Die schönsten Kinderbücher (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу

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Die schönsten Kinderbücher (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу


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glücklich zu sein; aber dann, Harry – ich gestehe es – dann hätte mein Glück keine Grenzen gekannt."

      Mächtige Erinnerungsbilder tauchten vor Rosa auf, während sie dies Eingeständnis machte, aber sie brachten auch Tränen mit sich, in denen sie jedoch Erleichterung fand.

      "Ich kann meiner Schwäche nicht wehren, aber sie wird mich in meinem Entschluß nicht wankend machen", sagte Rosa und reichte ihm ihre Hand hin. "Doch jetzt muß ich dich verlassen."

      "Versprich mir eines", erwiderte Harry, "gestatte mir noch ein einziges Mal – in einem Jahre oder lieber noch früher – ein letztes Mal über diese Sache mit dir zu sprechen!"

      "Willst du mich etwa dann drängen, meinen unabänderlichen Entschluß umzustoßen?" sagte sie mit wehmütigem Lächeln. "Es würde nutzlos sein."

      "Nein, um dich ihn wiederholen zu hören, falls es dir beliebt. Ich will dir meine Stellung und alles, was ich dann habe, zu Füßen legen, und wenn du bei deiner heutigen Abweisung beharrst, so will ich mich fügen."

      "Gut, es sei so. Es ist nur ein Schmerz mehr, und ich bin vielleicht dann imstande, ihn leichter zu tragen!"

      Sie reichte ihm noch einmal die Hand. Harry aber schloß das Mädchen in seine Arme und drückte einen Kuß auf ihre reine Stirn, dann eilte er hinaus.

      Sechsunddreißigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

       Ist zwar sehr kurz und erscheint hier vielleicht als nicht besonders wichtig, sollte aber doch gelesen werden, weil es eine Ergänzung des vorhergehenden ist und ein Schlüssel zu einem späteren

      "Sie sind also entschlossen, heute mein Reisegefährte zu sein, wie?" fragte der Doktor, als er mit Harry und Oliver beim Frühstück saß. Es scheint, ihre Entschlüsse wechseln mit jeder halben Stunde!"

      "Sie werden bald anders von mir denken", entgegnete Harry, ohne erkennbaren Grund rot werdend.

      "Das würde mir lieb sein", sagte Herr Losberne, "obgleich ich gestehen muß, daß ich es bezweifle. Gestern morgen setzten Sie sich in den Kopf, hierzubleiben und als gehorsamer Sohn Ihre Mutter an die See zu begleiten. Es war noch nicht Mittag, als Sie mir mitteilten, Sie wollten mir die Ehre Ihrer Gesellschaft bis London schenken. Abends dringen Sie ganz geheimnisvoll in mich, ich solle abreisen, ehe die Damen aufständen. Die Folge davon ist, daß der kleine Oliver am Frühstückstisch sitzen muß, anstatt botanisieren gehen zu können. Das ist doch arg – nicht wahr, Oliver?"

      "Es hätte mir sehr leid getan, Herr Doktor, wenn Ich bei Ihrer und Herrn Maylies Abreise nicht zugegen gewesen wäre", erwiderte Oliver.

      "Du bist ein guter Junge. Mußt mich auch mal besuchen, wenn ihr wieder zurück seid. Aber Spaß beiseite, hat irgendeine Mitteilung der Bonzen in der Regierung Sie zu dieser schleunigen Abreise veranlaßt?"

      "Die Bonzen, zu denen Sie wohl auch meinen Onkel zählen, haben mir nichts sagen lassen, solange ich hier bin. Es ist auch nicht wahrscheinlich, daß sich in dieser Jahreszeit etwas ereignet, was meine dortige Anwesenheit erforderlich macht!"

      "Sie sind ein schnurriger Kerl", meinte Herr Losberne. "Man wird Sie aber wahrscheinlich bei der Weihnachtswahl ins Parlament bringen wollen, und dieses plötzliche Ändern der Entschlüsse ist keine schlechte Vorbereitung für das politische Leben."

      Harry machte Miene, ihm eine schlagfertige Antwort zu geben, er begnügte sich jedoch mit der Bemerkung: "Wir werden sehen!" und ließ den Gegenstand fallen. Die Postkutsche fuhr kurz darauf vor, und als Giles kam, um das Gepäck zu holen, eilte der Doktor hinaus, um die Unterbringung desselben zu überwachen.

      "Oliver", sagte Harry leise, "ich muß noch ein paar Worte mit dir reden."

      Der Junge trat zu ihm ans Fenster, verwundert über Harrys Traurigkeit und Unruhe.

