Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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sein. Bist du nicht hundemüde?«

      Matthäus beendete die Massage. Er setzte sich neben sie und legte wieder seinen Arm um sie.

      »Ich bin nicht müde. Es war schön, dich im Arm zu halten und dir einen geruhsamen Schlaf zu ermöglichen. Außerdem hatte ich viel zu tun.«

      »Was hast du getan? Du konntest doch nichts tun, du hast mich festgehalten.«

      »Burgl, ich war sehr beschäftigt, dich zu betrachten.«

      Sie errötete.

      »Und was ich gesehen habe, hat mir sehr gefallen.«

      »Bitte, sage so etwas nicht, Matze! Ich mache gerade eine schlimme Zeit durch. Ich kann mit Komplimenten nicht umgehen.«

      »Entschuldigung! Also, es war eine schreckliche Nacht. Mir fallen vor lauter Schmerzen gleich Hände und Arme ab. Dein Anblick ist erschreckend. Ich habe schrecklich darunter gelitten, so ein hässliches Madl die ganze Nacht halten zu müssen. Bist du jetzt zufrieden?«

      Sie lächelten sich an. Burgl konnte nicht anders, einem inneren Zwang folgend, legte sie wieder den Kopf an seine Schultern.

      Er beugte sich zu ihr herunter.

      »Deine Haare duften wunderbar! Pardon, ich wollte sagen, sie stinken schlimm. Sie vernebeln mir völlig die Sinne.«

      »Du bist lustig, Matze! Du hast Humor. Das gefällt mir!«

      Die Turmuhr der schönen Barockkirche von Waldkogel fing an zu schlagen.

      »Matze, wir sollten zur Berghütte gehen!«

      »Sollen, sollen wir schon? Aber ich mag net!«, blinzelte er ihr zu. »Mir gefällt es hier mit dir alleine sehr viel besser!«

      »Du machst mir schon wieder ein Kompliment!«

      »Richtig! Mei, wie schlimm! Des ist ja direkt unverzeihlich von mir! Ja, was sage ich jetzt?«

      Sie lachten und schauten sich in die Augen.

      Plötzlich erstarb Burghildes Lächeln.

      »Was hast du?«

      »Denkst du, dass der Hannes noch auf der Berghütte ist?«

      »Damit ist zu rechnen. Es sei denn, ein paar seiner Freunde haben ihn mit ins Dorf genommen heute Nacht. Wir werden sehen.«

      Burgl schaute ihn mit großen Augen an.

      »Hast du Angst, ihm zu begegnen?«

      »Ich bin dumm, nicht wahr?«

      »Nein, dir ist die Sache nur peinlich. Das sollte sie aber nicht. Sie muss nur Hannes peinlich sein. Und verlasse dich darauf, ich werde dafür sorgen, dass die Geschichte in ganz Waldkogel die Runde macht. Er wird sich noch lange an seine Dummheit erinnern.«

      »Trotzdem wäre mir wohler, wenn ich ihn nicht sehen müsste.«

      »Das kann ich verstehen! Dann mache ich dir einen Vorschlag. Wir gehen nicht zur Berghütte zurück. Wir laufen den Pfad weiter in die Richtung des alten ›Pilgerwegs‹. Dann führe ich dich querfeldein zu unserem Hof. Die Mutter macht uns ein gutes Frühstück. Du bleibst bei uns auf dem Hof, und ich erkunde die Lage.«

      Burgl fing an zu strahlen.

      »Du bist schon wieder mein Retter. Ich weiß, dass ich mich nicht schämen muss. Aber ich nehme deinen Vorschlag gerne an.«

      Matthäus stand auf. Er streckte seine Hand aus. Burgl sah ihm in die Augen. Sie zögerte einen Augenblick, dann legte sie ihre Hand in die seine. Sie gingen los.

      Sie wanderten eine lange Strecke still nebeneinander her. Sie warfen sich nur verstohlene Blicke zu. Viele Gedanken gingen Burgl durch den Kopf.

      »Es kommt mir so vor, als ginge ein Brummen von deinem Gehirn aus, es muss auf Hochtouren arbeiten«.

