Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

Читать онлайн книгу.

Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


Скачать книгу
jetzt brauchen wir erst einmal einen großen Krug Milch!«

      »Kommt sofort, Hochwürden«, nickte der Senner. »Schaut’s nur, daß ihr alle einen Platz auf der Terrasse findet. Heut’ herrscht mal wieder Hochbetrieb.«

      Auf der mit bunten Sonnenschirmen bestückten Terrasse standen einfache Tische und Bänke. Die Wanderer, die dort schon saßen, rückten bereitwillig zusammen und machten den Neuankömmlingen Platz. Franz Thurecker kam schon einen Augenblick später und brachte die Milch und Gläser.

      »Was hast’ denn heut’ gekocht?« erkundigte sich der Bergpfarrer.

      Wie immer gab es eine kleine Auswahl deftiger Speisen. Franz Thurecker kümmerte sich nicht nur um die ihm anvertrauten Kühe und Ziegen, aus deren Milch er seinen weit über die Grenzen das Wachnertals hinaus berühmten Bergkäse machte. Er kochte auch selbst und bediente die Gäste, die während der Sommermonate in großer Zahl heraufkamen und den herrlichen Blick hier oben genießen wollten.

      Heute hatte er wieder eine seiner Spezialitäten im Angebot: Käsespätzle, die mit vielen gerösteten Zwiebeln im Rohr gebacken wurden. Vorher gab es eine Suppe, die für sich schon fast ein Hauptgericht war, mit ihren vielen Gemüsen, Fleischstücken und Kartoffeln darin. Das Brot, das der Senner dazu reichte, hatte er am Morgen frisch gebacken.

      Die Gruppe um den guten Hirten von St. Johann ließ es sich schmecken.

      Sie waren erstaunt gewesen, wie schnell die belegten Brote verzehrt waren, die Hochwürden mit sich geführt hatte, und jetzt aßen sie schon wieder mit gutem Appetit.

      »Ja, so ein Aufstieg macht hungrig«, meinte Sebastian und nahm sich noch eine Portion von dem Salat, den Franz zu den Spätzle gereicht hatte.

      Der Senner zog in dem kleinen Garten hinter der Hütte allerlei Grünzeug. Doch das reichte bei weitem nicht, wenn der Ansturm der Gäste begann. Die meisten Sachen, die er hier oben nicht selbst herstellen oder anbauen konnte, wurden mit dem Auto über den Wirtschaftsweg heraufgebracht.

      »Ich bin so satt, ich bekomm’ keinen Bissen mehr hinunter«, stöhnte Saskia zuerst.

      Auch Kathi legte schließlich die Gabel aus der Hand.

      »Aber lecker war’s!«

      Sebastian sah Florian an, der sich beim Essen eher zurückgehalten hatte.

      »Was ist denn mit dir?« fragte er. »Hast keinen Hunger?«

      »Net so recht«, gab der Bauernsohn zurück und erhob sich. »Ich geh’ mir ein bissel die Beine vertreten.«

      Kathi sah ihm hinterher, sagte aber nichts weiter.

      »Ist ja ein netter Zufall, daß sich zwei Medizinstudenten hier getroffen haben«, meinte der Geistliche, an Saskia und Tobias gewandt. »Habt ihr euch denn schon darüber unterhalten können?«

      »Ein wenig geplaudert haben wir schon«, nickte das Madl.

      »Aber im Urlaub möcht’ man eigentlich net von der Uni reden«, sagte Tobias.

      »Ja, das kann ich verstehen«, lachte Sebastian Trenker. »Übrigens, ihr solltet mal unsren Dr. Wiesinger kennenlernen. Der kommt ursprünglich auch aus München. Sein Doktorvater hat ihm immer gesagt, er solle nicht aufs Land ziehen. Aber als Professor Bernhard dann zum ersten Mal in St. Johann war, hat er rasch seine Meinung geändert.«

      »Professor Bernhard?« fragte Tobias nach. »Ulrich Bernhard?«

      »Ja. Kennst du ihn?«

      Der Student nickte.

      »Ich hab’ Vorlesung bei ihm«, erzählte er. »Außerdem hat der Professor mich eingeladen, bei ihm in der Klinik das Praktikum zu machen, wenn es soweit ist. Und der war der Doktorvater vom hiesigen Landarzt?«

      Sebastian nickte.

      »Dann muß das aber ein sehr guter Arzt sein!« sagte Tobias sichtlich beeindruckt.

