Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      »Das kann eigentlich nur ein Helikopter der Bergwacht gewesen sein. Entweder ist etwas passiert oder sie machen einen nächtlichen Übungsflug. Wundern tut es mich schon«, sagte Burgl leise vor sich hin.

      »Mache dir keine Gedanken, es wird dafür schon eine logische Erklärung geben. Wenn wir später zur Berghütte kommen, wirst du es erfahren.«

      Burghilde atmete tief durch.

      »Jochen, wir kommen später nicht zur Berghütte. Ich wollte heute Nacht hier am Berg biwakieren. Und das werde ich auch tun, und du wirst gehen. Es gibt nichts mehr zu sagen, Jochen. Es ist vorbei mit uns! Du hast den Bogen überspannt.«

      »Burgl, das sagst du doch nur, weil du dich so über mich geärgert hast. Ich verstehe dich ja. Denke doch noch einmal darüber nach. Es gibt immer mal Missverständnisse zwischen Menschen, die eine Beziehung haben. Es ist eine ganz dumme Geschichte. Du hättest von dem Scherz nie erfahren, wenn sich hinter dieser Eva nicht zufällig deine Freundin Sabine mit ihren Kolleginnen versteckt hätte. Das war einfach Pech. Auf beiden Seiten war es ein schlechter Scherz.«

      »Nenne es, wie du willst. Bei mir hat dieser Scherz einen Erdrutsch ausgelöst. Ich habe dadurch viel gelernt, vor allem über mich selbst. Es war eine äußerst schmerzhafte Lek­tion. Doch nun habe ich hier in Waldkogel einen neuen Anfang gemacht. Ich beginne ein neues Leben. Darin ist für dich kein Platz. Das ist mein letztes Wort, Jochen. Jetzt gehe! Wenn du den Pfad weitergehst, kommst du zur Berghütte. Sei vorsichtig. An einigen Stellen ist der Weg sehr eng. Du hast eine Stablampe, und ich gebe dir meine Stirnlampe dazu. Hier nimm!«

      »Nein! Ich gehe nicht zurück. Ich bleibe hier!«

      Jochen setzte sich wieder auf die Bank. Er verschränkte die Arme und legte ein Bein über das andere.

      So ein sturer Bock, dachte Burghilde. Und egoistisch und verlogen, dass sich die Balken biegen. Ich muss dem Himmel dankbar sein, dass er mir die Augen geöffnet hat. Burgl blieb am Geländer stehen. Sie schwieg.

      Hundegebell schallte durch die Nacht.

      »Bello, ruhig! Aus!«, drang eine Stimme zum »Erkerchen« vor.

      »Toni, bist du das?«, rief Burgl.

      »Ja, wir sind es!«

      Wenige Augenblicke kam Toni, der Bello an der Leine führte, heran. In seiner Begleitung war Matthäus Schönwander.

      »Toni, Matze, was macht ihr hier? Was war auf der Berghütte los? Das war doch ein Hubschrauber der Bergwacht, stimmt es?

      »Scharf beobachtet, Burgl«, antwortete Matthäus. »Das war der Leonhard, mein Chef, und gleichzeitig auch Freund. Ich habe ihn angerufen, weil ich so schnell es ging zu dir wollte. Von Gustl und Irina hatte ich erfahren, dass Jochen in Waldkogel ist und er weiß, dass du auf der Berghütte bist. Ist alles in Ordnung?«

      Er trat neben Burgl, streichelte ihr die Wange und legte den Arm um sie.

      »Ja, es ist alles in Ordnung. Hast du gedacht, du müsstest mich wieder retten?«

      »Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig!«

      »Du bist mir ein ganz Lieber und Fürsorglicher, mein lieber Matze.«

      »Burgl, wer ist das?«

      Jochens Stimme klang sehr scharf.

      »Matze, das ist Jochen! Jochen, das ist Matthäus Schönwander, auch Matze gerufen.«

      »Er scheint ja sehr besorgt um dich zu sein! Kannst du mir das erklären? Du hast eine Unterkunft auf dem Schönwander-Hof, und jetzt taucht er noch auf. Vielleicht wirst du mir das erklären? Scheint am Ende schon länger mit euch zu gehen, wie?«

      In jedem Wort von Jochen klang seine Eifersucht heraus.

