Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

Читать онлайн книгу.

Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


Скачать книгу
Das müssen Sie mir glauben. Gewiß, ich mag den Florian. Aber ich respektiere auch, daß er und Kathi ein Paar sind. Ich hab’ ja selbst am eignen Leib erfahren, wie es ist, wenn man betrogen wird. Aber es ging net von mir aus.«

      »Ich glaub’ dir«, antwortete der Bergpfarrer. »Aber das ist net so wichtig. Wichtiger ist, daß die Kathi dir auch glaubt.«

      Die Studentin hob hilflos die Hände und ließ sie wieder sinken.

      »Ich hab’ ja versucht, mit ihr zu sprechen«, sagte sie. »Aber was soll ich denn machen, wenn sie sich so stur stellt?«

      »Die Kathi ist verletzt und mag net mit dir reden«, gab der gute Hirte von St. Johann zu bedenken. »Das ist nur verständlich. Aber das muß noch lange net das Ende eurer Freundschaft bedeuten.«

      »Wie soll ich’s denn anstellen, daß sie mir zuhört?« fragte Saskia verzweifelt.

      »Das wird net so einfach sein«, entgegnete Sebastian. »Dir will sie net zuhören, der Florian wird von sich aus nix sagen, und das macht die Sache nur um so schlimmer. Aber vielleicht gibt’s eine Möglichkeit, daß wir drei uns zusammensetzen, und ihr euch aussprecht.«

      Die Studentin sah den Geistlichen hoffnungsvoll an.

      »Glauben S’ wirklich, daß das klappen könnt?«

      »Zumindest ist es ein Versuch wert, und ich hab’ da auch schon eine Idee, wie wir’s anstellen können«, meinte Sebastian nachdenklich. »Eine Einladung ins Pfarrhaus, zum Abendessen, wird sie gewiß net ablehnen...«

      Er sah Saskia fragend an.

      »Der Tobias«, sagte Sebastian, »wie gut kennt ihr ihn?«

      »Na ja, halt so«, antwortete sie. »Wir haben ihn am Dienstag erst kennengelernt. Er ist ein netter Bursche.«

      Der Bergpfarrer lächelte.

      »Das find’ ich auch«, meinte er. »Und ich glaub’, er mag dich ganz besonders...«

      Jetzt lächelte die Studentin auch.

      »Ich weiß«, nickte sie. »Kathi hat’s mir erzählt. Aber ich bin net so recht darauf eingegangen, wegen der Geschichte mit meinem letzten Freund.«

      »Verstehe. Gebranntes Kind scheut’s Feuer. Aber der Tobias könnt’ uns vielleicht nützlich sein, bei dem, was ich mir da überlegt hab’.«

      »Und was haben S’ sich überlegt?«

      Sebastian erklärte es ihr. Zuerst wußte Saskia nicht, was sie davon halten sollte, dann aber lachte sie.

      »Ja, Sie haben recht, Hochwürden«, sagte sie, »der Florian hat einen Denkzettel verdient!«

      Erleichtert machte sie sich auf den Weg. Vielleicht, so hoffte sie, redete Kathi ja jetzt mit ihr, wenn nicht, dann würde Hochwürden dafür sorgen, daß die Freundin morgen abend zum Essen ins Pfarrhaus kam.

      Kathis Mutter nahm Saskia beiseite, als die Studentin ins Haus ging.

      »Sag’ mal, was ist denn da los, mit der Kathi und dir?« fragte die Bäuerin.

      »Ach, ein schreckliches Mißverständnis«, antwortete sie. »Und schuld ist nur der Florian!«

      Burgl Raitmayr nickte verstehend.

      »Er hat mit dir geflirtet, der Bursche, was?« fragte sie.

      »Ja, ziemlich heftig sogar. Und jetzt redet die Kathi net mehr mit mir.«

      »Ich hab’ mir so was schon gedacht. Was machen wir denn da?«

      Saskia erzählte von ihrem Besuch im Pfarrhaus und davon, was Hochwürden sich ausgedacht hatte.

      Burgl lachte laut, als sie es hörte.

      »Da hatte unser Herr Pfarrer mal wieder eine gute Idee«, sagte sie. »Ich drück’ die Daumen, daß es klappt.«

      »Ist Kathi daheim?« fragte die Studentin.

      Die Bäuerin schüttelte den Kopf.

