GLÜHENDER SAND. Rachel Amphlett

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GLÜHENDER SAND - Rachel Amphlett


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war.

      Danach hatte er den Kopf unten behalten und allen Einheimischen, mit denen er sich seit seiner Ankunft angefreundet hatte, erzählt, dass er ein ehemaliger Exekutivbeamter sei, der von der Hektik in der Stadt die Nase voll gehabt hätte. Jemand, der sich neu orientieren wollte und gerade herauszufinden versuchte, was er in Zukunft mit seinem Leben anstellen sollte.

      Mit trockenem Mund umklammerte er das Handy fester.

      »Wie zum Teufel hast du mich gefunden?«

      »Das erkläre ich dir später. Wir haben ein Problem.«

      »Kümmere dich selbst darum. Ich bin im Ruhestand.«

      »Wohl eher gelangweilt, oder?«, meinte David Ludlow und in seinem ansonsten ruhigen Tonfall schwang eine Spur Verachtung mit.

      Dan stellte die Tüte zwischen seinen Füßen ab, dann richtete er sich auf und kratzte über die Stoppeln auf seiner Wange, während er in seinem Kopf eine angemessene Antwort zu formulieren versuchte.

      Doch sein ehemaliger Chef unterbrach seine Gedanken:

      »Ich habe einen Job für dich, der umgehend erledigt werden muss und der dich unter Umständen beim neuen Premierminister sogar in einem guten Licht dastehen lassen könnte.«

      »Welcher neue Premierminister?«

      »Liest du in der Zeitung auch noch etwas anderes als den Sportteil?«

      Dan schluckte seine bissige Antwort herunter und stellte stattdessen im Kopf einige Berechnungen an.

      »Ich muss auf See gewesen sein, als es passiert ist.«

      »Okay.« David klang allerdings nicht überzeugt. »Dann hast du also in den letzten zwei Wochen nur die Fußball-Ergebnisse überprüft?«

      »Warte mal kurz.« Dan hielt seine Hand in die Höhe und seufzte dann. »Woher wusstest du, wo du mich finden kannst?«

      »Hi, Dan.«

      Er schloss die Augen und fluchte. »Mel?«

      Die Analytikerin kicherte am anderen Ende der Leitung.

      »Verdammter Mist«, rief Dan. »Du hast einen Peilsender an meinem Boot angebracht, nicht wahr?« Er runzelte die Stirn. »Warte mal. Wenn du die ganze Zeit über gewusst hast, wo ich bin, warum bin ich dann nicht längst zurückgeschleift und verhaftet worden?«

      »Weil wir niemandem gesagt haben, wo du bist«, antwortete David. »Was mich zu meinem aktuellen Problem bringt.«

      »David, ich stehe hier bei über dreißig Grad in der Sonne und die Milch für meinen Kaffee wird gleich zu Butter. Wie schon gesagt, ich bin nicht interessiert.«

      Dan beendete den Anruf, griff nach seiner Tüte und ging heftig fluchend in Richtung seines Bootes.

      Die gute Laune, die er seit seinem Aufwachen an diesem Morgen verspürt hatte, war schlagartig verschwunden und durch Frustration und eine brodelnde Wut ersetzt worden, weil es für David trotz allem vollkommen in Ordnung war, aus heiterem Himmel anzurufen und seine Hilfe zu verlangen.

      »Vergiss es«, murmelte er aufgebracht.

      Dan zwang sich zu einem Lächeln und hob zur Begrüßung seine Hand, als er an einer zweiunddreißig Fuß langen Ketch mit Holzrumpf vorbeikam, deren deutsche Besitzer gerade einen gemütlichen Brunch unter einem dunkelblauen Sonnensegel genossen.

      Er schluckte mit trockener Kehle, als er sich die Tasse Kaffee vorstellte, die er sich gleich kochen würde, sobald er in die relative Kühle seines eigenen Bootes zurückgekehrt war.

      Trotz der Hitze sorgte der Hafen abseits der sich aneinanderdrängenden Gebäude der Stadt nämlich dafür, dass seine Nutzer mehr von den kühlenden Winden des Atlantiks abbekamen.

      Er trottete weiter den Steg entlang und versuchte dabei, die Schweißtropfen zu ignorieren, die trotz des Kurzarmhemdes aus Baumwolle zwischen seinen Schulterblättern hinunterliefen. Seine Sandalen bewahrten seine Füße zwar davor, von der heißen Betonoberfläche unter seinen Sohlen verbrannt zu werden, aber diese wurden immer dünner, je weiter der Sommer voranschritt.

