in der Stadt, allemal in einer Großstadt zu leben, als hier in den Bergen.«

      »Stimmt genau, mir musst du das nicht erklären!«

      Matthäus berichtete weiter. Er hatte seinen Facharzt auch in München gemacht und hatte danach sofort eine Stelle bei der Bergwacht bekommen.

      »Und weil der Toni heute für die Bergwacht einen zünftigen Hüttenabend macht, bin ich auch hier. Ich saß ganz in der Nähe der Sabine und bekam mit, wie sich Hannes benommen hat. Sabine hatte alles versucht, ihn aufzuhalten. Aber ihm war es doch gelungen, sich davonzuschleichen. Als Sabine es bemerkte, war sie sehr verzweifelt und bat mich um Hilfe.«

      Matthäus griff zu seinem Handy.

      »Ich will nur schnell mit Toni telefonieren.«

      Es läutete länger, bis Toni sich meldete.

      »Toni, ich bin es, der Matze Schönwander! Toni, kannst der Sabine sagen, dass die Brugl bei mir in Obhut ist. Der Hannes hat sie belästigt. Ich war gezwungen, dazwischen zu gehen. Ist der Hannes schon wieder auf der Berghütte?«

      »Ja, Matze! Er ist hier! Hast ihm wohl eine tüchtige Abreibung ver­passt, wie?«

      »Es war nicht anders möglich, ihn dazu zu bringen, von der Burgl die Finger zu lassen. Der war wie in einem Wahn.«

      »Ja, er hatte schon ziemlich viel getrunken. Er kann ja ein Menge vertragen, und auf den ersten Blick sieht man es ihm auch nicht an.«

      »Alkohol wirkt bei jedem anders, Toni. Auf jeden Fall ist die Burgl jetzt sicher, des kannst der Sabine sagen.«

      »Das werde ich! Pfüat di, Matze!«

      »Ja, dann bis später, Toni!«

      Er legte auf.

      »So das wäre erledigt. Jetzt muss sich die Sabine keine Sorgen machen.«

      »Ja, das muss sie nicht! Danke, Matze!«

      Burgl war es längst nicht mehr so kalt. Sie zitterte auch nicht mehr. Aber sie fühlte sich bei Matthäus so glücklich, wie schon lange nicht mehr. So gab sie einfach nicht zu erkennen, dass sie den Schock überwunden hatte. Es war wunderbar, Matthäus’ starken Arm zu fühlen und den Kopf an seine Schulter legen zu können. Burgl wollte dieses Gefühl auskosten, so lange es möglich war. Sie schloss die Augen.

      Matthäus blickte auf sie herab und lächelte. Er schwieg und betrachtete sie. Nach einer Weile stellte er fest, dass Burghilde eingeschlafen war. Er blieb ganz ruhig sitzen.

      *

      Die Sonne ging langsam über den Bergen auf. Ihre Strahlen leckten die vereinzelten Dunstschleier über dem Tal. Die Vögel begannen zu zwitschern. Ein frischer Duft lag in der Luft.

      Matthäus saß ganz ruhig auf der Bank und hielt Burghilde im Arm. Sie schlief tief und fest. Sie lächelte im Schlaf. Sie wird etwas Schönes träumen, dachte Matthäus. Das ist gut, dass sie schläft. Schlaf ist die beste Medizin.

      Liebevoll ruhten Matthäus Augen auf dem Gesicht der schlafenden Burgl. Sie gefiel ihm. Sie war schon immer fesch gewesen, erinnerte er sich, und jetzt ist sie eine Schönheit.

      Ein Vogel flog dicht am »Erkerchen« vorbei und schrie. Davon erwachte Burghilde.

      Zuerst blinzelte sie, dann richtete sie sich auf und rieb sich die Augen. Sie schaute Matthäus an und errötete tief.

      »Sag bloß, ich habe die ganze Nacht hier …, hier …, also hier …«

      Matthäus schmunzelte.

      »Du kannst es ruhig aussprechen. Ja, du hast die ganze Nacht hier geschlafen in meinem Arm, an meiner Seite. Übrigens – einen schönen guten Morgen!«

      »Dir auch, einen schönen guten Morgen, Matze. Dir muss ja der Arm weh tun! War das nicht schrecklich unbequem für dich? Warum hast du mich nicht geweckt?«

      Er lächelte und streichelte ihr die Wange. Burgl ließ es geschehen, als sei es selbstverständlich.

      »Du hast so schön geschlafen. Du hast im Schlaf gelächelt. Du musst sehr schön geträumt haben.«

      »Ich kann mich nicht erinnern, was ich geträumt habe.«

      Burgl stand auf und streckte sich. Sie rieb sich den Hals.

      »Bist du verspannt? Setz dich her, ich massiere dich, dann wird es gleich besser.«

      »Ich weiß nicht, ob ich mir so eine Privatbehandlung leisten kann«, lachte Burgl.

      Sie setze sich auf die Bank. Matthäus, der in Waldkogel Matze gerufen wurde, schob Burghilde die Jacke von den Schultern. Mit geschickten Griffen massierte er ihr den oberen Teil des Rückens, die Schultern und den Nacken.

      »Oh, das tut gut! Du hast wirklich heilende Hände.«

      Matthäus hörte es mit Freude.

      »Sag mal, wie spät ist es? Ich habe keine Uhr dabei!«

      »Gleich acht Uhr, Burgl! Die Turmuhr wird bald schlagen.«

      »Himmel, was wird Sabine denken? Sie hat bestimmt auf mich gewartet.«

      »Um Sabine musst du dir keine Sorgen machen. Während du schliefst, habe ich dem Toni eine SMS geschickt. Sabine hat bald


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