      »Sie ist vor ein paar Minuten gegangen«, antwortete sie. »Kurz bevor du gekommen bist. Sie wollt’ einen Spaziergang machen, hat sie gesagt. Aber mach’ dir keine Gedanken, wenn sie dich heut’ abend immer noch schneidet. Ich werd’ schon dafür sorgen, daß sie morgen ins Pfarrhaus kommt.«

      Kathi kam erst wieder heim, als die anderen schon zu Abend gegessen hatten. Sie machte sich ein belegtes Brot und zog sich damit in ihr Zimmer zurück. Als Saskia später an ihre Tür klopfte, antwortete sie wieder nicht, und die Studentin gab es schließlich auf.

      *

      Tobias Anderer hatte einen schlimmen Tag hinter sich. Schon den gestrigen Abend, nein, überhaupt den ganzen Tag hätte er am liebsten aus seinem Gedächtnis gestrichen. Immer wieder mußte er an die Szene denken, die Kathi und er droben auf der Hütte beobachtet hatte.

      Als er von der Bergtour in die Pension zurückgekehrt war, hatte der Student erst einmal das Stück Bergkäse, das der Senner ihm, wie allen anderen auch, mitgegeben hatte, Ria Stubler überreicht.

      »Wie war’s denn?« erkundigte sich die Wirtin.

      »Sehr schön«, hatte er geantwortet, aber die Miene, die Tobias dabei machte, strafte seinen Worten Lügen.

      Er war in sein Zimmer hinaufgegangen und hatte sich auf das Bett gelegt. Immer wieder sagte er sich, daß es gar nicht so war, wie sie es gesehen hatten. Aber da war das Schweigen zwischen Kathi und Florian gewesen, und die sichtbare Verlegenheit bei Saskia.

      Nach einer Weile war er wieder aufgestanden und unter die Dusche gegangen. Ohne etwas zu essen ging er schlafen – versuchte es zumindest. Doch das war alles andere als leicht. Tobias spürte, wie der Kummer an ihm nagte. Richtiger Liebeskummer, wie er ihn noch nie gehabt hatte.

      Ja, er liebte Saskia Benthof, doch die war für ihn so unerreichbar wie der Mond. Er würde sich also damit abfinden müssen, daß er bei ihr keine Chancen hatte.

      Am nächsten Morgen wachte er schon früh auf. Zuerst glaubte er, nur einen bösen Traum gehabt zu haben, aber dann war die Erinnerung an das Geschehene wieder mit aller Macht da. Lustlos ging er zum Frühstück hinunter und aß kaum etwas, so daß die Wirtin besorgt fragte, ob er krank sei.

      Dann verbrachte er den ganzen Tag auf dem Zimmer. Er schaltete sich durch die verschiedenen Fernsehkanäle, ohne wirklich auf den Bildschirm zu blicken, geschweige denn, daß er mitbekommen hätte, was da gerade lief. Schließlich setzte er sich auf den Balkon und schaute zu den Bergen hinüber. Irgendwo da oben war er gestern gewesen, und natürlich dachte er dabei an Saskia und wurde dieses drückende Gefühl in der Brust einfach nicht los.

      Wie es wohl Kathi gehen mochte?

      Das Madl tat ihm leid, und er überlegte, ob er sie vielleicht anrufen und sich mit ihr verabreden sollte. Geteiltes Leid war bekanntlich halbes Leid.

      Aber dann unterließ er es und gab sich ganz seinem Kummer hin.

      Wahrscheinlich wären die nächsten Stunden genauso verlaufen, hätte am frühen Abend nicht Ria Stubler an seine Tür geklopft. Tobias war erstaunt, als er öffnete und die Wirtin draußen stehen sah.

      »Ich wollt’ mich erkundigen, wie’s Ihnen geht«, sagte sie, mit besorgter Miene. »Ist alles in Ordnung?«

      Der Student schüttelte den Kopf.

      »Nein«, erwiderte er, »eigentlich ist nix in Ordnung.«

      »Ich hab’ einen Eintopf gekocht. Haben S’ net Lust, herunterzukommen? Sie haben doch den ganzen Tag nix Rechtes gegessen.«

      In der Tat verspürte Tobias ein Hungergefühl und ging mit ihr hinunter.

      »Ich will net neugierig sein«, begann Ria, als sie am Tisch saßen und sich die Suppe schmecken ließen. »Und Sie können natürlich sagen, daß es mich nix angeht, aber wenn S’ sich aussprechen wollen, dann hör’ ich Ihnen gern’ zu. Manchmal hilft’s, wenn man sich seine Sorgen von der Seele


Скачать книгу