Im sexten Himmel. Michael Marburg

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Im sexten Himmel - Michael Marburg


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sie beisammen und aßen. Martin erzählte, wie es ihm ergangen war.

      „Bei Neumann & Schober hat unser lieber Chef mich bereits angemeldet“, berichtete er. „Er hat sich sogar nicht gescheut, den Namen der mannstollen Klientin zu verraten. Der zweite Kollege, den ich besuchte, war ein Künstler, hatte nur wenig zu tun, und außerdem war er schwul.“

      „Woher weißt du das?“

      „Er hat’s mir gesagt.“ Martin grinste. „Übrigens hätte ich es mir gleich denken können, denn als ich in sein Vorzimmer trat, überraschte ich seine Sekretärin beim Onanieren.“

      „Das arme Ding!“

      „Onanierst du auch im Büro?“ fragte Martin.

      „Aber doch nicht in meinem Zimmer.“

      „Wo denn sonst?“

      „Wo man allein ist und nicht überrascht werden kann“, sagte Carla verschmitzt. „Übrigens habe ich es heute nicht getan. Weil du mir am Morgen genug mit auf den Weg gegeben hast.“

      „Das war meine gute Pfadfindertat“, meinte Martin stockernst. „Von den drei übrigen ist nicht viel zu erzählen“, fuhr er fort. „Sie brauchten mich nicht.“

      Carla schluckte einen Bissen herunter. „Und jetzt bist du enttäuscht, nicht wahr?“ fragte sie.

      „Eigentlich nicht. Ich weiß, daß ich einfach an die falschen Leute geraten bin. Morgen würde ich bestimmt die richtigen treffen.“

      „Würde?“

      „Ja, wenn ich weitersuchte.“

      „Wenn?“

      „Vielleicht tue ich’s nicht.“

      „Wieso? Hast du in der Lotterie gewonnen?“

      „Das nicht. Aber ich … — ich weiß selbst noch nicht genau, was ich eigentlich will. Ich habe keine Lust, mich schon wieder einspannen zu lassen.“

      „Willst du Urlaub machen?“

      „So ähnlich.“

      Carla nickte. „Das kann ich verstehen“, sagte sie. „Irgendwann hat man mal die Nase voll. Man muß dann raus, man muß alles vergessen.“

      „Wann machst du eigentlich Urlaub?“ fragte er.

      „Im September. Mit meiner Mutter.“

      „Mit deiner Mutter?“

      „Das ist bei uns Tradition. Sie kommt das ganze Jahr nicht aus der Tretmühle heraus und ist froh, wenn ich sie einmal für drei Wochen unter den Arm nehme und ihr die große weite Welt zeige.“

      „Ist das nicht zu langweilig für dich?“

      „Manchmal schon. Aber sie freut sich so sehr darauf.“ Martin nickte. Carla war also nicht nur eine gute Fickerin, sondern auch eine gute Tochter. Irgendwie rührend, fand Martin.

      „Ich möchte mich einfach in meinen Wagen setzen und losfahren. Irgendwohin“, fuhr Martin jetzt fort. „Nichts Vorbereitetes, keine Verpflichtung. Einfach auf und davon.“

      „Wann fährst du?“

      „Ich weiß ja noch gar nicht, ob ich überhaupt fahre.“ Carla blickte Martin ins Gesicht. Fragend und forschend. „Sag mal — hast du eigentlich eine Freundin?“ fragte sie plötzlich.

      „Keine feste. Meine beste Freundin bist du.“

      „Wer war die letzte?“

      „Du kennst sie nicht. Eine Drogistin.“

      „Hübsch?“

      „Ziemlich. Aber nicht so hübsch wie du.“

      „Danke.“ Carla lächelte. „Wann hast du sie zuletzt gevögelt?“

      „Vorgestern.“

      „Und gestern mich. Du legst keine langen Pausen ein, finde ich.“

      „Wozu auch? Man kommt sonst nur aus der Übung. Übrigens ist sie jetzt verreist.“

      „Wie mich das tröstet“, sagte Carla spöttisch. „Wann wirst du ihr deinen Riemen wieder hintragen?“

