Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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hab’ ich tatsächlich schon mit dem Gedanken gespielt, meine Kollegen aus München herzubeordern und die Beamten der umliegenden Reviere hier zusammenzuziehen.«

      »Davon würd’ ich unter den gegebenen Umständen abraten«, schüttelte der Geistliche den Kopf. »Mehr, als drei, vier Leute sollten es net sein.«

      Der Kripobeamte sah ihn zweifelnd an.

      »Wenn ich Ihren Bruder mitnehme, sind wir nur zu zweit.«

      »Ich werd’ selbstverständlich auch dabeisein«, sagte Sebastian sofort.

      »Als Zivilist?« antwortete Wolfgang und schüttelte den Kopf, »das kann ich net erlauben.«

      »Mein Bruder kennt sich am

      Kogler aus«, intervenierte Max. »Ich bin sicher, daß er uns da oben mehr nützen kann, als einige Dutzend Polizeibeamte, die vielleicht noch net einmal bergfest sind.«

      Sein Münchener Kollege schien zu überlegen. Tatsächlich hatte Maria ja schon erzählt, daß Pfarrer Trenker ein begeisterter Kletterer und Wanderer war. Wenn er sich zurückhielt...

      »Das werd’ ich ohnehin tun«, stellte Sebastian klar, nachdem Kommissar Hellwig seine Überlegungen hatte laut werden lassen. »Aber eine andere Frage. Sind Sie eigentlich für eine Bergtour ausgerüstet?«

      Wolfgang schüttelte den Kopf. An die Möglichkeit, unter Umständen in den Bergen herumklettern zu müssen, hatte er während seiner Abreise aus München überhaupt nicht gedacht.

      »Dann sollten wir uns schleunigst darum kümmern«, sagte der Bergpfarrer.

      Zehn Minuten später trug der Beamte wetterfeste Kleidung und Bergstiefel. Max war zwischendurch nach Hause gegangen und hatte sich ebenfalls umgezogen. Über der warmen Jacke trug er eine Weste, auf deren Rückenteil in großen Buchstaben »POLIZEI« stand.

      Auch Sebastian hatte seine Sachen zurechtgelegt. Indes waren sie davon überzeugt, daß es bis zum Abend dauern würde, ehe sie aufbrechen mußten. Den Aufstieg würden sie in der Dämmerung bewältigen. Immerhin war es dann noch so hell, daß sie genug sahen. Der Geistliche hatte im Flur schon Rucksäcke bereitgestellt, in denen Thermoskannen mit warmen Getränken und belegte Brote transportiert werden sollten. Niemand konnte sagen, wie lange sie auf dem Geißenpaß würden ausharren müssen. Taschenlampen, Rettungsleinen und andere nützliche Dinge lagen ebenfalls parat.

      Wolfgang Hellwig blieb im Pfarrhaus. Sophie Tappert servierte Kuchen und Kaffee, und der Beamte lobte überschwenglich das gute Essen, das ihm serviert worden war.

      »Ein bissel komm’ ich mir doch vor wie im Urlaub«, meinte er zu Pfarrer Trenker, als sie einen Moment alleine waren.

      Sebastian nutzte die Gelegenheit.

      »Ich hab’ das Gefühl, daß die Maria Ihnen net ganz gleichgültig ist«, sagte er und beobachtete die Miene seines Gegenübers.

      Wolfgang lächelte.

      »Sieht man das so deutlich?«

      »Ja, zumindest seh’ ich es.«

      »Ich wünschte, ich hätte Maria unter anderen Umständen kennengelernt«, sagte Wolfgang und schaute nachdenklich vor sich hin. »Sie ist eine wunderbare Frau, und ich bedaure es aufrichtig, daß ich sie verdächtigt habe, Dr. Gebhards Komplizin zu sein. Sie haben recht, Hochwürden, Maria ist mir net gleichgültig. Im Gegenteil, ich liebe sie. Als ich das bemerkt habe, war mir klar, daß es eigentlich unmöglich ist. Ein Kripobeamter darf sich net zu solchen Gefühlen gegenüber einer Person, die im Verdacht steht, eine Straftat begangen zu haben, hinreißen lassen. Aber ich konnte net dagegen ankämpfen. Maria stellt für mich alles dar, was ich mir von einer Frau wünsche. Ich hoffe, daß sie, wenn das hier vorüber ist, ähnlich für mich empfindet.«

      »Da können Sie sicher sein«, schmunzelte der gute Hirte von St. Johann. »Maria liebt Sie nämlich ebenfalls so sehr, wie Sie Maria lieben.«

      »Sie liebt mich genauso? Hat sie Ihnen das gesagt?«

      »Das brauchte sie gar net«, schüttelte Sebastian den Kopf. »Es war ja überhaupt net zu übersehen.«

      Wenig später kam Maria zurück, in ihrer Hand hielt sie das klingelnde Mobiltelefon.

