Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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wichtig. Bitte lassen sie mich zu ihr! Bitte!«

      »Warum wollen Sie die Oberin so dringend sprechen? Wie ist ihr Name? Kennt unsere Oberin Sie?«

      Gaudenz seufzte tief.

      »Mein Name ist Gaudenz Moosbauer. Ich komme aus Waldkogel und muss sie in einer wirklich dringenden Angelegenheit sprechen.«

      Die Nonne musterte Gaudenz noch einmal. Dann sagte sie: »Warten Sie hier! Versprechen kann ich nichts. Es kann etwas dauern!«

      Gaudenz nickte. Er wartete und lief dabei vor seinem Auto auf und ab. Dabei schaute er binnen einer Minute gleich mehrmals auf die Uhr. Er sah nicht, dass er von einem Fens­ter aus beobachtet wurde.

      Endlich kam die Schwester an die Tür und hielt sie ihm auf.

      »Unsere Oberin erwartet Sie! Kommen Sie bitte herein!«

      »Danke!«

      Gaudenz folgte der alten Schwester, die an einem Stock ging. Sie brachte ihn in einen großen Raum, offensichtlich das Büro der Oberin. Diese saß hinter einem Schreibtisch voller Papiere. Sie stand auf und ging Gaudenz entgegen.

      »Grüß Gott, Herr Moosbauer! Was kann ich für sie tun?«

      »Grüß Gott! Erst mal danke, dass Sie Zeit für mich haben.«

      Die Oberin bat Gaudenz, Platz zu nehmen und betrachtete ihn. Er fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht.

      »Entschuldigen Sie, dass ich unrasiert bin. Normalerweise sehe ich nicht so aus, aber ich bin gleich nach Sonnenaufgang durchgefahren. An eine Rasur habe ich nicht mehr gedacht.«

      Die Oberin lächelte gütig.

      »Also, ich will gleich zur Sache kommen. Sagt Ihnen der Name Rosemarie Rankl etwas?«, fragte Gaudenz.

      »Ja, was ist mir ihr?«

      »Sie dürfen Sie nicht in den Orden aufnehmen!«, platzte Gaudenz heraus.

      Die Oberin runzelte die Stirn.

      »Haben Sie deshalb den weiten Weg gemacht, um mir das zu sagen? Warum sollte ich das nicht tun?«

      Gaudenz spürte, wie sein Herz klopfte.

      »Es mag Ihnen vielleicht … Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll … Ich habe Rosemarie kennengelernt. Sie macht Vertretung für die Haushälterin von Pfarrer Zandler bei uns in Waldkogel. Da sind wir uns über den Weg gelaufen. Jedenfalls, ich habe sie gesehen, und mir war sofort klar, dass sie ein wunderbarer Mensch ist. Sie ist wirklich ein besonderer Mensch, ein ganz besonderes Madl. Wir haben die ganze Nacht geredet – nur geredet! Sie hat mir viel aus ihrem Leben erzählt. Sie hat so wenig Liebe erfahren. Ich liebe sie! Ich will sie heiraten. Aber Rosemarie sprach von einer Zukunft im Kloster. Sie verstehen?«

      »Herr Moosbauer, ganz so weltfremd sind wir nicht, wie uns immer angedichtet wird. Sie müssen Rosemarie wirklich gern haben, wenn sie gleich zu mir kommen.«

      »Ja, ich habe sie nicht nur gern. Ich liebe Rosemarie!«

      »Haben Sie es ihr gesagt?«

      »Das wäre zu viel auf einmal gewesen. Rosemarie ist nicht so wie andere Madln. Bei ihr kann ich so ein Thema nicht einfach anschneiden. Ich vermute fast, dass jede Art von Liebe und Zuneigung fremd für sie ist. Sie ist sehr verschlossen und unsicher. Ich tastete mich behutsam heran und sagte ihr, dass sie besonders sei. Da kamen ihr die Tränen. Aber dann fasste sie Vertrauen zu mir, und wir unterhielten uns die ganze Nacht. Sie erzählte mir ihre Lebensgeschichte in Kurzfassung. Sie ist heimatlos und wählt das Klos­ter, um eine Heimat zu haben. Sie sehnt sich nach einem Ort der Sicherheit und Geborgenheit. Ich möchte ihr Heimat geben auf meinem Hof. Heimat in meinem Herzen habe ich gleich beim ersten Anblick gegeben. Aber ich fürchte, alleine schaffe ich es nicht. Ich brauche Hilfe. Ich liebe Rosemarie so und will ihr wirklich ein guter Mann sein. Ich weiß, dass ich Geduld mit ihr haben muss. Sie muss sich nicht nur zu mir bekennen, sondern erst einmal sich selbst entdecken. Sie muss erkennen, dass ihre Herkunft nichts mit ihr als Person zu tun hat. Ich habe nur einen Wunsch, sie glücklich zu machen.«

      Aus Gaudenz war es einfach so herausgesprudelt. Die Oberin lächelte.