      »Nein, Jochen, so wie du dir es vorstellst, ist es nicht. Obwohl es dich nichts angeht, gebe ich dir Auskunft. Es geht noch nicht länger mit uns, obwohl wir uns schon lange kennen. Aber es kann durchaus sein, dass es länger mit uns geht!«

      »Mei, Burgl, des höre ich gern. Ja, ich hoffe auch, dass es länger mit uns geht, ein ganzes langes Leben kann es dauern«, rief Matthäus begeistert aus.

      »Will dieser Kerl damit sagen, dass er dich liebt?«, zischte Jochen.

      »Das geht dich nichts an, Jochen. Du bist hier aufgetaucht, hast rumgefaselt. Das Wort ›Liebe‹ kam dir dabei nicht über die Lippen!«

      »Aber ich habe dir doch gesagt, dass ich bereit bin, alles zu tun. Das ist doch Liebe pur.«

      »Nein, Jochen, aus jedem Wort, das aus deinem Mund kam, sprach Egoismus. Dir geht es nicht um mich, nicht um Liebe. Dich motiviert nur deine verletzte Eitelkeit. Dir geht es zu beweisen, dass du mich wieder bekommen kannst, dass ich nach deiner Pfeife tanze, Jochen. Das tue ich nie wieder! Toni geht bestimmt zurück zur Berghütte. Du kannst mit ihm gehen! Ich sage nicht ›Auf Wiedersehen‹, Jochen, denn ich will dich nie, nie wiedersehen.«

      »Aufi, wir gehen! Nimm deine Sachen! Es ist spät, und ich will auch meinen Feierabend. Morgen ist bei Sonnenaufgang die Nacht um. Als Hüttenwirt muss ich früh aufstehen.«

      »Burgl, du hast mich völlig miss­verstanden«, versuchte es Jochen noch einmal.

      »Himmelsakrament!«, donnerte Toni los.

      »Hast net gehört, was die Burgl gesagt hat? Du sollst mit mir kommen. Des würde ich dir auch empfehlen, sonst kann es leicht passieren, dass der Matze dir eine Abreibung gibt, wie dem Burschen, der ges­tern in der Nacht die Burgl belästigt hat. Der Bursche liegt jetzt bei unserem Doktor in einem Krankenbett. Ich rat dir dringend mitzukommen. Außerdem ist der Matze heute nicht alleine. Ich bin auch hier. Da kannst dir selbst ausrechnen, wie des ausgehen wird, wenn du weiterhin versuchst, hier zu bleiben.«

      Toni drehte sich in Burgls Richtung.

      »Burgl, halte bitte den Bello fest, bis wir mit dem Heini hier fertig sind.«

      Toni übergab Burgl die Hundeleine.

      »Ihr meint es ernst? Das ist kein Scherz, oder? Würdet ihr wirklich handgreiflich werden?«

      »Matze, wir sollten den Burschen aufklären. Der weiß net, dass es hier in den Bergen ein ungeschriebenes Gesetz und eine Ehrensache für jeden ist, einem bedrängten Madl zu helfen. Das war schon immer so. Matze und ich werden mit diesem Brauch nicht brechen«, drohte Toni.

      »Nach dem ersten Fausthieb wird er es schon begreifen, Toni. Wer fängt an, du oder ich?«

      »Du solltest mit ihm anfangen, Matze. Die Burgl ist dein Madl!«

      »Stop!«, schrie Jochen. »Ich gehe mit. Vorher habe ich noch eine einzige Frage an Burghilde.«

      »Beeile dich, mir kribbeln schon die Fäuste!«, drohte Toni.

      »Burgl, sage mir, liebst du diesen Mann?«

      Burgl schaute Matze im Mondschein in die Augen.

      Ihr Herz fing schneller an zu schlagen.

      »Ja, Jochen, ich liebe ihn!«

      Jochen ergriff seinen Rucksack, nahm seine Stablampe und ging davon. Toni eilte mit Bello hinterher.

      *

      Es war ganz still. Burgl und Matthäus sahen sich an.

      »Du liebst mich, Burgl?«

      »Ja, Matze, ich liebe dich! Es ging so schnell. Ich kann es selbst noch nicht ganz begreifen. Aber es ist so, ich liebe dich! Es ist, als sei mein Herz heimgekommen. Anders kann ich es dir nicht sagen.«

      »Ich liebe dich, Burgl!«

      Matthäus nahm sie in die Arme. Ihre Lippen fanden sich zu einem langen, einem sehr langen innigen Kuss.

      »Es ist ein Wunder, Matze! Ich begreife es nicht, wie das so schnell mit uns geschehen konnte.«

      »Es ist das Wunder der Liebe! Wunder kann man nicht mit dem Verstand erfassen. Wunder kann man


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