MORDSJOB - The Hitman Diaries. Danny King
Читать онлайн книгу.letzte Woche von Janet erzählt hatte. Damals schien es nicht wichtig, kein Grund, es zu verschweigen. Ich hatte schließlich nicht ahnen können, dass ich sie am Ende umbringen musste, oder?
»Hast du’s ihr besorgt?« Eddie ließ nicht locker, als ich mich an die Theke setzte.
»Äh … nein, habe ich nicht.«
»Warum? Was ist los, bist du schwul oder so?« Lachend boxte er mich auf den Arm. Bevor ich ihn verprügeln konnte, marschierte er zu Logan, um ihn zu unterrichten, dass ich da war.
Der Klub war gerade geschlossen und zum größten Teil leer. Felix stand an der Tür, Logan war oben und Sam wahrscheinlich im hinteren Büro mit seiner Nase über einem Spiegel. Dann war da natürlich noch Eddie, wahrscheinlich Phil oben in der Kabine des Sicherheitsdienstes, ein paar Putzfrauen, die wischten und staubsaugten und …
»Na, mein Herr, wie viele Millionäre gibt es wohl heute Abend?«
Und last sowie auf jeden Fall least war da noch George, der Barkeeper.
»Hey, wer ist heute der Glückliche, was meinst du?«
»Ich weiß es nicht, George«, antwortete ich.
»Ich hätte ja nichts dagegen, wenn ich auch mal was abkriegen würde. Vier Richtige hatte ich letzte Woche. Wirklich. Leider in drei verschiedenen Reihen, das war das Problem. Tja, vier Richtige, dafür kann man schon ungefähr 180 Pfund kriegen. Mein Kumpel allerdings nicht. Er hatte vier Richtige und hat nur sechzehn Pfund rausbekommen. Verdammte Abzockerei, so was.«
Verdammte Abzockerei. Er sprach natürlich von der Lotterie. Tatsächlich sprach er seit ein paar Jahren von nichts anderem mehr. Es hatte den armen Kerl dermaßen erwischt, dass er geradezu besessen davon war und nicht mehr in der realen Welt lebte, sondern in Camelot. Der Fairness halber muss ich erwähnen, dass George schon vor der Lotterie nicht auf demselben Planeten gelebt hatte wie der Rest von uns, also war eigentlich nichts Schlimmes passiert. Er war einfach jemand, der sich immer nur auf eine einzige Sache konzentrieren konnte, man könnte auch sagen: Ein langweiliger Sack, der nur eine Farbe des Regenbogens oder einen Stern am Nachthimmel wahrnahm. Und wie alle langweiligen Säcke meinte er natürlich, dass alle anderen von derselben Sache fasziniert sein müssten wie er. Vor der Lotterie waren es Pferderennen gewesen. Davor Fußballwetten, oder wenigstens hatte ich das so gehört.
»Vor gut zwei Wochen war ein Typ hier, der hatte etwas mehr als zwei Millionen gewonnen. Er hat seinen Job gekündigt, seiner Alten den Laufpass gegeben, eine Riesenwohnung in Chelsea gekauft und sich jede Nacht eine andere Nutte mit nach Hause genommen. Tausende hat er durchgebracht. Tausende. Was für eine Verschwendung.«
»Was würdest du denn mit dem Geld machen, George?«
»Tausende. Der Kerl muss doch komplett verrückt sein«, grübelte George, ohne mich zu hören.
»George! Was würdest du denn damit machen?«
»Ja, er hatte an dem Abend auch eine Menge Bräute im Arm, der Kerl. Eine hatte so ein winziges Kleidchen an, hat kaum ihre Glocken bedeckt.« Er machte die universelle Geste für dicke Titten. »Der Typ muss total bescheuert sein.«
»Du würdest das also nicht machen, George?«
»Ich? Haha, nein. Ich würde alles auf die Bank bringen, ganz klar. Keinen Penny würde ich anrühren«, sagte er und polierte die Zapfhähne.
»Weißt du«, fing er dann wieder an, »ich habe diesen Kumpel unten in Mitcham …«
»George!« Sam stand in der Tür des hinteren Büros. »Sieh zu, dass der Spiegel hinter der Bar poliert ist, bevor wir heute Abend öffnen. Gestern sah er aus wie eine beschissen dreckige Milchflasche.«
»Ja, Sir, sofort«, salutierte George und griff zum Glasreiniger.
Sam blieb noch einen Moment stehen, seine Knopfaugen nahmen mich ins Visier.
»Willst du zu Logan?«, fragte er.
