Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      »Wir sind in allergrößter Sorge! Es hat gestern abend mal wieder Streit gegeben zwischen dem Thomas und mir. Da ist die Lotti aus der Küche gerannt, rauf in ihr Zimmer. Wir haben erst viel später festgestellt, daß sie bei dem Sturm fortgelaufen ist. Wir vermuteten, sie wollte rauf auf die Berghütte. Ich hab’ den Toni schon angerufen. Dort ist sie aber net angekommen. Mei, der Himmel stehe uns bei! Hoffentlich ist der Lotti auch nix geschehn! Kommst mit suchen?«

      Kilian blieb ganz ruhig. Er lächelte.

      »Was grinst so? Hast mich net verstanden? Die Lotti ist fort!«

      »Doch, ich habe schon verstanden! Ich kann dich beruhigen! Sie liegt hier auf dem Bernreither Hof im Wohnzimmer auf dem Sofa und schläft.«

      »Dem Himmel sei dank! Da muß ich gleich die Mutter anrufen.«

      Titus griff zum Handy.

      »Mutter, ich bin hier beim Kilian! Die Lotti ist hier! Ich bring sie dann mit heim. Es ist nix geschehen!«

      Mit einem Seufzer der Erleichterung steckte Titus das Handy ein.

      Kilian rieb sich das Kinn.

      »Also, daß nix geschehen ist, des stimmt so net ganz!« sagte er leise.

      Verschmitzt lächelte er Titus an.

      »Komm, Titus, wir gehen rein! Scheinst nach einer durchwachten Nacht einen starken Kaffee vertragen zu können.«

      Während Titus auf der Eckbank in der Wohnküche des Bernreitherhofes saß, beobachtete er Kilian genau.

      Eine Minute lang schien er ungemein fröhlich, richtig heiter. Dann huschte ein dunkler Schatten über sein Gesicht. Titus rätselte.

      Bald zog der Geruch von Kaffee durch den Raum.

      »Sahne von den Kühen habe ich nicht, nur das Zeug aus der Dose. Milch will ich des net nennen!«

      Titus verstand Kilian. Sie waren beide durch und durch mit der Landwirtschaft verwachsen.

      »Dann erzähle mal!«

      Kilian ließ sich Zeit. In Gedanken durchlebte er noch einmal die Stunden von dem Augenblick an, als Lotti naß im Sturm vor seiner Haustür stand.

      Was sollte er Titus sagen?

      Waren die letzte Nacht und die zärtlichen Küsse zwischen ihm und Lotti nicht etwas, was nur sie beide anging?

      Auf der anderen Seite schätzte Kilian Titus sehr. Er vertraute ihm. Kilian erinnerte sich an die Nacht auf der Berghütte. Da war es Titus, der ihm sein Herz ausgeschüttet hatte. Kilian war sicher, daß Titus noch niemals zuvor so mit jemandem über seinen Kummer gesprochen hatte, über den Riß in seinem Herzen. Titus war zerrissen zwischen seiner Bruderliebe und Ablehnung Thomas gegenüber, weil dieser nur Ärger machte. Titus hatte über seine innersten Gefühle gesprochen. Ich kann ihm vertrauen, dachte Kilian. Er trank einen Schluck Kaffee.

      »Titus«, setzte Kilian an. »Titus, ich will offen und direkt mit dir reden. Lotti stand triefendnaß vor der Haustür und glücklich sah sie auch nicht aus. Da habe ich sie einfach in die Arme genommen und geküßt.«

      Kilian erwartete, daß Titus etwas sagen würde. Doch er schwieg.

      Kilian räusperte sich und sprach weiter:

      »Ich liebe deine Schwester! Sie

      ist der wunderbarste Mensch, das schönste Madl dazu, das mir jemals begegnet ist. Mein Herz sehnt sich nach ihr, seit dem Augenblick, als ich ihr auf dem Bergpfad gegenüberstand.«

      Kilian trank wieder einen Schluck Kaffee.

