Luis Suárez. Luca Caioli

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Luis Suárez - Luca Caioli


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Organización Nacional de Fútbol Infantil –, die Wettbewerbe mit Fünfermannschaften austrägt. Die Kinder haben viel Ballkontakt, zumal die Spielfelder klein sind, und das Tempo ist hoch. So bekommen die Kleinen bereits viel Selbstvertrauen, bevor sie später auf das Großfeld wechseln.

      Wegbereiter der Kinderwettbewerbe in Salto war Don Alfredito Honsi, Jahrgang 1923, ein kleiner Mann mit weißem Haar. In den 1960er Jahren rief er die Liga de Baby Fútbol del Ceibal ins Leben, im Jahrzehnt darauf die Liga Salteña de Baby in Salto und 1987 schließlich die Mini Mundialito, eine WM für die Kleinen. Teilnehmen konnten Kinder zwischen vier und sechs Jahren, gespielt wurde im Dezember und Januar während der Schulferien. Dann fanden jeden Abend vier bis fünf Begegnungen von zweimal 15 Minuten statt.

      Zu den Spielen kamen viele Zuschauer, die fünf Pesos Eintritt entrichteten, umgerechnet nur ein paar Cent. Mit dem Geld wurden die 400 Medaillen – für jedes teilnehmende Kind eine – und die Preise bezahlt: Schulhefte, Schreibutensilien, Radiergummis, Federmäppchen und Buntstifte. Das Turnier – das heute in veränderter Form für ältere Kinder ausgetragen wird – fand seinerzeit auf dem Hof des Freizeitzentrums in Salto-Ost statt. Heute ist dieser Hof überwuchert von Unkraut und zugewachsen mit Bäumen, deren Kronen bereits über die Mauer ragen. Die Tore sind verwittert, die Netze fehlen. Nur zwei Hunde dösen im Schatten und halten Wache.

      Alfredo Honsi, Don Alfreditos Sohn, betreibt in der Nähe den lokalen Radiosender Impactos FM. Er berichtet, dass die Stadtverwaltung den Hof eigentlich wieder herrichten lassen wolle, damit dort wieder Baby Fútbol, aber auch Tanz, Theateraufführungen und Festivitäten stattfinden können. Dann erzählt er: „Ein paar Leute aus Montevideo wollen hier für einen Dokumentarfilm drehen. Weil auf diesen Betonsteinen sowohl Luis Suárez als auch Edinson Cavani mal angefangen haben. Der eine im Trikot von Deportivo Artigas, der andere in dem von Nacional de Salto. Und wer die meisten Tore geschossen hatte, stand dann hinterher ruckzuck vor dem Eisstand zehn Meter weiter. Der heiß begehrte Hauptpreis war nämlich eine große Tüte Eis.“

      Luis wurde von seinem Onkel trainiert, von Sergio „El Chango“ („Junge“) Suárez. „Er hat ihm beigebracht, gegen einen Ball zu treten, als er vier Jahre alt war. Damals war er das Vereinsmaskottchen“, sagte Honsi. Auch „El Chango“ wohnte an einer unbefestigten Straße in El Cerro, einem eher ärmlichen, aber stolzen Stadtviertel. Als ich bei ihm vor der Tür stand, wurde ich sogleich von seinen Kindern, den Cousins und ihren Freunden in Empfang genommen. Das kleinste von ihnen trug ein Spiderman-Kostüm und war etwas verlegen gegenüber dem Gast, aber das Mädchen bat mich freundlich herein. Sergios Frau erklärte, dass ihr Mann bei der Arbeit sei, zum Mittagessen aber zurückkomme.

      „El Chango“ war pünktlich. Er rollte mit seinem Motorrad vor, stieg aber noch einmal auf, bevor er es endgültig parkte, nahm Spiderman auf den Sitz und donnerte mit ihm einmal vor dem Haus hin und her. Anschließend setzte er sich in seinem blauen Arbeitsoverall im Esszimmer vor seine Vorspeise und fing mit sanfter, ruhiger Stimme an zu erzählen – über seine Arbeit als Tischler und seine Zeit als Fußballspieler bei Deportivo, Phoenix und Colombia, drei nicht mehr existenten Amateurklubs.

      Zur Zeit gibt es in Salto keine Profiteams, dafür aber fünf Amateurligen: Liga Salteña, Liga Colonias agrarias, Liga de fútbol comercial, Liga Senior (Alte Herren/Ü35) und Liga Master (Altliga/Ü45). Nicht mitgerechnet sind dabei die Stadtauswahl (Selección Salteña) und der Nachwuchsbereich. Aus diesen Ligen stammen diverse starke Spieler, darunter Alexander Medina (u. a. Nacional und FC Cádiz), Gonzalo de los Santos (u. a. Peñarol, FC Málaga, FC Valencia), Bruno Fornaroli (u. a. Nacional und Panathinaikos) und Edinson Carvani (u. a. SSC Neapel und Paris Saint-Germain).

      Aber zurück zu Luis. Was war er für ein Typ? „Er war genau wie heute auch“, lachte Sergio. „Fußball war sein Ein und Alles. Er ist mit einem Ball aufgewacht und mit einem Ball schlafen gegangen. Er hat genauso auf der Straße gespielt wie die da.“ Dabei zeigte er nach draußen auf die Kinder, die, statt am Computer zu spielen oder fernzusehen, lieber ihre Ballkünste trainierten.

