Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Urlauber die einzige Möglichkeit, Kaffee zu trinken oder mal ein Eis zu essen. Ein älteres Ehepaar lud ihn ein, sich zu ihnen zu setzen, und Tobias nahm dankbar das Angebot an. Die beiden Leute erzählten, daß sie schon seit Jahren hier Urlaub machten und immer wieder gerne herkamen.

      »Vor allem sollten S’ unbedingt eine Bergtour machen, junger Mann«, sagte die Frau. »Früher haben wir’s jedesmal getan, wenn wir hier waren, aber jetzt sind wir leider zu alt und können net mehr so wie wir gern’ möchten.«

      »Da rühren Sie ein Thema an«, sagte Tobias und verzog bedauernd das Gesicht. »Leider hat mir niemand gesagt, daß man sich rechtzeitig zu einer Tour anmelden muß. Am besten schon vor Antritt der Reise. Jetzt ist’s zu spät dafür. Die Bergführer sind alle ausgebucht.«

      »Ja, das ist wirklich schade«, nickte der ältere Herr. »Dabei ist’s so herrlich, morgens, in aller Herrgottsfrühe, loszuziehen und die erwachende Natur zu entdecken.«

      »Haben S’ denn schon mal den Herrn Pfarrer gefragt?« erkundigte sich seine Frau.

      »Den Pfarrer?« fragte der Student verblüfft. »Nein. Was hat der denn mit Bergtouren zu tun?«

      Die beiden lächelten.

      »Das ist so«, erklärte der Mann, »Hochwürden ist ein begeisterter Kletterer und Wanderer. Früher sind wir oft mit ihm aufgestiegen, und manchmal waren noch ein paar andre Leut’ dabei. Also, wenn S’ interessiert sind, dann sollten S’ das wirklich mal versuchen.«

      Seine Frau beugte sich vor.

      »Man nennt ihn übrigens den Bergpfarrer«, erzählte sie. »Weil sich niemand in den Bergen so gut auskennt wie Hochwürden.«

      »Aha, das ist ja wirklich interessant«, nickte Tobias. »Vielen Dank für den Tip. Ich werd’s wirklich mal probieren. Vielleicht hab’ ich ja Glück.«

      Der Mann winkte der Bedienung und zahlte.

      »Wir drücken Ihnen die Daumen, daß es klappt«, verabschiedeten sich die netten Leute.

      »Hat mich gefreut, Sie kennengelernt zu haben«, nickte Tobias. »Noch mal vielen Dank!«

      Der Eisbecher war lecker gewesen, und eigentlich hätte er jetzt auch zahlen wollen. Doch dann überlegte er es sich anders und bestellte noch einen Cappuccino. Während er ihn trank, mußte Tobias wieder an das blonde Madl denken, das ihm schon die ganze Zeit nicht aus dem Kopf gehen wollte. Schade, daß er den Namen nicht wußte, dann hätte er nicht immer nur »sie« in Gedanken sagen müssen.

      Ob die beiden Schwestern waren?

      Wohl eher nicht. Eine Ähnlichkeit hatte er jedenfalls nicht feststellen können. Aber auf jeden Fall kannten sie sich schon eine Weile, und wenn er die eine nicht traf, begegnete ihm vielleicht die andere, die er dann nach der Freundin fragen konnte. Er wußte zwar noch nicht wie, aber tun würde er es.

      Probleme, Kontakt zu schließen, hatte Tobias Anderer noch nie gehabt. Sonst hätte er am See die drei Leute auch nicht direkt angesprochen. Leider hatte dieser Typ die ganze Sache vermasselt. Fühlte sich wohl wie ein Pascha, mit den beiden Madln, und sah in ihm einen Rivalen.

      Idiot!

      Tobias beschloß, sich nicht weiter über den Burschen zu ärgern. Viel lieber wollte er an etwas Schönes denken, und sich vorstellen, daß er diese Traumfrau wiedersehen würde...

      Plötzlich riß er die Augen auf.

      Narrte ihn sein Verstand, oder waren das wirklich die beiden?

      Sie gingen suchend zwischen den Tischen und schauten nach freien Plätzen. Dann entdeckte die Dunkelhaarige ihn und sah, daß an seinem Tisch nur ein Stuhl besetzt war. Tobias’ Herz hämmerte in der Brust, als die Madln direkt auf ihn zukamen.

