G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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wendet sich um, als Ritchie das Tor öffnet und drüben, jenseits der Straße, schnelle Schritte zu hören sind.

      »Steig ein, schnell, Cord!«, sagt Seymour, der genau wie die anderen Anne Crane über die Straße kommen sieht. »Mach voran, Mann, und keine Narrheiten … He, Roy, jetzt bekommst du eine Predigt zu hören!«

      Roy Tiffin wartet schweigend, bis Anne Crane in den Hof tritt, anscheinend erleichtert aufatmend, dass sie den Gefangenen nicht mehr sehen muss.

      »Roy«, sagt sie schnell und zornig. »Du hast da einige Dinge zu Onkel Edward gesagt, die ich nicht glauben kann. Ist es wahr, dass du dich für einen Aufschub beim Gouverneur einsetzen willst?«

      Ihr schwarzes Haar ist aufgesteckt. Sie trägt einen Hut, wie ihn Reiterinnen aufsetzen, hat einen Reitrock und eine dunkelgrüne Bluse an. Ihre dunkelgrauen Augen sind zornig.

      »Hallo, Anne«, erwidert Roy Tiffin ruhig. »Ich habe das vor, dein Onkel hat nicht gelogen.«

      »Das wagst du uns anzutun?«, erkundigt sie sich mit steigendem Zorn. »Roy, bist du närrisch? Dieser Mann ist ein Pferdedieb und Mörder. Er hat …«

      »Welcher Mann?«, gibt Roy scharf zurück. »Sage mir, welcher Mann soll ein Mörder sein? Meinst du den Mann, den nur ein flüchtiger Blick von dir streifte, als die Verhandlung war? Du magst keine Diebe, und schon gar keine Banditen, die schießen. Du hast dich geekelt, ihn anzublicken. Ich kenne dich, Anne. Deine Abneigung war so groß, dass du ihn nicht mal genau angesehen hast. Das kannst du jetzt nachholen.«

      »Was willst du?«, keucht sie, als er sie an beiden Armen packt. »Lass mich sofort los! Ich will dieses Scheusal nicht sehen. Loslassen, Roy, sofort!«

      »Siehst du, ich habe es gewusst«, sagt er hart. »Du wirst ihn jetzt ansehen, ich will es, hast du verstanden? Worauf bildest du dir etwas ein, auf den Namen Crane vielleicht? Du hast die Pflicht, dir einen Mann genau anzusehen, den du beschuldigst, in euer Haus eingedrungen zu sein. Los, vorwärts, du kommst jetzt mit. Ich habe es absichtlich gewollt und es Edward heute gesagt, weil ich wusste, was du tun würdest. Los, geh, sonst trage ich dich.«

      »Sheriff Seymour, nehmen Sie ihn fest.«

      Seymour beißt sich auf die Lippen. Auch Baldwin und Shoan, beides Männer von der Crane-Ranch, rühren sich nicht. Wenngleich sie sicher eingreifen würden, um Anne Crane vor jedem anderen Mann zu beschützen, hier liegt die Sache anders. Tiffin ist so gut wie verlobt mit Anne Crane.

      »Baldwin, Shoan, ihr verdammten …«

      Jetzt wird sie wütend und vergisst sogar, sich wie eine Lady zu benehmen.

      »Schrei nur«, erwidert Roy grimmig und trägt sie, die mit den Beinen strampelt und mit den Händen nach ihm schlägt, bis an den Wagenschlag. »Jetzt sieh ihn dir an, los, tu es! Es ist deine verdammte Pflicht, den Mann zu betrachten. Cord, steh auf, komm heraus.«

      »Nein – nein! Roy, ich werde …«

      Er hält Anne so eisern fest, dass sie jetzt nicht mehr zurück kann. Cord steigt aus. Und als sie den Kopf abwenden will, zwingt Roy sie, in Cords Richtung zu sehen.

      »Ist es der Mann, trug der andere damals ein blaues oder ein schwarzes Halstuch vor dem Gesicht, ein grünes, ein dunkelrotes? Was für ein Halstuch, Anne?«, fragt er. »Erinnere dich, was für ein Halstuch genau? Du kannst nicht nur sagen dass es ein dunkles gewesen ist.«

      »Du tust mir weh, Roy. Es war ein dunkles, es ging alles so schnell, aber es ist dieser Mann.«

      »Wenn es so schnell ging und du nicht mal sicher bist, was für eine Farbe sein Halstuch hatte, dann willst du sicher sein, seine Augen im halbdunklen Flur erkannt zu haben? Sind das die Augen jenes Mannes? Sieh ihn richtig an, Anne, sage ich.«

      Sie blickt in die Augen des Mannes, der noch immer ein rotes Hemd trägt. Und es ist wieder wie damals: Der rote Fleck zieht ihre Blicke wie ein Magnet an. Sie erinnert sich, dass sie nur den Schimmer eines Gesichtes über einem dunklen Halstuch und blondes Haar unter dem Hut herauslugen sah, mehr nicht. Der Mann hier sieht mit dem Ausdruck der Furcht in ihr Gesicht.

