James Bond 15: Colonel Sun. Robert Markham

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James Bond 15: Colonel Sun - Robert Markham


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versicherte Vallance und schaute dem Minister direkt ins Gesicht. »Und natürlich ist es vorstellbar, dass dieser Bursche darin vermerkt ist. Wir überprüfen auch die Daten im Ausland mithilfe von Interpol und so weiter, aber es wird mindestens ein paar Tage dauern, bis alle Ergebnisse vorliegen. Und ich habe den starken Verdacht, dass wir dadurch nichts Brauchbares erfahren werden. So wie ich das sehe, beweist allein die Tatsache, dass er zurückgelassen wurde, dass uns das Wissen um seine Identität nicht weiterhelfen wird.«

      »Ich stimme Vallance zu«, sagte Tanner. »Wir sind in genau der gleichen Situation und ich bin mir sicher, dass wir die gleichen Ergebnisse erhalten werden oder auch gar keine. Nein, Sir – dieser Bursche wird sich als einer dieser vergleichsweise neuen internationalen Verbrechertypen erweisen, die im Bereich der Sabotage und des Terrorismus in beunruhigend großer Zahl aufgetaucht sind. Leute ohne nachvollziehbare Vergangenheit, vermutlich weiße Afrikaner mit einem Groll, abtrünnige Amerikaner – aber das sind alles nur Mutmaßungen, weil sie wie aus dem Nichts aufzutauchen scheinen. Die Kollegen in unserem Archiv nennen sie die Männer aus dem Nirgendwo. Eine ziemlich alberne Groschenromanbezeichnung, aber sie beschreibt sie sehr treffend. Ich will damit sagen, Sir, dass der Versuch, herauszufinden, wer dieser Kerl war, Zeitverschwendung ist, weil er in gewisser Weise niemand war.«

      »Das sind doch nur Spekulationen, oder, Tanner?«, hakte Sir Ranald nach. Kleine Lachfältchen umspielten seine Augen, während er sprach, um zu zeigen, dass er in dieser Angelegenheit noch nicht persönlich wurde. »Sie raten einfach nur. Sie würden es sicher als wohlbegründete Vermutungen bezeichnen, aber das ist Ansichtssache. Ich fürchte, ich wurde dazu ausgebildet, alles sorgfältig, unvoreingenommen und gründlich zu beobachten, bevor ich mich an die Formulierung einer Theorie heranwage. Also … Bond«, im Gesicht des Ministers flackerte ein kurzer Ausdruck des Missfallens auf, während er fortfuhr, als fände er den Namen in irgendeiner Weise unschön, »Sie haben diesen Mann getroffen, als er noch lebte. Welche hilfreichen Informationen können Sie uns über ihn mitteilen?«

      »So gut wie nichts, Sir, fürchte ich. Er wirkte vollkommen gewöhnlich, abgesehen von seinem Geschick im unbewaffneten Nahkampf, aber diese Fähigkeit könnte er überall auf der Welt erlernt haben. Also …«

      »Was ist mit seiner Stimme? Irgendetwas Auffälliges?«

      Bond war völlig ausgelaugt. Sein Kopf pochte, und er hatte einen metallischen Geschmack im Mund. Die Teile seines Körpers, die der Tote bearbeitet hatte, schmerzten. Das Schinkensandwich und der Kaffee, die er sich beide schnell in der Kantine besorgt hatte, waren längst vergessen. Doch trotzdem hätte er nie die Antwort gegeben, die er nun gab, wenn ihn die überhebliche Art des Politikers in Anwesenheit von Männern, die zwanzig Mal so viel Wert waren wie er, nicht so angewidert hätte.

      »Nun ja, er sprach Englisch«, erwiderte Bond. »Und meiner Meinung nach war auch seine Grammatik korrekt. Ich habe natürlich sorgfältig auf Hinweise eines russischen, albanischen oder chinesischen Akzents geachtet, aber ich konnte keine feststellen. Allerdings hat er in meiner Anwesenheit nicht mehr als zwanzig Worte gesprochen, was möglicherweise zu wenig ist, um zu einer sicheren Schlussfolgerung zu gelangen.«

      Am anderen Ende des Tischs kämpfte Vallance mit einem leichten Hustenanfall.

      Sir Ranald wirkte nicht im Geringsten verärgert. Er blickte einmal kurz zu Vallance und sprach in mildem Tonfall mit Bond. »Ja, Sie waren nicht sehr lange in dem Haus, nicht wahr? Sie waren darauf bedacht, dort herauszukommen. Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Flucht. Sie hätten es zweifellos als lächerlich altmodisch betrachtet, dortzubleiben und zu kämpfen, um Ihren Vorgesetzten vor dem wie auch immer gearteten Schicksal zu bewahren, das ihm drohte.«

      Der Ministerialrat wandte sich abrupt ab und starrte in eine leere Ecke des Raums. Inspector Crawford, der Bond gegenübersaß, lief rot an und scharrte mit den Füßen.

