Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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das sind meine Notgroschen«, rief er. »Die werden net angerührt!«

      Sebastian hob die Hand.

      »Beruhig’ dich«, sagte er und bedeutete dem Arzt, mit vor die Tür zu kommen.

      Loisl sah ihnen mit einem bösen Blick hinterher.

      »Machen S’ sich wegen der Kosten keine Gedanken«, meinte der Bergpfarrer zu Dr. Winkler. »Der Brandhuber ist kein armer Mann, auch wenn man den Eindruck haben könnt’.«

      »Ehrlich gesagt, hatten wir gestern bei der Einlieferung den Eindruck, es mit einem Obdachlosen zu tun zu haben«, sagte der Arzt. »Wenn S’ bei Gelegenheit ein paar frische Sachen zum Anziehen mitbringen könnten? Seine Lumpen haben wir weggeworfen.«

      »Freilich, das mach’ ich«, nickte Sebastian. »Und wegen des Geldes – ich red’ später mit ihm. Sie können sich drauf verlassen, daß der Herr Brandhuber zahlt.«

      »Wenn Sie es sagen, Hochwürden, dann geht das in Ordnung«, lächelte der Stationsarzt und verabschiedete sich.

      Der gute Hirte von St. Johann ging in das Krankenzimmer zurück. Loisl saß aufrecht in seinem Bett und sah ihm entgegen.

      »Ist der Quacksalber endlich weg?« fragte er schlecht gelaunt. »Ich möcht’ net wissen, was für’n ungesundes Zeug die in mich hineinstopfen.«

      »Also, jetzt halt mal an dich!« ermahnte der Geistliche ihn. »Gewiß ist die Medizin net so schlimm wie das, was du den Leuten andrehst.«

      Loisl zog den Kopf ein.

      Das mußte ja so kommen. Kaum war der Pfarrer da, setzte es auch schon Vorwürfe, und er konnte nicht fortlaufen, wie sonst...

      »Also, werd’ erstmal wieder ganz gesund und genieße den Aufenthalt hier«, sagte Sebastian. »Ich komm’ dich bald wieder besuchen.«

      Der Alte zog ein mürrisches Gesicht und brummelte etwas in seinen Bart.

      Aber das verstand der Bergpfarrer schon nicht mehr. Er ging zur Tür und wandte sich noch einmal um.

      »Auch, wenn du net dran glauben magst«, sagte er, »ich bin sicher, daß unser Herrgott seine Hand über dich gehalten hat. Denk’ mal ein bissel darüber nach. Zeit hast ja jetzt.«

      *

      Saskia fühlte sich hundeelend. Sie saß in ihrer Kammer und traute sich eigentlich gar nicht mehr heraus. Immer wieder hatte sie Anläufe gemacht, mit Kathi zu sprechen, doch die hatte stets abgelehnt und sich unversöhnlich gegeben.

      »Was fang’ ich denn bloß an?« murmelte die Studentin halblaut. »Am besten wird’s sein, wenn ich abreise.«

      Aber dann würde die Angelegenheit für immer zwischen ihnen stehen, und das wollte sie nicht.

      Doch wie brachte man Kathi dazu, mit ihr zu reden?

      Es war inzwischen Nachmittag geworden, und außer den beiden Madln war sonst niemand im Haus. Kathis Eltern waren in die Stadt gefahren, und Thomas hatte draußen auf den Feldern zu tun.

      Die Studentin horchte auf, als sie einen Wagen hörte. Sie eilte ans Fenster und schaute hinaus. Insgeheim hatte sie gehofft, daß Florian herkommen würde. Schließlich war der an der Misere schuld, in der sie jetzt steckte, und ein paar Worte zu Kathi wären ja wohl angebracht gewesen.

      Auch jetzt sah sie sich in ihrer Erwartung getäuscht, denn das Auto kam nicht auf den Hof, es fuhr davon.

      Und hinter dem Lenkrad saß Kathi...

      »Ich hab’ ja selbst schuld«, gestand Saskia sich ein. »Hätt’ ich ihm bloß eine runtergehauen!«

      Allerdings war es jetzt für jede Einsicht zu spät. Das Kind war in den Brunnen gefallen, und sie mußte zusehen, wie sie die Sache wieder hinbog.

      Während sie im Zimmer gesessen und sich ihre Gedanken gemacht hatte, war kurz die Überlegung gewesen, ob sie nicht vielleicht Hochwürden bitten sollte, ihr einen Rat zu geben. Kathi hatte doch gesagt, daß Pfarrer Trenker stets ein offenes Ohr für die Probleme anderer habe.