      »Matze, du willst also wissen, über was ich nachdenke, worüber ich brüte, mir mein Hirn schinde, dass es qualmt? Das wundert mich nicht. Ich konnte schon immer schlecht verbergen, wenn mich etwas sehr beschäftigte.«

      »Es geht mich nichts an, was du denkst. Aber ich will dir nur sagen, wenn du bei irgendetwas Hilfe brauchst, dann kannst du dich gerne an mich wenden.«

      »Danke, das ist nett von dir. Aber ich versuche, alleine klarzukommen. Du hast schon so viel für mich getan. Statt auf dem Hüttenfest fröhlich zu tanzen, hast du mir beigestanden.«

      »Deshalb musst du kein schlechtes Gewissen haben. Außerdem war das genau das, was ich wollte.«

      Burgl blieb stehen. Sie schaute ihn ernst an.

      »Wie darf ich das verstehen? Wie soll ich das verstehen?«

      Er lächelte sie an.

      »Mach kein so erschrockenes Gesicht. Ich erkläre es dir gerne.«

      »Dann los! Ich höre dir zu!«

      »Burgl, als ich gestern Abend zur Berghütte kam, habe ich gleich Sabine begrüßt. Von ihr erfuhr ich, dass du zu Besuch bist. Ich freute mich darauf, dich nach all den Jahren wiederzusehen. Ich freute mich sehr. Ich setzte mich in Sabines Nähe und wartete. Dabei bekam ich zwangsläufig die Diskussion zwischen Hannes und Sabine mit. Als Hannes dann fort war, redeten Sabine und ich. Sabine wollte selbst gehen. Ich redete ihr das aus und versprach ihr, mich deiner anzunehmen.«

      »Was dir auch in jeder Beziehung gelungen ist!«

      »Ja, und ich bin mit meinen Bemühungen noch nicht zu Ende. Weißt du, wenn ich etwas tue, dann tue ich es ganz oder gar nicht.«

      »Ich weiß, so bist du schon immer gewesen, Matze. Auf dich war immer Verlass.« Burgl errötete.

      »Was geht dir jetzt wieder durch den Kopf?«

      Burghilde blickte verlegen auf ihre Schuhspitzen.

      »Ach, ich dachte nur, dass dein Madl zu beneiden ist.«

      Matthäus brach in lautes Lachen aus.

      »Da musst du dir keine Gedanken machen. Bisher – also bis gestern – hatte ich noch kein Madl. Die Richtige war mir noch nicht begegnet. Aber ich hoffe jetzt, dass sich an meinen Alleinsein bald etwas ändern wird. Willst du mit mir hoffen? Vielleicht könntest du mir sogar dabei helfen. Was meinst dazu?«

      Burghilde errötete tief.

      »Ah, ich sehe, meine Botschaft ist angekommen!«

      »Langsam, langsam, bitte ganz langsam, Matze! Mein Leben ist in völliger Unordnung. Ich habe vor wenigen Tagen eine langjährige Beziehung beendet. Ich habe von Männern die Nase voll!«

      »Ich bin aber nicht irgendein Mann. Ich bin ein Bursche, den du kennst und ich werde dir Zeit lassen. Ich verstehe, dass du erst noch deine Wunden pflegen musst und Ordnung in dein Leben bringen musst. Lass mich dir dabei helfen, Burgl. Ich sage dir, dass ich dir gern helfe, so wie jeder hier in Waldkogel einem anderen hilft, wenn Not am Mann ist. Ich tue es nicht aus Berechnung. Du sollst dich nicht verpflichtet fühlen. Nimmst du mir das ab?«

      Burghilde seufzte.

      »Versprechen kann ich es nicht, dass ich dir glaube. Aber ich will es versuchen. Außerdem habe ich wenig Auswahl. Die Jahre über, die ich in Berlin war, hatte ich nur Kontakt zu Sabine. Es ist besser, wenn ich den Kontakt zu ihr reduziere, wenn sie hier in Waldkogel ist, wegen Hannes. Ich werde mich mit Sabine die nächste Zeit nur in Kirchwalden treffen können.«

      »Ich, wir alle vom Schönwander Hof werden dir helfen. Mein Bruder Gustl wird sich auch freuen, dich zu sehen. Du wirst staunen, was aus meinem Bruder geworden ist. Er ist einen Kopf größer als ich, verheiratet und hat schon drei Kinder, zwei Buben und ein Madl. Seine Frau ist eine Seele von Mensch. Sie heißt Irina und kommt aus Russland. Ihre Familie sind Rückwanderer. Sie suchte Arbeit und stand eines Tages bei uns auf dem Hof. Sie sprach noch wenig Deutsch. Mutter stellte sie ein, und bald wurden aus Irina und Gustl ein Paar.«

      »Wie haben sie sich denn verständigt? Wie


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