Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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wieder die Zärtlichkeiten eines Mannes ertragen zu können – geschweige denn, sie zu erwidern.

      Und doch fühlte sie so etwas wie Glück, als sie sich den Moment in Erinnerung rief, in dem Wolfgang sie in seine Arme nahm.

      »Hier bist du«, sagte eine Stimme neben ihr.

      Pfarrer Trenker war herausgekommen und sah sie fragend an.

      »Alles in Ordnung?«

      Maria nickte.

      »Du bist net verpflichtet, der Bitte des Kommissars, den Lockvogel zu spielen, nachzukommen«, erklärte der Bergpfarrer.

      »Das ist es net, was mich beschäftigt«, antwortete sie und erzählte, was geschehen war.

      Pfarrer Trenker schmunzelte.

      »Ich hab’ mir schon so was gedacht«, meinte er. »Während unsrer Unterhaltung hab’ ich den Herrn Hellwig beobachtet. Die Blicke, die er dir zuwarf, waren net anders zu deuten.«

      Maria zog fröstelnd die Schultern zusammen.

      »Komm herein«, sagte Sebastian. »Es ist alles ein bissel zuviel für dich. Am besten versuchst zu schlafen.«

      Das tat sie, aber nur mit mäßigem Erfolg. Erst in den frühen Morgenstunden schlief sie ein und träumte unruhig.

      Jetzt stand sie auf. Zuerst schaute Maria auf ihr Handy. Es hatte die ganze Nacht neben ihr auf dem Nachtkästchen gelegen. Thorsten hatte nicht wieder angerufen. Als sie zum Frühstück herunterkam, saßen der Geistliche und seine Haushälterin schon in der Küche am Tisch. Sophie Tappert schenkte Maria Kaffee ein und versorgte sie mit einer Semmel. Nicht lange danach kam Max ins Pfarrhaus.

      »Ach, Frühstück, herrlich!« sagte er und rieb sich die Hände. »Mensch, war das kalt heut’ nacht.«

      Er setzte sich an den Tisch und genoß den heißen Kaffee.

      »Das war ein schöner Reinfall«, erzählte er. »Net einmal einen Fuchs haben wir geseh’n, gar net zu reden von einem flüchtigen Millionenräuber.«

      Trotzdem würden die Beamten weiterhin in Alarmbereitschaft gehalten, berichtete der Bruder des Bergpfarrers. Heute abend müsse er schon wieder ran.

      »Und auch sonst gibt’s keinen Hinweis?« fragte Sebastian.

      Sein Bruder schüttelte den Kopf.

      »Net den kleinsten«, erwiderte er. »Und wenn ihr mich fragt, dann ist das alles für die Katz’. Dr. Gebhard sitzt bestimmt schon irgendwo im Süden und läßt sich die warme Sonne auf den Bauch scheinen, während wir hier im Gebüsch hocken und nach ihm Ausschau halten.«

      »Wenn du dich da mal net täuschst«, entgegnete der Geistliche und erzählte von gestern abend. »Es schaut alles danach aus, daß Thorsten Gebhard sich tatsächlich in der Nähe der Grenze befindet.«

      »Na, dann kann man ja wirklich nur hoffen, daß er anruft«, sagte Max.

      Maria hob das Handy hoch.

      »Ich hab’s Tag und Nacht bei mir.«

      Der junge Polizist aß mit Behagen drei Semmeln und trank mehrere Tassen Kaffee dazu. Anschließend verabschiedete er sich.

      »Ich muß erst mal ein paar Stunden schlafen, damit ich heut’ abend wieder fit bin.«

      Zur selben Zeit saß Wolfgang Hellwig ebenfalls beim Frühstück, indes war er schon geraume Zeit auf den Beinen. Nach dem Duschen und Rasieren hatte er gleich in München angerufen und sich über das Ergebnis der nächtlichen Aktion informieren lassen.

      »Auch wenn Gebhard gestern net aufgetaucht ist, wird die Operation aufrecht erhalten«, bestimmte der Hauptkommissar.

      »Das werden S’ aber mit dem Polizeipräsidenten abstimmen müssen«, meinte Klaus Schober, der am Apparat war.