      Jetzt dachte Saskia wieder daran, ins Dorf zu fahren und den Geistlichen aufzusuchen. Und nach einer Weile rang sie sich dazu durch.

      Zur selben Zeit fuhr Kathi Raitmayr zum Burgerhof. Die Bauerntochter wollte und mußte Florian zur Rede stellen. Er sollte wissen, daß er mit ihr nicht so umspringen konnte, wie mit jedem beliebigen Madl sonst. Wenn die sich das gefallen ließen, hatten sie selbst schuld, Kathi jedenfalls war nicht gewillt, es zu tun.

      Als sie auf dem Hof ankam, sah sie Florian gerade in die Scheune gehen. Sie stieg aus dem Auto und ging ihm nach. Als sie eintrat, hörte sie ihn hinten in der Ecke rumoren und folgte den Geräuschen.

      Florian Burger nahm sich gerade den Traktor vor. Schon am Morgen hatte sein Vater ihm gesagt, daß der Motor nicht mehr rund laufe, und der Sohn sich die Sache mal ansehen solle. Als er seine Freundin erblickte, lächelte er und legte den Schraubenschlüssel aus der Hand.

      »Hallo, Spatzl«, sagte er. »Das ist aber schön, daß du mich besuchen kommst.«

      Ihr Blick war abweisend, und als er sich zu ihr beugte und sie küssen wollte, drehte Kathi den Kopf zur Seite.

      »Bist sicher, daß du net jemand andres erwartet hast?« fragte sie.

      »Wieso?« erwiderte er. »Wie kommst du darauf?«

      »Tu net so«, gab sie zurück. »Du weißt genau, wovon ich red’!«

      Erst runzelte er die Stirn, dann grinste er.

      »Ach so, das meinst.«

      Florian machte eine wegwerfende Handbewegung.

      »Das hat doch nix zu bedeuten«, schüttelte er den Kopf. »Ein Spaß, mehr net.«

      »Langsam hab’ ich die Nase voll von deinen Späßen«, rief Kathi erzürnt. »Daß du dich net schämst, net einmal vor meiner Freundin Halt zu machen!«

      »Jetzt hab’ dich net so«, sagte der Bauernsohn. »Ist doch gar nix passiert. Komm, gib mir ein Busserl und sei wieder gut.«

      Er wollte sie an sich ziehen, doch Kathi entwand sich seinem Griff.

      »Nix da!« sagte sie energisch. »Es hat sich ausgebusserlt. Ich hab’ keine Lust mehr auf deine Eskapaden. Such dir eine, die sich das gefallen läßt. Mich bist jedenfalls los!«

      Damit drehte sie sich um und lief hinaus. Hastig sprang sie in ihr Auto und warf den Motor an. Als sie losfuhr, war Florian heran. Mit einem Satz sprang er zur Seite, als sie an ihm vorüberschoß.

      »Kathi!« brüllte er ihr hinterher. »So bleib’ doch steh’n!«

      Selbst wenn sie ihn gehört hätte, wäre sein Rufen vergebens gewesen. Kathi Raitmayr brauste die steile Bergstraße hinunter, und erst, als sie sicher war, daß er ihr nicht folgte, hielt sie an, legte den Kopf auf das Lenkrad und weinte.

      Eigentlich hatte sie gar nicht Schluß machen wollen, sondern ihm nur gehörig die Meinung sagen. Doch dann war es über sie gekommen. Die vielen Male, in denen er vor ihren Augen mit anderen Madln geflirtet hatte, standen plötzlich vor ihr.

      Kathi fühlte sich so gedemütigt!

      Wußte sie denn, wie oft Florian sie schon betrogen hatte? Vielleicht sogar noch schlimmer als mit Saskia?

      Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich beruhigt hatte und die Fahrt fortsetzen konnte. Als sie zu Hause ankam, fiel ihr sofort auf, daß Saskias Auto nicht mehr dort stand, wo die Freundin es abgestellt hatte.

      Einen Moment schaute sie ratlos auf die Stelle. Dann zuckte Kathi die Schultern.

      »Soll sie doch hingehen, wo der Pfeffer wächst«, stieß sie wütend hervor und ging ins Haus.

      *

      »Na, das ist ja keine schöne Geschichte«, sagte Sebastian Trenker zu der Besucherin.

      Saskia Benthof


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