GLÜHENDER SAND. Rachel Amphlett

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GLÜHENDER SAND - Rachel Amphlett


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konnte, und versuchte dann, sich zu drehen.

      Doch ihr Gürtel verhakte sich im Rahmen und Holzsplitter gruben sich in ihr Fleisch.

      Sie biss sich auf die Lippen, weil sie genau wusste, dass die bewaffneten Männer sie innerhalb von Sekunden finden würden, wenn sie schrie.

      Sie knirschte mit den Zähnen und drückte erneut, aber sie schaffte es einfach nicht durch die Lücke.

      Frustriert schlängelte sie sich zurück, bis ihre Knie auf die Oberfläche des Waschtischs trafen, und ließ sich dann langsam auf den Boden gleiten. Sie wühlte in der Seitentasche ihres Rucksacks und zog ihr Handy heraus, dann lehnte sie sich an das Waschbecken und drückte erneut die Kurzwahlnummer für ihren Vater.

      Endlich bekam sie ein Signal, doch dann hörte sie erneut die Mailbox-Ansage ihres Vaters. Sie atmete tief durch.

      »Dad? Sag Mom, dass es mir leidtut. Ich liebe dich.«

      

      KAPITEL 3

      Nasir Abbas eilte dem großen Engländer hinterher, seine Djellaba hatte er hochgezogen, damit er seine Füße besser bewegen und mit den ausgreifenden Schritten des Mannes mithalten konnte.

      Er schimpfte leise auf Arabisch vor sich hin … eine stetige Schimpftirade, mit der er Dan und sein Glück verfluchte. Man hatte ihn gewarnt, dass der Mann ein hoch qualifizierter Agent war, aber er hatte in den letzten zwei Wochen, in denen er ihn beobachtet hatte, nichts entdeckt, was auf etwas anderes als auf einen typischen Engländer im Urlaub hindeutete.

      Der Mann trank Bier, hing mit seinen Nachbarn im Hafen herum und ging jeden Tag in dasselbe Café und besuchte denselben Lebensmittelladen.

      Er hatte die Spur des Engländers vor einigen Monaten in Frankreich verloren. Das Boot des Mannes war einfach im Schutz der Dunkelheit von seinem Liegeplatz verschwunden, und mehrere Wochen harter Arbeit sowie einige unverschämt hohe Schmiergelder waren notwendig gewesen, um ihn wieder aufspüren zu können.

      Wie er der Explosion auf dem Boot hatte entkommen können, war ihm immer noch unbegreiflich.

      Abbas ballte die Faust, als er an einer belebten Kreuzung mehrere Schritte hinter dem Mann stehen blieb und Interesse an Küchengeräten in einem der Schaufenster entlang der Straße heuchelte.

      Er blickte gerade noch rechtzeitig über seine Schulter, um Dan über die Straße laufen zu sehen.

      Der Mann fluchte, scheuchte den Ladenbesitzer, der sich ihm gerade näherte, hastig weg und murmelte etwas darüber, dass er spät dran sei und rannte dann seiner Beute hinterher.

      Als er die Straße überquerte, wurde er wieder langsamer und ließ sich extra Zeit, weil er sich der Notwendigkeit bewusst war, die Fahrer der vorbeifahrenden Wagen nicht zu verärgern, damit diese ihn nicht anhupten und damit unerwünschte Aufmerksamkeit auf ihn lenkten.

      Abbas erreichte jetzt die andere Seite und blieb bewusst im Schatten, während er keine Sekunde lang Dans Rücken aus den Augen ließ, als dieser nach rechts auf einen geschäftigen Markt abbog.

      Der Engländer war leicht zu verfolgen, weil er viel größer als alle Einheimischen und selbst als die meisten Touristen war, die um die Stände herumschwärmten. Das war auch gut so, denn die schmale Fußgängerzone war voller Menschen, die um Obst und Gemüse feilschten oder die Souvenirs durchstöberten, die auf Decken und Teppichen ausgebreitet auf dem Boden lagen.

      Die Straßen der Stadt kreuzen sich auf eine Art, die fast an europäische Stadtplanungen erinnerte, dennoch war es leicht möglich, sich im Labyrinth der Gassen zu verirren.

      Als er die Stadt das erste Mal betreten hatte, hatte sich Abbas an den breiteren Hauptstraßen orientiert. Wenn er sich verirrt hatte, war er einfach so lange weitergegangen, bis er eine der breiteren, belebteren Straßen erreicht hatte, und dann hatte er sich erneut auf den Weg gemacht.

      Seine Arbeit hatte sich bezahlt gemacht, denn jetzt ging er so selbstbewusst durch die Straßen wie ein Einheimischer.

