G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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hier auch nicht, ich rate es dir. Sonst erkennen sie dich überall. Einer, der so stottert wie du – das ist ’n Stottergraf. Hähäh – Stottergraf …!« Und er will sich krank lachen, weil Lispys Gesicht erstarrt und blass geworden ist.

      »Stottergraf!«, zischt Bruce Murdock und dreht sich ihm zu. »Lass den verdammten Unsinn, lass ihn in Ruhe. Er kann nichts für sein Gestotter, das weißt du so gut wie ich. Lass ihn in Frieden, ohne ihn hätten wir manches Pferd nicht – äh, besorgt, was? Und du kein Geld in den Taschen gehabt, mit dem du hättest klimpern können. Lass deine Wut nicht an Lispy aus, der wehrt sich nie.«

      »Ha – hab ihm ni – nichts getan«, sagt Lispy und wendet sich ab. »Ma – Mann – ich ha – hab doch blo – bloß ge – gegessen, Boss.«

      »Ja, Lispy, ist ja schon gut«, antwortet Bruce Murdock besänftigend. »Nun Schluss mit dem Streit. Die Lady ist hinten in einem Zimmer, der Alte im ersten Stock, und die Nacht dunkel. Uns kann nichts mehr passieren, nicht hier draußen. Macht schnell, huscht zum Haus.«

      So schnell sie können, hasten sie über den Hof.

      Lispy steht schon am Haus. Hinter ihm James, der leise sagt: »Warte, bis Bruce die Tür aufgemacht hat, Junge.«

      Lispy schreckt zusammen, als James ihm einen kleinen Stoß gibt.

      »Lispy, los, vorwärts.«

      James hinter ihm, so kommen sie leise wie Geister in das Haus hinein.

      Von nun an sprechen sie sich nur noch mit Nummern an, ziehen die Halstücher hoch, stehen im Flur und sehen sich um.

      »Zwei«, flüstert Murdock und meint McDewey. »An die Treppe nach oben. Drei, komm jetzt.« Damit ist Lispy gemeint.

      Ein langer Flur, rechts zwei Türen, links ein kleiner Flur. An seinem Ende, bis zu dem das Licht der kleinen Flurampel nicht reicht, ein Streifen Helligkeit unter einer Tür.

      Das Zimmer, in dem das Mädchen sich die Haare gekämmt hat.

      »Vier, du bleibst neben der Tür stehen, klar?«

      Vier, das ist James. Nummer fünf ist Dorrey, aber der hat eine andere Aufgabe. Dorrey ist in der Küche hinten auf dem Hof.

      Murdock hebt die Hand, deutet rechts neben die Tür. An dieser Seite ist das Schloss.

      Hinter der Tür klappert etwas, das Mädchen summt irgendeine Melodie vor sich hin. Neun Uhr erst, im Haus schlägt es dumpf die volle Stunde.

      Lispy steht neben der Tür und sieht Murdock im Zwielicht seltsam an.

      Im Zimmer sind deutlich Schritte zu hören, die schnell auf die Tür zukommen.

      Da geht plötzlich die Tür auf. Er hat nicht an die Lampe im Zimmer gedacht, der Lispy. Die Lampe bescheint ihn. Und das Mädchen, das aus der Tür in den Flur sieht, blickt ihn an, sieht einen Mann im roten Hemd, der ein Tuch vor dem Mund trägt und den Hut tief in die Stirn gezogen hat.

      Vielleicht will sie etwas sagen, aber sie macht nur den Mund auf. Murdock ist schneller, seine Hände greifen zu. Was immer das Mädchen sagen will, es wird nichts als ein heiserer, halberstickter Laut. Murdock aber, der ihr die Hand vor den Mund hält, drängt sie blitzschnell zurück und sagt zischend: »Keinen Ton, nicht schreien, dann passiert nichts.«

      In diesem Moment übersieht Murdock etwas – die Hände dieses Mädchens, die durch die Luft fahren. Er sieht auch den Kleiderständer nicht. Linker Hand steht ein Eisengestell, an das die Lady greift. Und dann passiert es. Ihre linke Hand reißt den Ständer herum. Der kippt samt dem Hauskleid, das an ihm hängt, zur Seite und knallt Murdock auf den Kopf. Murdock sieht eine Sekunde lang Sterne. Dann rutscht der Ständer ab und fällt auf Murdocks Arme.

      Das Mädchen aber, das wieder Luft bekommt, weicht mit einem gellenden, schrillen Schrei zurück. »Vater, Hilfe! Banditen! Vater, Hilfe, Banditen!«

      Dann kommt Murdock schon wieder zu sich, stößt sie auf das Bett und presst sie in die Kissen.

