BAT Boy. C. A. Raaven

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BAT Boy - C. A. Raaven


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da auch noch ein paar andere so wie du. Glaub mir bitte einfach, dass das etwas ist, was für dich von grundlegender Bedeutung sein wird.«

      Lucas sah ihn schweigend an. Der Mann schien es ernst zu meinen. Nach alldem, was er heute schon angedeutet hatte, hatte dieser das Etwas – was immer es auch war – wohl auch. Lucas beschloss, es wirklich wissen zu wollen und nickte.

      »Gut!«, strahlte Neumann ihn an, was bei seinem ansonsten eher coolen Äußeren ziemlich unpassend wirkte. »Also pass auf: Ich hole dich am Freitag hier von der Schule um ... sagen wir mal 14 Uhr ab. Bis 19 Uhr müssten wir wieder zurück sein. Ist das okay?«

      »Da muss ich erst meine Eltern fragen.«

      »Klar. Sag mir einfach in der Woche Bescheid.«

      Sie standen auf und verließen das Café. Als sie ins Freie traten, stach der helle Sonnenschein Lucas sofort wieder schmerzhaft in die Augen. Er wagte einen kurzen Seitenblick auf Neumann, dem das Licht überhaupt nichts auszumachen schien. Sofort begannen wieder Zweifel an dem zu nagen, was er eben noch als Hoffnung in sich gefühlt hatte: Er ist so wie ich – irgendwie ist er so wie ich.

      Du hast dich geirrt, flüsterten sie. Wie kann er denn so wie du sein, wenn ihm alles das gar nichts ausmacht. Er hätte doch vorhin auf dem Hof genauso panisch werden müssen.

      Mit einem Mal wieder ziemlich niedergeschlagen machte Lucas sich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen beantwortete er artig alle Fragen seiner Mutter, ohne jedoch richtig bei der Sache zu sein. Seine Lehrer und ganz besonders Herrn Neumann erwähnte Lucas nur kurz. In seinem Kopf kreiste alles weiter um die Frage: War da etwas Besonderes an ihm und was sollte das sein? Wie sollte er diese Ungewissheit bloß bis Freitag aushalten? Da fiel es ihm wieder ein. »Ach, Mam. Ich bin Freitag von einem aus der Schule eingeladen worden. Von drei bis sieben oder so. Meinst du, das geht in Ordnung?«

      Betty schaute ihn etwas überrascht an.

      »Na da hast du ja schnell neue Freunde gefunden.«

      »Hmm«, antwortete Lucas nur, denn er wollte eigentlich nicht näher auf das Thema eingehen. Seine Mutter tat ihm auch den Gefallen und fragte nicht weiter nach. »Ich denke, das ist kein Problem. Wohin soll’s denn gehen?«

      »Ach der hat da so einen Club, wo wir uns ein bisschen austauschen können«, sagte Lucas und wusste dabei eigentlich gar nicht, was er damit meinte.

      »Oh, schön«, nahm Betty den Ball auf. »Vielleicht hat da ja einer noch ein größeres Teleskop oder so.«

      Lucas stutzte kurz. Dann merkte er, dass seine Mutter das Wort Club automatisch mit einer der wenigen Freizeitaktivitäten in Verbindung gebracht hatte, die sie von ihm kannte. Er nickte eifrig.

      »Kann schon sein. Muss mal sehen, ob das was ist.«

      »Na mach mal. Und im Zweifelsfall rufst du halt an, wenn’s doch länger dauert. Dann kann Papa dich ja auch abholen.«

      »Ach ich denk, das wird schon so gehen. Aber schau mer mal.«

      Lucas nahm sich ein paar Kekse und ging in sein Zimmer. Er war froh, dass alles so gut gelaufen war. Er ließ die Jalousien an seinen Fenstern halb herunter, um die Helligkeit auf ein für ihn erträgliches Maß zu bringen. Danach legte er sich auf sein Bett. Es dauerte nicht lange, da war er eingedöst. In seinem Kopf kreiste alles um die Frage: Wann ist denn endlich Freitag?

       Warten, nichts als warten

      ie Woche verging langsam und ohne große Ereignisse. In der Schule lernten sie nach und nach alle ihre neuen Lehrer kennen. Da war zum Beispiel Gertrude Zank, eine ältliche aber dennoch beinharte Lehrerin, bei der sie Erdkunde und Sozialkunde hatten.

      Eriks Kommentar zu ihr war: »Die sieht echt so aus, als würde sie nach der Schule auf nem Besen nach Hause reiten.«

      Dann gab es noch Herrn Jemineh, den Mathe- und Physik-Lehrer. Er war irgendwie mittelalt und recht unscheinbar. Allerdings hatte er einen trockenen Humor, mit dem er seine Stunden gerade so würzte, dass auch die öde Theorie nicht immer nur langweilig war.

