Captain Future 09: Jenseits der Sterne. Edmond Hamilton

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Captain Future 09: Jenseits der Sterne - Edmond  Hamilton


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ein Abenteuer das wäre, wenn wir das tatsächlich schaffen würden!«, sagte er eifrig. »Wir könnten unser Sonnensystem verlassen, könnten das verborgene Herz des Universums erkunden, neue Sonnen und Welten und Nebelflecken …«

      »Es geht hier nicht um eine aufregende Vergnügungsreise, du schlitzäugiger Sohn eines Reagenzgläschens«, grollte Grag. »Dem Chef geht es um diese armen Merkurianer und ihre sterbende Welt.«

      Simon Wright hatte die ganze Zeit geschwiegen. Nun jedoch erhob das Gehirn seine schnarrende, blecherne Stimme, um seinen Zweifeln Ausdruck zu verleihen.

      »Junge, ich fürchte, diese Ehrfurcht gebietende Reise, die du vorschlägst, liegt außerhalb unserer Möglichkeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Stasis-Kraftfeld, das du entwickelt hast, einem derartigen Beschleunigungsdruck standhalten kann. Und dann …«

      »Und dann wären wir Leichen, die ziellos durch den interstellaren Raum treiben«, gab Curt Newton zu. Seine Miene wurde ernst. »Simon, deine Befürchtung ist durchaus realistisch, das ist mir klar. Aber ich hoffe, dass ich uns davor schützen kann. Wollen wir es riskieren? Oder sollen wir eine ganze Welt einfach sterben lassen, sodass ihre Bewohner heimatlose Fremde auf anderen Welten werden müssen?«

      »Natürlich versuchen wir es«, antwortete das Gehirn ruhig. »Ich wollte nur auf die Risiken hinweisen. Für mich persönlich wiegt der wissenschaftliche Wert einer Expedition zur Wiege der Materie jedes Risiko auf.«

      »Dann lasst uns sofort an die Arbeit gehen«, rief Curt eifrig. »Denn es wird eine Menge Arbeit nötig sein, um die Komet startklar zu machen.«

      In den nächsten Tagen konzentrierten die vier Futuremen ihre unvergleichlichen wissenschaftlichen Fähigkeiten voll und ganz auf die notwendigen Vorbereitungen. Othos großes handwerkliches Geschick, Grags übermenschliche Stärke und Präzision, das unerschöpfliche technische Wissen, über das das Gehirn verfügte – das waren die Instrumente, mit denen Curt Newtons genialer Verstand arbeitete.

      Der unterirdische Hangar der Komet war der Hauptschauplatz der Betriebsamkeit, die den ganzen langen Mondabend und bis tief in die Nacht andauerte. Die vier schweren zylindrischen Generatoren des Vibrationsantriebs wurden ins Innere des stromlinienförmigen Sternenschiffs eingebaut. Der Terbium-Schubring wurde an das sich verjüngende Heck des Schiffs angepasst und knapp vor den Schubdüsen montiert, anschließend mittels Koaxialkabeln mit den Generatoren verbunden.

      Captain Future selbst arbeitete an dem Kraftfeldprojektor. Er war das Herzstück ihres ganzen Plans, denn ohne das Stasisfeld würden ihre Körper der gewaltigen Beschleunigung, die sie erreichen wollten, keine Sekunde lang standhalten. Er versenkte den Projektor im Boden des Kontrollraums – nur die flache Silberscheibe, von der das Kraftfeld ausgehen würde, war noch zu sehen.

      »Es scheint alles perfekt zu funktionieren«, verkündete Curt, nachdem er den Stasis-Effekt einem Test unterzogen hatte.

      »Falls es nicht funktioniert, werden wir es sehr bald wissen«, brummte Otho. »Wenn das Stasisfeld zusammenbricht, verteilt uns der Druck übers ganze Schiff.«

      Das Gehirn sagte nichts. Aber aus seinem Schweigen schloss Curt, dass Simon noch immer von Zweifeln geplagt wurde.

      Während Grag und Simon die letzten Vorräte, Wasser- und Sauerstofftanks auf die Komet luden, überprüfte Captain Future ein letztes Mal penibel die Anzeigen des Schiffscomputers.

      »Nein, Grag, das tust du nicht«, rief er plötzlich. »Du wirst auf gar keinen Fall Eek an Bord schummeln – ich habe doch gesagt, dass er und Oog diesmal zu Hause bleiben müssen.«

      Ertappt blieb Grag stehen, mitsamt seinem Haustier: einem kleinen, grauen, bärenhaften Mondwelpen, den er unter den Kisten versteckt hatte, die er gerade an Bord brachte.

      »Aber Eek wird einsam sein«, protestierte der Roboter besorgt.