      »Sie sind ein mutiger und doch besonnener junger Mann. Sie sagen, sie arbeitet im Pfarrhaus in Waldkogel?«

      »Ja, aber nicht ganz!«

      Gaudenz erzählte alles, was er wusste, dass Rosemarie auf der Berghütte weilte, weil sie Pfarrer Zandler dorthin geschickt hatte. Er erzählte von dem Gespräch mit seinem Freund Toni, der ihm die Bedenken und Überlegungen Pfarrer Zandlers anvertraut hatte. Er berichtete, wie er sich Rosemarie vorsichtig genähert hatte und ließ am Schluss auch den zaghaften Kuss auf die Wange nicht aus.

      »Sie hat sich von Ihnen küssen lassen? Das kommt fast einem Wunder gleich. Junger Mann, Sie wissen nicht, was sie da vollbracht haben!«

      Gaudenz schaute die Oberin erstaunt an. Diese stand auf, ging zu ihrem Schreibtisch und telefonierte.

      »Sie haben seit gestern Abend nichts mehr gegessen. Ich lasse etwa bringen. ›Gutes Essen hält Leib und Seele zusammen‹, sagt ein altes Sprichwort. Und Sie werden alle Kraft brauchen.«

      Zwei jüngere Nonnen fuhren einen großen Teewagen herein und verschwanden wieder. Die Oberin deckte selbst den Tisch und sie begannen zu essen. Dabei erzählte sie von Rosemarie. Als junge Nonne hatte sie in dem Kinderheim gearbeitet, in das Rosemarie als Baby gebracht worden war.

      »Sie war damals schon ein stilles Kind und sehr ernst. So blieb sie auch. Später war ich Leiterin eines Heims für Mädchen. Rosemarie gehörte zu den Kindern im Heim. Sie war immer noch sehr ernst und zog sich zurück. Sie war nie fröhlich und ausgelassen. Sie hatte wenig Selbstvertrauen. Sie schloss nie Freundschaften und hielt sich immer abseits. Sie verschloss ihre Gefühle nach außen hin, dass es schmerzte, sie so zu sehen.«

      »Rosemarie sagte, sie hätte schlechte Erfahrungen gemacht. Man hätte sie verdächtigt, weil ihr Vater …, sie wissen schon.«

      »Nicht in dem Kinderheim, in dem ich die Leitung hatte. Aber die Mädchen gingen in eine öffentliche Schule. Mit dem Namen Rankl war einmal ein großer Skandal verbunden. So etwas bleibt den Menschen in Erinnerung. Und Kinder können ungerecht und hart sein. Doch Rosemarie hat nie bei mir geklagt.«

      Die Oberin schenkte Gaudenz noch eine Tasse Kaffee ein.

      »Ich bin mir sicher, dass Rosemarie eine gute Mutter sein würde. Sie ist wirklich ein besonderer Mensch. Ich hätte sie gerne hier als Nonne.«

      Die Oberin sah, wie Gaudenz vor Schreck zusammenzuckte und hob beschwichtigend die Hand.

      »Ich habe ihren Antrag erst einmal abgelehnt, weil sie ihn aus dem Motiv der Flucht gestellt hat. Das habe ich ihr aber nicht gesagt. Ich bin der Meinung gewesen, dass sie sich nach all den Jahren in Heimen und Schulen im wirklichen Leben den Wind um die Nase wehen lassen sollte. Sie sollte das wirkliche Leben kennenlernen, damit sie weiß, auf was sie sich einlässt, wenn sie darauf verzichtet.«

      Die Oberin lächelte Gaudenz an.

      »Es scheint, dass Sie ihr eine Tür zum Leben geöffnet haben. Gehen Sie den Weg weiter, junger Mann. Wenn sich Rosemarie für sie entscheidet, dann werden Sie bestimmt sehr glücklich mit ihr werden. Sie wird eine hingebungsvolle, treue Ehefrau sein und eine wundervolle Mutter. Dessen bin ich mir ganz sicher.«

      Gaudenz strahlte. Er wollte zu einem Satz ansetzen.

      Aber die Oberin gebot ihm, zu warten.

      »Ich kann und werde Rosemarie zu einem späteren Zeitpunkt den Eintritt in den Orden nicht verwehren, wenn sie noch will. Es ist die Rosemaries Entscheidung. Sie soll sich mit den Möglichkeiten eines bürgerlichen Lebens auseinandersetzen. Sie soll alles abwägen, damit sie die richtige Entscheidung trifft. Nur dann ist es eine wahre Entscheidung.«

      Sie lächelte.

      »Persönlich wünsche ich mir, dass Rosemarie die Liebe entdeckt, die sie ein Leben lang so vermisst hat. Sicher können Sie ihr Elternliebe nicht geben,


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