Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Fotos, die er dabei hat-te.

      »Dort sieht es fast genauso aus wie hier!« sagte Lotti leise und nachdenklich.

      »Ja, deshalb hat sich mein Großvater den Flecken Erde ausgesucht. Er hat sich ein Stück Heimat verwirklicht.«

      Kilian erzählte und erzählte. Am Aufmerksamsten hörte Lotti zu. Sie vermied aber jeden unnötigen Blickkontakt mit Kilian. Jedesmal klopfte ihr Herz wie wild, ihr wurde heiß.

      »Kommst du auch mit zur Besichtigung, Lotti?« fragte Kilian.

      Lotti wurde rot.

      »Vielleicht! Ich muß noch einkaufen!« versuchte sie sich um eine Antwort zu drücken.

      »Ah, einkaufen! Das muß ich auch noch! Die Speisekammer ist gefüllt mit Einmachgläsern. Aber ich brauche Brot und Butter. Bis die Kühe wieder zurück sind und alles auf dem Hof läuft, dauert es noch einige Tage.«

      »Du holst die Tiere zurück?« staunte Lotti.

      »Sicher! Die Tiere gehören zum Erbe! Sie gehören auf den Hof!«

      »Ja, schaffst du das? So alleine? Das Vieh, der Haushalt? Der Hof stand lange leer. Da gibt es bestimmt viel zu tun.«

      »Im Haus ist es weniger! Der Garten sieht schlimm aus. Ich habe gestern schon damit begonnen und werde heute weitermachen.«

      »Die Lotti kann dir gerne helfen!«

      »Mutter! Mußt du mich nicht erst fragen?«

      »Ich dachte net! Du bist doch immer für Nachbarschaftshilfe gewesen.«

      »Also, das wäre natürlich ganz wunderbar, wenn du mir etwas helfen könntest, Lotti! Ich muß auch die Sachen durchsehen und einiges packen, das ich Großvater schicken will.«

      »Siehst du, Lotti! Kilian braucht jede helfende Hand.«

      »Ja, ich wäre froh!«

      »Ich überlege es mir!«

      »Wir können zusammen einkaufen gehen«, schlug Kilian vor.

      »Nein! Einkaufen mußt du allein! Ich leihe dir gerne meinen Jeep, aber ich komme nicht mit. Ich weiß nicht, wie das bei euch in Neuseeland ist, aber hier wird sofort geredet, wenn man uns zusammen sieht.«

      Kilian lachte.

      »Wir haben nicht so viele Nachbarn. Aber ich denke, so ist es überall auf der Welt. Danke für dein Auto. Ich brauche es nur einen Tag. Großonkel Hans hatte ein Auto. Es steht verstaubt in der Garage. Ich hoffe, es fährt.«

      »Dann schauen wir uns das gleich einmal gemeinsam an, Kilian. Autos und Motoren sind meine Leidenschaft«, sagte Titus und stand auf.

      »Kommst du auch mit, Lotti?«

      Es bedurfte noch einiger Überredungskunst von Titus, dann ging auch Lotti mit hinüber zum Bernreither Hof. Während sie sich dort im Garten nützlich beschäftigte, machten Titus und Kilian den alten kleinen Pritschenwagen wieder flott.

      Als es Kaffeezeit war, kam Kilian mit Kaffee und Kuchen in den Garten.

      »Mach’ eine Pause, Lotti! Ich habe Kuchen! Allerdings nur vom Laden. Kuchenbacken kann ich nicht.«

      »Welche Kuchen magst du?«

      »Hefekuchen mit Rosinen und Kakao und Nüssen drin! So einen gedrehten oder geflochtenen. Backst du mir einen?«

      Lotti errötete und sagte leise: »Vielleicht!«

      Sie tranken zusammen Kaffee. Dann arbeiteten sie gemeinsam im Garten. Sie sprachen nicht viel. Sie arbeiteten Hand in Hand, als hätten sie es Jahre schon gemacht.

      Dann kamen Titus mit den Eltern, um sich den Hof anzusehen. Den Haltingers gefiel der Hof. Kilian nannte einen guten Preis, den sie akzeptierten, ohne zu handeln. Kilian Morgan, in Vertretung seines Großvaters und Helmut Haltinger als Käufer, schüttelten sich die Hände.

