Die schönsten Kinderbücher (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу

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Die schönsten Kinderbücher (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу


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gerade das zu geben, was sie nicht brauchen. Es wird ihnen dann über, wiederzukommen. – Doch das sind Amtsgeheimnisse, so etwas dürfen wir nur unter uns Gemeindebeamten laut werden lassen!"

      Er fing jetzt an sein Bündel auszupacken und sagte:

      "Hier ist Portwein, den der Vorstand für die Kranken bewilligt hat, echter Portwein, glockenklar, ohne den geringsten Bodensatz."

      Er stellte die beiden mitgebrachten Flaschen auf die Kommode und wollte sich verabschieden. Frau Corney fragte nun verschämt, ob sie ihm nicht ein Täßchen Tee anbieten dürfe. Herr Bumble legte Hut und Stock auf einen Stühl und rückte einen andern an den Tisch. Während er sich langsam niederließ, blickte er die Matrone an. Sie hatte ihre Augen auf den kleinen Teetopf geheftet. Herr Bumble hustete und verzog sein Gesicht zu einem Lächeln.

      Frau Corney holte eine zweite Tasse aus dem Schrank, und als sie sich wieder setzte, begegneten ihre Augen denen des galanten Gemeindedieners. Sie errötete und machte sich an dem Teetopf zu schaffen. Herr Bumble hustete abermals.

      "Süß?" fragte die Matrone und nahm die Zuckerdose in die Hand.

      "Sehr süß, bitte."

      Er sah dabei Frau Comey zärtlich an, soweit ein Gemeindediener zärtlich blicken kann.

      "Sie haben eine Katze, wie ich sehe, und auch ein Kätzchen", plauderte Herr Bumble.

      "Sie können gar nicht glauben, Herr Bumble, wie gern ich diese Tierchen habe", entgegnete die Matrone.

      "Niedliche Dingerchen", sagte Herr Bumble beistimmend, "und so ans Haus gewöhnt."

      "O ja" sagte die Dame, "sie sind zu gerne bei mir, und ich habe sie so lieb."

      "Frau Corney", sagte Bumble feierlich, "ich muß sagen, eine Katze, die bei Ihnen lebt und Sie nicht liebhat, muß ein rechter Esel sein."

      "Ach, Herr Bumble", sagte sie mit verweisendem Ton.

      "Warum soll man nicht reden dürfen, wie es einem ums Herz ist. – Eine solche Katze würde ich mit Vergnügen ersäufen."

      "Dann sind Sie ein hartherziger Mensch."

      "Hartherzig?" wiederholte Bumble und rückte seinen Stuhl näher. "Sind Sie hartherzig, Frau Corney?"

      "Mein Gott, was ist das für eine komische Frage von einem ledigen.Manne! Warum wollen Sie das wissen?"

      Herr Bumble trank seinen Tee bis zum letzten Tropfen aus, wischte sich die Lippen ab und brachte der Matrone bedächtig einen Kuß bei.

      "Herr Bumble!" rief die zartfühlende Dame – aber nur ganz leise, denn sie hatte vor Schreck fast die Stimme verloren, "Herr. Bumble, ich werde schreien."

      Dieser gab keine Antwort, sondern schlang langsam und würdevoll seinen Arm um den Leib der Matrone.

      Da Frau Corney erklärt hatte, sie werde schreien, so hätte sie es auch sicher getan, wenn nicht ein Klopfen an die Tür eine solche Anstrengung überflüssig gemacht hätte. Herr Bumble sprang hastig auf und fing mit großem Eifer an, die Portweinflaschen abzustauben, während die Matrone mit scharfer Stimme "Herein!" rief.

      Eine abschreckend häßliche, alte Armenhäuslerin steckte den Kopf durch die Tür und sagte: "Ich bitte um Verzeihung, Frau Corney, die alte Sally liegt im Sterben."

      "Was geht mich das an?" sagte die Matrone.ärgerlich, "kann ich es ändern, wie?"

      "Nein", sagte die alte Frau, "niemand kann das. Menschliche Hilfe kann ihr nichts mehr nützen. Aber sie hat noch etwas auf dem Herzen, so sagt sie, sie habe Ihnen noch etwas anzuvertrauen und könne nicht ruhig sterben, bis sie es Ihnen gesagt habe."

      Nun fing die würdige Frau Corney an, mächtig auf die alten Weiber zu schimpfen, die nicht mal sterben könnten, ohne ihre Vorgesetzten absichtlich zu belästigen. Sie wickelte sich in einen dicken Schal und bat Herrn Bumble zu bleiben, bis sie wiederkäme. Dann ging sie mit der alten Frau keifend aus dem Zimmer.

