G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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leise bewegt. Tiffin hockt zusammengesunken im Sattel, der geborene Reiter, der wie ein Indianer erschlafft.

      Zehn Schritte noch, dann wird Tiffin unter dem Baum sein.

      Tiffin schaukelt in den Bewegungen seines Pferdes mit.

      Nun zwei Schritte noch, dann ist das Pferd unter dem Ast.

      James stößt sich ab.

      Tiffin hat die Bewegung erkannt.

      Für Tiffin taucht aus den Ästen des Baumes eine riesengroße graue Fledermaus auf. Der wallende Umhang schafft für den Bruchteil einer Sekunde den Eindruck, als segele etwas auf Tiffin zu.

      Aber dass hier eine Gefahr auf ihn zukommt, das erkennt ein Mann wie Tiffin sofort. Und er handelt.

      Blitzschnell hebt Tiffin beide Hacken an, schlägt sie in die Weichen des Pferdes und duckt sich tief nach links. In der gleichen Sekunde reißt seine linke Hand an den Zügeln – sein Pferd will herum. Und während Tiffin diese blitzartigen Ausweichmanöver durchführt, schnappt seine rechte Hand nach dem Revolver.

      Sich umblickend, sieht er diesen großen, bedrohlichen Schatten herabstürzen, erkennt die hochgerissene Hand und das Blinken darin. Dann kracht der Mann, der ihn aus den Zweigen des Baumes angesprungen hat, auch schon knapp hinter ihm auf die Kruppe des Pferdes.

      Schreien, denkt Tiffin, und plötzlich weiß er, dass nicht nur er in einer Falle steckt, er muss die anderen warnen.

      Er stößt einen schrillen, lauten Schrei aus, wird aber in derselben Sekunde von der linken Hand des Mannes erwischt.

      »Du verdammter Narr«, sagt der Mann heiser hinter ihm, als der Revolver auf Tiffins rechten Oberarm kracht und Tiffin seine gezogene Waffe vor Schmerz loslassen muss. »Du schreist nicht mehr.«

      Es ist Tiffins einzige Chance, sich fallen zu lassen. Er macht es, greift hinter sich, erwischt den groben Stoff dieses grauen Umhanges und ruft noch einmal im Fallen: »Vorsicht, Überfall!«

      Der Mann hinter ihm, der ihm mit der Behändigkeit eines Pumas auf den Boden nachkommt, holt, kaum dass sie beide unten sind, schon wieder aus.

      Entsetzt sieht Tiffin hoch, und dann, für nicht mehr als eine Zehntelsekunde, sieht er, was er mit dem Griff in den harten Stoff getan hat: Er hat dem Mann die Kapuze herabgezogen. Er blickt mitten in zwei dunkle Augen und auf einen zusammengepressten Mund. Dann aber trifft ihn der Revolverlauf am Kopf. Das Gesicht, das er wie ein Zerrbild gesehen hat, verschwimmt plötzlich vor ihm. Es ist nur die Erinnerung an diese dunklen Augen, die ihm bleibt, als er die Besinnung verliert. Und es ist ein letzter Gedanke, der ihm durch den Kopf schießt: Hoffentlich haben sie mich gehört.

      *

      »He«, sagt Baldwin, als es neben ihm knirscht. »Ritchie, du verdammter Narr, lass das Saufen, wenn Tiffin es sieht …«

      »Sieht er nicht«, Ritchie grinst, setzt die Flasche an die Lippen und nimmt einen anständigen Zug. »Nachdurst, sage ich dir, ist gut. Ich wette, Seymour hat einen Brummschädel und glaubt, dass er Ameisen im Gehirn hat. Mann, was hat der gestern Abend reingeschüttet. Hör mal, willst du auch?«

      Baldwin schüttelt den Kopf. Sie haben in Drummond übernachtet, Cord eingesperrt und dann ein wenig getrunken. Seine Furcht, dass Seymour, einmal auf eine Flasche losgelassen, auf den Geschmack kommen würde, hat sich bestätigt. Der Sheriff ist wankend in das Zimmer gekommen und hat heute früh mit Kaffee seinen Kater weggespült.

      Ritchie trägt ständig eine Flasche bei sich. Wie er sagt, sei das die beste Medizin, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

      »Na, nimm schon«, brummt Ritchie und reicht ihm die Flasche. »Tiffin ist hinter dem Hügel verschwunden, der sieht es nicht … Nimm!«

      »Nur einen Schluck«, murmelt Baldwin, trinkt und steckt die Flasche dann hastig unter den Sitz, als sie über die Kuppe kommen. »Ritchie, schaffen wir es bis zum Abend?«

      Ritchie rülpst einmal laut. Die Kutsche wird schneller. Sie rollen in die Senke.