      »Ich… ich… ich…«, stotterte er. »Ich bereue auf der einen Seite nicht, daß ich sie geküßt habe. Auf der anderen Seite, bedauere ich es sehr. Ich wollte es nicht. Es kam einfach über mich. Lotti ist so zauberhaft. Ach, es sind zwei Gefühle in meinem Herzen. Ich würde so gerne hier bei Lotti bleiben. Doch das ist unmöglich. Ich muß wieder heim nach Neuseeland. Ich habe dort meine Wurzeln. Außerdem habe ich es meinem Großvater versprochen. Ich hänge an unserem Hof dort, an unserer Farm, die Großvater aufgebaut hat. Bevor er in das stille Seitental kam, war dort nichts und Niemand. Genau wie ich dort hat deine Schwester hier ihre Wurzeln. Dazwischen liegt eine Flugzeit von fündundzwanzig Stunden. Es sind zwölftausend Meilen oder ungefähr neunzehntausend Kilometer. Da kann man nicht mal schnell hin und her reisen.«

      »Ich verstehe, was du meinst, Kilian! Liebt dich Lotti? Hat sie es dir gesagt?«

      »Ja! Doch in ihren Augen las ich auch, daß es ihr sehr schwer fallen wird, sich zu entscheiden zwischen mir und ihrer Heimat. Das verstehe ich. Ich bin in dem gleichen Konflikt. Das geht sogar soweit, daß ich dem Schicksal böse bin. Wenn Großvater Willi nicht gefunden worden wäre, dann wäre ich nicht hier. Wäre ich doch nur daheim geblieben! Hätte Großvater nicht besser die ganze Angelegenheit schriftlich abgewickelt? Dann wäre ich Lotti nie begegnet. Ich liebe deine Schwester sehr, Titus. Ich will ihr nicht weh tun.«

      Kilian seufzte.

      »Ich habe nur wenig geschlafen. Die meiste Zeit lag ich auf dem Bett und starrte an die Decke.«

      Kilian goß Kaffee nach.

      »Titus! Ich habe mich zu etwas entschlossen. Ich werde abreisen. Daheim kann ich die Angelegenheiten mit den benötigten Papieren auch schneller vorantreiben. Ich brauche Abstand. Ich kann – ich darf – Lotti nicht jeden Tag in die Augen sehen und wissen, daß soviel zwischen uns liegt. Lotti wird niemals aus Waldkogel fortgehen, euch Brüder allein lassen. Sie soll sich keine Hoffnungen machen, daß ich hierbleibe.«

      Kilian trank den Kaffee aus.

      »Schade, Kilian!« sagte Titus. »Alles war so hoffnungsvoll!«

      Kilian bat, daß Titus sich um den Bernreither Hof kümmern sollte. Das Vieh würde bald gebracht und mußte versorgt werden.

      »Schalte und walte, als würdest du hier schon sein, Titus!«

      Kilian legte Titus den Schlüssel auf den Tisch.

      »Schaut aus, als wolltest du bald reisen?«

      »Ja! Ich will Lotti nicht mehr sehen. Ich kann ihr nicht in die Augen schauen. Draußen im Flur stehen zwei große Koffer mit persönlichen Sachen, die ich hier gefunden habe. Ich hoffe, sie machen meinem Großvater Freude. Sie als Fluggepäck mitzunehmen, ist mir jetzt zu umständlich. Kannst du sie mir schicken?«

      »Das mache ich!«

      »Gut! Dann ist hier alles soweit geregelt.«

      Titus schaute Kilian überrascht an.

      »Klingt, als wolltest du sofort los?«

      »Ja, ich habe heute nacht schon gepackt. Ich nehme nur etwas Handgepäck mit.«

      Kilian schaute auf die Uhr.

      »Ich nehme den ersten Bus nach Kirchwalden und von dort aus ein Taxi zum Flughafen.«

      »Mei!« starrte Titus Kilian an.

      »Sag nichts, guter Freund! Kümmere dich um Lotti! Sage ihr, sie wird immer einen Platz in meinem Herzen haben.«

      »Sie wird traurig sein! Du tust ihr weh!«

      »Ich weiß, ich hätte sie nie küssen und ihr nie meine Liebe gestehen dürfen. Damit sie nicht noch mehr leidet, gehe ich!«

      Kilian stand auf. Titus folgte ihm. Wortlos sah er zu, wie Kilian seine Jacke anzog und den kleinen Rucksack schulterte. Zusammen gingen sie hinaus.

      »Komm, ich fahr dich!«

      »Nein! Bleibe du hier! Wenn Lotti aufwacht, dann soll sie nicht allein sein! Ich habe Pfarrer Zandler und dem Bürgermeister ein paar Zeilen geschrieben. Ich werfe sie im Pfarrhaus in den Briefkasten. Ich wäre dir dankbar, wenn du dem alten Alois meine Grüße ausrichten würdest. Grüße auch Toni, Anna und die Kinder.«

      »Kann ich nicht mehr für dich tun?« fragte Titus leise.

      »Kümmere


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