Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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      Während die beiden Männer Kaffee tranken und dem Kuchen zusprachen, erzählten die Madln davon, was sie den ganzen Tag über gemacht hatten.

      »Respekt!« nickte der Bauernsohn, als er hörte, daß Saskia an diesem Morgen zum ersten Mal gemolken und ausgemistet hatte. »Vielleicht überlegst du es dir ja noch mal mit dem Studium und suchst dir einen Bauern hier im Tal.«

      Freilich hatte er es im Spaß gesagt, dennoch fragte sich Saskia, warum Florian sie dabei wieder so bedeutungsvoll angeschaut hatte...

      »Morgen nachmittag besprechen wir mit Pfarrer Trenker, wann wir zusammen eine Bergtour machen«, berichtete Kathi.

      »Dann sagt bloß rechtzeitig Bescheid«, rief Florian. »Da komm’ ich nämlich mit. Es ist eine Ewigkeit her, daß ich aufgestiegen bin.«

      »Ihr bleibt doch zum Abendessen?« fragte die Bäuerin zwischendurch.

      Die Einladung war verlockend, doch auf dem Raitmayrhof wartete man mit dem Essen. Da es mittags nichts Warmes gegeben hatte, wollte Kathis Mutter zum Abendessen etwas kochen.

      »Aber dann müßt ihr auf jeden Fall am Wochenend’ herkommen«, sagte Richard Burger, nachdem Kathi erklärt hatte, daß sie nicht bleiben konnten. »Am besten bringst deine Eltern und den Thomas gleich mit.«

      »Mama und Papa kommen bestimmt«, meinte die Bauerntochter. »Aber Thomas wird bestimmt nach Waldeck fahren.«

      Der Bauer nickte verstehend und stand auf.

      »So, für heut’ mach’ ich Feierabend«, erklärte er. »Ich geh’ mich umziehen.«

      »Wart’«, sagte seine Frau, »ich leg’ dir die Sachen hin.«

      In der Tür drehte sich Margret noch einmal um.

      »Ach, Kathi, kommst auch mal«, rief sie. »Ich hab’ da noch was gefunden, das ich dir zeigen wollt’. Vielleicht hast ja Verwendung dafür.«

      Kathi nickte und stand auf, Flo­rian und Saskia blieben alleine zurück.

      Einen Moment lang war es still, dann grinste er sie an.

      »Tanzt du eigentlich gern’?« wollte der Bauernsohn wissen.

      Saskia zuckte die Schultern.

      »Freilich«, erwiderte sie. »Wenn ich Gelegenheit dazu hab’.«

      »Die bekommst du«, versprach er. »Am Samstag ist nämlich Tanzabend im ›Löwen‹. Wir Wachnertaler geh’n sowieso hin, aber für unsre Gäste ist’s geradezu Pflicht, daran teilzunehmen.«

      Die Studentin hatte schon mehrmals von Kathi gehört, wie es an diesem Abend zuging. Natürlich würde sie sich diese Gaudi nicht entgehen lassen.

      »Hoffentlich gibt’s genügend Tanzpartner«, meinte sie.

      Florian grinste wieder.

      »Daran wird’s net mangeln«, entgegnete er. »Und dafür werd’ ich schon sorgen, daß du net wie ein Mauerblümchen am Tisch hocken mußt.«

      Wieder dieser bedeutungsvolle Blick. Saskia spürte, wie sich ein seltsames Gefühl ihrer bemächtigte.

      Warum schaut er mich bloß so an?

      Plötzlich langte Florian über den Tisch und hielt ihre Hand fest.

      »Ich freu’ mich schon drauf...«

      Vielleicht hatte er noch mehr sagen wollen, aber die Haustür ging, und der junge Mann zog rasch seine Hand zurück.

      Kathi kam freudestrahlend aus dem Haus.

      »Schaut nur, was die Margret mir geschenkt hat«, rief sie und präsentierte eine prachtvolle Silberkette, an der viele kleine Anhänger waren.

      Der perfekte Schmuck für ein hübsches Trachtenkleid.

      »Die Kette ist ja von der Großmutter«, sagte Florian erstaunt. »Davon hat sich die Mama getrennt?«

      Kathi trat hinter ihn und legte ihre Arme um seinen Hals.