      »Keine Sorge, darum kümmre ich mich schon«, antwortete der Beamte. »Noch was, ich habe gestern abend mit Frau Berger verabredet, daß sie ihr Handy eingeschaltet läßt. Sollte sich Gebhard wieder bei ihr melden, wird sie versuchen, herauszubekommen, was er vorhat. Ich bin immer noch davon überzeugt, daß er sich mit ihr treffen will. Warum sonst geht er das Risiko ein, sich noch in Europa aufzuhalten, wenn er schon ganz woanders sein könnt’?«

      »Das haben S’ sicher recht«, stimmte der Kollege zu. »Sollten wir dann net besser zu Ihnen stoßen, Chef?«

      »Darüber entscheide ich, wenn’s soweit ist. Gebhard wird sicher net anrufen und im nächsten Moment hier in St. Johann erscheinen. Haltet euch auf jeden Fall bereit, jederzeit kurzfristig hier herzukommen.«

      »Geht klar«, erwiderte Schober.

      Wolfgang Hellwig beendete die Verbindung und wählte die Nummer des Münchener Polizeipräsidenten. Er wurde sofort durchgestellt.

      »Wie sieht’s aus?« wollte sein oberster Vorgesetzter sofort wissen.

      »Im Moment tut sich nix«, erwiderte der Beamte. »Aber ich habe die Hoffnung, daß Dr. Gebhard sich früher oder später bei Frau Berger meldet. Ich habe mit ihr gesprochen, und sie ist zur Zusammenarbeit bereit. Frau Berger läßt ihr Mobiltelefon Tag und Nacht eingeschaltet. Gestern waren es vierzehn Anrufe, von drei verschiedenen Kartenhandys. Der Mann hat also einen bestimmten Grund, daß er sie sprechen will. Daher ist es wichtig, daß der Grenzverlauf weiter kontrolliert wird. Vor allem in den Abend- und Nachtstunden.«

      Der Polizeipräsident stöhnte auf.

      »Mensch, Hellwig, wissen Sie, was das kostet? Wenn ich alleine an die Überstunden denke!«

      »Ich weiß«, antwortete der Hauptkommissar, »aber dennoch muß ich darauf bestehen. Ich bin überzeugt, daß eine entscheidende Phase bevorsteht, und nur wenn wir an den markanten Punkten präsent sind, haben wir eine Chance, daß der Flüchtige uns nicht durch die Lappen geht.«

      »Also gut«, bekam Wolfgang Hellwig zur Antwort, »ich werde alles Nötige veranlassen.«

      »Vielen Dank«, verabschiedete sich der Beamte und legte auf.

      Einen Moment lang saß er da und schaute nachdenklich aus dem Fenster. Das, was er gestern abend getan hatte, war spontan geschehen und hatte ihn selbst überrascht. Aber Wolfgang bereute es nicht, Maria seine Liebe gestanden zu haben. Man konnte sich eben nicht gegen seine Gefühle wehren. Jetzt dachte er voller Zärtlichkeit an die junge Frau, die er zuerst eines Verbrechens verdächtigt hatte, und die ihn, wie er inzwischen wußte, vom ersten Augenblick an verzaubert hatte.

      *

      Ria Stubler brachte einen Korb frischer Semmeln und Brot. Auf dem Tisch standen schon eine Aufschnittplatte und kleine Töpfe mit hausgemachter Marmelade und Honig, dazu eine Kanne Kaffee.

      Die Wirtin wußte zwar, daß ihr Gast Beamter bei der Münchener Kriminalpolizei war, aber Wolfgang Hellwig hatte nicht durchblicken lassen, ob er sich dienstlich oder privat in St. Johann aufhielt.

      Indes konnte Ria eins und eins zusammenzählen. Im Dorf hatte es längst die Runde gemacht, daß Maria Berger, die Geliebte des geflüchteten Millionenräubers, nach Hause zurückgekehrt war. Dabei waren die Meinungen zweigeteilt. Die einen flüsterten unter der Hand, daß Maria nicht so ganz unschuldig sei, wie es in der Zeitung gestanden hatte, die anderen nahmen sie rigoros in Schutz. Es waren vor allem diejenigen, die sie von früher her besonders gut kannten. Dazu gehörte auch Christel Hofer, eine frühere Klassenkameradin. Mit ihr hatte sich Ria Stubler am vergangenen Tag unterhalten, und Christel hatte Maria vehement gegen alle Angriffe verteidigt. Der Wirtin war also klar, daß ihr Pensionsgast keinen Urlaub machte. Dennoch fragte sie sich, was Wolfgang Hellwig hier wollte.

      Wenn Maria nicht mehr verdächtigt wurde, warum heftete er sich dann auf ihre Spur?

      »Es ist wieder ein herrliches Wetter heut’«, sagte Ria, als sie den Brotkorb abgestellt hatte. »Hätten S’ net Lust, mal eine kleine Wanderung zu machen? Ich könnt’ Ihnen eine Karte geben, und eine Brotzeit machen S’ sich selbst. Es ist ja genug da.«

      Wolfgang


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