James Bond 15: Colonel Sun. Robert Markham

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James Bond 15: Colonel Sun - Robert Markham


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ihn herauszufinden, und man sagte mir, ich solle ihn festhalten und niemanden außer einem Arzt zu ihm lassen. Sie würden umgehend einen ihrer Leute herschicken. Der Inspector sollte auch bald hier sein. Er hat sich etwa zwei Minuten vor der Ankunft dieses Burschen auf den Weg zu einem Einsatz gemacht. Eine Massenkarambolage auf der M4. Wird eine ganz schön anstrengende Nacht werden.«

      »Allerdings … Ah, ich glaube, jetzt dürfte er langsam wieder ansprechbar sein … Mr Bond? Mr Bond, Sie sind in Sicherheit und in wenigen Minuten werden Sie wieder ganz Sie selbst sein. Mein Name ist Doktor Allison und diese Herren von der Polizei sind Sergeant Hassett und Constable Wragg. Sie sind lediglich zu Ihrem Schutz hier. Sie befinden sich in einer Polizeiwache, aber Sie haben nichts Falsches getan. Sie müssen sich nur ein wenig ausruhen.«

      James Bond hob langsam den Blick. Die verhedderten grauen Streifen, die seine Sicht und sein Hörvermögen beeinträchtigt hatten, waren verschwunden. Er sah ein sehr englisches Gesicht mit einer neugierigen spitzen Nase und zuverlässigen dunklen Augen, die in diesem Moment verwirrt und besorgt wirkten. Im Hintergrund waren zwei massiv aussehende Männer in dunkelblauen Uniformen sowie ein abgenutzter Schreibtisch mit einem Telefon darauf, Aktenschränke, Wandkarten, Grafiken und ein Poster, das einen Polizeiball ankündigte: alles alltägliche Dinge, die er wiedererkannte.

      Bond schluckte und räusperte sich. Es war sehr wichtig, dass er das, was er zu berichten hatte, korrekt wiedergab, vor allem weil er immer noch nicht ganz sicher war, was das alles bedeutete oder warum er es diesen Leuten mitteilen musste.

      »Legen Sie für eine Weile die Füße hoch, Mr Bond. Bringen Sie diesen Stuhl her, Wragg, ja? Könnten Sie uns eine Tasse Tee organisieren?«

      Also dann, ganz langsam, Wort für Wort.

      »Ich brauche«, begann Bond mit belegter Stimme, »ich brauche ein Auto. Und vier Männer. Bewaffnet. Sie müssen mit mir kommen. So schnell wie möglich.«

      »Der arme Bursche ist immer noch ganz durcheinander«, sagte der Sergeant.

      Der Arzt runzelte die Stirn. »Das bezweifle ich. Verwirrung ist in einem solchen Fall normal, aber kein richtiges Fantasieren.« Er lehnte sich vor und legte seine Hände fest auf Bonds Schultern. »Sie müssen uns mehr erzählen, Mr Bond. Wir hören Ihnen alle zu. Wir versuchen, Sie zu verstehen.«

      »Admiral Sir Miles Messervy«, sagte Bond deutlich und sah, wie der Sergeant reagierte. Bonds Verstand wurde nun schnell klarer. »Es gab einen Zwischenfall in seinem Zuhause. Ich fürchte, er wurde entführt.«

      »Sprechen Sie bitte weiter, Sir«, forderte ihn der Sergeant auf, der bereits nach dem Telefonhörer gegriffen hatte, bevor Bond den Satz beendet hatte.

      »Da waren vier Männer. Sie hatten ihm eine Ladung von dem gleichen Zeug verabreicht, das sie mir gespritzt haben. Ich weiß nicht genau, wie ich entkommen bin.«

      »Kein Wunder«, kommentierte Dr. Allison und bot Bond eine Zigarette und ein Feuerzeug an.

      Bond sog den lebensspendenden Rauch tief in seine Lunge ein und stieß ihn genüsslich aus. Er fing an, schnell und besonnen zu überlegen, zu analysieren und vorherzusehen. Der Schluss, zu dem er umgehend kam, entsetzte ihn. Er sprang auf die Füße. Im gleichen Augenblick legte der Sergeant den Telefonhörer auf.

      »Nummer nicht erreichbar«, verkündete er ernst.

      »Natürlich«, murmelte Bond. »Geben Sie mir das Ding.« Als sich die Telefonistin der Polizei meldete, sagte er: »Londoner Flughafen. Oberste Priorität. Ich bleibe in der Leitung« und ballte seine Hand dabei unbewusst zur Faust.

      Der Sergeant warf ihm einen kurzen Blick zu und verließ den Raum im Laufschritt.

      Während Bond seinem Freund Spence, dem Sicherheitsbeamten am Flughafen, Beschreibungen von M und den vier feindlichen Agenten durchgab, traf der Inspector ein, dem eine Minute später auch Bill Tanner folgte. Bond beendete das Gespräch, legte auf und holte tief Luft, um Tanner die Lage zu erklären, doch genau in diesem Moment kehrte der Sergeant zurück. Sein rundes, gutmütiges Gesicht war blass. Er wandte sich an Bond.

