Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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und sie gebeten, so zu tun, als könnte sie vorher niemand zur Verfügung stellen. Ebenso wenig wusste Helene Träutlein, dass sie auf das heimliche Betreiben des Pfarrers hin, von Doktor Martin Engler in Kur geschickt wurde.

      Es war ein Komplott, das Pfarrer Heiner Zandler zusammen mit dem jungen Doktor Martin Engler ausgeheckt hatte. Diese Vorgehensweise war nach Pfarrer Zandlers Ansicht dringend notwendig, da Helene Träutlein sich seit Jahren geweigert hatte, ihren Urlaub zu nehmen. Sie nahm höchsten einmal einige Tage frei, um ihre Verwandten zu besuchen. Pfarrer Zandler stieß bei ihr immer auf taube Ohren, wenn er sie darauf ansprach, dass sie in Urlaub gehen sollte. Als sie dann zwei Tage mit hohem Fieber im Bett lag, witterte der Geistliche seine Chance. Er hatte den Doktor abends außerhalb der Sprechzeiten aufgesucht und mit ihm geredet. Martin hatte den Pfarrer sofort verstanden.

      »Wenn sie auf Ihre Autorität nicht hört, dann werde ich mein Glück versuchen, Herr Pfarrer. Vielleicht können wir die gute Helene Träutlein auf diese Weise eine Weile zur Ruhe zwingen. Einen Versuch ist es allemal wert.«

      Doktor Martin Engler hatte seine ganze ärztliche Autorität in die Waagschale geworfen. Er hatte Helene Träutlein zur gründlichen Untersuchung in die Praxis bestellt und sie mit vielen lateinischen Fachausdrücken überschüttet. Er hatte ein ernstes und besorgtes Gesicht gemacht.

      »Sie wollen doch nicht, dass sie eines Tages für länger krank werden? Was soll unser guter Pfarrer dann machen?«

      Helene Träutlein hatte sich unter stetigem Druck überreden lassen und zugestimmt, in Kur zu gehen an die Ostsee. Pfarrer Zandler hatte mit dem Ordinariat gesprochen, das für diese Zeit eine Vertretung senden würde. Und jetzt war es bald soweit. Helene Träutlein würde von Fritz Fellbacher mit dem Auto nach Kirchwalden zum Bahnhof gebracht werden.

      »Ich mache noch einen Hausbesuch, Träutlein. Zum Abendessen bin ich wieder da! Und wenn ich komme, dann wünsche ich, dass du das Heft auf den Schreibtisch in meinem Studierzimmer gelegt hast.«

      Helene Träutlein schaute ihren Chef mit großen Augen an.

      »Ich weiß nicht, ob ich bis zum Abend damit fertig bin. Ich wollte die Listen und Anweisungen noch einmal genau durchgehen.«

      »Man kann es auch übertreiben. Und du übertreibst es, Träutlein. Außerdem bist net aus der Welt. Wenn wirklich etwas schiefgehen sollte, dann kann ich dich in der Kur anrufen.«

      »Ja, des dürfen Sie aber net nur so daherreden, Herr Pfarrer. Des müssen Sie mir versprechen.«

      »Ich verspreche es! Und jetzt hörst auf, dir so viele Gedanken zu machen.«

      Er drehte sich um und verließ das Pfarrhaus.

      *

      Pfarrer Zandler seufzte tief, aber es war ein Seufzer der Erleichterung, als er dem Auto des Bürgermeisters nachschaute. In einer Stunde wird sie im Zug sitzen und ihrer Kur entgegenfahren, dachte er. Er ging ins Pfarrhaus und trank erst einmal einen Obstler. So sehr er auch seine langjährige Haushälterin schätzte, so genervt war er gelegentlich von ihr. Sie war sehr tüchtig. Er konnte sich immer auf sie verlassen. Doch es kam immer öfters vor, dass sie zu Übereifer neigte und seine Ruhe störte.

      Nach etwas über einer Stunde kam Fritz Fellbacher aus Kirchwalden zurück.

      »So, Heiner! Sie sitzt im Zug!«

      »Dem Himmel sei Dank! Es ist für mich auch bisserl wie in Urlaub, wenn sie nicht hier ist. Damit will ich nix gegen sie sagen, aber sie kann auch ganz schön nerven. Ich weiß, dass sie es net böse meint. Aber wenn sie ihre Putzwut bekommt, dann ist es nicht zum Aushalten mit ihr.«

      Fritz Fellbacher und Rainer Zandler waren seit Kindertagen Freunde. Wenn sie alleine waren, duzten sie sich. Waldkogel war bei den beiden in guten Händen. Der Bürgermeister Fellbacher steuerte vom Rathaus aus die weltlichen und der Pfarrer von Kirche und Pfarrhaus aus die seelischen Belange der Waldkogeler. In vielen Dingen arbeiteten sie zusammen, denn Pfarrer Zandler gehörte auch zum Gemeinderat des Bergdorfes.

