GLÜHENDER SAND. Rachel Amphlett

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GLÜHENDER SAND - Rachel Amphlett


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dieses Förderband gegen eine Bezahlung auch zum Transport ihres eigenen Erzes nutzen zu können.

      Die Straße machte eine lang gezogene Kurve und folgte dann dem Förderband in südöstlicher Richtung. Die stählernen Türme der Strommasten wechselten von einer Straßenseite zur anderen und lieferten die nötige Energie, um das Förderband Tag und Nacht in Betrieb halten zu können.

      Als die Scheinwerfer der Gerüste, die über die Bou Craa Mine hinausragten, am Horizont auftauchten, war die Sonne bereits verschwunden und Dunkelheit umhüllte den SUV von allen Seiten.

      Dan hatte komplett vergessen, wie abrupt in der Wüste die Nacht hereinbrach. Es gab keine Dämmerung und kein sanftes Hinübergleiten in die Dunkelheit. Er griff nach vorn und schaltete die Klimaanlage aus, anschließend ließ er die Scheibe hinunter, denn bereits jetzt war die Temperatur draußen deutlich gesunken, und er ahnte, dass er für das Sweatshirt, das er am Flughafen gekauft hatte, noch dankbar sein würde.

      Als er sich einer Straßenkreuzung näherte, wurde er langsamer und entdeckte einen Wegweiser, der ihn darauf hinwies, dass die neue Mine sechs Meilen entfernt war. Dan betätigte den Blinker, bog nach links ab und holperte dann mit dem Wagen über die nicht asphaltierte Straße, die die Hauptlast der Baufahrzeuge ertragen musste.

      Er blinzelte erschrocken, als hinter einer Kurve plötzlich Scheinwerfer auftauchten und ein anderes Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit genau auf ihn zuraste.

      »Was zum Teufel?«

      Dan lenkte seinen Wagen zur Seite und fuhr an den Straßenrand, um das andere Auto passieren zu lassen.

      Während er das tat, bemerkte er, dass es sich dabei um ein Polizeifahrzeug handelte, dessen beschriftete Wagenseite blitzschnell an seinem Fenster vorbeischoss. Ein zweites Fahrzeug folgte direkt danach, und im Licht der Rückleuchten des vorderen Wagens konnte er das Gesicht des Fahrers sehen … eine Maske der Konzentration.

      Dan fluchte, als er erkannte, dass das andere Fahrzeug dem örtlichen Gerichtsmediziner gehörte.

      Er lenkte seinen Wagen wieder auf die Straße zurück und drückte dann das Gaspedal durch, woraufhin der SUV förmlich die felsige Oberfläche entlang schoss.

      Dan musste kämpfen, um zu verhindern, dass das Fahrzeug auf den losen Steinen und auf dem Schotter ins Rutschen geriet und legte die Entfernung bis zum Lager in nur wenigen Minuten zurück.

      Beim Anblick all der blinkenden blauen Lichter auf dem Parkplatz der Unterkunft wurde ihm sofort schwer ums Herz und er atmete heftig, als er den SUV zum Stehen brachte.

      Zwei Militärfahrzeuge waren an der Seite geparkt worden und Soldaten lungerten Zigaretten rauchend mit müden Gesichtern herum.

      Zu ihrer Linken lagen sechs Gestalten unter weißen Laken, während sich gerade das Fahrzeug eines zweiten Gerichtsmediziners vom Parkplatz entfernte und in Richtung Schnellstraße fuhr.

      Dan schaltete die Scheinwerfer aus und beobachtete die Situation einen Moment lang, damit er die Rangordnung unter den Beamten herausfand, die auf dem Grundstück herumliefen, dann zog er die Schlüssel aus der Zündung und legte seine Finger auf den Türöffner.

      »Wird schon schiefgehen«, murmelte er und trat in die Nacht hinaus.

      

      KAPITEL 6

      Wegen seiner Größe und seines offensichtlich westlichen Aussehens war Dan nur wenige Schritte gegangen, bis ihn einer der Soldaten bemerkte und ansprach.

      »Wer sind Sie?«

      Dan hielt seine Hände in die Höhe, um den jüngeren Mann zu beruhigen, und ging dann langsam auf ihn zu. »Ich bin von der Eastern Commercial Insurance«, sagte er. »Zwei Personen, die für uns arbeiten, sind hier momentan untergebracht. Haben Sie die beiden gesehen? Was ist denn überhaupt hier los?«

      Die Haltung des Soldaten entspannte sich daraufhin etwas, obwohl seine Gesichtszüge immer noch müde wirkten. Er deutete in Richtung seines befehlshabenden Offiziers, der gerade mit einem hochrangigen Polizisten sprach. »Darüber sollten Sie besser mit Captain Bassam reden«, antwortete er.

