Diese heiß ersehnten Jahre - Liebesroman. Marie Louise Fischer

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Diese heiß ersehnten Jahre - Liebesroman - Marie Louise Fischer


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eben sollen Sie verhindern!«

      »Ich denke nicht an die Scheidung selbst, Frau Stadelmann. Im Gegenteil, das Gericht neigt fast immer dazu, der Frau, besonders wenn sie die Betrogene ist, die besseren Konditionen einzuräumen. Aber – und jetzt kommt das große Aber: Nachher, wenn sie ihre heißersehnte Freiheit gewonnen hat, dann sieht es meist anders aus. Haben Sie denn überhaupt eine Vorstellung, was Sie nach der Scheidung anfangen wollen?«

      »Ja, Herr Doktor. Aber das soll nicht Ihre Sorge sein. Helfen Sie mir aus der Ehe heraus, und um den Rest kümmere ich mich ganz alleine.« Martina nahm einen Schluck Kognak. »Aber Sie haben doch sicher noch Fragen.«

      »Ja«, bestätigte Dr. Günther. Seine Haltung Martina gegenüber war deutlich abgekühlt. Er war ein freundlicher älterer Herr, gerne bereit, einer Klientin die wattierte Schulter zum Ausweinen zu leihen. Doch für auftrumpfende Frauen hatte er ganz und gar nichts übrig.

      »Na also!«

      Martina spürte seine Verstimmung wohl, aber es war ihr gleichgültig, was er von ihr dachte.

      »Ihre Personalien haben Sie ja schon meiner Sekretärin angegeben.« Dr. Günther studierte stirnrunzelnd den vor ihm liegenden Laufzettel. »Martina Stadelmann, geborene Schmitz, geboren am 17. März 1933 in Essen. Und Ihr Gatte?«

      »Helmut Stadelmann, geboren in Dinslaken am 19. 9. 1927.«

      »Wohnhaft?«

      »Dinslaken, Neustraße 11 a.«

      »Das ist ja gleich nebenan«, stellte der Rechtsanwalt fest.

      »Eben. Deshalb bin ich ja zu Ihnen gekommen.« Martina schlug ihre Beine übereinander, achtete aber darauf, daß die Knie bedeckt blieben, soweit der enge Rock es zuließ. »Ich lese jeden Tag Ihr Schild, wenn ich zum Bahnhof laufe.«

      »Komisch, daß ich Sie da noch nie gesehen habe.«

      »Dinslaken ist zwar ein Nest, aber so klein denn doch nicht.« Dr. Günther notierte. »Also Stadelmann gegen Stadelmann . . . « Er sah Martina an. »Sie machten da vorhin eine Bemerkung . . . wie war das doch gleich?« Nachdenklich drehte er den Kugelschreiber zwischen den Fingern. »Ihr Mann wirft Ihnen vor, ihn allein gelassen zu haben?«

      »Stimmt. Ich meine: stimmt natürlich nicht.«

      »Frau Stadelmann, Sie müssen sich streng an die Wahrheit halten. In Ihrem eigenen Interesse. Ich muß wissen, was er gegen Sie vorbringen könnte. Für den Fall, daß er Gegenklage erhebt.«

      »Das wird er nicht wagen!«

      »Soll das heißen, daß Sie etwas gegen ihn in der Hand haben?«

      »Ach was. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen, das ist alles.«

      »Ihr Mann hat also mit seiner Bemerkung auf keinen bestimmten Umstand angespielt?«

      »Oh, doch.« Martina leerte ihr Kognakglas. »Ich besuche seit einem Jahr eine Kosmetikschule. In Düsseldorf. Das paßt ihm nicht. Aber ich habe nicht ohne sein Einverständnis damit angefangen. Ich habe es ihm abgerungen, sozusagen.«

      »Aha. Aber er fühlte sich vernachlässigt?«

      »Ohne Grund. Die Wohnung war immer in Ordnung. Ich war ja nur tagsüber weg. Und bekocht hat ihn Susi.«

      »Diejenige welche?«

      »Genau die. Susi Dinkler. Ich habe sie für meine beste Freundin gehalten. Bis gestern.«

      »Ja, das war Pech«, bemerkte der Anwalt. »Ich verstehe selbstverständlich, daß Sie sich jetzt rächen wollen . . . «

      »Rächen? Ich will meine Freiheit wiederhaben, das ist alles.«

      »Sie bestehen also nicht darauf, daß der Name von Frau Dinkler in die Scheidungsklage hineinkommt?«

      »Muß er das denn nicht?«

      »Nein. Wir können auf Scheidung wegen Ehebruchs klagen, ohne Zeugen zu nennen. Er weiß ja Bescheid. Wenn er es zugibt, ist der Fall schon gelaufen. Und wenn nicht, können wir immer noch die Zeugin ins Spiel bringen.«

