GLÜHENDER SAND. Rachel Amphlett

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GLÜHENDER SAND - Rachel Amphlett


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fluchte. »Wenn ich es tue, kannst du dann herausfinden, wer mein Boot zerstört hat?«

      »Du kannst dich selbst darauf konzentrieren, wenn du Anna gerettet hast und sie in einem Flugzeug zurück in die Vereinigten Staaten sitzt.« Er ignorierte den ungläubigen Blick, den ihm Dan jetzt mit blitzenden Augen zuwarf. »Ich werde mich erkundigen und sehen, ob ich hier jemanden dazu bringen kann, eine Untersuchung einzuleiten, während du weg bist. Das wird dir einen Vorsprung verschaffen, okay?«

      Dan schloss die Augen und zwang sich, nicht vor lauter Verärgerung loszufluchen. David hatte ihn in die Ecke gedrängt und wusste es.

      »Schau mal, das wird auch für die Energy Protection Group eine gute PR sein«, fuhr David fort. »Es wird zeigen, dass wir als Auftragnehmer auch Aufgaben der Special Forces erledigen können, und nicht einfach nur eine Abteilung sind, die der Regierung untersteht.«

      Toll, dachte Dan. Noch mehr verdeckte Operationen.

      Er stöhnte und wandte sich vom hellen Sonnenlicht ab, dann blinzelte er mehrmals, um seine Augen wieder an das gedämpfte Licht des Hotelzimmers anzupassen. »Okay, du hast gewonnen. Ich werde es machen«, sagte er.

      »Ausgezeichnet. Ich lasse es den Premierminister sofort wissen.«

      »Ich tue das nur, weil es die Tochter des Generals ist.«

      »Natürlich.«

      »Leute? Können wir den ganzen Hickhack jetzt beenden?«, unterbrach sie Mel. »Da ist immerhin eine Jungfrau in Not, die gerettet werden muss.«

      Dan drehte sich zu ihr um und hob die Augenbrauen. »Du solltest vielleicht wissen, dass Anna Collins eine der besten zivilen Scharfschützen ist, die ich jemals im Leben gesehen habe«, sagte er. »Ich würde sie also lieber nicht als Jungfrau in Nöten bezeichnen.«

      »Wie auch immer«, antwortete Mel und zeigte auf ihren Computerbildschirm. »Komm hier rüber und sieh dir die Informationen an, die ich bereits für dich zusammengestellt habe.«

      Dan zog sich einen Stuhl heran und setzte sich mit einem entnervten Seufzer zu ihr. Er wollte Anna ja helfen, doch er wünschte sich, er würde direkt mit dem General verhandeln können und nicht wieder Befehle von David entgegennehmen müssen. Die Art und Weise, wie der Mann Informationen immer nur stückchenweise rausrückte, war ihm schon bei ihrer letzten Zusammenarbeit unfassbar auf die Nerven gegangen, und es schien so, als ob sich in der Zwischenzeit nichts daran geändert hätte.

      Mel drehte ihren Laptop-Bildschirm so, dass Dan ihn ebenfalls sehen konnte. »Vor drei Wochen sind Anna Collins und ihr Kollege Benji van Wyk in der Westsahara angekommen und vom internationalen Flughafen Laâyoune zu diesem neuen Minen-Entwicklungsstandort hundert Meilen östlich der Stadt gefahren.«

      »Was befindet sich dort genau?«

      »Eine neue Phosphat-Mine«, antwortete David. »Äußerst umstritten, da Marokko einem amerikanischen Auftragnehmer die Schürfrechte auf einem Gebiet überlassen hat, das es nach dem Völkerrecht illegal besetzt hält.«

      »Die Schürfrechte wurden auf der Grundlage gewährt, dass die marokkanische Regierung jeden Gewinn zugunsten der sahrauischen Bevölkerung, die in der von Marokko besetzten Westsahara lebt, verwenden würde«, fügte Mel hinzu. »Aber wenn die Vergangenheit eines gezeigt hat, dann, dass sie die Gewinne wahrscheinlich dazu benutzen werden, stattdessen ihre militärische Präsenz in dem Gebiet zu verstärken.«

      »Warum waren Anna und ihr Kollege überhaupt dort?«

      »Anna arbeitet für eine forensische Buchhaltungs- und IT-Organisation mit Sitz in Rotterdam«, erklärte David. »Sie ist seit ihrem Universitätsabschluss dort tätig. Die Organisation ermittelt in Betrugsfällen und Finanzdiebstählen bei Unternehmen auf der ganzen Welt.«

