Vom Biest gebändigt. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.warst mein bester Freund. Seit wir im Kindergarten waren, warst du der Einzige für mich. Ich bin dir immer hinterhergeschlichen, das weißt du. Immer. Deek, ich möchte nicht zusehen, wie du stirbst. Bitte. Ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen, als deine Partnerin.”
Meine Bestie heulte auf. “Nein,” tobte ich und preschte nach vorne. Meine Haut verhärtete sich und die Hitze der Bestie brauste durch meine Adern. Die Muskeln an meinem Hals und meinen Armen traten hervor und mein Nacken wurde länger, er dehnte sich aus, um das Monster, das endlich frei kommen wollte willkommen zu heißen. Ich drängte die Bestie zurück, fast verlor ich die Kontrolle, als Tia nach Luft schnappte und von der Gravitationswand weg huschte.
“Dann wirst du sterben,” sprach Engel, sein Blick verengte sich und war voller Hass, so hasserfüllt, wie ich es bei ihm noch nie gesehen hatte. Ich hatte nicht die Absicht, Tia damit weh zu tun, aber die Bestie hatte jetzt das Sagen und die Bestie hatte es eindeutig satt, dass ihr wieder und wieder dieselbe Frau vorgeworfen wurde, obwohl sie sie mehr als einmal abgelehnt hatte.
Ich atmete schwer und versuchte, meinen Puls zu beruhigen, damit ich ihm antworten konnte. “Ich würde sie hier nehmen, sie gegen die Wand ficken. Ich würde nicht zaghaft vorgehen. Ich würde sie verletzen, Engel; ihre Anwesenheit hilft nicht, meine Wut zu lindern. Willst du das etwa für Tia?” fragte ich ihn mit geballten Fäusten.
Tia legte ihrem Vater eine Hand auf die Schulter. “Vater, lass mich mit ihm reden.”
Engel nickte, funkelte mich kurz an und verschwand.
Tia blieb, wo sie war. Sie trat wieder an die Gravitationswand und zog ein kleines, schwarzes Etui aus ihrer Tasche und legte es in den Schlitz, der dazu gedacht war, mir Gegenstände zu überreichen, ohne dabei den Schutzschild der Gravitationswand zu schwächen. Sie drückte einen Knopf und das kleine Tablett glitt durch die Wand, um auf meiner Seite der Sicherheitszelle aufzutauchen.
Ich öffnete den Deckel und erblickte das liebste Besitztum meiner Urgroßmutter, ein Erbstück, das vor drei Generationen an Tias Familie weitergereicht wurde. Ich wusste, was sich in dem verzierten Etui befand, trotzdem konnte ich nicht widerstehen, öffnete das Kästchen und goss die Fülle der Goldglieder in meine Hand.
Ich blickte auf die Kette, dann schaute ich zu ihr. “Warum willst du mir das geben?”
“Du hast Angst, du könntest zu heftig für mich sein, dass die Bestie in dir mir weh tun wird. Das ist ein Geschenk für die Bestie. Vielleicht wird es dein Fieber ein wenig besänftigen, wenn du etwas berührst, das ich vorher getragen habe.”
Ich hob die Halskette an. Die kleinen, kunstvollen Gold- und Graphitspiralen waren kühl und glatt. Wenn dieses Geschenk mich besänftigen sollte, dann funktionierte es nicht. Nichts, das von Tia käme, würde funktionieren, denn sie war nicht meine Partnerin. Mein Leben wäre so viel einfacher, wenn meine Bestie sie akzeptieren würde. Aber die Bestie weigerte sich.
Ich gab die Halskette zurück in das Etui und schickte sie mithilfe des kleinen Tabletts zu Tia zurück. “Behalt sie, Tia. Sobald du den Partner findest, für den du bestimmt bist, werden weder deine Halskette, noch dein Eifer abgelehnt werden.”
“Bitte, Deek. Versuch es doch wenigstens …” Sie legte ihre Hand an ihre Schulter und zog ihr Kleid nach unten, sodass ihre gesamte Schulter, ihr Hals und fast ihre Brust frei lagen.
“Nein.” Meine Stimme erstarkte und die Bestie wollte sie sehnlichst zurechtweisen. Sie war nicht meine Partnerin und die Bestie wollte sicherstellen, dass sie diesmal nicht zurückkommen würde. Ich hatte nicht die Absicht, die kurze Zeit, die mir übrig blieb, damit zu verplempern, ihr falsche Hoffnungen zu machen. “Tia, wir waren als Kinder befreundet. Aber ich war lange Zeit fort. Ich bin jetzt eine andere Person. Und so sehr ich es mir auch wünsche, du bist nicht meine Partnerin. Die Bestie kann dein Verlangen nach mir riechen, die nasse Hitze deiner Pussy. Sie hat kein Verlangen nach dir. Sie wird mir nicht gestatten, dich zu berühren. Es tut mir leid.”