      »Und ein sehr gut aussehender!« setzte Kathi hinzu.

      Alle am Tisch lachten. Saskia stand schließlich auch auf. Sie wollte unbedingt noch ein paar Fotos machen, wie sie erklärte.

      »Na, dann schau’ ich mal, ob ich dem Franz helfen kann«, sagte der Bergpfarrer und ging mit ihr.

      Tobias war es keineswegs unrecht, daß er einen Moment mit Kathi alleine war.

      »Hast du Saskia gegenüber etwas davon erwähnt, worüber wir gestern gesprochen haben?« fragte er.

      Sie lächelte. »Du meinst, daß du sie liebst?« Sie schüttelte den Kopf. »Net direkt. Aber ich bin sicher, daß Saskia es ahnt. Hat sie was gesagt?«

      Erneutes Kopfschütteln.

      »Ich glaub’ aber schon, daß sie dich auch mag«, meinte die Bauerntochter. »Aber weißt, es ist ein bissel kompliziert. Ihr letzter Freund war ein ziemlicher Draufgänger, wenn du verstehst, was ich mein’. Er hat ihr erzählt, daß er Saskia liebt, und sich nebenbei mit ein paar andren Madln vergnügt. Und jetzt hat sie Angst, noch mal auf so einen Hallodri hereinzufallen. Au­ßerdem hat sie wohl Bedenken, weil München und Passau ja net grad um die Ecke liegen.«

      »Ach, Gott, was sind schon Entfernungen, wenn man sich gern’ hat«, sagte Tobias. »Aber das mit dem Freund, das versteh’ ich schon, daß sie da Angst hat.«

      »Vielleicht solltest ihr einfach mal sagen, was du für sie empfindest, und ihr die Angst nehmen«, schlug Kathi vor.

      Der Student nickte.

      »Das werd’ ich auch«, antwortete er. »Am Samstag auf dem Tanzabend.«

      »Dann wünsch’ ich dir viel Erfolg«, lächelte das Madl und stand auf. »Laß uns mal schauen, wo die beiden abgeblieben sind.«

      Bei den Kühen war weder Flo­rian, noch Saskia zu sehen, als Kathi und Tobias zur Bergwiese kamen.

      »Vielleicht da drüben«, deutete der Student zur Hütte.

      Sie gingen hinüber um die Hütte herum, um auf die Rückseite zu kommen, und blieben gleichzeitig wie vom Donner gerührt stehen.

      An dem halbhohen Zaun, der den Garten vor Wildtieren schützen sollte, lagen sich Saskia und Florian in den Armen und küßten sich innig.

      *

      »Nicht!«

      Tobias hielt Kathi zurück. Das Madl hatte gerade losstürmen wollen, um die beiden zur Rede zu stellen. Jetzt schaute sie den Studenten fragend an.

      »Soll ich die etwa weitermachen lassen?« fragte sie empört.

      Tobias war nicht weniger entsetzt als Kathi. Sein Herz krampfte sich zusammen, als er das Madl, das er liebte, in den Armen eines anderen sah. Dennoch bemühte er sich, einen kühlen Kopf zu bewahren.

      »Wir sollten uns jetzt nicht bemerkbar machen«, sagte er und zog die Bauerntochter mit sich.

      Kathi war schreckensbleich. Sie wußte nicht, ob sie weinen sollte oder schreien vor Wut.

      »Ausgerechnet Saskia!« murmelte sie enttäuscht. »Und ich hab’ sie für meine Freundin gehalten!«

      »Ich kann dich verstehen«, erklärte Tobias. »Aber wir dürfen jetzt nix überstürzen. Vielleicht ist es ja harmloser als es ausschaut.«

      So recht mochte er seinen Worten eigentlich nicht glauben. Aber es war wohl ein Akt der Verzweiflung, der ihn so reden ließ.

      Er wagte nicht, noch einmal um die Ecke zu spähen, und gleich darauf wurden Schritte laut. Tobias nahm Kathis Arm und führte sie um die Hütte herum, zur Vorderseite.

      »Natürlich wirst du Saskia fragen müssen, was das zu bedeuten hat«, sagte er, als sie wieder bei der Terrasse angekommen waren.

      Er sah sich nach Pfarrer Trenker um, der aber nicht zu sehen war. Wahrscheinlich half er dem Senner noch beim Abwasch.

      »Vor allem aber


Скачать книгу