Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн книгу.Arm herunter und entdeckte die echte Monroe-Kopie, die auf den Eingang zulief und aufgeregt winkte.
»Was bedeutet denn das?« fragte die Detektivin irritiert.
»Miß Mandy scheint die Polizei alarmiert zu haben«, sagte der Butler ahnungsvoll. »Sie dürfte bemerkt haben, daß wir von falschen Beamten bedroht wurden.«
»Oh, wie schrecklich«, sagte Lady Simpson daraufhin und bemühte sich um die beiden Beamten, die langsam wieder zu Kräften kamen. »Helfen Sie doch, Mister Parker! Eine Stärkung für die Herren.«
Sie ließen sich gern helfen und in den Wohnraum führen. Hier setzte der Butler sie in Sesseln nieder und umsorgte sie mit Sherry und Kognak, was die beiden Männer aber strikt ablehnten.
Erst als Parker ihnen in groben Umrissen seine Geschichte erzählte und auf die beiden falschen Polizisten deutete, ging ihnen ein erstes Licht auf. Es stellte sich heraus, daß sie tatsächlich von Mandy Saxon alarmiert worden waren. Sie hatte sie abgewinkt und informiert, als sie in einer Seitenstraße hinter Agatha Simpsons Haus vorbeigefahren waren.
»Sie schreiben ’ne prima Handschrift, Lady«, sagte der erste Beamte und rieb sich diverse schmerzende Stellen.
»Ich bin eine alte Frau«, redete Agatha Simpson sich heraus.
»Selbst im Mittelgewicht hätten Sie echte Chancen«, meinte der zweite Beamte beeindruckt.
»Sie Schmeichler«, erwiderte die Detektivin. »Räumen Sie dieses Geschmeiß weg, meine Herren!«
Sie deutete auf Buckhurst und die beiden falschen Uniformierten.
»Was ist denn hier überhaupt gelaufen?« wollte der erste echte Polizist wissen. Er hatte Parkers Darstel-lung nicht verstanden.
»Ja, was ist eigentlich passiert?« Agatha Simpson wandte sich an ihren Butler.
»Ich werde darüber nachdenken«, versprach der Butler höflich. »Sie werden aber verstehen, daß ich erst mal meine Gedanken sammeln muß, meine Herren. Das alles war zuviel für einen alten, müden und relativ verbrauchten Mann, wie Sie ihn vor sich sehen. Mir scheint aber, daß hier eingebrochen werden sollte.«
Buckhurst war zu sich gekommen und sagte kein Wort.
»Oder hatten Sie etwas anderes geplant?« wandte Parker sich an den Gangster und sah ihn betont an. »Versuchter Einbruch wird schließlich erheblich geringer bestraft als zum Beispiel Erpressung.«
Buckhurst hatte verstanden und nickte Parker zu.
Daß er vor einem Richter landen würde, war ihm klar, aber er wollte wenigstens nicht wegen Erpressung und anderer Delikte bestraft werden.
»Es war also Einbruch«, erinnerte sich Parker jetzt deutlicher. »Das Familiensilber von Mylady scheint auf gewisse Menschen eine geradezu magnetische Anziehungskraft auszuüben.«
Die beiden echten Beamten hörten überhaupt nicht zu.
Sie starrten Kathy Porter an, die den Wohnraum betrat. Um Parker nicht abzulenken, hatte sie sich wei-sungsgemäß etwas übergestreift, nämlich einen sehr leichten, weich fließenden Frisiermantel, der ihre Linien noch zusätzlich betonte.
»Sie haben Zeit, sich Einzelheiten auszudenken«, flüsterte Lady Simpson ihrem Butler zu. »Vorerst dürf-ten die beiden Gockel nicht ansprechbar sein.«
ENDE
»Sie sind ein Flegel!« stellte Lady Agatha Simpson grollend fest und langte gleichzeitig sehr herzhaft mit ihrem Pompadour zu.
Der kräftige, breitschultrige Mann, etwa fünfundzwanzig Jahre alt, hatte sie eben gnadenlos zur Seite ge-drängt und ihr dabei ein kleines Paket aus der Hand geschlagen.
Dafür hatte Mylady sich revanchiert.
Der »Glücksbringer« im perlenbestickten Handbeutel enthielt ein leicht überschweres Hufeisen, das mal für ein stämmiges Brauereipferd gedacht war. Entsprechend war die Wirkung.