      Als Herr Bumble allein war, benahm er sich auf eine ziemlich eigentümliche Weise. Er öffnete den Schrank und zählte die Teelöffel, wog die Zuckerzange in der Hand, dann prüfte er eine silberne Milchkanne auf ihre Echtheit. Nachdem er so seine Neugierde befriedigt hatte, setzte er seinen Dreispitz schief auf den Kopf und tanzte etlichemal mit vielem Anstand um den Tisch herum. Nach dieser Tanzaufführung nahm er seinen Hut wieder ab und lehnte sich gegen den Kamin.Er schien im Geiste eine Bestandaufnahme von dem im Zimmer befindlichen Mobiliar zu machen.

      Fünfunddreißigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

       Enthält das unbefriedigende Ergebnis von Olivers Abenteuern und ein ziemlich wichtiges Gespräch zwischen Harry Maylie und Rosa

      Als man auf Olivers Rufen herbeieilte, fand man ihn blaß und zitternd dastehen. Er zeigte nach der Wiese hinter dem Garten und konnte nur mühsam die Worte hervorbringen: "Der Jude – der Jude!"

      Herr Giles konnte aus diesem Ausruf nicht klug werden. Aber Harry Maylie, dessen Auffassungsgabe schneller war und der obendrein Olivers Geschichte von seiner Mutter gehört hatte, begriff sofort.

      "Welche Richtung hat er eingeschlagen?" fragte er und nahm einen Knüppel auf, der zufällig da herumlag.

      "Dorthin", erwiderte Oliver, den Weg andeutend, den die Männer genommen hatten. "Ich habe sie eben erst aus den Augen verloren."

      "Dann sind sie im Graben", sagte Harry. "Folgt und haltet euch dicht an mir!"

      Mit diesen Worten sprang er über die Hecke und schoß wie ein Pfeil dahin, so daß die anderen Mühe hatten nachzukommen.

      Giles und Oliver rannten ihm nach, so schnell sie konnten, und einige Minuten später setzte Herr Losberne, der gerade von einem Spaziergange heimkehrte – allerdings etwas ungeschickt – ebenfalls über die Hecke und strauchelte. Er raffte sich aber schneller, als man von ihm erwartet hätte, wieder auf und stürmte den übrigen mit langen Schritten nach. Dabei brüllte er mit mächtiger Stimme, fragend, was denn los sei. So ging's immer weiter, und keiner hielt inne, um neuen Atem zu schöpfen, bis der Anführer an den Graben gelangte und diesen sorgfältig zu untersuchen begann. Dadurch gewannen die übrigen Zeit heranzukommen, und Oliver konnte dem Dokter die Veranlassung zu dieser wilden Jagd mitteilen.

      Aber alles Suchen war vergeblich. Nicht einmal frische Fußspuren ließen sich entdecken.

      "Du mußt geträumt haben, Oliver", sagte Harry, ihn beiseitenehmend.

      "Nein, nein, gewiß nicht. Ich habe ihn ganz deutlich gesehen. Sie standen so bestimmt vor mir wie Sie jetzt."

      "Wer war der andere?" fragten Harry und der Doktor zu gleicher Zeit.

      "Derselbe Mensch, der mich, wie ich Ihnen erzählte, im Gasthaus des Posthalters so ausschimpfte. Er sah mir gerade in die Augen, und ich könnte darauf schwören, daß er es wäre."

      "Und weißt du auch ganz gewiß, daß sie diesen Weg einschlugen?"

      "So gewiß, wie ich weiß, daß sie vor dem Fenster standen."

      Die beiden Herren sahen Olivers ernstes Gesicht und guckten dann einander an, sie schienen sich durch seine bestimmten Antworten überzeugen zu lassen. Aber nirgends ließen sich Spuren finden. Das Gras war lang und nur da niedergetreten, wo sie selbst gelaufen waren.

      "Das ist merkwürdig", meinte Harry.

      "Sehr merkwürdig!" bestätigte Herr Losberne. "Selbst Blathers und Duff vermöchten nicht klug daraus zu werden."

      Trotz der anscheinenden Erfolglosigkeit ihres Suchens, setzten sie es bis zum Einbruch der Nacht fort, erst dann ließen sie, wenn auch ungern, davon ab.

      Am nächsten Morgen wurden die Nachsuchungen wieder aufgenommen, aber mit keinem günstigeren Erfolge. Tags darauf gingen Harry und Oliver nach dem Marktflecken in der Hoffnung, vielleicht


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