      »Sie sehen also keine Schwierigkeiten?«

      »Nein. Falls Sie nicht mit etwas hinter dem Berge halten.«

      »Worauf wollen Sie hinaus?«

      »Meine liebe Frau Stadelmann, ich glaube, Sie verstehen mich sehr gut!« Dr. Günther lehnte sich zurück, senkte das Kinn auf die Brust und musterte Martina von unten herauf. »Sie sind jetzt wie lange verheiratet?«

      »Seit April 1951.«

      »Also bald zehn Jahre. Kinder?«

      »Zwei. Claudia, neun, und Stefan wird acht.«

      »Sie haben aus Liebe geheiratet. Oder gab es einen anderen Grund?«

      »Claudia war unterwegs.« Martina verbesserte sich. »Nein, ich will ehrlich sein. Das war nur der Anlaß. Ich war damals bis über die Ohren in Helmut verliebt. Er ist ein sehr gut aussehender Mann. Sehr männlich. Meine Familie war gegen ihn. Aber ich habe ihn vergöttert.«

      »Und welche Vorbehalte hatte Ihre Familie?«

      »Meine Mutter. Mein Vater ist im Krieg gefallen. Ich bin bei meiner Mutter und meiner Großmutter aufgewachsen. Also, sie fanden, daß er nicht zu mir paßte. Er stammt aus einfachen Verhältnissen. Das klingt blöd, ich weiß, aber so sagt man doch. Wir hatten zwar auch kein Geld, meine Mutter jedenfalls nicht, sie lebte von der Kriegerwitwenrente und von dem, was Großmutter zuschoß. Aber wir gehörten zu einer anderen Gesellschaftsschicht. Mein Vater war Offizier. Helmuts Vater hatte es nur zum Feldwebel gebracht.« Dr. Günther lächelte.

      »Aber Helmut ist enorm tüchtig. Er ist Postoberinspektor, hat sich ohne Abitur hochgearbeitet. Er hat auch immer gut für uns gesorgt. Er ist kein Trinker, raucht nicht allzuviel . . . «

      Der Anwalt unterbrach sie. »Womit wir wieder beim Thema wären. Warum wollen Sie dieses männliche Prachtexemplar loswerden? Nun ja, er hat Sie betrogen. Aber warum mußten Sie sich überhaupt in diesen Kosmetikkurs einschreiben? Mit dem Einverständnis Ihres Mannes, gut und schön. Aber Sie wußten doch, daß er es nicht gerne sah.«

      »Wie würde es Ihnen gefallen, Tag für Tag in einer Dreizimmerwohnung eingesperrt zu sein?! Mit einem winzigen Haushaltsgeld und einem ebenso winzigen Wirkungskreis ist man doch so gut wie eingesperrt. Solange Stefan noch nicht zur Schule ging, habe ich das eingesehen. Überhaupt, als die Kinder noch klein waren, hat es Arbeit genug gegeben. Aber jetzt? Was sollte ich denn tun? Däumchen drehen?«

      »Nun, es gibt doch vielerlei Möglichkeiten, sich zu unterhalten.«

      »Oh, ja, aber alle kosten Geld. Ob man nun Tennis spielt oder Bridge, alles ist teuer, und außerdem kommt nichts dabei raus. Die Kosmetikschule kostet natürlich auch, aber wenn ich erst mal fertig bin, kann ich verdienen. Ein Kosmetikinstitut fehlt hier in Dinslaken . . . « Sie stockte. »Also davon bin ich ausgegangen. Eigentlich war es Susi, die mir zu der Kosmetikschule geraten hat. Aber jetzt werde ich natürlich nicht hierbleiben. Eine geschiedene Frau in dieser Kleinstadt . . . «

      »Frau Stadelmann, Sie sind sehr geschickt.«

      »Oh, ja, das sagt . . . « Martina unterbrach sich. »Was wollen Sie damit sagen?«

      »Sie wissen sehr geschickt, das Gespräch nach Ihren Wünschen zu lenken. Trotzdem muß ich Ihnen die Frage stellen, auf die es ankommt: Steckt hinter diesem Kosmetikkurs nicht vielleicht doch ein anderer Mann? Bitte, glauben Sie nicht, ich wollte mir ein moralisches Urteil anmaßen.«

      »Sie bilden sich ein, ich wäre wegen eines anderen Mannes tagtäglich nach Düsseldorf gefahren?« Martina lachte.

      Der Rechtsanwalt blieb ernst. »Ich behaupte nicht, daß eine Liebesbeziehung der auslösende Faktor gewesen sein muß, aber wahrscheinlich haben Sie in Düsseldorf jemanden kennengelernt . . . «

      »Jemanden! Eine ganze Menge sogar. Meine Mitschülerinnen in der Kosmetikschule. Und einen alten


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