G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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Mann ein rotes Hemd anziehe, der meine Größe hat …«

      »Das hast du schon alles gesagt«, erwidert Richter Crane, ein untersetzter weißhaariger Mann mit strengen Zügen, grimmig. »Das sind alte Dinge. Also gut, du bist unschuldig. Du hast gehört, was dir bevorsteht. Ist noch jemand zu benachrichtigen, hast du jemanden, an den deine Sachen geschickt werden sollen?«

      »Meine Sachen?«

      »Ja, vermachst du sie jemanden, Cord?«

      Cord sieht zu Tiffin, aber der wendet ihm den Rücken zu und blickt aus dem Fenster in den Morgen dieses Freitags. Vermachen, denkt Cord, vermachen?

      »Na, Cord?«

      »Da ist ein Junge«, sagt er heiser. »Er heißt Benny, er ist bei den Pollands in der Nähe von Harrington auf der Ranch. Der Junge hat keine Eltern mehr, er soll alles haben. Aber ich bin doch unschuldig. Das ist Wahnsinn, Richter. Ich soll meine Sachen jemandem vermachen, ich soll sterben für etwas, was andere getan haben? Warum habe ich denn nicht mit ihnen die Pferde weggetrieben, warum bin ich allein geritten?«

      »Das weiß der Teufel«, antwortet Crane eisig. »Es ist nicht Sache des Gerichts festzustellen, warum du allein gewesen bist. Nur die Tatsachen zählen. Vielleicht habt ihr untereinander Streit gehabt. Zum Henker, jetzt fange ich schon an, diesem Banditen zuzuhören, wenn er seinen Unsinn verbreitet. Also, wie heißt der Junge auf der Polland-Ranch?«

      »Benny Pohl. Er ist Ranchhelp, ein wirklich anständiger Junge. Richter, hören Sie …«

      »Genug!«, gibt Richter Crane finster zurück. »Ich habe die Burschen gerade gern, die nicht mal zu dem stehen, was sie getan haben, sondern zu Lügen Zuflucht nehmen. Tiffin, willst du noch etwas?«

      Roy Orwell Tiffin hat sich umgedreht und die Hand erhoben. Er blickt einmal zu Crane, dann sieht er Cord an.

      »Cord«, sagt er langsam. »Ich habe mich genau nach dir erkundigt. Du hast überall deine Arbeit sauber getan und bist immer sparsam gewesen. Nun gut, du hast ein paar Prügeleien gehabt. Du bist ziemlich rechthaberisch, sagte man mir, aber sie sind alle mit dir zufrieden gewesen. Von all den Ranchern, die befragt wurden, hat nur einer gesagt, du hättest nicht viel getaugt.«

      »Was, Sie haben sich erkundigt?«, fragt Kenneth und wird blass. »Mr Tiffin, dann muss sich der Richter doch sagen, dass ich unschuldig bin. Ich habe nie gestohlen, ich habe gespart, mein Geld …«

      »Ich weiß, du hast das Geld deiner Mutter geschickt«, erwidert Tiffin heiser. »Dein Bruder weiß, was mit dir ist. Er kann es deiner Mutter nicht sagen, sie ist krank. Ich habe hier einen Brief deines Bruders.«

      Richter Crane zuckt zusammen und sieht Tiffin scharf an.

      »He, was ist das, Roy?«, fragt er zornig. »Du hast hinter meinem Rücken …«

      »Ja«, sagt Tiffin und sieht ihn voll an. »Edward, wenn du nur keinen Fehler gemacht hast. Schließlich war er dein Bruder, wie? Ich werde das Gefühl nicht los, dass der Mann uns vielleicht die Wahrheit gesagt hat.«

      »Dummes Zeug, du und deine Gefühle. Für das Gesetz gibt es keine Gefühle, da zählen nur Tatsachen. Gefühle sind überflüssig.«

      »Eben, du sagst es«, antwortet Roy Tiffin düster. »Nur, mein Freund, wenn Anne sich geirrt hat, was dann? Er hat recht, wenn er sagt, dass man tausend Männer, zudem in einem dunklen Flur, hinstellen könnte. Sind sie blond, dann werden sie sich alle gleichen.«

      »Eine Crane irrt sich nicht, das solltest gerade du dir für die Zukunft merken«, knurrt Richter Crane gereizt. »Also gut, her mit dem Brief, ich will ihn lesen.«

      Tiffin reicht ihm den Brief und zuckt die Achseln.