In ihren Augen flackerte Zorn auf und als sie das Kinn nach oben hob, erkannte ich in ihr für einen Augenblick lang den Teufelsbraten unserer Kindertage, an den mich so gut erinnerte. “Deek, du bist so stur! Sag deiner Bestie, sie soll die Klappe halten und das annehmen, was ihr angeboten wird.”
“Das geht nicht. So funktioniert das nicht.”
“Warum nicht? Würdest du eher sterben wollen?”
“Das hängt nicht von mir ab. Die Bestie hat jetzt die volle Kontrolle. Wenn meine wahrhaftige Partnerin nicht gefunden wird, wenn sie das Fieber nicht besänftigen kann, wenn sich meine Bestie ihr nicht unterwerfen wird, dann ja, dann werde ich freiwillig in den Tod gehen. Ich kann mit diesem tobenden Fieber in meinem Blut nicht weiterleben.”
Auf den Tod war ich vorbereitet, ich erwartete ihn sogar. Tias schockierter Gesichtsausdruck überraschte mich. Warum sollte meine Aufrichtigkeit sie bestürzen? Dachte sie etwa, ich würde meine Meinung ändern und sie aus Verzweiflung doch nehmen? Die Bestie würde das nicht zulassen. Die Bestie würde eher sterben, was auch wahrscheinlich war. Mit einer Sache hatte Kriegsfürst Engel doch Recht gehabt … mir blieb nicht mehr viel Zeit.
Sie schürzte die Lippen, als wollte sie noch etwas hinzufügen, tat es aber nicht. Sie nahm ihre Kette zurück und beobachtete mich eine Minute lang, was sich wie eine Ewigkeit anfühlte.
“Mach’s gut, Deek. Ich hoffe, du findest, wonach du suchst. Und falls du es dir anders überlegst, ich habe den Wächtern meine Daten gegeben.”
“Danke, Tia. Aber ich werde es mir nicht anders überlegen.”
Sie nickte. Dann machte sie kehrt, zupfte ihr Kleid zurecht und machte sich davon. Sie würde nicht zurückkehren, das wusste ich.
Das letzte bisschen Logik in mir fragte sich, ob sie wirklich meine letzte Überlebenschance war.
Die Bestie in mir sagte ‘nein’. Sie wollte sie nicht, mochte nichts an ihr. Sie hatte nie irgendetwas an ihr gemocht.
Und trotzdem, die Bestie rumorte weiter, verlangte weiterhin nach ihrer Partnerin.
Mit dem Kopf auf die Hände gestützt ließ ich mich auf meine Pritsche fallen. Wie eine Flutwelle, die aufs Ufer zurollte, hämmerte die Bestie gegen meinen Verstand, um das letzte bisschen Vernunft auszulöschen.
Meine Partnerin würde nicht auftauchen und ich würde sterben.
Tiffani
“Hinrichtung?” Panisch zerrte ich an den Fesseln, die mich an den Stuhl im Abfertigungsraum banden. “Nein. Sie dürfen ihn nicht umbringen.”
Die Aufseherin Egara lächelte bedrückt. “Ich fürchte, so läuft es nun mal auf Atlan. Ist ein Mann erstmal dem Paarungsfieber unterlegen, gibt es keine Gnade.”
“Aber er hat eine Partnerin! Mich! Ich kann ihn zurückholen, ihn retten. Was auch immer,” plädierte ich. Irgendetwas musste schiefgelaufen sein. Das konnte nicht wahr sein. Ich hatte einen Typen, der mich wollte und er sollte hingerichtet werden? Das glaubte ich nicht. “Senden sie mich zu ihm. Das Protokoll hat uns füreinander bestimmt. Den offiziellen Alien-Gesetzen nach gehört er mir. Nicht wahr? Ich bin bereits seine Partnerin. Habe ich dadurch nicht ein bestimmtes Recht auf ihn? Es ist mein Recht, ihn zu sehen. Ich will ihn sehen.”
Ihre Augenbrauen verzogen sich zu ernsten Bögen, während sie lange und angestrengt über meine Worte nachdachte. Sie blickte über ihre Schulter und sprach. “Sarah, kannst du sie hören?” Die Aufseherin nickte und hörte zu. Sie war dabei, sich mit jemanden auf der anderen Seite des Universums zu unterhalten. Wäre ich nicht in einem Abfertigungszentrum, würde ich glauben, sie sei übergeschnappt. Insbesondere, da ich kein einziges Wort der Frau verstehen konnte. Ihre Stimme war zu weit weg und alles, was ich hören konnte, war die dröhnende Wut in meinen Ohren. “Und wenn etwas schiefgeht?”
Eine tiefe, grölende Stimme war daraufhin durch das Gerät zu hören, sie war sehr viel lauter