Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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gab sich der trügerischen Hoffnung hin, dass Jochen monogam geworden wäre, besonders, nachdem sie bald zusammen diese Eigentumswohnung gekauft hatten.

      Es war ein Irrtum, dachte Burgl! Ich habe mich selbst betrogen! Im Grunde passt die Sache zu Jochen. Er will der Stargockel sein, inmitten einer Schar von Hennen. Aber alles soll unverbindlich sein und bleiben. Nur keine Bindung, keine Verpflichtung! Im Grunde hat Jochen mir nie etwas versprochen. Er versprach mir nie die Ehe. Somit hat er mich nie belogen. Ich habe mich selbst betrogen, dachte Burgl. Doch warum hatte er dann nach einer Partnerin auf den Seiten dieser Partnervermittlung im Internet gesucht? Also, geht es doch gegen mich. Er ist so ein Schönling! Wenn er gewollt hätte, hätte er doch auch so jemanden finden können.

      Ein seltsames Geräusch drang an Burghildes Ohr. Sie setzte sich auf und lauschte. Das Geräusch kannte sie doch. Es klang wie das Geklimper von Jochens großem Schlüsselbund. Es war ein größerer Karabinerhaken, an dem die vielen Schlüssel der Bauwagen zusammengefasst waren. Auf jeder Großbaustellte gab es einen Bauwagen, in dem die Bauleitung untergebracht war. Zu allen hatte Jochen einen Schlüssel. Den Schlüsselbund mit allen Schlüsseln trug er immer in der Hosentasche mit sich he­rum. Es gehört zu Jochens Eigenarten, dass er mit ihm spielte. Er klimperte so mit dem Schlüsselbund, wenn er nervös war.

      Burghilde sprang auf. Sie zog schnell ihr Stirnband auf und schaltete die Lampe ein. Ihr Herz raste, als sie weiter lauschte. Das Geräusch kam näher. Es kam nicht aus der Richtung des Pfades von der Berghütte zum »Erkerchen«, sondern aus der anderen Richtung. Dann sah sie einen Lichtschein auf dem Teil des Pfades, der zum »Pilgerweg« führte.

      Burgl erkannte Jochen sofort.

      »Jochen!«, sagte sie laut und deutlich.

      Der Schein einer Stablampe traf sie ins Gesicht.

      »Du blendest mich!«

      Abwehrend hob Burgl eine Hand vor die Augen.

      »Du? Hier? Wieso bist du nicht auf der Berghütte?

      »Wer hat dir gesagt, dass ich auf der Berghütte bin? Ach, ist auch egal! Sage mir lieber, was du hier willst! Und blende mich nicht weiter!«

      »Ich suche dich!«

      »Mich? Was willst du? Hat dir Esther nicht gesagt, dass …«

      »Burgl! Burgl! Mich interessiert nicht, was Esther mir von dir übermittelt. Es geht nicht um die Hälfte des Geldes, das du aus dem Verkauf der Wohnung bekommen hast. Das Geld interessiert mich nicht.«

      »Was willst du damit sagen?

      »Kannst du nicht diese Stirnlampe ausmachen? Sie blendet mich!«

      Burgl zog das Stirnband ab und schaltete die Lampe aus.

      »Danke! Können wir uns setzen? Ich habe dir etwas zu sagen.«

      Wortlos ging Burgl zur Bank, schob die Matte mit dem Schlafsack zur Seite und setzte sich. Die zusammengerollte Isomatte mit dem Schlafsack legte Burgl so auf die Bank, dass sich eine Barriere zwischen ihr und Jochen ergab. Er setzte sich.

      »Ich höre!«, sagte Burghilde knapp.

      Burghildes Stimme klang hart und abweisend. Jochen räusperte sich.

      »Höre mir zu, bis ich zu Ende bin. Also, ich bin gekommen, weil ich dich zurückhaben möchte. Dazu will ich dir einen Vorschlag machen. Wir fangen noch einmal von vorne an. Ich bin bereit, alles zu vergessen und zu vergeben. Du hast die Wohnung verkauft, nun ja …, das war etwas überstürzt. Doch es ist nicht tragisch. Es gibt andere Wohnungen, bessere, schönere Wohnungen. Ich baue uns ein Haus. Sage, wie du es haben willst und ich mache die Pläne. Alles wird so sein, wie du es haben willst.«

      Burghilde schwieg.

      »Burgl, ich kann nicht mehr arbeiten, seit du fort bist. Ich kann nicht mehr essen. Ich schlafe nicht. Alles geht drunter und drüber. Komme zurück! Ich schwöre dir, ich werde dir niemals einen Vorwurf machen.«

      Burghilde schwieg weiter.

