Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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mal schauen.«

      Tobias griff nach den Prospekten, die auf dem Tisch lagen, und schlug einen davon auf. St. Johann und Umgebung waren darin verzeichnet. Die Sehenswürdigkeiten wurden in Stichworten vorgestellt, und es gab ein paar kleine Fotografien. Es gab unter anderem die Möglichkeit zu reiten, an einen Badesee zu fahren oder sich für eine Bergtour anzumelden. Schließlich zeigte eine kleine Karte, welche Wanderwege es gab und wohin sie führten.

      Der Student runzelte nachdenklich die Stirn, als er den Hinweis bemerkte, daß es ratsam sei, sich für eine Bergtour rechtzeitig anzumelden, weil die Bergführer gerade in der Saison schon Wochen im voraus ausgebucht waren und nur eine bestimmte Anzahl Bergwanderer mitnehmen konnten.

      »Mist«, murmelte er, »das hätt’ mir der Typ im Reisebüro ja auch schon sagen können!«

      Immerhin hatte er den Urlaub bereits vor sechs Wochen gebucht und dabei auch das Zimmer reservieren lassen. Alles hatte hervorragend geklappt, bloß das jetzt nicht.

      Ein wenig verstimmt warf der Student den Prospekt auf den Tisch zurück und beschloß, gleich zur Touristeninformation zu gehen, wo man sich für eine Tour anmelden konnte.

      Vielleicht hab’ ich ja Glück, überlegte er.

      Leider hatte Tobias Anderer kein Glück. Die freundliche Frau hinter dem Tresen des Infocenters bedauerte außerordentlich.

      »Es tut mir wirklich leid«, sagte sie. »Aber da ist nichts mehr zu machen.«

      Immer noch verstimmt schlenderte Tobias durch das Dorf, das ihm, trotz der eben erlittenen Enttäuschung, gut gefiel. Es hatte etwas Anheimelndes, man fühlte sich sofort wohl in St. Johann.

      Da er schon am frühen Morgen aufgebrochen war, in München war noch nicht einmal die Sonne aufgegangen, hatte er es geschafft, noch am Vormittag anzukommen. Zwischendurch hatte er einmal gerastet und die belegten Brote, die seine Mutter ihm mitgegeben hatte, verzehrt. Inzwischen spürte Tobias, daß er schon wieder Hunger hatte. Auf dem Weg zur Touristeninformation war ihm das Schild des Kaffeegartens aufgefallen. Jetzt kehrte er dort ein und suchte sich einen freien Tisch.

      Die Speisekarte versprach preiswerte und deftige Genüsse. Tobias bestellte einen gebratenen Leberkäs’ und eine Apfelschorle. Genüßlich aß er sein Essen und ließ sich dabei Zeit. Als er fertig war, trank er einen Kaffee und fühlte sich beinahe wieder zufrieden.

      Nur die verpaßte Bergtour trübte ein wenig seine Stimmung.

      »Na, mal schauen«, murmelte er, »vielleicht klappt’s ja doch noch irgendwie.«

      Nachdem er noch einen weiteren Spaziergang gemacht und sich alles angesehen hatte, kehrte der Student in die Pension zurück. Inzwischen war es zwei Uhr, und er überlegte, wie er den Tag noch nutzen konnte. Tobias Anderer war ein aktiver Mensch, der nicht einfach so die Hände in den Schoß legen konnte. Immer mußte er sich irgendwie beschäftigen und am liebsten machte er einen Waldlauf oder ging ins Schwimmbad.

      Klar, schoß es ihm durch den Kopf, als er darüber nachdachte, was er an diesem Nachmittag anfangen sollte, da stand doch was von einem Badesee.

      Also packte er rasch seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg. Offenbar hatten Tausende anderer dieselbe Idee gehabt, denn auf dem Parkplatz stand ungefähr jede Menge Autos. Tobias brauchte lange, bis er einen freien Platz gefunden und seinen Wagen abgestellt hatte. Dann aber gab es kein Halten mehr für ihn. Auf der Liegewiese war noch ein Stückchen unbelegt. Eingequetscht zwischen einer Familie mit zwei Kindern auf der einen, und drei jungen Leuten auf der anderen Seite, setzte sich Tobias auf ein großes Badelaken und schaute sich um.

      Ja, genauso hatte er es sich vorgestellt. Das Wasser des Sees war blau, an der Uferpromenade standen kleine Häuschen mit Geschäften, Restaurants und Eisdielen, und über allem ragten die Berge in die Höhe und verliehen dem ganzen ein einzigartiges Panorama.

