Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac

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Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac


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lie­ben Freun­de, was kön­nen Sie von ei­nem mit Po­li­tik ge­mä­s­te­ten Jahr­hun­dert er­war­ten?« sag­te Na­than; »was war das Schick­sal der ›Ge­schich­te des Kö­nigs von Böh­men und sei­ner sie­ben Sch­lös­ser‹,91 die­ses rei­zen­den Ent­wurfs …«

      »Sie sind ein Hohl­kopf!«

      »Sie sind ein Narr!«

      »Oh, oh!«

      »Ah, ah!«

      »Sie wer­den sich schla­gen.«

      »Nein.«

      »Auf mor­gen, Mon­sieur.«

      »Nein, so­fort«, er­wi­der­te Na­than.

      »Los doch! Ihr seid zwei mu­ti­ge Strei­ter.«

      »Sie sind auch ei­ner«, sag­te der Her­aus­for­de­rer.

      »Sie kön­nen sich nur nicht mehr ge­ra­de hal­ten.«

      »Wie, hal­te ich mich etwa nicht ge­ra­de?« rief der kamp­fes­lus­ti­ge Na­than, in­dem er sich schwan­kend wie ein Pa­pier­dra­che er­hob.

      Er warf einen stumpf­sin­ni­gen Blick auf den Tisch; dann fiel er, wie ent­kräf­tet von die­ser An­stren­gung, in sei­nen Stuhl zu­rück, ließ den Kopf hän­gen und ver­stumm­te ganz.

      »Wäre es nicht spaß­haft«, sag­te der Nörg­ler zu sei­nem Nach­barn, »mich we­gen ei­nes Bu­ches zu schla­gen, das ich we­der ge­se­hen noch ge­le­sen habe?«

      »Émi­le, nimm dei­nen Rock in acht, dein Nach­bar wird ganz blaß.«

      »Kant, Mon­sieur? Auch so ein Bal­lon, den man auf­stei­gen ließ, um die Flach­köp­fe zu amü­sie­ren. Ma­te­ria­lis­mus und Spi­ri­tua­lis­mus, das sind zwei hüb­sche Rackets, mit de­nen Schar­la­ta­ne in Ro­ben den­sel­ben Ball schla­gen. Ob Gott in al­lem sei, wie Spi­no­za sagt, oder ob al­les von Gott kommt, wie Sankt Pau­lus sagt … Dumm­köp­fe! Eine Tür öff­nen oder schlie­ßen, ist das nicht die­sel­be Be­we­gung? Kommt das Ei von der Hen­ne oder die Hen­ne vom Ei? (Rei­chen Sie mir mal den En­ten­bra­ten!) Das ist die gan­ze Wis­sen­schaft.«

      »Ein­falts­pin­sel! rief ihm der Ge­lehr­te zu, »die Fra­ge, die du stellst, ist durch ein Fak­tum ent­schie­den.«

      »Wel­ches?«

      »Sind die Lehr­stüh­le der Pro­fes­so­ren für die Phi­lo­so­phie da oder aber die Phi­lo­so­phie für die Lehr­stüh­le? Setz dei­ne Bril­le auf und lies das Bud­get.«

      »Spitz­bu­ben!«

      »Schafs­köp­fe!«

      »Gau­ner!«

      »Nar­ren!«

      »Wo an­ders als in Pa­ris fän­de man einen so leb­haf­ten und zü­gi­gen Ge­dan­ken­aus­tausch«, rief Bi­xiou mit fei­er­li­chem Baß.

      »Komm, Bi­xiou, füh­re uns mal eine klas­si­sche Pos­se vor. Los, im­pro­vi­sie­re et­was!«

      »Soll ich euch das 19. Jahr­hun­dert vor­füh­ren?«

      »Hört zu!«

      »Ruhe!«

      »Legt eu­ren Mäu­lern Dämp­fer an!«

      »Wirst du den Mund hal­ten, du ko­mi­scher Kauz!«

      »Gebt ihm Wein, da­mit das Kind Ruhe gibt!«

      »Also los, Bi­xiou!«

      »Ha­ben Sie sie


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