      »Ich habe mit ihrem Geschäftsführer gesprochen«, sagte Mel. »Der Bergbau-Unternehmer, der die Phosphat-Mine erschließt, hatte Aufträge für Ausrüstungen mit langer Lieferzeit erteilt, die für den Bergbau-Betrieb benötigt werden. Insbesondere für einen Schürfkübel-Bagger, der mehrere Millionen Dollar gekostet hat und mit dem an der Abbaustelle Erde und Steine von den Wänden weggekratzt werden sollten, um die Phosphat-Adern freizulegen.«

      »Was ist passiert?«

      »Das Computersystem der Minengesellschaft wurde gehackt, und leider haben sie es erst bemerkt, als es bereits zu spät war«, antwortete Mel. »Sie haben die zweite Meilensteinzahlung für die Ausrüstung veranlasst, doch diese ging nie auf dem Bankkonto des Lieferanten ein.«

      »Das Ganze ist vor zwei Monaten geschehen«, sagte David. »Als die Buchhaltungsabteilungen in den beiden Unternehmen erkannt haben, was passiert ist, war es natürlich bereits zu spät. Der Bergbau-Unternehmer kontaktierte daraufhin seine Versicherer und das FBI, um den Diebstahl zu melden.«

      »Und wie ist Anna in die Sache hineingezogen worden?«, fragte Dan.

      »Die Versicherer des Bergbau-Unternehmens haben die Untersuchung an Annas Arbeitgeber abgegeben«, erklärte David, »denn sie gelten als Experten auf ihrem Gebiet. Anna und Benji wurden anschließend beauftragt, dem Geld zu folgen, um herauszufinden, wohin es verschwunden ist und welche Finanzinstitutionen möglicherweise dazu verwendet wurden, um die Gelder durchzuschleusen. Ein Teil ihrer Untersuchung bestand darin, die Mine zu besuchen und das beteiligte Personal zu befragen, um eine Zeitleiste aufzubauen und herauszufinden, wie das System durchbrochen werden konnte. Van Wyk war der technische Guru, Anna war für die finanzielle Seite der Untersuchung zuständig.«

      »Und warum um alles in der Welt ist sie jetzt auf der Flucht?«

      »Der General hat heute früh, kurz nach neun Uhr Ortszeit, eine Nachricht von Anna auf seine Mailbox erhalten. Er hat die Nachricht leider erst dreißig Minuten später abhören können. Alles, was Anna ihm sagen konnte, war, dass sie in Schwierigkeiten steckt. Mel, hast du eine Kopie der Original-Nachricht?«

      »Natürlich.« Die Analytikerin bewegte ihren Mauscursor über den Bildschirm und wählte eine Datei aus, dann drückte sie auf den Play-Button.

      Dan stockte der Atem, als er plötzlich Annas Stimme hörte.

       »Benji und ich sind da auf etwas gestoßen, und ich glaube, wir stecken in Schwierigkeiten … in großen Schwierigkeiten. Ich muss dringend mit dir reden, Dad.«

      »Nicht lange danach, gelang es Anna, ihren Vater zu erreichen und persönlich mit ihm zu sprechen«, erklärte Mel. »Er sagte ihr, dass sie so schnell wie möglich von dort verschwinden und zum Flughafen fahren sollte. Später erhielt der General dann noch eine weitere Nachricht.«

       »Dad? Sag Mom, dass es mir leidtut. Ich liebe dich.«

      »Offensichtlich flüstert sie, weil sich derjenige, vor dem sie Angst hatte, ganz in der Nähe befand«, meinte David. Sein Blick wurde nun härter, während er Dan weiter beobachtete. »Der General würde uns nicht anrufen, wenn er nicht denken würde, dass Annas Leben in akuter Gefahr ist.«

      »Scheiße«, rief Mel. Ihre Hand umschloss die Maus fester, als sie durch eine Reihe von Fenstern klickte und mit hoher Geschwindigkeit von einem zum anderen wechselte.

      »Was ist los?« David kam mit zusammengekniffenen Augen näher.

      »Ich bekomme gerade Berichte über die lokalen Polizeikanäle herein, dass das Lager von Kämpfern angegriffen wurde«, antwortete Mel. »Sie sagen auch, dass es Verluste gibt, aber nicht, wie viele … oder ob Ausländer darunter sind.«

      »Scheiße!« Dans Herz schaltete sofort einen Gang höher. »Anna hat es also ernst gemeint, als sie gesagt hat, dass sie in Schwierigkeiten steckt. Was berichten sie sonst noch?«

      »Als es den Mitarbeitern im Lager endlich gelang, die Polizei zu verständigen, war die bewaffnete Gruppe, die das Lager überfallen hatte, schon längst verschwunden.«

      »Hat irgendjemand von ihnen Anna gesehen?«

      »Negativ. Nachdem sie die ersten Schüsse gehört haben, haben sich alle Mitarbeiter sofort unter


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