      »Burgl! Das kann doch nicht alles gewesen sein. Wegen so eines Miss­verständnisses soll alles aus sein zwischen uns? Warum hast du nicht mit mir gesprochen? Das war doch alles nur ein Scherz mit der Partnerseite im Internet. Wir waren alle daran beteiligt, das ganze Team im Büro. Es war einfach nur ein Scherz, ein dummer Scherz. Es war nur mein Bild darin, weil ich der Jüngste von uns bin und die allgemeine Meinung war, dass ich deshalb dafür eigne.«

      Brunhilde schwieg noch immer.

      »Ich soll mich auch im Namen der Kollegen bei dir entschuldigen. Sie sind sehr geknickt. Nie hätten sie damit gerechnet, dass so etwas passiert.«

      Jochen schwieg.

      »Bist du jetzt mit deiner Ansprache fertig?«

      »So im Großen und Ganzen, ja! Was sagst du?«

      »Nichts, ich sage dazu nichts. Oder nur soviel: Du kannst gehen!«

      »Du schickst mich fort? Burghilde, ich habe den weiten Weg auf mich genommen. Es war ein beschwerlicher Weg. Ich kenne mich in den Bergen nicht aus. Ich will dir damit zeigen, wie wichtig du für mich bist.«

      »Du hattest unser Hotel vorgeschlagen!«

      »Ja, das stimmt. Ich war aber nicht alleine dort. Die Kollegen waren dabei. Wir waren alle neugierig auf diese Frau, diese Eva. Sie schrieb ein paar Mails, schickte einige SMS, kam dann doch nicht. Wir haben bis Sonntagabend gewartet.«

      Jochen räusperte sich wieder.

      »Am Montag wurde uns dann alles klar, als die Spedition meine Sachen in die Firma lieferte mit den Computerausdrucken dabei. Ich habe sofort deine Freundin Esther angerufen und bin hingefahren. Ich war mit allen Kollegen dort. Esther hat uns dann von Sabine erzählt. Es war dumm von uns. Es tut uns leid. Bitte, Burgl, glaube mir! Wenn ich irgendetwas tun könnte, damit ich die Zeit zurückdrehen könnte, ich würde es tun.«

      »Du redest Unsinn, Jochen! Ich gebe dir deine Hälfte des Geldes zurück. Wenn ich deine Ehefrau gewesen wäre, würde mir etwas zustehen als Entschädigung, eine Art Schmerzensgeld, denke ich mir. Aber lassen wir das! Jochen, es ist vorbei!«

      »Burgl, ich verstehe, dass du verärgert bist! Du bist in deinem Stolz verletzt. Du fühltest dich hintergangen, betrogen. Glaube mir, das war alles nicht so gemeint. Ruf die Kollegen im Büro an. Sie werden es dir bestätigen!«

      Er hielt ihr sein Handy hin.

      »Mache dich nicht noch lächerlicher, Jochen. Du steckst doch mit ihnen unter einer Decke. Es ist vorbei, es ist aus mit uns!«

      Das Gespräch ging weiter und weiter. Sie drehten sich im Kreis. Jochen versuchte Burghilde zu überreden, es wenigstens noch einmal einige Monate zu versuchen. Er bot ihr eine Art gemeinsame Probezeit an.

      »Ich habe ein Haus gemietet. Es wird dir gefallen. Es ist sehr romantisch. Es ist ein altes renoviertes Fachwerkhaus außerhalb von Berlin. Es hat einen großen Garten und wenn du willst, dann kannst du auch einen Hund haben. Ich habe der Sekretärin im Büro schon den Auftrag gegeben, eine Liste mit Hundezüchtern zusammenzustellen.«

      Burgl seufzte.

      »Jochen, sei einen Augenblick still. Ich kann dir nicht mehr zuhören.«

      Jochen schwieg. Burgl stand auf. Jochen stand auf.

      »Setze dich hin!«

      Jochen nahm gehorsam wieder Platz.

      Burgl trat an das Geländer. Weit unten im Tal waren die Lichter von Waldkogel zu erkennen. Die Lichter der Berghütte waren auch als kleine helle Punkte zu erkennen.

      Plötzlich schallte das Geräusch eines Hubschraubers durch die Nacht.

      »Was ist das?«, fragte Jochen.

      Er trat neben Burghilde ans Geländer.

      Sie sahen, wie der Hubschrauber näherkam. Auf halber Strecke zwischen Dorf und der Berghütte landete er kurz. Dann flog er weiter. Im senkrechten Licht des Suchscheinwerfers landete


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