      »Gewäsch«, sagt der Richter dann abfällig. »Ermahnungen eines Bruders an den anderen. Lies ihm den unterwegs vor, Roy. Mir reicht es für diesen Morgen, ich gehe. Hast du sonst noch was, Roy?«

      »Noch eine Kleinigkeit«, antwortet Roy Tiffin und senkt den Kopf. »Edward, du bist ein sehr guter Richter, aber deine Familie war in diesem Fall betroffen. Du hättest darauf Rücksicht nehmen und einen anderen Richter bitten müssen, dich zu vertreten. Das ist die eine Sache – die andere ist bitterer. Richter können sich irren …! Auch du bist nicht unfehlbar, Edward. Wenn dieser Mann unschuldig ist, dann ist es Mord, wenn sie ihn hängen. Wir sind viel zu schnell damit bei der Hand, jemanden zu verurteilen. Es tut mir leid, es sagen zu müssen, aber sollte die Verhandlung noch einmal stattfinden, würde ich mich keinem Schuldspruch anschließen. Da ist ein junger Bursche, der sein Geld seiner kranken Mutter schickt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er …«

      »Teufel, Roy, jetzt ist es genug!«, bellt ihn Crane scharf an. »Wenn du mir solche Dinge zu sagen hast, dann nicht hier vor aller Ohren. Dir fehlt der Respekt vor dem Gesetz.«

      »Nein, der hat mir nie gefehlt, aber ich liebe keine Irrtümer und unklare Sachen. Ich werde in Helena mit dem Gouverneur reden, du kannst dich darauf verlassen. Ich werde mit ihm sprechen und ihn bitten, die Urteilsvollstreckung aufzuschieben.«

      Richter Crane erstarrt, läuft feuerrot an und beißt sich für Sekunden auf seinen Schnurrbart. Dann aber sagt er voller Zorn: »So ist das, sieh mal einer an. Du bildest dir etwas ein und versuchst den Gang der Justiz aufzuhalten, Roy? Ich werde dir sagen, was ich tun werde, ich werde Anne über dein Verhalten berichten. Du bist ja wirklich der reinste Freund der Familie Crane. Ein Glück, dass man es noch rechtzeitig erfährt. Guten Morgen, Gentlemen.«

      Er setzt seinen Hut mit einer eckigen Bewegung auf und marschiert hinaus, um hinter sich die Tür derart zuzuknallen, dass die kleine Sichtscheibe zerspringt.

      Einen Augenblick ist es still im Jail. Sheriff Seymour sieht zu Boden, der Deputy rechts von Cord hüstelt, und Baldwin, der zweite Deputy, reibt sich die Nasenspitze mit Daumen und Zeigefinger.

      »Heißt das, Roy, dass du nach Helena mitfahren willst?«, fragt Seymour dann. »Ich müsste dich dann vereidigen, denn du kennst ja die Bestimmung.«

      »Seit wann hast du Bestimmungen, Seymour?«

      Seymour zieht den Kopf ein, als Roy Tiffin ihn fragt, und räuspert sich verlegen.

      »Roy, du kennst Richter Crane. Zivilpersonen dürfen in einer Transportkutsche nun mal nicht mitfahren. Es spielt dabei keine Rolle, ob wir uns gut kennen. Er wird Ärger machen, wenn du …«

      »Dann gib mir einen Orden«, knurrt Tiffin bissig. »Das ist wahrhaftig der seltsamste Transport, den ich jemals gesehen habe. Die Deputys sind Männer der Cranes, der Sheriff hat Angst vor dem Richter Crane, und ich bin der Freund der Cranes. Und der da ist der Mann, der dabei war, als man John ­Crane niederschoss, wenn der Richter recht hat und ich mich täusche. Wirklich, hier transportieren lauter Crane-Leute einen Mann, der den Cranes etwas getan hat, das ist sicher auch im Sinne des Gesetzes. Aber was rege ich mich auf. Gehen wir hinaus, ich ersticke hier drin noch.«

      »Himmel, Roy, hier leben nur Freunde der Cranes. Edward wird es Anne erzählen. Ich wette, er ist schon drüben und sagt es ihr. Da hast du dir was eingebrockt, Mann«, sagt Seymour seufzend. »Bist du denn wirklich nicht sicher, dass dies der richtige Mann ist?«

      »Nein, ich bin nicht sicher.«

      Er wirft Cord einen Blick zu, tritt aus der Hintertür in den Hof, in dem die Kutsche mit Ritchie, dem Fahrer, steht und wartet, bis die anderen mit Cord herauskommen.

      Während Baldwin auf den Bock steigt und Seymour noch einmal die Polster der Kutsche durchsucht, steht Cord abwartend und von Shoan bewacht vor der Kutsche.

      »Mr Tiffin?«

      »Ja, Cord?«

      »Sie werden den Gouverneur nicht umstimmen können.«

      »Meinst du? Ich bilde mir ein, ihn ganz gut zu kennen. Das lass nur meine Sorge sein. Es sollte mir gelingen, Aufschub zu erreichen. Hör zu, hast du damals keinen der Männer deutlich gesehen?«

      »Nein, ich war viel zu weit weg. Ich glaube aber, einer hat einen Schimmel geritten. Jedenfalls war sein Pferd ein heller Punkt in der


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