      „Am Anfang war Luis ein bisschen ungeschickt am Ball, aber er ist jedem Ball hinterhergelaufen. Er hat immer nachgesetzt. Er wollte gewinnen, und er wollte auf jeden Fall das Tor machen. Genau wie heute“, erzählte Sergio weiter. Ich konnte es nicht glauben. Der Torschützenkönig der Premier League 2014 und der Primera División 2016 konnte echt nicht mit dem Ball umgehen? Sergio antwortete: „Im Tor war er besser. Bei Mannschaften, von denen ich wusste, dass sie uns in die Mangel nehmen würden, habe ich ihn in den Kasten gestellt. Gut fand er das nicht, aber er hat sich ordentlich geschlagen. Er hat oft die Kastanien aus dem Feuer geholt.“

      Es war seltsam, sich Luis Suárez als Torwart vorzustellen. Sergio erhob sich vom Sofa und verschwand kurz irgendwo im Haus. Kurze Zeit später kam er mit einer Plastiktüte zurück. Sie trug das Konterfei von Mafalda, der Hauptfigur der gleichnamigen Comicserie des argentinischen Cartoonisten Quino. In der Tüte verbargen sich Erinnerungen aus alten Zeiten. Da stand Sergio nun, graues Haar und runde Brillengläser. Mit einem Lächeln, das an seinen Neffen erinnerte, beugte er sich über den Tisch, und ein Schnappschuss nach dem nächsten kam zum Vorschein.

      Ein Foto zeigte die Kinder von Deportivo Artigas mit Luis vor dem Tor, ein anderes den Hof des Freizeitzentrums Salto-Ost, auf dem Kinder mit verschränkten Armen und ernstem Gesichtsausdruck in die Linse schauen – genau wie die erwachsenen Spieler vor wichtigen Partien. Die Trikots waren rot mit weißen und blauen Streifen, die Hosen hellblau. „Die Hemden sind mehr oder weniger die gleichen wie bei Independiente aus Argentinien“, meinte Sergio.

      Aber wo war Luis? Den konnte man kaum erkennen. „El Chango“ deutete mit dem Zeigefinger auf einen Jungen in der zweiten Reihe: ein großer Kopf mit dunklem Haar und breitem Grinsen. „Aber hier müsstest du ihn erkennen“, meinte Sergio beim nächsten Bild. Die Kinder standen der Größe nach aufgereiht neben einem ziemlich holprigen Rasenplatz. Auf dem Foto befand sich auch Sergio, deutlich jünger und mit dunkelbraunem Haar. Luis war der Dritte von unten. Er trug ein wenig zu große Hosen und unterdrückte ein Lachen – es sah aus, als stünde er kurz vorm Platzen.

      Ein weiteres Foto des Stürmers in spe im Tor: Pilzkopffrisur, Typ Beatles in den 1960er Jahren. Auf einem anderen steht Luis in orangenem Trikot mit den Händen hinter dem Rücken in der zweiten Reihe, direkt neben seinem Onkel. Der versucht gerade verzweifelt, ein anderes Kind zu bändigen, das einfach nicht stillstehen will. Es folgte das nächste Foto, dieses Mal eines seiner eigenen Söhne, bei einem Spiel der Junioren von Nacional. „In meiner Familie spielen wir alle Fußball“, sagte er. „Mein Sohn hat es in der Jugend von Nacional versucht, aber sie haben ihn am Ende doch nicht genommen.“

      Noch ein Familienfoto, dieses Mal der Onkel mit Luis und dessen Bruder Maxi. Neben ihnen steht Braian Rodríguez, ebenfalls ein Profi aus Salto, der später in Spanien bei Betis Sevilla spielte. Dann war es Zeit für das Mittagessen. Ich wollte nicht länger stören, auch wenn Sergios Frau meinte, dass man doch nach dem Essen noch weitergucken könne. Aber bevor ich ging, hatte ich noch eine Frage: „Was ist denn deine verrückteste Erinnerung aus der Zeit?“

      Sergio lachte und antwortete: „Das Lustigste, woran ich mich erinnere, war, als Luis einmal mitten im Spiel die Hand hob. Dann fragte er den Schiedsrichter, ob er das Spiel anhalten könne, damit er mal kurz aufs Klo gehen kann. Ein anderes Mal, als er so ungefähr fünf Jahre alt war, stand er auf dem Platz und sah plötzlich seinen Bruder Paolo unter den Zuschauern, wie der gerade eine leckere heiße Pizza mampfte. Luis kickte daraufhin den Ball weg und lief zu Paolo rüber, weil er auch ein Stück abhaben wollte. Aber Paolo sagte ihm, er solle gefälligst abhauen und weiterspielen. Luis hat das überhaupt nicht eingesehen und angefangen zu heulen. Er wollte doch auch Pizza.“

      Allerletzte Frage: „Luis hat oft gesagt, dass du ihm gezeigt hast, wie man mit dem Ball umgeht. Was genau hast du ihm beigebracht?“ Sergio antwortete: „Gar nichts habe ich ihm beigebracht. Die Grundlagen hatte er ja schon. Alles, was er erreicht hat, hat er sich selbst zu verdanken.“ Bei Braian Rodríguez hörte sich das ganz anders an. Ich besuchte Braian beim Abschlusstraining vor der Partie gegen UD Almería. Der damalige Betis-Stürmer, der im Kindesalter ebenfalls bei Deportivo Artigas spielte, hatte die Ratschläge von „El Chango“ noch genau im Ohr: „Er hat uns die Liebe


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