Den Vikens hingegeben. Grace Goodwin

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Den Vikens hingegeben - Grace Goodwin


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Die zwei Kinder meines Cousins waren noch nicht einmal fünf Jahre alt. Und ja, ich war in New York aufgewachsen. Ich wusste, wie der Hase lief.

      Ich hielt den Mund, meine entfernte Verwandtschaft konnte in Ruhe weiterleben, und Corelli ließ mich verrecken.

      Und so war mir nichts geblieben. Niemand. Meine Welt war zerstört. Also würde ich mir eine neue aufbauen. Auf Viken.

      Sie tippte weiter auf ihrem Tablet herum und runzelte die Stirn. „Ihre Zuordnung ist nicht so stark, wie ich es gerne hätte.“

      „Sie ist nicht stark? Was soll das heißen?“, fragte ich und rutschte im harten Stuhl herum. Ich fühlte mich wie beim Zahnarzt, nur dass mein nackter Hintern am verdammten Stuhl festklebte.

      „Unsere Zuordnungen liegen in der Regel bei über neunundneunzig Prozent. Ihre liegt bei nur fünfundachtzig.“

      Ich verzog ebenfalls das Gesicht. „Heißt das, dass ich nicht dorthin kann?“ Gefängnis? Wirklich? Und ich hatte mir gerade erst erfolgreich eingeredet, wie aufregend diese ganze Alienbraut-Sache sein würde.

      Sie wischte noch ein paar Mal auf dem Bildschirm herum, dann stockte sie. „Interessant.“

      Ich fing zu zittern an, als tausend Schmetterlinge in meinem Bauch zu tanzen begannen. Ich würde mich nicht wieder in diesen Gefängnisbus setzen, in Ketten gelegt und in einen grässlichen orangen Overall gezwängt. Das konnte ich nicht ertragen.

      Sie sah mich wieder an und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. „Es scheint, dass Sie drei Viken-Kriegern zugeordnet worden sind.“

      Ich schluckte, dachte an den Traum. Drei Männer. Drei Händepaare. Drei Schwänze.

      „Drei?“ Du liebe Scheiße. Drei? Was zum Geier sollte ich mit drei Männern anstellen?

      Sie nickte. „Ihre Zuordnung ist niedriger als gewöhnlich, weil sie drei Gefährten haben. Ich würde meinen, fünfundachtzig ist recht bemerkenswert für drei.“ Sie legte den Kopf schief und betrachtete mich eingehend. „Sie scheinen nicht überrascht zu sein. Ich hatte angenommen, dass Sie schockiert sein würden.“

      „Der Traum“, antwortete ich. Ich sagte nicht mehr als das, denn ich würde nicht wiedergeben, wie ich von einem Mann gefickt worden war, während ich zwei anderen einen abrieb.

      „Es waren drei Männer in Ihrer Simulation? Interessant. Die letzte Erdenfrau, die auf Viken zugeordnet wurde, wurde ebenfalls drei Männern zugeordnet, jedoch waren das Drillinge und genetisch identisch. Möglich, dass Sie deren Vereinigungsritual miterlebt haben.“

      „Wollen Sie mir damit sagen, dass das real war?“ Du liebe Scheiße. Ich wollte das in Echt erleben. Wenn ich von drei Männern so angefasst werden würde, machte es mir überhaupt nichts aus, nach Viken zu gehen. Ganz im Gegenteil, ich war aufbruchbereit.

      „Ja. Das Erlebte war real, aber es war das aufgezeichnete neuronale Erleben einer anderen Person. Eines anderen Paares. Oder...ähm, einer Vierergruppe. Unter all den Simulationen, die im Zuge der Tests durch Ihr Gehirn blitzten, war diese die auf Sie zutreffende.“

      Meine Nippel wurden zur Bestätigung hart bei der Erinnerung daran. Ja, das war eindeutig zutreffend.

      „Es gibt hier eine Anmerkung.“ Ihre Stirn legte sich in Falten, während sie sie las. Als sie fertig war, hob sie ihren Blick zu mir hoch. „Jetzt ergibt alles einen Sinn. Es scheint, dass Viken ein brandneues Vereinigungsprotokoll für das Interstellare Bräute-Programm eingeführt hat. Da ihre Königin über das Programm gekommen war und ihre Zuordnung an die Drillinge so erfolgreich darin war, ihren Planeten zu vereinen, wurde die Regelung erlassen, dass auch andere Viken-Männer aus den drei verschiedenen Sektoren nun eine Gefährtin teilen.“ Sie winkte mit der Hand durch die Luft. „Ich bin sicher, sie werden Ihnen nach Ihrer Ankunft alles erklären.“