      Dan dankte ihm und ging nun auf die leitenden Beamten zu. Dort wiederholte er seine Vita.

      »Captain Amjad Bassam«, sagte der Armeeoffizier und schüttelte Dan die Hand, »und das ist Farid Galal von der Anti-Terroreinheit.«

      »Was ist denn los?«, wiederholte Dan seine Frage. »Zwei unserer Mitarbeiter wohnen hier. Ich habe etwas von einem Angriff auf das Lager gehört. Stimmt das?«

      »Mr. Taylor«, begann Galal, »ich bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, dass einer Ihrer Mitarbeiter, Benji van Wyk, bei dem Angriff getötet wurde. Es gab leider viele Opfer.« Er deutete auf die Reihe von Leichen, die darauf warteten, vom Gerichtsmediziner weggebracht zu werden. »Es tut mir sehr leid.«

      »Was ist mit Anna Collins? Wo ist sie?«

      Galal bewegte sich unbehaglich und warf Bassam einen mahnenden Blick zu.

      »Wir wissen es nicht«, antwortete der Captain nach kurzem Schweigen. Er deutete mit dem Kopf auf seine Soldaten. »Wir haben das gesamte Gelände durchsucht, seit es als sicher erklärt worden ist, haben sie aber nicht gefunden.«

      Dan schluckte. »Glauben Sie etwa, dass sie entführt worden ist?«

      Bassam zuckte mit den Schultern. »Es ist noch zu früh, um etwas Genaueres dazu zu sagen.«

      »Aber wenn sie nicht hier ist, dann könnte sie entführt worden sein, oder nicht?«

      »Mr. Taylor«, erwidere Galal. »Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Ermittlungen. Der Angriff ist erst vor wenigen Stunden geschehen. Wie Captain Bassam Ihnen schon mitgeteilt hat, können wir jetzt noch nichts dazu sagen.«

      Dan atmete laut aus und ließ seinen Blick über die kleine Menge, die sich beim Empfangsgebäude des Lagers versammelt hatte, gleiten. Einige Arbeiter trugen noch immer ihre Signalkleidung und alle sahen vollkommen verzweifelt aus. Viele saßen in kleinen Gruppen zusammen, während zwei Frauen, die anscheinend zum Lagerpersonal gehörten, weinten, während ihre Kollegen sie zu trösten versuchten.

      »Wer hat das getan?«

      Galal blickte Bassam kurz an, bevor er sprach. »Es sieht wie das Werk einer sahrauischen Miliz aus«, begann er. Er zuckte mit den Schultern. »Was soll ich sagen? Das ist für uns ein großes Problem. Es gibt viele Einheimische, die nicht zu schätzen wissen, dass wir die Chancen für die Menschen in diesem Land erhöhen wollen, und daher jede Gelegenheit nutzen, um zu versuchen, das Gleichgewicht ins Kippen zu bringen.«

      Dan nickte, behielt seine Gedanken aber für sich. Obwohl er mit der Politik des Landes nicht einverstanden war, erklärten die Worte des Polizisten zumindest ein Stück weit die Anwesenheit der Armee vor Ort.

      »Dann war es also nicht Al-Qaida?«, fragte er.

      Bassam schüttelte den Kopf. »Nicht in diesem Gebiet«, antwortete er. »Sie operieren viel weiter nördlich von hier, näher bei den Flüchtlingslagern. Dort kann man leichter rekrutieren.«

      »Kann ich bitte Ms. Collins' Unterkunft sehen«, fragte Dan, »wenn es Ihnen nichts ausmacht?«

      »Wir haben ihr Zimmer bereits mehrmals durchsucht«, erklärte Bassam. »Sie ist nicht zurückgekommen.«

      »Ich weiß das zu schätzen«, meinte Dan. »Aber es gibt potenziell vertrauliche Unternehmensdokumente, die gerade offen herumliegen könnten. Ich möchte nur dafür sorgen, dass alles, was zu Eastern Commercial gehört, auf sichere und korrekte Weise geborgen und dokumentiert wird.«

      Er wusste, wie pompös und gefühllos das klang, aber er musste sich Annas Zimmer unbedingt allein ansehen, denn er musste sicher sein, dass sie sich nicht mehr im Lager befand, und wenn sie entführt worden war, wollte er überprüfen, ob sie es nicht irgendwie geschafft hatte, Hinweise auf ihren aktuellen Aufenthaltsort zurückzulassen.


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