Die letzte Wahl. Rudolf Stratz
Читать онлайн книгу.noch erinnern!“
„Ich bin schon mit vielen Leuten fertig geworden!“ erwiderte der alte Handelsherr trocken. „Es wird mir wohl auch mit dir glücken!“
Der andere hörte ihn nicht mehr. Er hatte sich zu Herbert gewandt. „Mein Schwager!“ sagte er und lachte kurz auf, „mein teurer Schwager! Überall steht er mir im Weg, wo ich hinkomm’ und er nicht hingehört! Aber ich weiche nicht ... das weisst du! weder anderswo noch hier! Ich hab’ meinen Anhang im Wahlkreis, der mich nicht verlässt! Mögen sie denn dort das Schauspiel erleben, dass zwei Schwäger gegeneinander kämpfen! Ich halte meine Kandidatur aufrecht, und wer zuletzt lacht, das bin ich!“
Schon halb zum Gehen gewendet blieb er noch einmal stehen. „Es sind noch ein paar Tage Zeit bis zur Wahlprüfung,“ sagte er ... „... überlegt es euch inzwischen. Ich gebe nicht nach. Wenn es zum Kampf kommt, bin ich ein rücksichtsloser Gegner. Das merke dir gefälligst, mein lieber Schwager Herbert! Und nun guten Abend allerseits. Komm, Mary!“
Mary stand reglos neben ihrem Stuhl.
„Aber so komm doch, Mary,“ wiederholte der Graf in ruhigem, freundlichem Ton. „Du siehst doch, dass ich warte! Kellner ... die Rechnung zahle ich das nächste Mal. Hier haben Sie unterdessen Ihr irdisches Trinkgeld.“
„Ich danke untertänigst, Herr Graf!“
Mit einer raschen Bewegung neigte sich Mary über ihren Vater und küsste ihn. „Gute Nacht, Papa!“ stiess sie hervor und nickte dann hastig ihren Geschwistern zu. „Gute Nacht!“
Mit eiligen Schritten ging sie hinter ihrem Manne her und verschwand, ohne sich noch einmal umzusehen, mit ihm durch die Türe. Die anderen blickten ihr stumm nach.
„Die arme Mary!“ unterbrach Ellen endlich das Schweigen. „Er hat sie doch ganz in seiner Gewalt. Man sollt’ es nicht glauben. Aber sie zittert geradezu vor ihm!“
Niemand antwortete.
„Schliesslich ...“ die schöne Frau senkte betrübt den Kopf ... „... sie hat’s ja selbst so gewollt! ... Arme Mary ...“
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