Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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küssten sich.

      Burgl flüsterte Matthäus ins Ohr, dass sie schwanger sei.

      »Mei, dann hatte die Irina doch mal wieder recht!«, lachte er.

      Monate später bekamen die beiden einen Buben. Danach folgten im Abstand von zwei Jahren ein Mädchen und noch ein Junge. Sie waren sehr glücklich.

      Burgl ging ganz in der Rolle der Mutter auf, der schönsten Aufgabe einer Frau.

      Esther kam oft zu Besuch. Sie erzählte, dass Jochen ins Ausland gegangen sei.

Saskias wichtigster Auftrag

      Toni kam in die Küche der Berghütte. Er lächelte Anna an.

      »Es ist Zeit für unsere kleine Pause!«, sagte er.

      Anna warf einen Blick auf die Küchenuhr.

      »Die Zeit vergeht so schnell! Lass mich dies hier noch fertig machen!«

      Toni lächelte seine Frau an.

      »Nix da, des kann warten!«

      Toni trat hinter sie und zog die Schleife der Schürzenbänder ihrer Küchenschürze auf, die Anna über ihrer Dirndlschürze trug.

      »Toni!«, rief Anna. »Kannst du nicht warten?«

      »Naa, des kann ich net! Und ich will des auch net, besonders heute net.«

      Er zog seiner Frau die Arbeitsschürze aus und reichte ihr einen Becher mit Kaffee. Liebevoll legte er den Arm um ihre Schultern und ging mit ihr hinaus auf die Terrasse der Berghütte. Wenn es möglich war, machten Toni und Anna jeden Morgen eine kleine Pause, nämlich dann, wenn die Hüttengäste nach dem Frühstück zu ihren Bergtouren und Wanderungen aufgebrochen oder abgereist waren. Erst zum Mittagessen füllte sich die Berghütte wieder.

      »Des wird eine ruhige Woche geben, mei, des gefällt mir!«

      Toni schaute Anna an.

      »Oder hat meine Finanzchefin Bedenken?«

      Mit der Frage spielte Toni auf Annas Beruf an. Anna, die mit vollen Namen Dorothea Annabelle hieß, war Bankerin gewesen, bevor sie Tonis Frau wurde. So war es nicht verwunderlich, dass sich Anna um die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Hüttenbetriebes kümmerte.

      »Nein, ich bin auch ganz froh, dass es einmal einige Tage ruhiger ist.«

      »Es sind net nur einige Tage, Anna, es ist eine ganze Woche. Diese Betriebsgruppe hatte den ganzen Hüttenboden reserviert und einige Kammern.«

      »Sie mussten die Betriebsferien verschieben, weil die Firma einen größeren Auftrag bekommen hat. Das ist doch schön, dass es bei ihnen so gut läuft, in der heutigen Zeit. Sie haben gesagt, sie kommen in einigen Wochen. Ich freue mich auf die ruhigeren Tage.«

      Anna sah Toni an und lächelte.

      »Wir haben auch viel mehr Zeit für uns und für die Kinder. Wenn es nicht so voll ist, dann kann Alois die Berghütte einen Tag übernehmen und wir machen mit den Kindern einen Ausflug oder eine schöne Wanderung. Was hältst du davon?«

      »Des ist eine prächtige Idee, Anna. Wie wäre es, wenn wir mit den beiden eine Nacht oben im ›Paradiesgarten‹ biwakieren?«

      »Ich habe eher daran gedacht, mit den beiden einen längeren Tagesausflug zu machen, vielleicht auch zu übernachten. Ich dachte daran, meine Freundin Sue in Frankfurt zu besuchen. Ich könnte dann mit Sue mal so wieder richtig tratschen. Derweil könntest du mit Franziska in den Zoo gehen. Sebastian könnte das Architekturmuseum besuchen.«

      »Das ist eine gute Idee! Es muss ja nicht gleich morgen sein oder?«

      Anna warf Toni einen Blick zu.

      »Du hast noch etwas anderes auf deiner Liste?«

      »Ja! Ich will den Hüttenboden renovieren. Wir räumen alles aus und streichen neu. Das können wir sonst nur im Winter machen. Aber jetzt bei dem schönen Wetter trocknet die Farbe viel schneller und die Matratzen können gut in der Sonne lüften.«

      »Gute Idee, Toni! Dann lass uns damit anfangen.«

      Toni gab Anna einen Kuss aufs Haar.