      *

      Am frühen Vormittag waren sie aufgebrochen. Florian hatte die beiden Madln zeitig abgeholt, damit sie noch einen guten Platz auf der Liegewiese erwischten und nicht erst ankamen, wenn alles überfüllt war.

      Am Morgen hatte Kathi die Freundin eigentlich schlafen lassen wollen, aber Saskia hatte natürlich ihren Wecker gestellt und war schon aufgestanden, als die Bauerntochter gerade ins Bad wollte.

      »Du willst es aber wissen«, schmunzelte Kathi.

      »Gesagt ist gesagt«, zuckte die Studentin die Schultern. »Schließlich hab’ ich ja versprochen, dir zu helfen.«

      Sie machten sich wieder gemeinsam an die Arbeit, und diesmal fiel es Saskia schon gar nicht mehr so schwer wie beim ersten Mal.

      Gegen halb elf traf auch Florian ein. Sie luden den Korb mit Proviant und Getränken in das Auto, und Saskia nahm im Fond Platz. Es fiel ihr schwer, nicht immer zu Florian zu schauen, der, wie sie schnell merkte, sie immer wieder im Rückspiegel beobachtete. Wenn er feststellte, daß sie seinen Blick erwiderte, lächelte er sie an.

      Schlag’s dir aus dem Kopf, sagte sie zu sich, der Freund deiner Freundin ist tabu!

      Es war nicht das erste Mal, daß sie sich ermahnte. Schon gestern auf der Heimfahrt vom Burgerhof hatte sie sich daran erinnert, daß Florian und Kathi ein Paar waren. Nicht nur befreundet, nein, die Beziehung ging tiefer. Die zwei würden irgendwann heiraten. Da hatte sie kein Recht, sich zwischen sie zu drängen, so sehr der Bauernsohn sie auch reizte. Den ganzen Abend hatte sie daran denken müssen und sich ausgemalt, was alles auf dem Spiel stünde, würde sie auf seine Flirtversuche eingehen.

      Nachdem die beiden Madln aus der Umkleidekabine kamen, schaute Florian sie prüfend an, wobei sein Blick mehr Saskia galt als Kathi. Seine Augen huschten über ihren Körper, der in einem gelben Badeanzug mit roten Streifen steckte. Der Studentin war es beinahe peinlich, denn der Anzug stellte ihre perfekten Formen zur Schau.

      Jedenfalls hatte sie jetzt den Eindruck, früher war es ihr egal gewesen...

      Sie setzte sich auf die Decke, die sie ausgebreitet hatten, und legte sich ihr Handtuch über die Schulter.

      Doch Florian schüttelte den Kopf.

      »Ihr seid doch net hergekommen, um in der Sonne zu liegen«, sagte er und griff nach den Händen der beiden. »Ab ins Wasser!«

      Er zog sie hoch, und Saskia mußte wohl oder übel mitlaufen. Doch kaum untergetaucht, fühlte sie sich schon wohler. Das Wasser war erstaunlich angenehm warm, nicht so eiskalt, wie sie es von einem Berg­see erwartet hatte.

      »Schwimm mal weiter raus, da wirst schon merken, daß es kalt ist«, meinte Kathi und deutete zu der Schwimminsel, die weiter hinten im See lag. »Los, wer zuerst da ist!«

      Sie schwammen um die Wette. Kathi Brandmayr war eine begeisterte Schwimmerin, die früher bei den Schulmeisterschaften immer einen der ersten Plätze belegt hatte. Sie war den beiden anderen weit voraus und erreichte die Insel zuerst.

      Indes argwöhnte Saskia, daß Florian absichtlich langsamer schwamm, um in ihrer Nähe bleiben zu können...

      »Steht dir toll, der Badeanzug«, sagte er, als Kathi schon längst auf der Schwimminsel saß und die Beine ins Wasser baumeln ließ.

      Saskia blickte ihn an und schüttelte den Kopf.

      »Du solltest das net sagen.«

      »Warum?« fragte Florian, der so dicht neben ihr schwamm, daß sich ihre Arme und Beine berührten.

      Die Studentin unterbrach ihre Schwimmbewegungen und trat auf der Stelle.

      »Weil Kathi meine Freundin ist, darum«, antwortete sie. »Und ich möcht’ net, daß sie einen falschen Eindruck von mir bekommt.«

      Florian strampelte ebenfalls mit den Beinen. Er grinste sie an.

      »Ach, die Kathi sieht das net so eng«, meinte er. »Außerdem sind wir ja net verheiratet.«

      »Hör’ trotzdem damit auf«, bat Saskia.

      Rasch schwamm sie zur Insel und zog sich daran hoch. Florian kam


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