      »Mr Bond bewies großen Mut und erstaunlichen Einsatz, Sir«, sagte er laut. »Ich habe noch nie von jemandem gehört, der in der Lage gewesen wäre, eigenhändig und unbewaffnet vier fähige Männer zu überwältigen, ganz zu schweigen davon, dass er unter dem Einfluss einer Droge stand, die ihn wenige Minuten später außer Gefecht setzte. Wenn Mr Bond nicht entkommen wäre, wäre der Plan unserer Feinde vollständig aufgegangen. Nun müssen sie ihn an die Umstände anpassen und möglicherweise ist er sogar längst gescheitert.«

      »Möglicherweise.« Sir Ranald wedelte mit der Hand in der Luft herum. Mit einer weiteren Grimasse des Missfallens wandte er sich an seinen Ministerialrat. »Bushnell, öffnen Sie bitte ein Fenster. Mit drei Kettenrauchern hier drinnen kann man nicht atmen.«

      Während der Ministerialrat der Aufforderung eilig nachkam, verbarg Bond ein Grinsen bei der Erinnerung daran, dass er irgendwo gelesen hatte, eine Abneigung gegen Tabak sei ein häufiges Symptom für eine psychopathische Störung, an der unter anderen auch Hitler gelitten hatte.

      Sir Ranald rieb sich eifrig die Hände, als hätte er eine wichtige Argumentation gewonnen, und fuhr hastig fort. »Nun denn, da wäre noch eine Sache, die mich stört. Es scheint keinerlei Wachposten oder Sicherheitspersonal in Sir Miles’ Wohnhaus gegeben zu haben. War das normal oder ist diesbezüglich jemandem ein Fehler unterlaufen?«

      »Das war normal, Sir«, antwortete Tanner, der nun seinerseits rot anlief. »Wir befinden uns in Friedenszeiten. Was dort passierte, ist noch nie vorgekommen.«

      »Allerdings. Sie stimmen vielleicht mit mir darin überein, dass man sich besonders gegen das noch nie Vorgekommene schützen muss?«

      »Ja, Sir.« Tanners Stimme war so gut wie emotionslos.

      »Gut. Also, haben wir irgendeine Ahnung, wer hinter dieser Sache stecken könnte und welchen Zweck er damit verfolgt? Ich möchte ein paar fundierte Vermutungen hören.«

      »Ein feindlicher Geheimdienst ist auf jeden Fall die offensichtlichste Möglichkeit. Was den Zweck angeht, können wir eine einfache Lösegeldforderung wohl ausschließen, schon allein deswegen, weil sie das auch innerhalb des Landes hätten durchführen können und damit nicht das immense Risiko hätten eingehen müssen, mit Sir Miles – und vermutlich auch mit Mr Bond, wenn er ihnen nicht entkommen wäre – über die Grenze zu verschwinden. Und warum sollte man für eine Lösegeldforderung zwei Leute als Geiseln nehmen? Die gleiche Argumentation trifft auf die Überlegung zu, dass es möglicherweise um eine Befragung oder eine Gehirnwäsche oder Ähnliches gehen könnte. Nein, hier geht es um mehr, um etwas … Größeres als das, da bin ich sicher.«

      Sir Ranald schnaubte erneut. »Ach ja? Um was denn genau?«

      »Keine Ahnung, Sir. Wir haben keinerlei Hinweise.«

      »Mm. Und vermutlich verfügen wir über ähnlich wenige Informationen, wenn es um die Frage geht, wo dieser Plan, wie immer er aussieht und wer immer ihn ausführt, zu einem Ende gebracht werden soll. Gibt es irgendwelche Berichte über ungewöhnliche Aktivitäten von Ihren Stationen im Ausland?«

      »Nein, Sir. Natürlich habe ich sofort darum gebeten, dass unsere Mitarbeiter besonders wachsam sind.«

      »Ja, ja. Also wissen wir nichts. So wie es aussieht, müssen wir einfach abwarten, bis die gegnerische Seite ihren Zug macht. Ich danke Ihnen allen für Ihre Hilfe. Ich bin mir sicher, dass keiner von Ihnen mehr hätte tun können, als er bereits getan hat. Es tut mir leid, wenn es den Anschein hatte, als hätte ich angedeutet, Mr Bond hätte sich in irgendeiner Weise anders verhalten können. Ich habe gesprochen, ohne nachzudenken. Ihre erfolgreiche Flucht ist das einzige positive Ergebnis dieser ganzen Angelegenheit.«

      Der Minister sprach die Worte in einem Ton aus, der nach echter Aufrichtigkeit klang. Offenbar war ihm der Gedanke gekommen – ein wenig verspätet, aber er hatte schon immer dazu geneigt, seiner Ungeduld mit den Angehörigen der niederen Ränge freien Lauf zu lassen –, dass er zwar gerechterweise nicht für die Entführung des Leiters des Secret Service verantwortlich gemacht werden konnte, seine Kabinettskollegen insgesamt aber einen für Politiker typischen Gerechtigkeitssinn besaßen. Mit anderen Worten: Diese Angelegenheit könnte in den Händen eines jeden, der ihn möglicherweise aus dem Weg räumen wollte, in eine äußerst wirksame Waffe verwandelt werden. Neid, Boshaftigkeit und Ehrgeiz


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