      "Du kannst jetzt gut schreiben", sagte Harry und legte die Hand auf Olivers Arm.

      "Ich denke doch."

      "Ich komme vielleicht auf einige Zeit nicht wieder nach Hause und wünsche, daß du mir schreibst – so alle vierzehn Tage. Willst du das?" fragte Herr Maylie.

      "Gern, ich bin stolz darauf, daß ich es tun darf", sagte der Junge, ganz erfreut über diesen Auftrag.

      "Es wäre mir lieb, zu erfahren, wie – wie es meiner Mutter und Fräulein Rosa geht. Du kannst daher einen ganzen Bogen voll schreiben und mir erzählen, was ihr für Spaziergänge macht, wovon ihr sprecht, und ob sie – ja, ich meine sie beide –, ob sie heiter und zufrieden sind. Verstehst du?"

      "Vollkommen", antwortete Oliver.

      "Du brauchst ihnen übrigens nichts davon zu sagen", fügte Harry schnell, wie beiläufig, hinzu. "Es könnte meine Mutter beunruhigen, und sie würde mir dann häufiger schreiben, was ihr in ihren Jahren ein wenig schwer fällt. Es soll daher ein Geheimnis zwischen uns beiden bleiben, aber vergiß ja nicht, mir alles mitzuteilen. Ich verlasse mich auf dich!"

      Oliver fühlte sich mächtig geehrt und wichtig und versprach, seine Berichte auf das ausführlichste abzufassen. Herr Maylie sagte ihm nun unter der Versicherung seines Wohlwollens Lebewohl.

      Der Doktor saß bereits im Wagen, Giles hielt den geöffneten Kutschenschlag, und Harry sprang in den Wagen, nachdem er noch zuvor einen Blick nach Rosas Fenster geworfen hatte.

      "Los!" rief er dem Postillion zu, fahre so schnell du kannst, heute muß es wie im Fluge gehen!"

      "Hallo!" brüllte der Doktor durchs Vorderfenster zum Kutscher, "ich will nichts vom Fliegen wissen, verstanden?"

      Rasselnd rollte der Wagen davon, und lange noch schauten die Augen einer jungen Dame ihm nach. Rosa stand nämlich hinter den weißen Vorhängen ihres Fensters verborgen und hatte von dort aus Harrys letzten Blick aufgefangen.

      "Er scheint ganz heiter und glücklich zu sein", murmelte sie. "Ich hatte schon Angst, daß es anders sein könnte, aber ich habe mich getäuscht und bin froh darüber!"

      Tränen sind ebensogut Zeichen der Freude wie des Schmerzes, aber die, welche über Rosas Wangen perlten, als sie in Gedanken verloren am Fenster saß und immer noch in dieselbe Richtung schaute, schienen mehr aus Herzeleid als aus Freude vergossen zu sein.

      Siebenunddreißigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

       In welchem der Leser einen im ehelichen Leben nicht selten sich zeigenden Gegensatz beobachten kann

      Herr Bumble saß in seinem Wohnzimmer im Armenhause und blickte mit schwermütigen Augen in den Kamin, von dem aber kein heller Glanz ausging, da es Sommer war und kein Feuer brannte. Ein Streifen Leimpapier hing als Fliegenfänger von der Decke hinunter, um den die Fliegen lustig herumgaukelten, ahnten sie doch nicht, daß er ihnen Verderben brachte. Schwere Seufzer entrangen sich Herrn Bumbles Brust, wenn er seine Augen zur Decke hob, riefen ihm doch die dort sorglos spielenden Fliegen ein schmerzliches Ereignis seines vergangenen Lebens ins Gedächtnis. Es war jedoch nicht allein Herrn Bumbles melancholische Stimmung, die des Lesers Mitleid erregen mußte, es fehlte auch nicht an anderen Anzeichen, die bekundeten, daß eine große Veränderung in der Lage der Dinge stattgefunden haben müsse. Die schöne Uniform des Gemeindedieners mit dem dazugehörigen Dreispitz – wo waren sie hingekommen? Der Rock, den er jetzt trug, war von dem Uniformrock ach, so sehr verschieden, und der pompöse Dreispitz hatte einem bescheidenen runden Hute Platz machen müssen. Herr Bumble war nicht mehr Gemeindediener.

      Es gibt Beförderungen im Leben, die, abgesehen von den damit verbundenen geldlichen Vorteilen, noch eine besondere Bedeutung und Würde durch die dazugehörige Tracht erhalten. Ein Feldmarschall hat seine Uniform, ein Bischof seinen Ornat, ein Ratsherr seinen Talar und ein Amts- und Gemeindediener seinen


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