»Was?«, gab ich zurück, bloß um ihn zu ärgern.
»Logan. Willst du zu ihm?«, wiederholte Sam.
»Was?«
Sam biss die Zähne zusammen und verengte seine Augen zu Schlitzen. Unsicher, was er tun sollte, verlegte er sich auf ein bisschen sinnloses Herumkommandieren. Er zeigte auf den Platz, wo ich saß, und befahl mir, dortzubleiben, bis Logan nach mir schickte. Kaum hatte er zu Ende gesprochen, stand ich auf und ging ans andere Ende der Bar, um weiter mit George zu reden. Ich sah mich erst um, als ich hörte, wie sich die Tür hinter mir schloss.
Sam Broad war der zurückgebliebene Sohn von John Broad und er hatte ungefähr so viel Talent fürs Geschäft wie George für Konversation. Um ihn vor Schwierigkeiten zu bewahren und Mutti glücklich zu machen, hatte Daddy Broad ihm einen Job gegeben, bei dem er ein paar Jungs schikanieren konnte, und ihn zum Barmanager fürs Erdgeschoss gemacht. Logan hielt das für einen Witz, weil, wie er sagte, Sam es bis zu seinem zwölften Lebensjahr nicht einmal fertiggebracht hatte, sich richtig die Schuhe zuzubinden. Angeblich hatte er immer nur Doppelknoten gemacht, sodass er die Schuhe abends nicht wieder ausbekam.
George polierte noch eine Minute oder so vor sich hin, bevor er sich wieder mit Lotteriegelaber ablenkte.
»Vier Millionäre gab es Samstagabend. Ich frage mich, ob sie gesehen haben, wie ihre Zahlen gezogen wurden. Stell dir das mal vor, du sitzt vor dem Fernseher und dann kommen deine Zahlen. Ich könnte das ja nicht, oh nein. Ich gucke immer am nächsten Tag in der Zeitung nach. Auf keinen Fall könnte ich so dasitzen und zusehen, wie sie gezogen werden, ich würde einen Herzinfarkt kriegen.«
»George, wer ist das?« Ich deutete unauffällig auf eine der Putzkräfte.
»Einen Herzinfarkt, ich sag’s dir.«
»George! Wer ist das? Ist das ein neues Mädchen?«
»Wer?« George kam endlich wieder zu sich.
»Die mit dem Fuß. Ist sie neu?«
»Wer? Die? Ja, ich habe sie noch nie gesehen.« Er spuckte auf sein Putztuch.
»Wie heißt sie?«
»Was? Wer, die Neue? Ich weiß nicht. Moment, ich frage sie.«
»Nein, warte!«
Bevor ich es verhindern konnte, hatte George schon so laut er konnte hinübergerufen: »Hey, du, Neue! Wie heißt du? Der Herr hier möchte es gerne wissen.«
»Gottverdammt, George«, sagte ich. »Ich wollte nicht, dass du fragst.«
»Ist schon gut«, rief er noch einmal ebenso laut. »Mach dir nichts draus. Er hat es sich anders überlegt.«
Aber anscheinend machte sie sich doch etwas draus, denn sie kam herübergehumpelt und stand vor mir wie ein geprügelter Hund.
»Ich heiße Angela«, sagte sie. »Ich arbeite erst seit heute hier. Tut mir leid, ich bin nicht so schnell wie die anderen, aber ich kann in Zukunft eher anfangen, dann schaffe ich genauso viel, ganz sicher. Ich brauche nur …«
»Halt, halt, langsam, ich wollte Sie nicht zusammenstauchen oder so. Ich wollte bloß wissen, wie Sie heißen, weil ich Sie noch nie hier gesehen habe.«
»Oh, Entschuldigung«, murmelte sie mit gesenktem Blick.
»Und ich weiß gar nicht, was Sie mit nicht schnell genug meinen. Ich finde, Sie machen das ganz großartig«, versicherte ich ihr.
»Danke«, sagte sie und stand noch einen Moment schweigend da. »Ja, ich mache dann besser mal weiter. Es tut mir leid …«, begann sie wieder, bis ich meine Hand hob und ihr sagte, sie solle sich keine Sorgen machen.
Das war das erste Mal, dass ich Angela sah, und bei Gott, ich war hingerissen von ihr. Ich war sogar so hingerissen, dass mir ihr Klumpfuß danach nie wieder auffiel. Oder wenigstens störte er mich nicht. Nein, nicht nur, dass er mich nicht störte, ich mochte ihn sogar. Er stand ihr. Er war süß. Er war bezaubernd. Er war ein Teil von ihr, und deshalb betete