      »Ich habe einen Streifenwagen zum Haus geschickt«, sagte er und schluckte. »Sie haben sich gerade gemeldet. Ich fürchte, für Ihre bewaffneten Männer ist es jetzt zu spät. Aber wir werden Sie brauchen, Doktor. Allerdings werden auch Sie nicht mehr viel tun können.«

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      NACHWIRKUNGEN

      Die Leiche des Mannes mit dem schmalen Gesicht lag auf dem Rücken in der Eingangshalle des Achterdecks. Von seinem Gesicht war nicht mehr viel übrig. Teile davon und von dem, was sich dahinter befunden hatte, klebten überall an den Wänden und der Decke. Die Luger-Patrone steckte einen guten Zentimeter tief in einer der Holzvertäfelungen.

      Auf den ehemaligen Chief Petty Officer Hammond hatte man zwei Schüsse abgefeuert, einen in die Brust und einen weiteren, wohl um kein Risiko einzugehen, in den Nacken. Man ging davon aus, dass die Eindringlinge ihn umgehend aus dem Weg geräumt hatten, nachdem er ihnen die Tür geöffnet hatte, und dass sie in diesem Fall eine kleinkalibrige Waffe benutzt hatten, um in der Eingangshalle keine Spuren zu hinterlassen, die Bond bei seiner Ankunft hätten warnen können. Die Leiche hatten sie in die Küche befördert, in der man auch die dritte Leiche gefunden hatte.

      Mrs Hammond hatte wenigstens nicht mitbekommen, was mit ihr passiert war. Der Mörder hatte bei ihr dieselbe kleinkalibrige Waffe benutzt und sie mit einem einzelnen gut gezielten Schuss in den Hinterkopf getötet, während sie am Herd oder am Spülbecken gestanden hatte. Sie lag direkt neben ihrem Ehemann, so nah, dass der Handrücken seiner ausgestreckten Hand an ihrer Schulter ruhte. Es sah aus, als hätte er versucht, ihr zu versichern, dass er sie nicht verlassen hatte, dass er in ihrer Nähe war, so wie er es zwanzig Jahre lang gewesen war. Seit Hammond gleich nach dem Krieg aus dem Dienst entlassen worden und mit seiner Frau hergezogen war, um M zu Diensten zu sein, hatten die beiden nicht eine Nacht getrennt verbracht.

      Bond dachte darüber nach, während er neben Tanner und dem Inspector stand und auf die Überreste der Hammonds hinunterstarrte. Er verspürte den bedeutungslosen Wunsch, dass er Hammonds Anekdoten über das Marineleben vor dem Krieg in der Pazifikstation mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte, dass er die Zeit und Freundlichkeit gehabt hätte, Mrs Hammond für die Selbstaufopferung, mit der sie M während seiner Krankheit gepflegt hatte, zu danken und sie zu ermutigen. Bond gab einen gedämpften Laut von sich, eine Mischung aus Schluchzen und Knurren. Diese Tat, diese beiläufige Beseitigung zweier Leben, nur um sich Ärger zu ersparen – es hätte ein halbes Dutzend Möglichkeiten gegeben, die Hammonds mit einem Minimum an Gewalt zu neutralisieren, ohne sich einem Risiko auszusetzen –, würde er nicht einfach so hinnehmen. Die Männer, die das getan hatten, würden sterben.

      »Nur gut, dass Sie nicht auf meinen Vorschlag eingegangen sind, heute Abend mit herzukommen, Bill«, sagte Bond.

      Tanner nickte stumm. Dann wandten sich die beiden ab und überließen die Leichen dem Arzt und den Experten der Polizei. Obwohl niemand erwartete, dass sie dem, was bereits bekannt und allzu offensichtlich war, noch etwas hinzuzufügen hatten. Das Schicksal der Hammonds war wie ein offenes Buch. Was blieb, war natürlich die Frage, warum der Mann mit dem schmalen Gesicht erschossen worden war.

      In Ms Arbeitszimmer beschlossen Bond und Tanner eine Minute später, sich mit der Beantwortung dieser Frage zu beschäftigen. Beide mieden stillschweigend den Hepplewhite-Lehnstuhl mit der geraden Rückenlehne, auf dem M immer zu sitzen pflegte, und nahmen jeweils auf einer Seite des niedrigen Steinkamins Platz, der zu dieser Jahreszeit leer und sauber gefegt war.

      »Vielleicht hat ihn sein Boss in einem Wutanfall erledigt«, schlug Tanner vor. »Nach dem, was Sie mir auf dem Weg hierher erzählt haben, hat sich unser toter Freund bei dem Gerangel im Schlafzimmer nicht sonderlich geschickt angestellt. Das könnte sein Boss so ausgelegt haben, dass er Ihnen zur Flucht verholfen hat. Andererseits klingen diese Leute nicht so, als würden sie zu Wutanfällen neigen. Natürlich ist


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