Vom Biest gebändigt. Grace Goodwin

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Vom Biest gebändigt - Grace Goodwin


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konnte sie meine Gedanken lesen. “Oh, ist die Farbe nicht perfekt? Sie hebt deine Augen hervor.”

      “Ja. Ich … danke. Aber woher kommt das Kleid?”

      Sie stand auf und kam ans Bett gelaufen. Sie schritt auf und ab und machte mich wieder nervös. “Keine Sorge. Wir haben es von Deeks Schwester ausgeliehen. Sie ist etwa so groß wie du, also ziemlich klein für eine Atlanerin, aber bis wir eine Schneiderin für dich auftreiben, wird es ausreichen müssen.”

      Klein für eine Atlanerin? Aufseherin Egara hatte es also ernst gemeint.

      Ich stand von der Bettkante auf und versuchte, mich auf den Beinen zu halten. Das Kleid war ein bisschen zu groß, stand mir aber richtig gut. Es umrahmte meine großen Brüste, eine goldene Schnürung verzierte mein Dekolleté und von unten wurden sie gut gestützt. Ähnliche Gewänder hatte ich in Fernsehsendungen über römische oder griechische Togas gesehen. “Sie kleiden sich wie griechische Götter in der Antike?”

      Sarah konnte sich vor Lachen nicht mehr halten, während ich mein Kleid inspizierte. “Nur die Frauen. Warte, bis du die Jungs in ihren Panzeranzügen siehst. Das sind heiße Kerle, Süße.” Sie wackelte mit den Augenbrauen. “Du wirst nicht mehr die Finger von deinem Mann lassen können.”

      Das hörte sich gut an und ich erinnerte mich, warum ich eigentlich hier war. “Was meinen Partner betrifft, Aufseherin Egara sagte, dass er hingerichtet werden soll.”

      Das ließ Sarah aufhorchen und sie wandte sich mir zu. “Ja. Dir bleibt nicht viel Zeit, um ihn zu retten. Falls er keine Partnerin nimmt und beweist, dass er die Bestie unter Kontrolle bringen kann, dann wird er in drei Tagen hingerichtet. Dax ist sehr besorgt, denn die beiden sind gut befreundet. Sie haben lange Zeit Seite an Seite gegen den Hive gekämpft. Wahrscheinlich hält er es kaum noch aus. Wir haben ewig darauf gewartet, dass du aufwachst.”

      “Wie lange war ich weggetreten?”

      “Den halben Tag lang. Die Zeit vergeht hier ziemlich ähnlich. Die Tage haben sechsundzwanzig Stunden, aber ich war schon immer eine Nachteule, die längeren Tage stören mich also nicht.”

      “Okay.” Das war im Moment nicht wirklich von Bedeutung, aber ich merkte mir es für später. Ich hatte drei Tage—und großzügigerweise pro Tag zwei Stunden extra—, um meinen Partner zu retten und seine Bestie zu bändigen. Ich wusste noch nicht genau, wie ich das anstellen sollte, aber ich war zu allem bereit. Der Atlanische Krieger gehörte mir und ich würde nicht zulassen, dass ihm etwas zustieß. “Lass uns gehen. Aufseherin Egara sagte, ihr würdet mir helfen, ihn zu besuchen.”

      Sarah lief zur Tür und öffnete sie. Ich folgte ihr aus dem luxuriösen Schlafzimmer in einen Flur hinaus, der so aussah, als durfte sich ein royaler Innenausstatter mit unbegrenzten Geldmitteln austoben. Der Gang war mit fremdartigen Artefakten dekoriert, mit Vasen und kunstvoll verschnörkelten Tischen, überall waren Wandgemälde und frische Blumen in allen erdenklichen Farben schmückten den Gang. Ich hatte keine Ahnung, wie diese Gegenstände genannt wurden, aber ich erkannte den offensichtlichen Wohlstand dahinter.

      Ich räusperte mich. “Bist du eine Art Prinzessin oder so? Ich komme mir vor wie Zuhause bei Cinderella.”

      Daraufhin musste sie lachen. “Ja. Dax ist ein berühmter Kriegsfürst. Wenn die Atlanen aus dem Krieg zurückkehren, behandelt man sie wie Könige. Auf den nördlichen Inseln besitzen wir ein zweites Schloss, ich habe es noch gar nicht gesehen und wir haben mehr Land, Titel und Geld als ich es mir vorstellen kann.”

      Hätte sie auf der Erde so zu mir gesprochen, dann hätte ich gedacht, sie wollte angeben, aber sie schien nicht der Typ dafür zu sein.

      Nach einem Moment machte sich ein Schock in mir breit. Ich kannte viele Veteranen, die mittellos und ohne ein Dach über dem Kopf aus dem Kampf zurückkehrten. “Wie können sie sich das für alle ihre Kriegsveteranen leisten? Das ist verblüffend.”