      „Wenn du ihn nicht mehr brauchst“, grinste Martin. „Du hast also keinen Grund zu unsinniger Eifersucht. Übrigens möchte ich dich fragen, wie es in dieser Sache bei dir aussieht. Hast du einen Freund?“

      „Ja.“

      „Wo steckt er? Warum ist er nicht hier und fickt dich?“ „Er ist Hauptmann bei der Luftwaffe und gerade für vier Monate in Amerika.“

      „Hoffentlich stirbt er nicht vor Begeisterung, wenn er wiederkommt und erfährt, daß ich ihn vertreten habe.“ Carla schüttelte den Kopf. „Er wird nicht sterben, denn ich werde ihn nicht wiedersehen.“

      „Nanu — wieso nicht?“

      „Vor ein paar Tagen war seine Frau hier.“

      „Waaaas?“

      „Du hast richtig gehört, seine Frau. Dieses Schwein hat mir gesagt, er wäre ledig und wolle mich heiraten. In Wirklichkeit hat er eine süße Frau und zwei kleine Kinder.“

      „So ein mieses Stück!“ entrüstete sich Martin.

      „Du kannst dir nicht vorstellen“, sagte Carla, „wie leid mir die Frau getan hat. Sie war richtig nett. Ich habe ihr gesagt, ich hätte ihren Mann verführt, er sei ganz unschuldig in dieses Verhältnis mit mir hineingeschlidert.“ „Bist du verrückt? Wie kannst du diesen Dreckskerl auch noch in Schutz nehmen?“ brauste Martin auf.

      „Sollte ich die Frau unglücklich machen, Martin? Sollte ich eine Ehe zerstören? Jetzt hat sie wenigstens die Möglichkeit, ihm zu verzeihen und ihn für das unschuldige Opfer einer reißenden Sexualbestie zu halten.“

      „Auch wieder wahr“, murmelte Martin beeindruckt. „Du bist ein Goldstück, Carla.“

      „Freut mich, daß wenigstens einer das einsieht“, sagte sie. „Das mit meinem Hauptmann, das hat mir ganz schön zu schaffen gemacht. So was passiert mir nie wieder, habe ich mir geschworen.“

      „Hoffentlich, Carla. Du bist zu schade für solche Lumpen.“

      Sie waren fertig mit dem Essen. Carla schob ihren Teller weg, stützte den Kopf auf ihre Hände und sagte tiefsinnig: „Mein Unglück ist nur, daß ich oft was zwischen den Beinen haben muß. Und deshalb ist die Gefahr groß, daß ich immer wieder mal auf so einen Kerl hereinfalle. Demnächst vielleicht auch wieder.“

      „Wieso?“

      „Na, wenn du weg bist.“

      Martin nagte an seiner Unterlippe. Er betrachtete geistesabwesend Carlas spermaglänzende Brüste. Sie war hübsch, hatte das Herz auf dem richtigen Fleck, und einen heißen Hintern hatte sie auch. Eigentlich eine Perle. So was sucht man oft und findet es selten. Oder gar nicht.

      Ich will weg, dachte Martin, ich muß raus, bevor ich mich wieder an die Kette legen lasse. Trotzdem möchte ich bei Carla bleiben. Sie nicht allein lassen, sie ficken.

      Was, verdammt noch mal, soll ich bloß tun? Soll ich hierbleiben, ihr den Haushalt führen und warten, bis sie aus dem Büro heimkommt? Oder soll ich sie allein und ihrem Schicksal überlassen?

      Am liebsten würde ich sie mitnehmen. Aber das geht ja wohl nicht. Erstens wegen des Büros, und zweitens wegen Mutti, die auf ihren wohlverdienten Urlaub wartet.

      „Du brauchst nicht darauf zu warten, daß mir noch eine dritte Titte wächst“, spöttelte Carla, weil Martin immer noch auf ihre Brüste starrte.

      Er lachte und schüttelte den Kopf.

      „Entschuldige, Liebes, ich war in Gedanken“, erwiderte er. „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“

      „Inwiefern?“


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