      Chemie hatten sie bei Antonio Meyer, einem kleinen Deutsch-Italiener. Dieser hatte trotz seiner zwanzigjährigen Laufbahn als Lehrer immer noch einen derartigen Akzent, dass er bereits seine erste Stunde der unfreiwilligen Komik preisgab.

      Den Abschluss bildete Herr Dr. Gormann der Biologie-Lehrer. Er ließ die Schüler vom ersten Augenblick an spüren, dass er seine Arbeitskraft an einer bloßen allgemeinbildenden Schule für absolut vergeudet hielt. Schon kurz, nachdem er das »Dr.« seines Namens an die Tafel geschrieben hatte, schien er förmlich einen halben Meter größer zu werden. Sofort danach fing er an, sie alle mit der ihm eigenen herablassenden Art zu behandeln. Schnell kamen sie sich vor, als wären sie Zweijährige, die sich auf eine Veranstaltung ihrer Eltern verirrt hatten.

      Als es schließlich Freitag wurde, waren Lucas‘ Neugier und Anspannung mittlerweile schier ins Unermessliche gestiegen. Den Tag über folgte er dem Unterricht nur mit einem halben Ohr. Seine Gedanken wanderten immer wieder zu den kommenden Ereignissen, von denen er überhaupt noch gar nicht wusste, ob sie ihm das bringen würden, was er sich erhoffte. Im Grunde genommen war er sich nicht einmal klar darüber, was er sich erhoffte. Das machte ihn geradezu wahnsinnig vor Ungeduld.

      Zum Glück hatten sie in der letzten Stunde Sport. Lucas versprach sich davon eine Art von Ablenkung, die anders sein würde, als es normaler Unterricht wäre. Wie sehr er damit Recht haben würde, ahnte er zu diesem Zeitpunkt nicht. Sie hatten sich umgezogen und lungerten nun in der Sporthalle herum. Während sie auf ihren Lehrer warteten, unterhielten sie sich angeregt über die nun fast vergangene erste Schulwoche. Obwohl Lucas eigentlich nicht der Sinn danach stand, beteiligte er sich auch am Gespräch und vergaß darüber schließlich doch fast seine Ungeduld. Plötzlich gellte ein schriller Pfiff durch die Halle, der sie alle zusammenzucken ließ. Sie drehten sich hastig zu der Geräuschquelle um. Dann sahen sie ihn.

      Karl Brecher war ein wahrer Bulle von einem Mann: groß und muskulös, mit Stiernacken und einem kantigen Schädel, auf dem sich ein Bürstenhaarschnitt befand. Diese imposante Erscheinung steckte in einer Art Trainingsanzug, den er wahrscheinlich aus einem Army-Shop hatte. Die Hosen waren in Tarnfarben gescheckt und auf dem Muscleshirt, das er dazu trug, befand sich ein Bundesadler.

      »Scheiße, das ist Knochen-Brecher, raunte ihm jemand ins linke Ohr. Wenn ich das richtig gehört habe, dann war der mal beim BGS, aber sie haben ihn wegen irgendwas rausgeschmissen.«

      Mehr konnte Lucas nicht verstehen, denn Brecher hatte zu sprechen begonnen – vielmehr war es wohl das, was er für Sprechen hielt.

      In einem Ton, der Lucas stark an den des Drill-Sergeants aus »Ein Offizier und Gentleman« erinnerte, schrie er quer durch die Halle: »So, Freunde des Schweißes. Dann mal schön in einer Reihe anjetreten und Maul halten! Ick bin hier der Scheff und in meinem Unterricht jibt et nur zwei Rejeln. Erstens: Et wird jemacht, wat ick sage und zweitens: Schnauze halten. Kommprie?«

      »Avez-vous«, entwischte es aus Lucas‘ Mund in die eingetretene Stille hinein.

      Neben ihm sog jemand scharf die Luft ein. Lucas sah sich aus den Augenwinkeln verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit um. Er konnte nicht glauben, was er getan hatte. Bereits zwei Sekunden nachdem ihnen von ihrem Lehrer, der sich geradezu für ihren Gott zu halten schien, die Zwei Gebote gegeben worden waren, hatte er eines davon gebrochen. Aber vielleicht hatte Brecher die gemurmelten Worte ja gar nicht gehört oder wusste nicht, wer sie ausgesprochen hatte. So schnell, wie sie gekommen war, verschwand seine Hoffnung auch wieder. Brecher baute sich in diesem Moment vor Lucas auf und schaute auf ihn hinab. Er musste zwar nicht besonders viel hinabschauen, denn dieser war ziemlich groß, aber er kam sich neben diesem Fleischberg trotzdem um einiges kleiner vor.

      »Wat war dit?«, herrschte Brecher Lucas an.

      »Entschuldigung,


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