      Kilian mußte sie allerdings informieren, daß es bis zum Notartermin noch etwas dauern könnte. Bürgermeister Fellbacher und Pfarrer Zandler versuchten zwar Einfluß zu nehmen, daß die Erbschaftssache zügig geregelt würde. Aber die Behörden in Kirchwalden benötigten noch Auskünfte und Nachweise aus Neuseeland. Außerdem mußte Kilian die Geburtsurkunde seines Großvaters finden. Diese hatte er damals zu-rückgelassen.

      »Hauptsache, wir sind uns einig, Kilian«, sagte der Haltingerbauer. »Da warten wir eben. Gut Ding will Weile haben! Mußt dir keinen Streß machen, Kilian. Jetzt bleibst du erstmal hier auf dem Hof und regelst alles in Ruhe. Wenn du bei etwas Hilfe brauchst, dann kannst du dich jederzeit an uns wenden.«

      »Danke!«

      Kilian fuhr sich mit den Händen durch das helle Haar.

      »Ja, da gibt es noch etwas! Ich will später zum Friedhof und das Grab meiner Urgroßeltern besuchen. Dort ist auch Großonkel Hans beerdigt. Ich weiß nicht, an welcher Stelle ich es auf dem Friedhof finde und will Pfarrer Zandler nicht bitten. Vielleicht könnte es mir jemand zeigen?« Kilian schaute dabei Lotti an.

      »Die Lotti geht mit dir! Dann kann sie gleich unsere Gräber gießen.«

      Noch bevor Lotti etwas einwenden konnte, stimmte Kilian zu. Er wollte nur noch einen Blumenstrauß aus dem Garten holen. Kilian eilte davon.

      »Wie könnt ihr?« schalt Lotti ihre Familie.

      Ihr Vater grinste.

      »Lotti! Die Mutter hat mir alles erzählt und Titus weiß auch Bescheid. Mir scheint, du gefällst dem Kilian! Gib es zu, du bist verliebt?«

      »Ja, Vater! Aber es ist meine Sache. Ihr müßt mich net in seine Arme treiben. Außerdem kenne ich, kennen wir ihn erst einen Tag – und er ist aus Neuseeland. Das ist am Ende der Welt!«

      Das Gespräch brach ab. Kilian kam mit dem Blumenstrauß aus dem Garten. Titus fuhr mit seinen Eltern heim. Kilian und Lotti fuhren in Lottis Auto zum Friedhof.

      *

      Auf dem Grab der Familie Bernreither türmten sich noch die ausgedorrten Kränze. Niemand hatte sie nach der Beerdigung vor Monaten fortgeräumt. Kilian und Lotti gingen gleich an die Arbeit. Danach war auch der Grabstein wieder zu lesen.

      »Soso! Dann hat der Großonkel Hans diese Berta geheiratet. Ich weiß nicht, ob ich das meinem Großvater erzählen soll.«

      Lotti schaute Kilian an.

      »Was spricht dagegen? Sie war seine Frau. Sie war die Schwägerin deines Großvaters.«

      »Und sie war seine große Liebe!«

      »Mei, das hört sich nicht gut an!«

      Kilian legte den Blumenstrauß nieder. Dann setzten sie sich in der Nähe des Grabes auf eine Friedhofsbank. Kilian erzählte Lotti von seinem Großvater, seiner Liebe zu Berta und wie sein eigener Zwillingsbruder zum Rivalen wurde.

      »Also – sollte ich einmal heiraten und Kinder bekommen, dann wünsche ich mir eines – keine Zwillinge! Ich will keine Zwillinge!«

      Kilian lachte herzlich.

      »Die Wahrscheinlichkeit, daß du Zwillinge bekommst, ist ziemlich hoch. Deine Brüder sind Zwillinge. Wenn es in einer Familie Zwillinge gegeben hat, dann kann das wieder geschehen. Bei uns in Neuseeland wurde eine Generation übersprungen. Meine Mutter ist ein Einzelkind. Aber ich habe jüngere Zwillingsschwestern.«

      »Hast du mit denen auch so viel Kummer, wie ich mit Titus und Thomas?«

      Kilian verneinte. Er schilderte seine Schwestern als liebe, warmherzige und gütige Menschen.

      »Das ist schön und auch etwas hoffnungsvoll, wenn es wirklich so ist, daß Zwillingsschwangerschaften sich in Familien häufen.«

      Lotti stand auf.

      »Ich könnte dir noch stundenlang zuhören, wenn du von Neuseeland und deiner Familie erzählst.«

      »Wenn ich zurückfliege,


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