MORDSJOB - The Hitman Diaries. Danny King

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MORDSJOB - The Hitman Diaries - Danny King


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Arbeit.

      Das tat ich wirklich extrem ungern. Zwar hatte ich mich in den letzten paar Jahren daran gewöhnt, dennoch war es nicht gerade eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Besonders, wenn es an die Backenzähne ging … wie heißen die noch gleich? Molaren. Die muss man richtig ausgraben, und das ist eine grauenhafte, übelriechende Angelegenheit. Ich hatte da allerdings schon eine Idee für eine kleine Bombe, die mir die Arbeit abnehmen könnte. Alles, was man dafür brauchte, wäre ein kleines bisschen Plastiksprengstoff, eine Batterie und ein Timer. Sprengstoff unter die Zunge stecken, Leiche ins Wasser rollen, dann nach zehn Sekunden ein kleines »Plopp« und … tadaa: keine Zähne, kein Kiefer, kein Kopf mehr zum Identifizieren übrig. Schnell, sauber, kein Stress, kein Dreck. Bei dem Gedanken, mir das Ding patentieren zu lassen, hatte ich sogar ein bisschen lachen müssen. Ich könnte es Bridges' Mundbombe oder so nennen. Na ja, es war nur so eine Idee.

      Miss Marple machte sich posthum bei mir enorm beliebt, indem sie ein komplettes künstliches Gebiss hatte, das ich einfach herausnehmen und über Bord werfen konnte.

      Nachdem ich mich auch um die anderen drei gekümmert hatte, durchsuchte ich noch schnell ihre Taschen und nahm alle persönlichen Sachen heraus. Es hatte schließlich wenig Sinn, einen Zahnabgleich unmöglich zu machen, wenn man dafür die Geldbörse in der Jackentasche stecken ließ. Als ich zu Janets Portemonnaie kam, stellte ich fest, dass sie ohne einen einzigen Penny ausgegangen war, was für heutige Verhältnisse schon ziemlich dreist ist. Frank, auf der anderen Seite, hatte ungefähr fünfzig Pfund in bar dabei. Also lud er Janet und mich nachträglich zum Abendessen ein, was ihm, glaube ich, nicht sonderlich gefallen hätte.

      Als ich ungefähr anderthalb Meilen weit draußen war, stellte ich den Motor ab. Noch weiter sollte man nicht rausfahren, sonst sieht einen die Küstenwache auf dem Radar und fragt sich, was man wohl vorhat. Frank durfte das Wasser als Erster kosten. Ich band mit reichlich Seil die Gewichte an ihm fest. Dafür verwende ich immer Plastikgewichte, wie sie im Fitnessstudio benutzt werden. Sie zerbrechen nicht so leicht wie die traditionellen Hohlblocksteine, wenn sie auf dem Grund auf etwas Hartes treffen. Außerdem verrotten sie nicht im Salzwasser. Anschließend punktierte ich seine Lunge sowie seinen Magen, um eingeschlossene Luft entweichen zu lassen, und hievte ihn über Bord. Normalerweise starte ich dann das Boot und fahre ein Stückchen weiter, wenn ich mehr als eine Leiche zu entsorgen habe, aber irgendwie bin ich nun mal ein Romantiker, also versenkte ich Mandy direkt neben Frank. Miss Marple warf ich eine halbe Meile weiter draußen rein.

      Die Letzte im Wasser war Janet. Als ich ihr den angespitzten Schraubenzieher tief in beide Lungenflügel und den Bauch stieß, musste ich mir eingestehen, dass unser Date nicht gerade erfolgreich verlaufen war. Das war mal wieder mein sprichwörtliches Pech bei Frauen. Es kam mir fast so vor, als ob irgendjemand dort oben nicht wollte, dass ich ein nettes Mädchen traf. Warum ich? Warum konnte es nicht ein einziges Mal gut für mich ausgehen? War das etwa zu viel verlangt? Andere Männer trafen auch Mädchen und ließen sich nieder, sogar die allermeisten. Warum war es bloß für mich so unmöglich? Ich war schließlich kein übler Kerl, oder? Eine Frau konnte es weitaus schlechter treffen als mit mir. Ein wenig Gesellschaft, mehr wollte ich doch gar nicht. Ich brauchte keinen Popstar oder ein Supermodel oder so was, einfach nur ein nettes, einfaches Mädchen, zu dem ich abends nach Hause kommen konnte. Eins, das mich zum Lachen und zum Weinen brachte. Ich würde sie behandeln wie eine Prinzessin und niemals die Hand gegen sie erheben, wie so manche anderen Männer. Eine Chance, mehr wollte ich gar nicht, nur eine einzige Chance, und ich würde ihr zeigen, dass ich der treueste, liebevollste Mann sein konnte, den eine Frau sich nur wünschen mochte.

      Zwangsläufig war ich sehr deprimiert, als ich Janet über Bord schob.