      »Wann kommt die Vertretung?«, fragte der Bürgermeister.

      »Heute Nachmittag! Sie ist ein junges Madl, so Mitte Zwanzig. Sie hat eine hauswirtschaftliche Ausbildung hinter sich und soll sehr tüchtig sein. Sie hat sogar schon als Vertretung im Hause des Bischofs mitgeholfen. Rosemarie Rankl heißt sie und wird Rosel gerufen.«

      »Hast du schon mit ihr gesprochen?«

      »Naa, wir haben nur einmal telefoniert! Ich freue mich darauf, einmal ein neues Gesicht um mich zu haben.«

      »Das bringt dir auch etwas Abwechslung!«

      »Ja, das stimmt, Fritz! Und ich bin mir sicher, dass sie ihre Sache gut macht.«

      »Du darfst sie aber nicht so sehr loben, wenn Helene wieder zurück ist.«

      »Bewahre, Fritz! Ich will mir doch keine neuen Probleme schaffen. Aber zu Klagen darf ich mich nicht hinreißen lassen. Sonst nimmt sich Helene Träutlein nie wieder auch nur einen einzigen freien Tag!«

      »Des stimmt! Es ist wie in der Politik, ein gutes Mittelmaß ist gefragt. Ich werde dich die Tage mal besuchen. Dann werde ich die Neue kennenlernen.«

      »Tue das, Fritz!«

      Pfarrer Zandler brachte den Freund zur Haustür. Dann setzte sich der Geistliche in den Garten hinter dem Pfarrhaus und las die Zeitung. Er hatte beschlossen, sich eine ruhige Zeit zu machen, solange Helene Träutlein in Kur war. Deren Arbeitsanweisungen lagen in seinem Schreibtisch.

      Pfarrer Zandler hatte nicht die Absicht, diese Rosemarie Rankl zu geben. Träutlein war in Kur, und ihr langer Arm sollte nicht über dem Pfarrhaus schweben. Das hatte sich Helene Träutlein zwar so vorgestellt, aber damit war er nicht einverstanden.

      Am späten Nachmittag kam die Aushilfe. Pfarrer Zandler öffnete die Haustür.

      »Grüß Gott! Ich bin Rosemarie Rankl, die Vertretung Ihrer Haushälterin.«

      »Grüß Gott! Komm rein! Ich bin Rainer Zandler, der Pfarrer. Wir haben ja schon telefoniert.«

      Der Geistliche nahm ihr den Koffer ab und trug ihn in das Gästezimmer.

      »Danke, Herr Pfarrer! Auspacken kann ich heute Abend noch. Kann ich gleich die Räume sehen? Hat Frau Träutlein mir Anweisungen geschrieben?«

      »Ja, ich denke, sie hat etwas notiert. Sie hat es mir auch gegeben. Aber das ist nicht so wichtig. Das hat Zeit. Jetzt packen sie erst einmal aus und machen sich frisch. Dann trinken wir zusammen Kaffee. In der Küche steht ein Kuchen. Die Küche ist im Erdgeschoss. Ich gehe in den Garten. Sie können sich alleine alles ansehen. Die Türen stehen überall offen.«

      Die junge Frau lächelte ihn zaghaft an.

      »Das werde ich tun«, sagte sie leise.

      Pfarrer Zandler ging hinaus und schloss die Tür.

      Was für ein stilles, scheues Reh, dachte er, als er im Garten saß. Rosemarie Rankl war nicht groß, hatte lange brünette Haare, die sie zu einem Knoten am Hinterkopf zusammengesteckt hatte. Sie war blass und das tiefblaue hochgeschlossene Dirndl ließ sie noch blasser erscheinen. Pfarrer Zandler war ein guter Menschenkenner. Er hatte auf den ersten Blick gesehen, dass die junge Rosel irgendwie ein armes Menschenkind war. In ihren großen Augen standen Angst und Scheu. In Gedanken verglich der Geistliche sie mit den Madln aus Waldkogel, die in ihrem Alter waren. Sie waren anders. Sie versprühten Lebensfreude und Frohsinn. Mit dem Madl stimmt etwas nicht, dachte er. Aber das bekomme ich noch heraus.

      Es dauerte nicht lange, dann kam Rosemarie in den Garten. Sie trug jetzt ein schwarzes Dirndl mit einer schwarzen Schürze.

      »Ich habe mir alles angesehen, Herr Pfarrer!«

      »Hast Fragen?«

      »Nein, im Augenblick nicht! Nur …, wo möchten Sie den Kaffee und den Kuchen? Soll ich drinnen decken in Ihrem Arbeitszimmer?«

      »Du bringst des Zeugs hier heraus. Es ist viel zu schönes Wetter, um sich in die Stube zu verkriechen.«

      »Gut,


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