Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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hohen Maße. Vor Jahren wurden sie von den umliegenden Ortschaften in den Bergen belächelt. Diese bauten ihre Lifte, legten Skipisten für den Winter an, die im Sommer von den Bikern für Abfahrten benutzt werden. Dort verschandeln große Hotels die Hänge. Die Schönheit der Berge wurde zerstört. Anfangs hatten diese Gemeinden mehr Zulauf. Doch jetzt zieht es immer mehr Touristen nach Waldkogel. Der Plan der Waldkogeler geht auf. Immer mehr Touristen suchen nach der unverfälschten Natur.«

      Er nickte ihr zu.

      »Also, liebe Saskia! Ich mache dir einen Vorschlag. Du machst in einem halben Jahr dein Examen. Ich gebe dir eine Chance, wenn ...«

      Sie strahlte ihn an. Er sprach weiter.

      »Bis dorthin legst du mir zwei vollständig ausgearbeitete Ausgaben für die Wochenendbeilagen vor. Du kannst hier von deinem Material ausgehen. Aber da muss noch mehr hinein. Führe Interviews! Hinterfrage alles, was dir die Leute erzählen! Blicke dahinter, schaue um die Ecke, hinter die Fassade. Es sind die ganz persönlichen Lebenserinnerungen, die unsere Leser interessieren.«

      Er schenkte ihr eine Tasse Kaffee ein.

      »Dabei darfst du aber nicht die Vorbereitungen für dein Examen vernachlässigen! Hörst du?«, ermahnte er sie.

      Saskia nickte.

      »Ich habe mir das so gedacht! Im Augenblick machst du ein Praktikum bei uns. Ich werde dich versetzen. Du fährst nach Waldkogel. Hast du einen Führerschein?«

      »Ich habe einen Motorradführerschein!«

      »Hast du ein Motorrad?«

      »Nein, ein Motorrad steht auf meiner Wunschliste, sobald ich richtig Geld verdiene. Ich träume von einer alten Maschine mit Beiwagen.«

      »Das verstehe ich! Ich bin selbst so ein Motorradfreund.«

      »Ich weiß! Ich habe Sie aber schon lange nicht mehr auf einem Motorrad gesehen.«

      »Ich fahre sehr selten. Man wird eben älter. Da macht der Rücken nicht mehr so mit.«

      Er lächelte sie an.

      »Aber mein Motorrad habe ich noch. Wenn du mir versprichst, vorsichtig zu fahren, dann leihe ich es dir!«

      Saskia stieg die Röte ins Gesicht.

      »Wirklich? Ich werde es hüten wie meinen Augapfel!«

      »Das glaube ich dir! Also, dann machen wir es so. Du fährst jetzt heim und packst.«

      Er warf einen Blick aus dem Fenster.

      »Es hat aufgehört zu regnen und die Sonne kommt heraus. Das Wetter bessert sich. Du wirst eine schöne Fahrt haben. Also, noch einmal. Du packst! Wie lange brauchst du dafür?

      »Ich bin schnell! In meinem, in unserem Beruf muss man schnell sein!«

      »Gute Antwort! Ich hole dich in einer Stunde ab. Ich komme mit meinem Motorrad bei dir vorbei. Es hat einen Beiwagen. Da kannst du dein Gepäck hineintun, deinen Computer und was du sonst noch so brauchst. Meine Sekretärin wird sich um eine Unterkunft kümmern.«

      »Es gibt in Waldkogel ein Wirtshaus mit Pension. ›Beim Baumberger‹ heißt es. Dort bin ich bekannt. Dort quartieren wir uns immer ein, schon seit Jahren.«

      Der alte Verleger machte sich Notizen.

      Saskia stand auf. Sie reichte ihm die Hand.

      »Danke für die Chance! Ich werde Sie nicht enttäuschen und mein Bestes geben.«

      »Das glaube ich dir! Spüre die besonderen Menschen in Waldkogel auf. Halte dich abseits der ausgetretenen Pfade! Bringe mir Geschichten von Menschen, die den Spagat zwischen der guten alten Tradition und der Moderne meistern. Tradition ist nichts Festes. Sie lebt. Sie wird von Menschen gelebt, die sich immer wieder für die Tradition entscheiden müssen. Dazu werden die alten Regeln und Bräuche an die Moderne angepasst, und wenn alles gut geht, dann bleibt der tief verwurzelte Sinn erhalten. Er bekommt nur eine neues Aussehen.«

      »Wie die moderne Landhausmode, die neu kreiert wurde, in Anlehnung an die traditionelle Trachtenmode.«

      »Das hast du gut beschrieben! Dann wünsche ich dir viel Glück. Bis in einer Stunde!«

      »Ich werde fertig sein und vor dem Haus auf Sie warten!«

      Er nahm ihr das Handtuch ab und begleitete sie hinaus.