      »Na ja«, murmelte ich, bemüht mich selbst aufzumuntern, »es gibt noch mehr Fische im Meer.«

      

      Mummys kleiner Soldat

      

      Gegen vier Uhr morgens kam ich schließlich nach Hause, erschöpft und niedergeschlagen, den Gestank von Blut und Scheiße und Tod in der Nase. Er würde noch tagelang hängenbleiben. So ist das eben, wenn man mit Leichen zu tun hat: Sie stinken so übel, dass es sich in die Nasennebenhöhlen ätzt und man sie sogar noch riecht, wenn man sich den ganzen Körper mit einer Nagelbürste abgeschrubbt hat. Wahrscheinlich ist es etwas Psychisches, eher die Erinnerung an den Geruch als ein tatsächlicher Geruch. Wie auch immer. Es reicht auf jeden Fall aus, um einem den Appetit auf Würstchen eine ganze Weile zu verderben. Das Einzige, was ich sonst noch an mir riechen konnte, war das Benzin, das ich benutzt hatte, um das Auto auszubrennen, und im Vergleich mit dem anderen Zeug roch es wie Eau de Cologne. Mein Körper schrie förmlich nach einem langen heißen Bad, einem schönen sauberen Bett und ein paar Schlaftabletten, um das Hirn herunterzufahren.

      Was ich bekam, war meine verfluchte Mutter.

      »Ich bin’s nur!«, rief sie beim Hereinkommen. Es hatte begonnen. Mit »Ich bin’s nur« meinte sie: »Bloß ich, niemand Wichtiges, es tut mir leid, dass ich dir zur Last falle, lass mich einfach liegen, wenn ich umkippe, beachte mein Weinen nicht.« Sie war eine Großmeisterin der psychologischen Kriegsführung. Unglaublich. Drei Wörter und schon ging sie mir unter die Haut.

      »Jesus! Bitte! Ich bin müde, mir tut alles weh, es ist mitten in der Nacht. Ich kann diesen Scheiß jetzt nicht brauchen.«

      »Oh, dann gehe ich am besten einfach wieder, ja?«, winselte sie erbärmlich. »Du willst mich nicht sehen, oder?«

      »Nein, will ich nicht. Jetzt nicht und nie wieder.«

      »Oh. Ja, wenn du so über mich denkst, dann werde ich wohl … Ich wollte doch nur sehen, wie es dir geht. Ist das denn so schlimm von einer Mutter?«

      »Ja. Ich brauche dich gerade nicht in meinem Kopf.«

      »Ach, Ian«, stammelte sie mit schlaff herabhängenden Armen, ihr Gesicht ein Sinnbild menschlichen Elends. Mit zitternder Unterlippe hielt sie ihre Stellung, erkaufte sich ein paar wertvolle Sekunden für ihren Sturmangriff, bis meine Verteidigung zusammenbrach. Ich ließ den Kopf hängen, rieb mir die Augen und stieß ein frustriertes, halbersticktes Grunzen aus.

      »Ich kann dich jetzt nicht ertragen. Ich brauche etwas Zeit für mich.«

      »Schau mal, ich bin deine Mutter. Wenn es irgendwas gibt, womit ich dir helfen kann, dafür bin ich doch da.« Sie machte einen Riesenschritt auf mein Gesicht zu.

      »Nein. Es ist nichts«, sagte ich, aber ich wusste, dass es noch nicht zu Ende war. Noch lange nicht. Wenn es sein musste, würde sie mich festbinden und mir mit glühenden Eisen die Brustwarzen verbrennen, bis ich ihr alles erzählte. Alles, was sie eigentlich gar nichts anging. Alles, was ich für mich behalten wollte. Alles. Punkt.

      »Bitte, Ian, was ist denn los, mein Liebling?«

      »Nichts«, wiederholte ich im Bemühen, es selber zu glauben, es auszuschalten, doch dafür war es zu spät. Sie hatte ihre Zähne in mein Fleisch geschlagen und ich konnte sie unmöglich abschütteln.

      »Weißt du, wenn ich ein Problem habe, finde ich es immer sehr tröstlich, es bei jemandem abladen zu können«, sagte sie.

      »Ich weiß, schließlich war das immer ich, verdammt noch mal«, schrie ich sie an. »Ich wollte deine Probleme genauso wenig wie du, aber das hat dich nie davon abgehalten, sie mir stundenlang in den Kopf zu kippen.«

      »Ist es Geld?«, riet sie ins Blaue hinein.

      »Nein, ich habe Geld genug. Ich habe mehr, als ich ausgeben kann. Ich brauche kein Geld.«

      »Denn wenn es das ist, kann ich dir gerne aushelfen. Ich habe ein bisschen was auf die Seite gelegt, für einen kleinen Luxus hier und da. Aber ich kann darauf verzichten. Es ist nicht viel, aber mehr habe ich nicht. Ich bin keine reiche Frau, tut mir leid.«

      »Es geht nicht um Geld!«, wiederholte ich. So hatte sie das schon immer gemacht. Nachts lag sie wach und betete zu Jesus und allen Engeln im Himmel, dass ich eines Tages eine Durststrecke hatte und sie mit dem Hut in der Hand anbetteln müsste.


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