      »Langsam, langsam, Anna! Jetzt trinken wir in Ruhe unseren Kaffee und genießen die Aussicht. Was ist das heute wieder für ein schöner Tag!«

      »Ja, das ist er!«

      Anna lächelte Toni an und legte den Kopf auf seine Schulter.

      »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir keinen Hüttengast hatten, dass nur du und ich und der alte Alois allein hier waren.«

      »Des ist schon eine ganze Weile her«, rief Alois.

      Er saß nebenan am Tisch und las die Zeitung. Er faltete sie und legte sie neben sich auf den Stuhl.

      »Des kam schon früher bei mir mal vor, dass eine große Reisegruppe abgesagt hat oder erst später gekommen ist. Des ist net so tragisch, ganz im Gegenteil, dann wird eben Großputz gemacht«, sagte der alte Alois. »So hab’ ich des früher auch immer gemacht.«

      Er bot an, die Aufgaben in Küche und Wirtsstube zu übernehmen, so könnten Toni und Anna die Arbeit auf dem Hüttenboden erledigen.

      »Dann seid ihr spätestens übermorgen damit fertig. Ich halte des für eine gute Idee, mit den Kindern nach Frankfurt zu fahren. Des macht den beiden bestimmt Freude. Euch tut so ein Kurzurlaub auch gut. Um die Berghütte müsst ihr euch net sorgen. Ich koche meine beliebten Eintöpfe. Die schmecken gut und alle werden satt.«

      Der alte Alois grinste.

      »Trinkt schön euren Kaffee aus, dann geht es an die Arbeit! Ich freue mich darauf, mal wieder so ganz und gar Hüttenwirt zu sein. Des ist wie ein Jungbrunnen für mich.«

      »Ja, Alois, wenn die viele Arbeit, die du ganz alleine machen willst, ein Jungbrunnen für dich ist, dann wollen wir des net verhindern. Des wäre ja direkt eine Sünd’, meinst net auch, Anna?«, lachte Toni.

      Sie tranken ihren Kaffee aus und gingen hinauf auf den Hüttenboden, um mit dem Großputz und der Renovierung zu beginnen.

      Aus der Küche der Berghütte schallte Alois brummige Stimme herauf, und die Volkslieder aus den Bergen, die er vor sich hin trällerte.

      *

      Nieselregen hüllte die Stadt ein. Saskia Pirner trat aus der Hintertür und lief über den Hof. Sie holte ein trockenes Handtuch aus den großen Taschen ihrer Regenjacke und wischte den Sattel ihres Fahrrades ab. Sie schwang sich auf das Rad und fuhr zum Hof hinaus. Der Regen legte sich wie eine feine Feuchtmaske auf ihr Gesicht. Die Kapuze rutschte ihr immer wieder vom Kopf. Ihre Hände wurden klamm. Nach fast einer halben Stunde Strampelei kam sie endlich bei der Zeitung an. Sie stellte ihr Fahrrad an die Wand neben dem Druckereigebäude, aus dem der Lärm der Druckmaschinen heraus hallte. Saskia liebte dieses Geräusch. Ihr Vater und ihr Großvater waren Drucker gewesen. Sie hatten ihr die Liebe zu allem vermittelt, was lesbar war und gedruckt wurde. Für Saskia wäre es denkbar gewesen, das Handwerk des Druckers zu erlernen. Aber ihr Vater hatte ihr davon abgeraten, nicht weil sie ein Mädchen war, sondern weil die Elektronik und die Computer die Arbeit in der Druckerei verändert hatten.

      »Kind, gehe weiter zur Schule«, hatte ihr Vater gesagt. »Es werden Leute gebraucht, die dafür sorgen, dass etwas Gutes in einer Zeitung steht, gleich wie sie auch hergestellt wird.«

      So hatte Saskia ihr Abitur gemacht und die Journalistenlaufbahn eingeschlagen. In einem halben Jahre würde sie ihr Examen in Publizistik machen. Jetzt waren Sommersemesterferien. Saskia absolvierte ein Praktikum bei der Zeitung. Es war ein Traum von ihr, dort eines Tages eine Stelle zu bekommen. Dass es ein Traum war, dessen war sich Saskia bewusst, aber sie hatte schon immer an Träume geglaubt und daran festgehalten. Als zukünftige Reporterin brachte sie die Jugendlichkeit und Sorglosigkeit mit, die alle Berufsanfänger auszeichnete.


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