      »Für ihre zukünftige Schwiegertochter ist ihr eben nix zu schad’«, meinte sie.

      Plötzlich war es Saskia unangenehm, zu sehen, wie die beiden jetzt miteinander turtelten, während Florian eben noch ihre Hand gehalten hatte.

      »Sollten wir net langsam aufbrechen?« fragte sie. »Bestimmt warten deine Eltern schon mit dem Essen.«

      »Du hast recht«, nickte die Freundin und löste sich von dem Bauernsohn. »Flori, hast morgen Zeit? Wir wollen zum Achsteinsee fahren.«

      »Prima«, sagte er sofort. »Da bin ich dabei.«

      »Schön, dann kannst uns ja abholen. Aber net vor zehn. Gestern ist’s schon so spät geworden, und wir müssen unbedingt unseren Schönheitsschlaf nachholen.«

      Sie verabschiedeten sich von den Eltern, und Florian brachte sie zu Kathis Auto. Saskia nickte ihm kurz zu und stieg schnell ein.

      Täuschte sie sich, oder hatte er darauf recht enttäuscht dreingeschaut?

      Jedenfalls kam der Bauernsohn auf die rechte Seite, öffnete die Beifahrertür und streckte seinen Kopf herein.

      »Bis morgen. Ich freu’ mich«, sagte er lächelnd.

      »Ich mich auch«, kam es ihr spröde über die Lippen.

      Kathi stieg ein und startete den Motor.

      »Jetzt aber schnell nach Hause«, meinte sie.

      Saskia nickte nur und schaute nicht zurück, als die Freundin wendete und vom Hof fuhr.

      *

      »Grüß Gott. Sie sind der Herr Anderer, net wahr?«

      »Ja, der bin ich. Grüß Gott, Frau Stubler.«

      »Hatten S’ eine gute Fahrt?« erkundigte sich die Pensionswirtin.

      »Dank’ schön, ja. Von München her ist’s ja net so weit.«

      »Dann zeig’ ich Ihnen gleich mal Ihr Zimmer«, sagte Ria, die den Schlüssel schon in der Hand hatte.

      Tobias Anderer folgte ihr die Treppe hinauf. Das Zimmer lag im ersten Stock, es hatte ein eigenes Bad, und durch eine Glastür konnte man auf den umlaufenden Balkon hinausgehen.

      »Ich hoff’, daß Sie sich bei mir wohl fühlen werden«, meinte die Wirtin. »Frühstücken können S’ ab sieben Uhr, und wenn S’ mal eine Bergtour machen wollen, dann sagen S’ mir am Abend vorher Bescheid, ich richt’ Ihnen dann was her.«

      »Vielen Dank«, nickte der Student.

      Nachdem Ria Stubler gegangen war, öffnete Tobias die Balkontür und trat hinaus. Er atmete tief durch und nahm den würzigen Duft wahr, der von der nahen Wiese herüberwehte.

      »Herrlich«, sagte er zu sich selbst und reckte die Arme. »Endlich Urlaub!«

      Nachdem er eine Weile draußen gestanden hatte, ging er ins Zimmer zurück und packte die Reisetasche aus. Viel hatte er nicht dabei, nur knapp zwei Wochen würde er bleiben können, dann fing das neue Semester an, und er mußte nach München zurückkehren.

      Aber daran wollte er jetzt noch gar nicht denken. Er war ja gerade erst angekommen und freute sich auf ein paar unbeschwerte Tage.

      Als die Sachen im Kleiderschrank verstaut waren, setzte Tobias sich auf den Sessel am Fenster, nahm sein Handy und drückte ein paar Tasten.

      »Hallo«, sagte er, nachdem seine Mutter sich gemeldet hatte, »ich bin angekommen, und es ist herrlich!«

      »Ach, das freut mich, Bub«, erwiderte Hanna Anderer. »Ich wünsch’ dir eine schöne Zeit, und dank’ schön, daß du gleich angerufen hast.«

      »Ich meld’ mich wieder«, versprach er. »Und grüß den Papa, wenn er heut’ abend heimkommt.«

      Er legte


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