Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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dabei sein konnte. So allein im Wald...«

      Sie erwiderte seinen Blick.

      »Wir waren net allein«, entgegnete die Studentin. »Unterwegs haben wir Tobias getroffen.«

      Der Bauernsohn runzelte die Stirn.

      »Tobias? Welchen Tobias?«

      »Den von gestern. Am See.«

      Florian Burgers Miene verfinsterte sich.

      »Der dich so unverschämt angestarrt hat?« fragte er.

      »Redet ihr von Tobias?«

      Kathi war gerade aus der Tür gekommen.

      »Laßt euch bloß net mit dem ein«, sagte Florian. »Wer weiß, was das für einer ist!«

      »Quatsch!« meinte seine Freundin. »Der ist völlig in Ordnung. Er kommt übrigens morgen mit auf Bergtour.«

      *

      Im Laufe der Jahre, die Sophie Tappert nun schon Haushälterin bei ihm war, hatte es sich Sebastian abgewöhnt, sie darauf hinzuweisen, daß sie ihm nicht soviel zu essen mitgeben sollte, wenn er auf Bergtour ging.

      Sie hörte ohnehin nicht darauf, außerdem hatte die Gute immer noch Angst, Hochwürden könne bei seiner Kletterei abstürzen und sich verletzen, oder vielleicht auch verirren.

      Dann sollte er wenigstens genug zu essen dabei haben, war ihre Meinung.

      An diesem Morgen war der Proviantrucksack noch voller als sonst. Sophie Tappert war der Meinung, daß vier junge Leute viel Hunger hatten, und Sebastian hatte eingesehen, daß die Haushälterin damit recht hatte. Schon oft hatte er erlebt, daß die Brote gerade so ausreichten, wenn er mit Leuten unterwegs war. Die Wanderung und die frische Luft sorgten für einen guten Appetit.

      Es war noch nicht hell, als der Geistliche das Pfarrhaus verließ, aber er sah schon das Auto der Bauerntochter an der Straße stehen, als er den Kiesweg herunterkam.

      Auch Tobias Anderer überquerte gerade die Straße.

      »Grüß euch zusammen«, sagte Sebastian und drehte sich zu Tobias um. »Schön, dann kann’s ja losgehen.«

      Der Student nickte grüßend in die Runde. Die Madln nickten zurück, nur Florian Burger ignorierte Tobias.

      Der hatte den ungehobelten Klotz vom See gleich erkannt und machte gute Miene zum bösen Spiel. Außerdem interessierte ihn nicht dessen Freundin, sondern Saskia.

      Sebastian entging es nicht, daß Florian über Tobias keineswegs begeistert war. Tatsächlich hatte es wegen dem Studenten am Abend noch eine heftige Auseinandersetzung zwischen Kathi und ihrem Freund gegeben.

      Florian hatte sie beiseite genommen und sie böse angesehen.

      »Ist das etwa deine Idee gewesen, daß der Kerl die Tour mitmacht?« fragte er.

      »Sag’ mal, was soll denn das?« schüttelte Kathi den Kopf. »Ich weiß gar net, warum du dich so aufregst.«

      »Weil ich ihn net leiden kann!« stieß er wütend und fast beleidigt hervor.

      »Du kennst Tobias doch überhaupt net«, erwiderte sie. »Außerdem hat er dir nix getan.«

      »Ich will aber net, daß er dabei ist!« rief der Bauernsohn verstimmt.

      »Dann bleib’ doch zu Haus’«, gab sie kurz zurück.

      »Das tu’ ich auch!«

      Jetzt wurde Kathi ärgerlich.

      »Also, jetzt stell’ dich net wie ein ungezogener Bub an«, wies sie ihn zurecht. »Mal ganz abgesehen davon, daß Saskia die Idee dazu hatte, war es immer noch Pfarrer Trenker, der zugestimmt hat, daß Tobias mitkommt. Aber wenn’s dir net paßt, solltest wirklich zu Haus’ bleiben.«

      Mit der Drohung, genau das auch zu tun, war Florian gefahren. Doch am Morgen erschien er wieder auf dem Hof und holte die Madln ab.

      Kathi war recht froh darüber und vermied es, noch etwas zum vergangenen Abend zu sagen.