      Saskia schwebte auf Wolken, als sie in der Pförtnerloge ihre Regenjacke holte. Sie war froh, dass der alte Pförtner einen Augenblick nicht da war. Sie wollte mit niemanden sprechen. Sie wollte ihr inneres Glücksgefühl für sich behalten. Saskia zog die Regenjacke an, rannte über den Hof, schwang sich auf das Rad und radelte stehend auf den Pedalen davon, damit sie schnell Tempo bekam. Der alte Verleger stand oben am Fenster und sah ihr nach.

      Sie wird ihren Weg machen, dachte er. Dann fuhr er mit dem Wagen heim in die Vorstadt. Dort stand in der Garage unter einer Plane sein altes Motorrad.

      *

      Saskia fühlte sich wie eine Prinzessin auf ihrem Pferd, als sie später mit den Motorrad ihres Chefs unterwegs war. Sie fuhr vorsichtig immer auf der rechten Spur der Autobahn. Das alte Motorrad zog die Aufmerksamkeit auf sich. Die Autofahrer hupten und winkten, als sie überholten.

      Die sind ganz schön neidisch auf das Vehikel, dachte Saskia.

      Am späten Nachmittag kam sie in Waldkogel an. Meta Baumberger schloss sie in die Arme.

      »Da bist du ja, Madl! Was für eine Freud’!«

      »Grüß dich, Meta! Hallo Xaver!«

      »Grüß Gott, Saskia! Ich habe dir im Schuppen schon Platz gemacht, gleich nachdem du angerufen hattest. Da kannst des gute Stück unterstellen. Der Schuppen ist abgeschlossen. Da kann kein Unbefugter rein.«

      Saskia ging mit Xaver hinaus. Sie fuhr das Motorrad in den Schuppen. Xaver Baumberger, Tonis Vater, half Saskia ihr Gepäck in das Zimmer bringen. Die wenigen Pensionszimmer, die Tonis Eltern vermieteten, waren ausgebucht. So durfte Saskia eines der Zimmer von Toni und seiner Familie beziehen, die im Haus oben unter dem Dach lagen.

      »Toni und Anna freuen sich, dich zu sehen. Die Kinder wollten nach der Schule sogar auf dich warten und dich dann gleich mit hinauf auf die Berghütte nehmen. Besonders die kleine Franziska freut sich auf dich, Saskia!«

      »Ich freue mich auch auf die Kleine. Ich habe die Franzi richtig ins Herz geschlossen. Wenn ich später einmal eigene Kinder bekomme, dann hoffe ich auf ein Mädchen.«

      »Bist verliebt? Hast denn schon einen Burschen?«, fragte Meta.

      »Ach, Meta! Es gibt genug Männer. Ich kenne viele. Aber der Richtige war noch nicht dabei. Sie sind alle nicht übel und einige geben sich viel Mühe, mich zu umgarnen. Sie tun mir richtig leid. Ja, ich habe Mitleid mit ihnen. Sie sind verliebt in mich. Aber ich bin nicht verliebt in sie. So ist es eben.«

      Saskia zuckte mit den Schultern und machte eine hilflose Handbewegung.

      »Es funkt nicht zwischen uns. Ich war noch nie so richtig verliebt. Es klappt einfach nicht. Ich finde niemanden. Meine Freundinnen und Studienkolleginnen, die sind alle in festen Händen. Einige sind schon verlobt. Nur ich bin noch alleine. Ganz allmählich komme ich mir blöd vor. Vielleicht sind auch meine Ansprüche zu hoch. Das werfen mir meine Freundinnen vor.«

      »Schmarrn, Saskia! Beim Mann für das Leben können die Ansprüche net hoch genug sein. Man entscheidet sich nur einmal, und dann soll – muss es schon der Richtige sein.«

      »Vielleicht bin ich auch zu kritisch! Meine Mutter sagt, ich würde die Nadel im Heuhaufen suchen. Ich will eben den perfekten Mann, einzigartig muss er sein.«

      Meta Baumberger schmunzelte.

      »Ach Kindl! Saskia, ich bezweifle, ob es den perfekten Mann gibt. Jeder Bursche hat seine Macken, wie man sagt. Aber wenn du dich wirklich verliebst, dann liebst du auch diese Macken. Niemand ist perfekt, Madl! Wir Weiber haben auch unsere Macken. Weißt, Saskia, wenn du dich verliebst,


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