      Sarah blickte mich über ihre Schulter an, ihre Augen waren voller Trauer, als sie eine andere Tür öffnete. “Nicht viele von ihnen kommen zurück. Sie kämpfen an der Front gegen den Hive, auf dem Boden. Ich weiß, was das bedeutet. Ich war selbst dort, habe selbst für die Koalition gekämpft. Sie kämpfen wie wilde Tiere, aber entweder werden sie im Kampf getötet oder sie verlieren die Kontrolle über ihre Bestie. Diejenigen, die nach Hause zurückkehren sind die stärksten Krieger und werden wie Gottheiten behandelt.”

      Ich grinste. “Du bist also mit einem Gott verpartnert worden?”

      Sie lächelte verrucht. “Ja. Genau wie du.”

      Dann hielt sie mir eine Tür auf und ich trat ein in einen langen Speiseraum mit einem Tisch, an dem mindestens dreißig Personen Platz hatten. Die Stühle hatten hohe Lehnen und waren aus einem schwarzen Holz gefertigt, das mir vollkommen unbekannt war. Am Ende des Tisches saß ein Riese.

      Er erhob sich und ich stoppte abrupt. Heilige Scheiße, war er groß. Er war reichlich über zwei Meter zehn groß und seine Schultern waren doppelt so breit wie meine. Er trug einen passgenauen, schwarzen Panzeranzug, der jeden verdammten Muskel umrahmte, von den gerippten Bauchmuskeln zu den steinharten Schenkeln und ich wusste, dass mein Mund offen stand, ich konnte ihn aber anscheinend nicht mehr schließen.

      Sarah schloss die Tür hinter uns und lief zu ihrem Partner, dessen offene Arme sie offensichtlich erwarteten. Sie war ungefähr eins siebzig groß und wirkte im Vergleich zu ihm fast wie ein Kind.

      “Willkommen in unserem Zuhause, Tiffani. Ich bin Kriegsfürst Dax.”

      Seine tiefe Stimme dröhnte durch meinen Körper und ich wollte einen Schritt zurück machen, Sarah jedoch schlang die Arme um seine Taille, als wäre er ein großer Teddybär. Obwohl ich davon ausgehen musste, dass er mich mit einem festen Griff seiner Hand vernichten konnte, musste ich ihm den Vorzug des Zweifels gewähren. Er sprach nicht in Englisch, aber in dem Moment, als es mir auffiel, übersetzte der eigenartige Prozessor den sie mir eingepflanzt hatten seine Worte direkt in meinem Kopf, wie einen Gedanken. Unglaublich. “Ich bin Tiffani Wilson. Schön, sie kennenzulernen.”

      Er machte mir Zeichen, mich zu setzen, aber ich war viel zu aufgeregt. Ich wollte meinen Partner sehen. Seinetwegen war ich hier und seit Sarah mir mitgeteilt hatte, dass ihm nur noch drei Tage blieben, fühlte es sich so an, als säße ich auf einer tickenden Zeitbombe. Drei Tage waren nicht besonders viel Zeit.

      Vor ihm auf dem Tisch lagen vier goldene Armbänder, zwei davon ähnelten den Bändern an Sarahs Armen, die anderen beiden waren sehr viel größer. Ich musterte den Kriegsfürsten und mein Verdacht bestätigte sich. Er trug dieselben Armbänder wie Sarah, nur waren sie größer.

      Er bemerkte meinen Blick. “Die Schwester von Kommandant Deek hat diese vorbeigebracht, als sie uns das Kleid gegeben hat. Sie sind mit den Initialen des Hauses Deek versehen.”

      “Deek ist sein Name?” wollte ich wissen. Es war das erste Mal, dass mir sein Name zu Ohren kam und ich wollte mehr über ihn erfahren.

      “Ja, er ist ein Atlanischer Bodenkommandant auf dem Schlachtschiff Brekk. Er hat zehn Jahre lang gedient und ich habe mit ihm gedient. Mehr als einmal hat er mir das Leben gerettet und ich möchte nicht zusehen, wie er zugrunde geht.”

      Beeindruckend. Das faszinierte mich nur noch mehr.

      Ich trat an den Tisch heran und hob das nächstgelegene Armband auf. Dunkle, zinnfarbene Spiralen bildeten ein kompliziertes Muster auf dem massiven Goldband. Darunter befand sich ein mit bloßem Auge kaum sichtbarer Computerschaltkreis. Verwirrt schaute ich nach oben und erblickte Sarah und Dax, die mich aufmerksam beobachteten.

      “Ich dachte, das hier sei eine Art Hochzeitsring. Aber sie stecken voller Technologie. Was genau machen diese Armbänder?”

      Sarah antwortete zuerst. “Sobald ihr beide die Handschellen anlegt, binden sie dich an den Kommandanten. Du wirst dich nicht mehr weit von ihm entfernen können, ohne dabei extreme Schmerzen zu erleiden.”

      “Was?” Das klang vollkommen hirnrissig. “Wie eine Leine?”

      Sarah rollte mit den Augen.


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