      Ritchie schwenkt die Peitsche, sieht Baldwin an und sagt: »Darauf kannst du wetten. Zwei Stunden vor Mitternacht sind wir in Helena und den Vogel da drin los. Ich werde dir was sagen, Baldwin, obwohl es dich vielleicht ärgert: Tiffin kennt was von Menschen.«

      »Was heißt das?«, fragt Baldwin. »Willst du sagen, er hätte recht?«

      »Vielleicht, verdammt ja, vielleicht«, erwidert Ritchie. »Wir haben gestern bei Einbruch der Dunkelheit gewartet, dass sich diese Burschen zeigen sollten, aber ist einer gekommen? Du hast doch selbst gesagt, sie hätten nur auf dem Transport eine Chance, ihn zu befreien, und das am besten kurz vor der Nacht, weil sie dann mit ihm ungesehen verschwinden können. Na und, es ist Nacht geworden und sind sie gekommen?«

      Baldwin, der heute früh dieselben Worte von Tiffin gehört hat, flucht lauthals.

      »Das ist kein Beweis, für mich nicht, Ritchie. Der Bursche hat vielleicht mit den anderen Streit bekommen.«

      Sie sind vom Hügel herunter und so schnell geworden, dass das Rumpeln der Räder eine Unterhaltung fast unmöglich macht, wenn sie nicht dauernd schreien wollen.

      In dieser Sekunde hört Baldwin es, und es kommt ihm vor, als käme es von vorn. In diesem Geknatter, Gerassel und Dröhnen der Räder ist schlecht zu unterscheiden, aus welcher Richtung der Ruf kommt.

      »He, Ritchie, hörst du?«

      Er brüllt Ritchie an, der den Kopf herumdreht. Ritchie hört jedes fremde Geräusch, das mit seiner Kutsche zu tun hat. Er wird sofort merken, wenn ein Rad ausgeschlagen ist, einer der Reifen sich gelöst hat und klappert, aber den Schrei, den hat Ritchie nicht gehört.

      So kommt es, dass die Kutsche mit unverminderter Geschwindigkeit noch einige Meter weiterrollt.

      »Ritchie, da ruft jemand. Hörst du nicht?«

      Und wieder der Ruf, diesmal lauter, wenn auch undeutlich.

      »Vorsicht, Überfall!«

      Auch Ritchie hat es jetzt gehört. Er duckt sich jäh, reißt mit der rechten Hand die Peitsche hoch und schlägt einmal wild über die Pferde hinweg. Er hat zweimal einen Indianerangriff auf seine Kutsche erlebt. Und wenn es auch Jahre zurückliegt, Ritchie weiß genau, dass er nur schnell sein muss, um entweder durchzubrechen oder davonzujagen.

      Durch die Kutsche geht ein Ruck, als die Pferde anspringen. Rechts, keine drei Meter vor ihnen, stehen einige dichte Büsche, auf die Baldwin sein Gewehr richtet, hinter denen er etwas vermutet. Aber noch im Schwenken des Gewehres sieht er, wie etwas aus dem grünen Laub herausgeschossen kommt.

      Für Baldwin sieht das Ding wie eine große grüne Schlange aus. Er feuert sofort blindlings auf die Büsche, glaubt noch einen Schrei zu hören und hat dann ein anderes Geräusch in den Ohren.

      Jene grüne Schlange, auf die Murdock mit schreckgeweiteten Augen starrt, als sie davonzischt, schießt genau zwischen den Zweigen durch. Dann aber trifft sie das rechte Vorderrad der Kutsche. Ohne den Mann auf dem Bock sehen zu können, den das künstliche Dach über Murdock verdeckt, hat Murdock nur Augen für seinen Riesenspeer.

      Es sieht so aus, als sause etwas in eine flimmernde Scheibe hinein. Und dann passiert alles sehr schnell. Er sieht nur, wie der dicke Speer sich hochstellt.

      In der nächsten Sekunde knallt es ohrenbetäubend. Die Kugel aus Baldwins Gewehr faucht durch die Blätter. Es ist ein Hieb, der Murdocks linke Hüfte trifft und ihn aufschreien lässt. Er hat nichts von dem Abschuss gesehen, er hat nur das tosende Krachen in den Ohren und spürt den Schmerz.

      Als er nach vorn auf das Gestell kippt, das nach James Ideen gebaut worden ist, sieht er, wie das Rad sich auflöst.

      Er sieht die Speichen wie dünne Streichhölzer nach allen Richtungen davonfliegen. Vor seinen Augen bricht das Rad zusammen.

      Aber es kommt noch schlimmer.

      Die Kutsche, durch die Pferde in volle Fahrt gebracht, neigt sich plötzlich nach rechts.

      Das


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