      »Ich weiß nicht«, sagt sie keuchend. »Roy, es ist derselbe Mann. So genau kann ich das nicht sagen, aber er muss es sein.«

      »Muss er es sein oder ist er es?«, fragt Roy drängend. »Du hast ihn mit deiner Aussage schuldig werden lassen, du allein, denke immer daran. Du hast über Leben oder Tod entschieden. Deine Aussage hat ihn an den Galgen gebracht. Mein Gott, verstehst du nicht, was ich will? Ich mag dich zu sehr, als dass ich dich der Belastung aussetzen will, die du haben wirst, wenn sich eines Tages vielleicht herausstellt, dass du es gewesen bist, die einen Mann an den Galgen geliefert hat. Anne, du bist stolz, aber gerade darin liegt die Gefahr für dich: Du könntest nie darüber hinwegkommen, einen Unschuldigen umgebracht zu haben. Verstehst du mich wenigstens?«

      »Oh, mein Gott, Roy«, sagt sie stammelnd und liegt ganz schlaff in seinen Armen. »Roy, er muss es sein, er sieht genauso aus wie jener Mann. Ich kann mich nicht irren.«

      »Also ist er es«, stellt Roy Tiffin bitter fest. »Du bleibst dabei, dass er es ist, meinst du das, Anne?«

      »Ja, ich weiß nichts anderes. Es ist schon über einen Monat her, wie soll ich da genau wissen, was ich damals gesehen habe? Du machst mich ganz irre. Er ist es!«

      »Nun gut«, antwortet er und lässt sie frei. »Für mich ist deine Aussage nicht überzeugend. Auch wenn er nach dem Sheriff gefragt hat, auch wenn er sich nach einer Ranch mit guten Pferden erkundigte, Dinge, die ihm zur Last gelegt worden sind, die man als Beweis dafür nahm, dass er ein Bandit ist, für mich sind das Fragen eines Mannes, der wirklich Arbeit suchte. Er wollte zum Sheriff, um sich nach den fünf Burschen zu erkundigen, die ihn beraubt hatten. Und er hat sich nicht etwa in dieser Gegend herumgetrieben, weil er meinte, dort am sichersten zu sein, denn niemand konnte auf die Idee kommen, dass er so viel Frechheit an den Tag legen würde, so hat es jedenfalls das Gericht ihm zur Last gelegt. Nein, er muss unschuldig sein. Anne, sie werden ihn hängen, wenn kein Wunder geschieht.«

      »Du hast dich in etwas verrannt«, sagt sie bitter. »Er muss es sein, ich bin überzeugt davon …«

      »Aber, Miss Crane, ich war es nicht. Bei meiner Mutter, ich habe es nicht getan«, stöhnt Cord. »Ich bin immer ein ehrlicher Mensch gewesen. Miss Crane, bitte …«

      »Genug, ich will nichts hören«, erwidert sie und geht mit schnellen Schritten davon. »Mister, für mich bist du ein Bandit, ich habe dich genau gesehen.«

      Cord, der ihr nachlaufen will, wird von Seymours Revolver gestoppt. Er steht, aschfahl geworden, vor Tiffin und sieht mit dem Ausdruck eines völlig Verzweifelten hinter Anne Crane her.

      »Oh, mein Gott«, sagte er stöhnend. »Wie kann sie das alles sagen und tun? So wahr ich hier stehe, es wird sich aufklären, irgendwann und auf irgendeine Art. Und dann wird sie den Tag verfluchen, an dem sie mich beschuldigte.«

      »Schon gut, Cord, ich weiß genau, was in dir vorgeht«, antwortet Roy Tiffin düster. »So könnte kein noch so gerissener Gauner schauspielern, davon bin ich überzeugt. Cord, sie ist mächtig stolz, und ihr Vater bedeutet ihr alles. Ich fürchte wirklich, dass eines Tages ihr Stolz zusammenbricht. Und dann wird ihr niemand helfen können. – Wir fahren, wenn ich einen Orden habe. Cord, ich werde alles tun, was ich kann, um einen Aufschub zu erreichen. Noch hängen sie dich nicht.«

      *

      »Stör sie nicht«, sagt James heiser und hebt die Hand. »Es ist wichtig. Wenn es nicht genau klappt, dann können wir einpacken. Sag schon, was ist, Dicker?«

      Dorrey schwitzt, deutet auf die Büsche und Murdock, der zwischen ihnen kauert.

      »Verdammt, bin ich geritten. Ich sage dir, die sind in einer halben Stunde hier. Vor ihnen reitet Tiffin, du kennst ihn doch.«

      »Ja«, antwortet James kurz. »Er ist gefährlicher als der Sheriff und die beiden Deputys.«

      »Baldwin sitzt auf dem Bock neben Ritchie. In der Kutsche sind Sheriff Seymour und Shoan ihm gegenüber. Verdammt, das geht nicht


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