      Er zuckte beim lauten Rufen eines älteren Kaufmanns zu seiner Linken zusammen, der gerade einen mit Obst beladenen Handkarren zog und die Fußgänger anbrüllte, damit diese ihn durch die Menge ließen, bevor eine Ziege vorbeihuschte, dicht gefolgt von einem kleinen Jungen, der ihr etwas hinterherschrie, während er sich an Abbas vorbeidrängte und außer Sicht verschwand.

      Vor ihm hatte der Engländer jetzt an einem der Stände angehalten, als müsse er sich kurz orientieren, und war dann links abgebogen.

      Abbas beeilte sich, zu ihm aufzuschließen, gerade noch rechtzeitig, um den Mann in einer schmalen Seitenstraße verschwinden zu sehen.

      Doch er hielt sich zurück, weil er sah, dass die Straße extrem eng war. Die Türen öffneten sich direkt in die Straße hinein und er konnte sich nirgendwo verstecken, falls sich der Mann umdrehen sollte … Abbas würde einfach zu sehr auffallen.

      Stattdessen wartete er ungeduldig, während Dan gemütlich die Gasse entlangschlenderte, als ob er den Schatten darin so lange wie nur möglich genießen wollte. Am Ende der Straße führte eine Treppe zur nächsten hinauf, und hier bog er nach rechts ab.

      Abbas rannte daraufhin, so schnell er konnte. Seine Sandalen wirbelten Staub auf, als er seine beträchtliche Körpermasse durch die Gasse und auf die Stufen zubewegte. Auf halbem Weg nach oben schlug sein Herz heftig und seine Atmung ging so abgehackt, dass er darüber nachdachte, wie ironisch es wäre, wenn er während der Verfolgung aufgrund eines Herzinfarktes tot umfallen würde.

      Er erreichte jetzt das obere Ende der Treppe und kam schwankend zum Stehen, dann suchte er auf dem überfüllten Fußweg nach dem Engländer. Sein Atem entwich laut keuchend seinen Lippen und er starrte wütend eine Frau an, die ihn angaffte, als er an ihr vorbeilief.

      Daraufhin senkte sie ihren Blick, richtete ihren Hidschab und ging rasch davon.

      Abbas schluckte. Wenn er den Engländer verloren haben sollte, würden seine Vorgesetzten wohl kaum Gnade zeigen.

      Er schrie vor Erleichterung fast auf, als er den großen Mann auf halbem Weg die Straße hinunter entdeckte. Dessen Tempo war unverändert, obwohl er gerade eine steile Treppe hinaufgestiegen war.

      Abbas drängte Passanten aus dem Weg, während er aufzuholen versuchte, und wurde dann erneut langsamer, als er zufrieden feststellte, dass er genau den richtigen Abstand zwischen sich und seinem Ziel erreicht hatte.

      Nachdem der Mann England verlassen hatte, hatte es mehrere Wochen gedauert, ihn wieder aufzuspüren, wobei Abbas Vorgesetzte beinahe ihren Misserfolg hatten eingestehen müssen. Sie hatten ihn dann jedoch fast zufällig wiedergefunden, und Abbas hatte eines Abends einen Anruf erhalten, der ihn dazu veranlasst hatte, sofort in Aktion zu treten. Er hatte nie den Hass angezweifelt, den sein Vorgesetzter gegen Dan Taylor hegte, und seine Loyalität sorgte dafür, dass er nun alles in seiner Macht Stehende tat, um dem Mann, zu dem er aufblickte, Gerechtigkeit verschaffen zu können.

      Er runzelte die Stirn, als der Engländer nach rechts und damit direkt in den Verkehr hinein abbog, wobei er offenbar darauf vertraute, dass ihm die Fahrzeuge Platz machen würden. Die ganze Körpersprache des Mannes strahlte laut schreiend Selbstvertrauen aus, außerdem wirkte er wütend.

      Abbas lächelte schadenfroh. Zumindest hatte der Verlust des Bootes die Stimmung des Mannes getrübt.

      Dan wurde nun langsamer, warf einen prüfenden Blick auf seine Uhr und begann dann, die Stufen des Gebäudes hinaufzugehen, das die ganze Seite des Blocks einnahm.

      Abbas zog sich in den Schatten eines Vordachs vor einem Café zurück und holte sein Handy aus seinem Gewand. Er starrte einen Teenager, der an ihm vorbeiging böse an, denn der Jugendliche trug komplett westliche Kleidung, bis hin zu einem T-Shirt mit dem Aufdruck einer amerikanischen Universität. Dann gab er eine Kurzwahlnummer ein.

      Sein Anruf wurde nach dreimaligem Klingeln angenommen.

      Er hielt sich gar nicht


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