      »Er hat doch Oog, der ihm Gesellschaft leistet.« Curt zeigte auf das fette, kleine weiße Mimentier, das Otho gehörte. »Der automatische Futterspender wird sich um die beiden kümmern. Auf einer gefährlichen Reise wie dieser wären sie uns nur im Weg.«

      Während Grag nur zögernd beide Haustiere von Bord brachte, musterte das Gehirn Captain Future nachdenklich.

      »Junge, sollten wir nicht unsere Freunde auf der Erde über unseren Plan in Kenntnis setzen? Joan Randall, Marschall Ezra Gourney und die anderen?«

      »Ich halte es für klüger, ihnen nicht Bescheid zu sagen«, erwiderte Curt sachlich. »Sie und die gesamte restliche Planetenpolizei arbeiten Tag und Nacht, um den reibungslosen Ablauf der Merkur-Umsiedlungen zu gewährleisten. Und ich will nicht, dass sie sich allzu große Hoffnungen machen.«

      Die letzten Kisten waren auf dem Schiff verstaut. So lässig, als hätten sie nichts weiter vor als einen ganz gewöhnlichen interplanetarischen Ausflug, gingen die vier an Bord. Im nächsten Augenblick öffneten sich die riesigen Hangartore über ihnen, und mit dröhnenden Schubdüsen erhob sich die Komet über die Mondoberfläche.

      Captain Future saß im Kapitänssessel. Mit dröhnenden Schubdüsen stieg das Schiff steil über die zerklüftete, öde Landschaft auf. Die Erde stand am Himmel und badete alles in einen sanften grünen Schimmer. Curt blickte an dem Planeten vorbei zu den fernen Sternen, die sich nahe Sagittarius zusammenballten.

      »Zehntausende Sonnen, Planeten, erloschene Sterne, Nebelflecken, alles dicht an dicht gedrängt dort im Herzen der Galaxie«, murmelte er. »Der dichteste, gefährlichste Teil des ganzen Universums, in dem sich das große Geheimnis der Wiege der Materie verbirgt. Vielleicht ist es Wahnsinn, zu glauben, dass wir …«

      »Dass wir dieses Geheimnis lüften können?«, fragte das Gehirn mit seiner blechernen Stimme. »Das liegt jetzt ganz in der Hand der Weltraumgötter, Junge.«

      Mit voller Schubkraft raste das Schiff durch das Sonnensystem. Bisher hatte Curt die Schalter des Vibrationsantriebs noch nicht angerührt. Zehn solche Schalter gab es, denn der Vibrationsantrieb hatte zehn unterschiedliche Energie- und Geschwindigkeitsstufen.

      Endlich hatten sie auch die Umlaufbahn des Pluto hinter sich gelassen, und vor ihnen lag die Unendlichkeit. Die Sonne und ihre Planeten hinter der Komet waren nur noch eine kleine, hell gleißende Scheibe, umkreist von leuchtenden Punkten. Vor ihnen glitzerten die dichten Sternenhaufen von Sagittarius, unvorstellbar weit entfernt.

      Curt streckte die Hand nach den Schaltern des Vibrationsantriebs aus.

      »Alles klar«, sagte er ruhig. »Haltet euch bereit.«

      »In ein paar Minuten wissen wir dann ja, ob dieser Stasis-Schutzschild funktioniert«, murmelte Grag. »Nervös, Otho?«

      »Was soll das denn werden, du wandelnder Schrotthaufen? Versuchst du etwa, mir Angst zu machen?«, erkundigte sich Otho streitlustig.

      Curt legte den Schalter um. Die gewaltigen Generatoren hinten im Passagierraum gaben ein leises, dumpfes Geräusch von sich, das sich bald zu einem lauten Dröhnen steigerte.

      Gedämpftes blaues Licht flutete das Schiff. Es stammte von der silbrigen Scheibe am Boden, die so eingestellt war, dass sie bei Aktivierung des Vibrationsantriebs automatisch ebenfalls ansprang.

      Diese durchdringende blaue Energie hatte eine eigenartige Wirkung auf die Futuremen. Ihnen war, als tauchten sie in eine feste, höchst elastische Masse ein, ein Kraftfeld, das sämtliche Atome des Schiffs an Ort und Stelle hielt und sie gegen die Beschleunigung abschirmen würde.

      »Die Stasis scheint zu funktionieren«, murmelte Captain Future. »Los geht’s.«

      Er legte den Schalter um, der die vom Antrieb erzeugten Vibrationen in den ringförmigen neuen Antrieb lenkte. Die Futuremen, eingebettet in ihr Stasisfeld aus elastischer Energie, spürten fast nichts. Aber die Druckanzeigen schlugen aus wie verrückt. Die Komet, angetrieben von dem gewaltigen reaktiven Schub am Heck, schoss in den Raum jenseits


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