      Jetzt wanderte die kleine Gruppe zum Höllenbruch und wandte sich der Hohen Riest zu. Nachdem sie den Bergwald durchquert hatten, kamen sie zu einer Anhöhe, von der die Wege zu den einzelnen Almen abzweigten. Holzschilder zeigten die jeweilige Richtung und Entfernung an.

      Unterwegs erklärte der Bergpfarrer seinen Begleitern immer wieder diese oder jene Besonderheit, zeigte ihnen ein scheues Tier oder eine seltene Pflanze. Saskia und Tobias hatten ihre Fotoapparate mitgebracht und machten fleißig Aufnahmen. Hin und wieder unterhielt sich Sebastian mit Florian und erkundigte sich, wie es auf dem Hof stand. Tobias hielt sich dann an Saskia und versuchte, mit ihr ins Gespräch zu kommen.

      »Ich hab’ gehört, daß am Samstag ein Tanzabend stattfindet«, meinte er einmal.

      Die Studentin nickte begeistert.

      »Ich freu’ mich schon drauf«, antwortete sie und blickte ihn fragend an. »Kannst du tanzen?«

      »Aber klar«, lächelte er. »Und ich hoffe, daß wir beide einen flotten Tango hinlegen werden.«

      Saskia lachte.

      »Ob sie einen Tango spielen, weiß ich net«, erwiderte sie. »Aber ein Foxtrott soll mir auch recht sein.«

      Tobias schaute sie von der Seite her an, und er wußte nicht, was daran schuld war, daß sein Herz schneller schlug – der Aufstieg oder das Madl an seiner Seite...

      Nach drei Stunden machten sie die erste Rast. Inzwischen war die Sonne aufgegangen, und sie konnten ihre Jacken ausziehen und als Sitzunterlage benutzen.

      Pfarrer Trenker öffnete den Proviantrucksack, den Florian während des Aufstiegs getragen hatte, und holte Brote und Thermoskannen hervor.

      »So, laßt es euch schmecken«, sagte er.

      Die Madln schenkten Getränke ein. Es gab Kaffee und Tee. Als Saskia Tobias seinen Becher reichte, berührten sich ihre Finger leicht. Der Student sah sie lächelnd an, und sie lächelte zurück.

      Florian, der daneben saß, quittierte es mit einer sauren Miene. Während er einen Schluck trank, blieb sein Blick unverwandt auf Saskia gerichtet, und er spürte die Sehnsucht dabei, sie in die Arme zu nehmen.

      Auch bei ihm hatte sie gelächelt, während er den Becher entgegengenommen hatte.

      Hatte das mehr zu bedeuten, oder war es reine Höflichkeit gewesen?

      Florian konnte den Blick nicht abwenden, und so bemerkte er nicht, daß Kathi ihn verwundert anschaute.

      Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf den Geistlichen, der während der Pausen immer von früheren Wanderungen erzählte. Seine Zuhörer hingen stets gebannt an seinen Lippen, denn es gab zahlreiche Geschichten, die der Bergpfarrer spannend und farbig zu schildern wußte.

      *

      »Jetzt schau’ dir das an!«

      Toni Wiesinger reichte seiner Frau das Schreiben, das eben mit der Post gekommen war.

      »Was ist denn das?« fragte Elena.

      »Der Laborbericht über die Analyse des angeblichen Wundermittels von Brandhuber«, sagte der Arzt mit deutlich verärgerter Miene. »Das Zeug taugt allenfalls dazu, ins Spülbecken gegossen zu werden.«

      »Ärgere dich net«, versuchte sie ihn zu beruhigen. »Wenn die Leut’ so dumm sind, darauf reinzufallen, dann haben s’ eben nix Besseres verdient.«

      »Schon«, gab Dr. Wiesinger zu, »aber wenn s’ erstmal wegen dieser ›Medizin‹ zum Brandhuber rennen, dann tun sie’s auch, wenn s’ wirklich schwer erkrankt sind, dann mag ich mir gar net ausmalen, was da für Katastrophen passieren können.«

      Er schaute auf die Uhr.

      »Die Praxis wird erst in einer halben Stunde geöffnet«, meinte er nachdenklich. »Vielleicht sollt’ ich die Zeit nutzen und diesen


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