      Was, denkt Lispy und sieht James in den Raum kommen, mein Gott, was wird das?

      Der Schrei ist durch das Haus geschallt, oben poltert es irgendwo.

      Auf halber Höhe der Treppe duckt sich McDewey am Geländer und hält entsetzt den Atem an. Der Schrei muss den Mann oben alarmieren. Der Rancher wird kommen. Da poltert es schon.

      Schritte sind oben auf dem Flur zu hören. Licht fällt auf die Treppe aus einem Zimmer.

      »Anne, Anne, was ist? Anne, antworte!«

      Keine Antwort, alles still unten.

      McDewey hat den Revolver in der Faust, einen ganz trockenen Mund und starre Augen bekommen.

      Es sieht gruselig genug aus, als der Schatten im Lichtschein auftaucht und über die Treppenstufen geworfen wird. Der Mann hat eine Waffe. McDewey sieht es am Schatten, sieht den Arm und in der Hand die Waffe.

      Dann sind schnelle Schritte auf den ersten Treppenstufen, der Rancher kommt herunter, rennt wie ein Wilder, erscheint an der Biegung und wird von hinten beleuchtet.

      Und dann sieht er den Mann unten kauern, sieht McDewey dort, reißt den Arm hoch.

      McDewey schießt, als der Rancher den Arm hebt. Er sieht ihn gegen das Licht so deutlich, dass er gar nicht vorbeifeuern könnte, selbst wenn er ein miserabler Schütze wäre. Brüllend ist der Knall im Flur, der McDewey dreimal lauter als ein normaler Abschuss vorkommt. Blitz und Feuer in dem Zwielicht, aber von oben auch ein Knall und das Fauchen der Kugel so haarscharf an McDeweys Gesicht vorbei, dass die Augen McDeweys entsetzt zucken.

      Großer Gott, so knapp, so dicht vorbei.

      McDewey duckt sich, sieht den Mann gegen das Geländer prallen, hat den Revolver immer noch auf ihn gerichtet. Dann rutscht der Rancher vom Geländer ab, ganz langsam, als wolle er gar nicht fallen. Dann aber neigt er sich, stürzt auf die Stufen und beginnt zu rutschen.

      Der Rancher poltert die Treppenstufen herab, er überschlägt sich zwei-, dreimal, bis er genau vor dem kauernden McDewey, der sich mit dem Rücken an die gedrehten Stäbe des Treppenaufganges presst, still am Absatz liegt.

      Er hat ein weißes Hemd an. Und auf dem Hemd sieht McDewey den Fleck.

      Der Mann ist ohnmächtig. Tot kann er nicht sein, die Kugel sitzt zu hoch in der Schulter.

      Unten aber sagt jemand fauchend: »Hast du ihn, Zwei?«

      McDewey bewegt die Lippen. Es kostet ihn Mühe, zu sprechen, er formt die Worte ganz langsam und schwerfällig.

      »Ja, ich habe ihn, er liegt hier, ist aber nicht tot.«

      »Dein Glück, bleib da, wir kommen gleich.«

      Unten ist das Mädchen und sieht zwei Männer, fühlt den Ruck an ihren Händen und hört die Worte des einen Mannes. Als man sie umdreht und ihr ein Tuch vor die Augen binden will, sieht sie wieder für einen Bruchteil einer Sekunde den einen Mann in der Tür, den Mann im roten Hemd und sonst nichts. Dann wird es dunkel vor ihren Augen.

      Der Mann im roten Hemd, das Rot des Stoffes hat ihre Blicke angezogen, wird ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen.

      Sie wird ihn nicht vergessen, als sie nach neun Stunden endlich von den Fesseln loskommen kann.

      Sie wird ihn auch nicht vergessen, als sie ihren Vater und den alten Ranchhelp findet.

      Dann wird sie vor dem aufgebrochenen Schreibtisch stehen und kein Geld mehr in der Schublade finden. Die 2000 Dollar sind fort. Genau wie elf Pferde, ausgerechnet die besten Pferde, die nie auf einen Rindertrieb mitgenommen werden.

      Elf Pferde und 2000 Dollar …

      Und ein Mann im roten Hemd, ein blonder Mann, bei dem eine Haarsträhne unter dem Hut zu sehen war, dessen Brauen hell waren.

      Lispy hat gar nicht zu reden brauchen, man weiß nun, wie er aussieht, auch wenn man seinen Namen nicht kennt. Lispy ist der Mann im roten Hemd. Der Bandit ist er, den man suchen wird.

      Aber


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