      »Ist hier noch was frei?« fragte die mit den braunen Haaren.

      »Äh..., ja, klar«, nickte Tobias hastig. »Setzt euch.«

      Sein Blick blieb an der Blonden hängen.

      Es gibt noch Zeichen und Wunder, schoß es ihm durch den Kopf.

      Saskia sah ihn fragend an und schien ihn zu erkennen.

      »Warst du heut’ net auch am See?«

      Er lächelte.

      »Stimmt«, antwortete Tobias. »Ich hab’ direkt neben euch gelegen.«

      »Du kamst mir auch gleich bekannt vor«, sagte die Bauerntochter. »Ich heiße Kathi, und das ist Saskia.«

      »Hallo, Tobias«, stellte er sich vor und blickte suchend in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Und euer... Beschützer?«

      Kathi Raitmayr sah ihn verlegen an.

      »Tut mir leid«, sagte sie. »Er hat’s net so gemeint.«

      »Schon gut«, erwiderte Tobias Anderer. »Ich hab’s ja vielleicht auch falsch angepackt, eure Bekanntschaft machen zu wollen. Seid ihr auf Urlaub hier?«

      »Ich besuch meine Freundin«, erklärte Saskia. »Kathis Eltern haben hier einen Hof. Wir kennen uns schon seit einigen Jahren, aber erst jetzt hat’s geklappt, daß wir uns persönlich sehen.«

      »Aha, Brieffreundinnen also.«

      Die Madln nickten.

      »Und du machst auch Urlaub«, sagte Kathi.

      »Ja, ich bin heut’ morgen erst angekommen«, erklärte er.

      »Und wie lang’ bleibst?«

      »Leider nur bis Ende nächster Woche. Dann muß ich zurück zur Uni.«

      »Was studierst du denn?« fragte Saskia.

      »Medizin.«

      »Ach, das ist ja ein Zufall, ich auch.«

      »Nein!«

      »Doch«, lachte Kathi, und die beiden stimmten ein.

      »Aber ich hab’ erst angefangen«, erklärte Saskia.

      »Na ja, ich bin schon eine Weile dabei. Aber es wird noch dauern, bis ich’s hinter mir habe.«

      »Was soll ich da sagen?« meinte die Studentin.

      Inzwischen kam die Bedienung. Im Pfarrhaus waren sie mit Kaffee und Kuchen bewirtet worden. Aber als sie sich verabschiedet hatten, stand ihnen der Sinn danach, etwas Kaltes zu trinken. Sie bestellten Apfelschorle, und Tobias schloß sich an.

      Diese Gelegenheit würde er sich doch nicht entgehen lassen!

      *

      Sie verstanden sich auf Anhieb. Tobias und die beiden Madln blieben bis zum späten Abend in dem Gartenlokal, und als sie sich voneinander verabschiedeten, stand fest, daß der Student sie auf die Bergtour begleiten würde. Im Verlauf der Unterhaltung hatte er von seinem Pech erzählt und von dem Rat des älteren Ehepaares, sich an den hiesigen Pfarrer zu wenden. Kathi und Saskia hatten sich angeschaut und laut losgelacht.

      Tobias war ein wenig irritiert.

      Hatten die alten Leute ihm einen Bären aufgebunden, und lachten die Madln ihn jetzt aus, weil er darauf hereingefallen war?

      »Nein«, schüttelte Kathi den Kopf, »Pfarrer Trenker ist wirklich ein begeisterter Bergwanderer. Früher bin ich oft mit ihm aufgestiegen, als ich noch in der Jugendgruppe war. Und als Saskia jetzt herkam, da hatte ich gleich die Idee, Hochwürden zu fragen.«

      »Dann stimmt es also, was ich gehört hab’.«

      »Ja«, erklärte die Studentin. »Wir kommen grad aus dem Pfarrhaus, wo wir die Tour mit ihm besprochen haben. Am Donnerstag wollen wir zur Kandereralm hinauf.«

      Sie schaute die Freundin an.

      »Da könnt’ Tobias doch eigentlich mitkommen«, fuhr Saskia fort. »Oder glaubst, daß Hochwürden was dagegen hätt’?«

      »Bestimmt net«, antwortete die Bauerntochter. »Je


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