Der breitschultrige Mann war bereits in die Knie gegangen und hielt sich mit letzter Kraft an der Stange jenes Baldachins fest, der den Weg vom Hoteleingang bis zum Straßenrand überspannte. Seine Augen waren verglast. Er stierte auf die kriegerische ältere Dame, die ihn bereits vergessen zu haben schien. Sie nickte ih-rer Begleiterin zu, die sich um das zu Boden gefallene Paket kümmerte, es aufhob und der passionierten De-tektivin reichte. »Natürlich in Scherben, wie?« fragte Agatha Simpson verärgert.
»Ich fürchte, ja, Mylady«, erwiderte die attraktive junge Dame, die nur wenig über zwanzig sein mochte.
»Lümmel!« Lady Agatha Simpson marschierte auf äußerst stämmigen Beinen auf den jungen Mann zu, der schutzsuchend seinen linken Unterarm vors Gesicht hob. Er zog sich jetzt hoch, baute sich auf und schüt-telte benommen den Kopf. Dazu massierte er mechanisch seine linke Kinnlade, die von Myladys Glücks-bringer voll getroffen worden war.
»Sie werden mir Ersatz leisten«, stellte Agatha Simpson fest, worauf der kräftige junge Mann mit dem etwas dümmlichen Gesicht sich hilfesuchend nach dem Rolls-Royce umsah, der am Straßenrand parkte. Er wußte offensichtlich nicht, wie er sich verhalten sollte.
Vor dem Rolls-Royce stand ein zweiter Mann, fast eine Zwillingsausgabe des ersten. Das Gesicht dieses Mannes wirkte höchstens noch dümmlicher. Seine rechte Hand war unter dem linken Revers des Jacketts verschwunden und beulte den Stoff aus. Liebhaber von Kriminalfilmen hätten sofort gewußt, daß diese Fin-ger den Griff einer Schußwaffe umspannte.
Ein dritter Mann stand hinter dem Rolls-Royce und beobachtete die gegenüberliegende Straßenseite. Sei-ne rechte Hand war erstaunlicherweise ebenfalls unter dem linken Revers seines Jacketts verschwunden.
»Äußern Sie sich!« herrschte Agatha Simpson den jungen Mann an, den sie Lümmel und Flegel genannt hatte. Sie hielt ihm das Paket so abrupt, unter die Nase, daß der Mann zusammenzuckte. Er befürchtete of-fensichtlich, die kriegerische Dame würde ihm das kleine Paket auf die Nasenspitze setzen.
»Wieviel hat das Gerümpel denn gekostet?« schnarrte in diesem Moment eine herrische Stimme aus dem Rolls-Royce. Dieses unangenehme Organ gehörte einem untersetzten, kompakten Mann von etwa fünfzig Jahren. Er saß im Fond des Wagens und trug eine Sonnenbrille, die er abnahm. Der Mann hatte ein grobes Gesicht und kalte stechende Augen.
Agatha Simpson trat an das geöffnete Fenster des hochherrschaftlichen Fahrzeugs.
»Das Gerümpel hat rund fünfzig Pfund gekostet«, sagte sie mit ihrer baritonal gefärbten, weittragenden Stimme.
Der Mann im Rolls-Royce lächelte dünn und abfällig.
Er mußte Lady Agatha einfach falsch verstehen.
Sie trug eines ihrer üblichen, sehr weit geschnittenen und faltenreichen Kostüme. Ihre Füße steckten in ausgetreten wirkenden, einfachen Schuhen. Agatha Simpson, immens vermögend, erinnerte tatsächlich ein wenig an eine einfache Frau aus dem Volk, die so spricht, wie ihr der Schnabel gewachsen ist.
»Fünfzig Pfund!« Der Mann im Rolls-Royce zückte bereits die Brieftasche und entnahm ihr eine Bankno-te, die er an den Jungen weiterreichte, der sich noch immer die Kinnlade massierte.
»Schicken Sie sie weg, Artie! Ich will nicht länger belästigt werden …«
Der Mann, der Artie hieß, beeilte sich, Mylady die Banknote in die Hand zu drücken. Dabei schielte er aber sicherheitshalber nach dem Pompadour an ihrem Handgelenk. »Hauen Sie ab, Mädchen«, sagte er und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück. »Kaufen Sie sich etwas Hübsches!«
Lady Agatha Simpson erstarrte.
Es war geradezu empörend, wie Sie sie behandelte. Ein wenig verdutzt sah sie auf die Banknote. Es han-delte sich um eine Fünfpfundnote.
Der junge Mann bestieg bereits hastig den Wagen und nahm