      „Das ist alles?“, fragte ich, als sie sich erhob. „Ich...breche einfach so auf?“

      „Sie haben recht. Eine letzte Frage gibt es noch. Akzeptieren Sie Ihr Testresultat?“

      „Das tue ich.“

      „Sophia Antonelli, hiermit sind Sie nicht länger Bürgerin der Erde, sondern von Viken. Alles Gute.“

      Die Wand hinter mir öffnete sich, und ich sah ein sanftes blaues Schimmern. Mein Stuhl bewegte sich wie auf Rädern. Sie klopfte mir auf die Schulter, bevor ich durch die Wand glitt und in einen Behälter mit warmem Wasser getaucht wurde. Ich fühlte mich sofort beruhigt, von Schutz und Geborgenheit umgeben.

      Mir machte nicht einmal das riesige nadelförmige Ding etwas aus, das von der Seite auf meinen Schädel zufuhr.

      Ich verzog das Gesicht und wandte mich von dem seltsamen Roboterarm ab und zur Aufseherin zurück.

      „Keine Sorge, meine Liebe. Das implantiert Ihnen nur Ihre NPU, damit Sie deren Sprache sprechen können.“

      Blinzelnd und verwirrt zuckte ich zusammen, als es mich leicht schmerzend hinter meinem Ohr stach.

      Verdammt. Das würde Spuren hinterlassen.

      Aufseherin Egara lächelte und trat zurück, als die Wand sich wieder bewegte. Schon bald würde ich in diesem winzigen Zimmer eingeschlossen sein, in diesem blauen Wasser. Wollten die mich etwa ertränken?

      Plötzlich in Panik, riss und zerrte ich an den Fesseln, während die Aufseherin weiter lächelte.

      „Ihr Transport beginnt in drei...zwei...eins.“

      Das blaue Wasser reichte mir bis ans Kinn, und alles wurde schwarz.

      2

       Erik, Planet Viken, Komplex der Vereinten Vikenstadt, Transportzentrum

      Mein Herz klopfte vor Nervosität schneller, als mir lieb war, und ich blickte zu meinen zwei Waffenbrüdern. Gunnar, mit seinem schwarzen Haar und noch schwärzerem Herzen, stand schweigend und reglos wie eine Statue da, während wir auf die Ankunft unserer Gefährtin via Transport warteten. Er hatte geschworen, sie nicht zu lieben, aber Rolf und ich hätten das nicht von ihm verlangt.

      „Wie lange müssen wir warten?“, schnauzte Gunnar den Viken-Krieger hinter der Transporteinheit an, jeder Muskel seines Körpers gereizt und angespannt.

      „Für jemanden, der nicht an einer Gefährtin interessiert ist, bist du verdammt ungeduldig“, setzte ich entgegen. Während die anderen beiden in der Nähe des Transportbereiches standen, war ich an eine Wand gelehnt.

      Gunnar warf mir über die Schulter einen vernichtenden Blick zu.

      „Nicht mehr lange, mein Herr“, sagte der Mann an der Steuerung. „Das Transportsignal ist stark. Ihre Gefährtin sollte in den nächsten Minuten eintreffen.“

      „Entspann dich, Gunnar“, sagte Rolf. Ihm gelang es immer, unseren Freund zu beruhigen. „Die Erde ist weit weg von hier. Sehr, sehr weit weg.“

      Sie standen Schulter an Schulter. Neben Gunnars dunkler Erscheinung sah Rolf aus wie ein Leuchtfeuer. Ewig lächelnd, und unter der künstlichen Beleuchtung im Transportraum mit seinen blonden Haaren und leuchtend grünen Augen nahezu strahlend. Sein sorgloses Lächeln und sein natürlicher Charme waren uns über die Jahre hinweg immer wieder zugute gekommen. Beim Anblick von Gunnar liefen Frauen entweder davon oder fielen ihm wie Sklavinnen zu Füßen und warteten auf Anweisungen ihres Herrn und Meisters. Aber Rolf? Sie hingen an seinen Lippen, boten ihm freizügig alles. Sie verliebten sich in ihn so schnell und leicht, wie Regen vom Himmel fällt. Einer war hell, der andere dunkel.

      Frauen lagen ihnen zu Füßen, aber keiner der Krieger konnte Liebe erwidern. Ich hatte ein Jahrzehnt lang im Hive-Krieg an ihrer Seite gekämpft. Wir hatten gemeinsam geblutet und getötet. Ich kannte diese Männer besser als mich selbst, und sie liebten nicht.

      Ich ebensowenig. Wir alle waren gebrochen. Aber wenn


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