      Er hielt jetzt am Ende des Steges an, ging in die Hocke und begann das Seil zu lösen, das sein Dingi an Ort und Stelle hielt, während es auf den leichten Wellen schaukelte, die gegen den mit Gummi verkleideten Rumpf des Bootes schwappten.

      Er richtete sich auf und zog sich die Baseballmütze tiefer ins Gesicht, während er seine Hand erneut senkte. Doch dann verharrte er plötzlich mitten in der Bewegung.

      Sein Boot lag noch ungefähr fünfzig Meter von seinem jetzigen Standort entfernt, aber selbst auf diese Distanz hin, konnte er sehen, wie die Steuerhaustür mit der sanften Bewegung des Bootes im Wasser auf und zu schwang.

      Instinktiv griff er in seine Hosentasche und im selben Moment, als seine Finger die Bootsschlüssel berührten, ließ seine andere Hand die Einkaufstüte zu Boden fallen und fasste nach der Pistole, die versteckt unter seinem T-Shirt im Hosenbund steckte.

      »Scheiße«, murmelte er leise.

      Zuerst ein Anruf von David aus heiterem Himmel, und jetzt das.

      Er bewegte sich langsam vorwärts, während er prüfend seinen Blick über die Schiffe gleiten ließ, die diesen Teil des Hafens säumten. Er hatte sein Boot absichtlich an dieser Stelle festgemacht, weil es hier ruhiger lag und vor neugierigen Blicken geschützt war.

      Er schaute über seine Schulter zurück.

      Die Jacht des deutschen Pärchens lag zu weit entfernt, als dass er sie ansprechen und fragen könnte, ob sie irgendjemanden in der Nähe des Bootes bemerkt hatten, der ihnen verdächtig vorgekommen war.

      Allerdings hätten sie ihm bestimmt sofort davon erzählt, als er an ihnen vorbeigegangen war. So etwas machten Bootsbesitzer nämlich. Man verbringt seine Zeit damit, sich von Hafen zu Hafen treiben zu lassen, von Marina zu Marina, und musste dabei oftmals gefährliche Gewässer durchfahren, weshalb passte man aufeinander auf.

      Er hatte gerade damit begonnen, sein Dingi zum Einsteigen näher an den Steg heranzuziehen, als ein einzelner weißer Blitz quer durch das Steuerhaus seines Bootes schoss.

      Dan warf sich sofort zu Boden, während die Luft um ihn herum in Richtung der Explosion gesaugt wurde, unmittelbar bevor die folgenden Flammen allen verfügbaren Sauerstoff verschlangen und einen tosenden Feuerball ausspien.

      Er spürte, wie die Druckwelle über seinen Körper hinwegfegte, und schützte seinen Kopf hastig mit seinen Armen.

      Als das Brüllen der Explosion langsam verklang, ging ein Regen aus Holzsplittern und Glasfiberbrocken auf den Steg nieder, der allerdings direkt danach vom tückischen Prasseln der Flammen abgelöst wurde.

      Dan hob vorsichtig den Kopf, zog ihn aber sofort wieder ein, als eine zweite Explosion durch die Treibstofftanks fegte.

      Scheiße!

      Er ging in die Hocke und nachdem er befriedigt festgestellt hatte, dass er sich nichts gebrochen hatte, stand er mit zitternden Knien auf und sah sich den Schaden genauer an.

      Es dauerte allerdings nicht lange.

      Innerhalb einer Minute begannen die immer noch brennenden Überreste des Bootes, das er einst von seinem Vater geerbt hatte, unter der Wasseroberfläche zu verschwinden.

      Als das Klingeln in seinen Ohren ein wenig abgeklungen war, nahm er das Geräusch rennender Füße wahr.

      Kampfbereit drehte er sich blitzschnell um, doch dann bemerkte er, dass es lediglich die anderen Bootsbesitzer aus dem Hafen waren, die mit besorgten Gesichtern auf ihn zu gerannt kamen.

      Er ließ seine Pistole unauffällig im Hosenbund verschwinden und zerrte sein T-Shirt darüber.

      »Dan. Oh mein Gott.« Der Deutsche fuhr sich mit einem betroffenen Gesichtsausdruck durch die Haare, während er auf die qualmenden Überreste des Bootes im Wasser starrte. »Geht es dir gut?«

      »Ich bin okay.


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