      *

      »Wo genau in St. Johann bist du?« wollte Thorsten Gebhard wissen.

      »Ich wohne hier im Pfarrhaus«, antwortete Maria.

      Sie hatten abgesprochen, daß sie es ihm nicht verschweigen sollte.

      »Es klingt glaubwürdig«, hatte Wolfgang Hellwig gesagt. »Gebhard wird keinen Verdacht schöpfen.«

      »Ist dir etwas aufgefallen?« fragte der Millionendieb. »Was ist mit der Polizei?«

      »Ich melde mich jeden Tag auf dem Revier«, erklärte sie. »Das war die Auflage, daß ich München überhaupt verlassen durfte.«

      »Aber sonst ist nichts Auffälliges zu bemerken?« fragte er. »Kein großes Polizeiaufgebot?«

      »Nein, überhaupt net. Aber jetzt sag’ mir endlich, was du vorhast.«

      »Paß auf, es wird bald dunkel«, erwiderte Thorsten. »Ich bin ganz in der Nähe der Grenze. Noch befinde ich mich auf der österreichischen Seite, aber sobald die Gelegenheit günstig ist, werde ich rüberkommen. Kennst du einen Weg, der sicher ist? Du bist doch hier geboren.«

      »Über den Kogler, glaub’ ich«, antwortete Maria und sah Wolfgang an, der ihr aufmunternd zunickte. »Das gibt es eine Stelle, die heißt Geißenpaß.«

      »Gut, ich habe eine Karte und seh’s mir später an. Maria, wir müssen uns in der kommenden Nacht unbedingt treffen. Kannst du mich dort oben erwarten?«

      »Ich denk’ schon. Aber was genau hast du dann vor?«

      »Wir beide werden zusammen fortgehen. Dorthin, wo uns niemand kennt. Aber zuerst brauchen wir neue Papiere für dich. Ich habe eine Adresse, wo wir sie bekommen können. Doch das muß schnell passieren. Ich denke zwar, daß ich einigermaßen sicher bin, aber je eher wir Deutschland verlassen, um so besser. Also hör’ zu. Ich werde in ein paar Stunden den Aufstieg wagen. Wir treffen uns gegen Mitternacht auf der deutschen Seite. Besorg’ dir eine Taschenlampe. Wenn ich dir meine Ankunft signalisiert habe, mußt du mir antworten, damit ich weiß, an welcher Stelle ich dich finde. Hast du alles verstanden?«

      »Ja.«

      »Du klingst so merkwürdig«, stellte er plötzlich fest. »Ist alles in Ordnung?«

      »Ja, ja, natürlich«, antwortete Maria hastig. »Es ist nur... ich bin ein bissel durcheinander und kann’s noch gar net glauben. Ich dachte, du wärst längst ins Ausland verschwunden.«

      »Ohne dich? Maria, ich kann ohne dich nicht leben. Nur darum bin ich immer noch hier. Weil ich dich mitnehmen will, in ein neues Leben. Also, Liebling, mach alles so, wie ich es dir gesagt habe, und paß auf, daß der Pfarrer nichts bemerkt. Niemand darf wissen, was wir vorhaben.«

      »Ja, mach ich«, antwortete Maria, aber da hatte Thorsten Gebhard das Gespräch schon beendet.

      »Na also«, sagte Wolfgang zufrieden. »Jetzt wissen wir Bescheid.«

      »Bis wir los müssen, ist noch Zeit«, bemerkte Sebastian. »Ich schlage vor, daß wir diese Zeit nutzen, uns die Karte anzuschauen. Frau Tappert wird uns ein gutes Abendessen machen, bevor wir aufbrechen.«

      Max sah auf die Uhr.

      »Ich geh’ noch mal rüber«, erklärte er. »Claudia wird jeden Moment nach Hause kommen.«

      Während der Bruder des Bergpfarrers das Haus verließ, schauten Wolfgang Hellwig und Sebastian auf die Karte, die das Grenzgebiet und vor allem den Kogler zeigte.

      Der Geistliche wies den Beamten auf einige Besonderheiten hin, vor allem auf Höhlen und Hütten, in denen man sich verstecken konnte.

      »Wenn Gebhard uns entwischen


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